Adios Spanisches Festland, Hola La Palma

25 November 2011

Monesterio nach Guillena 20.10.2011
Um 7:00 Uhr weckte uns der Priester, um 8:00 Uhr saßen wir wieder auf den Rädern, wir näherten uns immer mehr Sevilla. Rund 80 Kilometer bis nach Monesterio lagen vor uns, immer schön rauf und runter. Die Landschaft wurde wieder schöner und eine lange Mittagspause war an diesem Tag auch drin. Gegen 16:00 Uhr trafen wir in Monesterio ein, fragten uns durch und standen am Stadtrand vor der dortigen Herberge. Viele steile Treppen rauf, ein Hospitalero nicht in Sicht. Taschen von den Rädern runter, rauf, verschnaufen. Waldemar passte draußen auf die Fahrräder auf und ich wartete brav in der Herberge auf die Dinge, die da kommen sollten. Nach einer halben Ewigkeit kam ein Spanier in einer Uniform die Treppen rauf, beachtete mich nicht wirklich, sah nur das ganze Gepäck und wandte sich einem Tschechen zu. Stempel in den Pilgerausweis, Einweisung und fertig. So, jetzt wurde ich auch von oben bis unten gescannt, dann die Frage, was ich hier wollte. Hä, übernachten, was sonst. „Impossible!“, lautete die Antwort. „Warum?“ fragte ich. Er hätte keine Unterstellmöglichkeit für die Räder und überhaupt würden Fahrradpilger hier sonst gar nicht auftauchen. Schließlich wären es von Sevilla bis Guillena nur 30 Kilometer. Ach Mensch, nicht schon wieder endlose Diskussionen, ich war es langsam leid. Ich zeigte ihm meinen Pilgerausweis und wies ihn darauf hin, dass wir nicht von Sevilla kämen, sondern die Via de la Plata umgekehrt gefahren wären und ich keine Energie mehr hätte, noch die verbleibenden Kilometer bis nach Sevilla zu fahren. Langes Schweigen seinerseits, andere Pilger mischten sich ins Gespräch ein und versuchten, für uns was auszurichten. Endlich lenkte der uniformierte Mensch ein, machte noch ein bisschen Show, schloss dann einen separaten Raum für die Fahrräder auf und alles war in Ordnung. Abends kam er dann nochmal, gab uns persönlich die Hand zum Abschied.

Guillena nach Sevilla 21.10.2011
So, die letzten 30 Kilometer, auf nach Sevilla. Zusehens mehr Autos auf den Straßen, wir fanden erst mal gar nicht die richtige Auffahrt, Dank Navi. in die Stadt über Schleichwege gekommen. Am Plaza de Incarnacion sollte es ein Backpacker Hostal geben. Mitten im Getümmel, aber doch in einer ruhigen Seitenstraße. Nicht zu groß, mit Dachterrasse und einem echt tollen Mitarbeiter an der Rezeption. Nach anfänglichen Bedenken, was den Umfang unseres Gepäcks und die Unterbringung unserer Räder betraf, durften wir die Sachen in den Abstellraum, der nur für Personal zugänglich war, unterstellen. Wir ließen die Taschen einfach auf den Rädern, nahmen nur das Notwendigste mit aufs Zimmer und hatten auch noch Glück, das wir mehr oder minder einen eigenen Raum für uns hatten, obwohl es ein 8-Bettzimmer war. Duschen, akklimatisieren und auf zur nächsten Tapas-Bar. Abends trafen wir Charlotte und Marie, die wir in Frankreich kennen gelernt hatten, wieder. Sie hatten 4 Wochen Spanisch Intensivkurs hinter sich, jetzt durften sie mal wieder Deutsch reden und es wurde ein sehr lustiger Abend. Nach Mitternacht fielen wir todmüde ins Bett und träumten süß.

3 Tage Sevilla 22.10.2011 - 24.10.2011
Frühstück auf der Dachterrasse, Betrachtung von oben, Stadtrundgang, rein ins Geschehen. Sevilla ist wirklich sehenswert. An der Kathedrale kamen wir auch nicht vorbei, ich kümmerte mich um die Fotos und Waldemar knüpfte wieder Kontakte. Kay aus Neuseeland fand ihn oder er sie, ich habe keine Ahnung. Auf jeden Fall saßen wir kurze Zeit später in einer Tapas Bar und hatten mal wieder den größten Spaß. Wieder eine weitgereiste Frau, per Rad und zu Fuß rund um die Welt unterwegs. Wir liefen nach dem Essen stundenlang durch die Gassen, über die Plätze und ruck zuck, war der Tag vorbei. Sie war ganz traurig, nachdem sie hörte, dass wir am nächsten Tag weiterwollten und schaffte es doch tatsächlich, uns zu überreden, noch einen weiteren Tag gemeinsam die Stadt zu erkunden. Wir trafen uns am Folgetag zur Stadtbesichtigung der unkonventionellen Art. Ein Amerikaner, der schon lange in Sevilla wohnt, brachte uns die Stadt noch näher und er kannte sich gut aus. Nach der Tour schloss sich Patrick aus Frankreich uns an, und zu viert ging es weiter. Das Wetter war herrlich, wir ließen uns treiben und spätabends verabschiedeten wir uns mit dem gegenseitigen Versprechen, uns irgendwo auf dieser Welt mit Kay wieder zu treffen.

Sevilla nach Olvera 25.10.2011
Das raus kommen aus der Stadt gestaltete sich als noch komplizierter als das reinkommen. Wir fragten und fragten und dann endlich ließen wir Sevilla hinter uns. Ein Radfahrer bot uns an, ein Stück mit ihm zu radeln, um auch die Peripherie noch gut über die Runden zu bringen. Locker und flockig schafften wir bis Mittag die ersten 50 Kilometer, stärkten uns mit Baguette und Käse, dann ging es langsam wieder bergan. Unterwegs trafen wir drei Tourenradler aus der Niederlande, schon etwas betagter und mit E-Rädern unterwegs. Von jetzt ab sollte es immer bergiger werden und sie legten uns wärmstens die Via Verde von Serrano nach Olvera ans Herz. Unterkünfte gab es auf dieser stillgelegten ehemaligen Bahntrasse wohl auch. Wir versuchten unser Glück und wurden, was Flora und Fauna betraf, förmlich überwältigt. Leider erwiesen sich die Auskünfte, was die Unterkünfte betraf, als nicht richtig. In Abständen von 20 Kilometern gab es zwar diese, aber alle geschlossen und wir fuhren immer mehr Kilometer. Frei campen war auch nicht drin, die Wiesen wieder doppelt eingezäunt. Zum nächsten größeren Ort mussten wir es schaffen, die Dunkelheit brach über uns hinein und wir bekamen langsam Panik. Plötzlich schleifte auch noch Waldemars Hinterrad, wir hielten an und natürlich sahen wir nichts. Taschenlampen raus, gesamtes Gepäck ab, Fahrrad umdrehen, Ursache gefunden, behoben und weiter ging es auf der Schotterpiste. Rauf auf die Straße, jetzt nur noch bergan und gegen 21:30 Uhr erreichten wir völlig fertig Olvera. 130 Kilometer zeigte mein Tacho an. Irgendwann auf der Fahrt durch Spanien erzählte mir ein Einheimischer, wenn ich bzw. wir gar nicht mehr weiterwüssten, sollten wir uns an die Policia Local wenden, die wären mehr oder minder auch ein Auskunftsbüro. Das erste Haus am Ort beherbergte diese Institution. Ich rein, knallroter Kopf, kurzes Hola und die Frage nach der preisgünstigsten Pension in der Stadt. Ein Polizist zückte direkt einen Stadtplan, schrieb mir eine Adresse auf und erklärte mir den Weg. 10 Minuten später klingelten wir bei der Pension, wurden freundlich empfangen und der Preis von 30€ war auch völlig in Ordnung. Das Zimmer verfügte sogar über eine Badewanne, ich ließ mir sofort Wasser ein und kam langsam runter auf Normaltemperatur. Kalte Küche, egal, es schmeckte und wir schliefen seelig und zufrieden ein.

Olvera nach Ronda 26.10.2011
Weiße Dörfer auf der ganzen Strecke, Berge und Täler und es machte richtig Laune, dort lang zu fahren. Mittags eine Tienda in einer der weißen Dörfer zum Einkaufen gefunden, ausgiebig gegessen und den nächsten Anstieg in Angriff genommen. Bevor wir in Ronda einfuhren, hatten wir noch einen richtigen Stau zu bewältigen, es ging nicht mehr vor und nicht zurück, die Autofahrer total ab genervt und wir schlängelten uns, so gut, wie es ging, dort durch. Ronda selber total touristisch, ich hatte den Ort ganz anders in Erinnerung und zum campen war es einfach viel zu windig und auch richtig kalt. Wir fanden eine preiswerte Pension, Waldemar packte sich ins Bett und ich ging nochmal durch die Stadt auf der Suche nach einer neuen Radunterhose. Leider keine gefunden, dafür Leckereien eingekauft und den Abend in Ruhe ausklingen lassen.

Ronda nach Estepona 27.10.2011 - 29.20.2011
Frühmorgens Regen, egal, wir wollten weiter. Noch schnell in einer Panaderia gefrühstückt und weiter ging es über die Berge Richtung Küste. Die Abkühlung von oben tat sogar richtig gut, nur der Wind ärgerte uns. Gegen Mittag hatten wir den höchsten Punkt überwunden und ab jetzt ging die Schussfahrt, 30 Minuten lang. Waldemar knallte da nur so runter, mir wurde immer kälter, so dass ich kaum noch den Lenker halten konnte. Endlich unten angekommen, machten wir Pause, und simsten mit unserem Pilgerfreund Rafa, den wir ja besuchen wollten. Die Wegbeschreibung bzw. die Verständigung am Telefon war nicht einfach, wir irrten hin und her, telefonierten, kamen nicht über die geschilderte Straße wegen zu viel Autoverkehr und dann gaben wir es auf, weiter zu suchen, hielten vor einem Supermarkt an und Rafa holte uns zum Glück dort ab. Das Wiedersehen war so herzlich, die Freude groß und langsam fuhr er per Auto vor uns her, um uns zu seinem Haus zu lotsen. Dort angekommen, begrüßten uns Golfo und Trufa, Ana’s und Rafas Hunde, überschwänglich. Der Sohnemann schaute uns schon etwas skeptischer an, aber ein zaghaftes Lächeln bekamen wir auch von ihm geschenkt. Wir bekamen Rafas Arbeitszimmer, durften duschen, und dann gab es viel zu erzählen. Später kam seine Frau Ana von der Arbeit, auch sie begrüßte uns aufs Herzlichste und gab uns direkt zu verstehen: „Unser Haus ist auch Euer Haus, fühlt Euch wohl“. Es tat einfach nur gut. Nachdem wir uns ausgeruht hatten, unternahmen wir einen kleinen Abstecher nach Marbella - Strand, nicht unser Ding, die High Society bezahlt hier richtig „Kohle“, um ein Apartment oder Haus ihr Eigentum zu nennen, wer es braucht! Abends bekochten uns Ana und Rafa vom Feinsten und danach schlummerten wir schön in unserem Gästebett! Am nächsten Tag trafen wir uns mit David, einem weiteren Pilgerfreund vom Camino de Norte. Zu viert schauten wir uns die wirklich schöne Altstadt Marbellas an, wurden von David und Rafa in ein phantastisches Fischlokal eingeladen, verbrachten schöne Stunden miteinander und verabredeten uns für den Abend. Gegen 22:00 Uhr trafen wir Antonio, der dritte Pilger im Bunde, und mit seiner Freundin Ester, David und Irene, Ana und Rafa gingen wir in eine urige Kneipe, wo sich kein Touri hin verlaufen würde. Hier gab es Fleisch vom Feinsten, nach dem vielen Fisch vom Mittag eine willkommene Alternative. Davids Freundin hat unter anderem 2 Jahre in Köln gelebt und spricht sehr gut Deutsch, Sie freute sich richtig, ihre Kenntnisse anzubringen. Zum Schluss ging es noch in eine Cocktailbar. Wir hatten den kommenden Vormittag Zeit, unsere Bremsen zu überprüfen. Mein Fahrrad war schnell erledigt, dann kam Waldemars Schätzchen an die Reihe. Er hatte schon öfters unterwegs geflucht, weil er eine ältere Magura-Ausführung hatte und heute klappte gar nichts. Alles Fluchen half nichts, nach Stunden zogen wir Tante Google zu Rate und fanden auf YouTube zum Glück die Lösung. Säge und Feile mussten her, ein Metallring musste ab und endlich passte die Bremse wieder. Oh Mann! Rafa baute uns immer wieder mit seiner sehr beruhigenden Art auf, wir konnten ihm gar nicht genug danken. Gegen 21:00 Uhr trudelten dann alle Freunde vom Vorabend plus ein weitere Bruder von Ana ein und bereiteten uns eine wirklich gelungene Überraschung. Jeder hatte eine Leckerei bzw. mehrere dabei und wir waren mitten in einer kleinen Abschiedsparty zu unseren Ehren gelandet, wir waren echt gerührt. Die besten Wünsche wurden uns mit auf den Weg gegeben.

Estepona nach Tarifa 30.10.2011 - 31.10.2011
Sonntagmorgen frühstückten wir noch mit Rafa und seiner Familie ausgiebig, und gegen 11:00 Uhr ging es weiter. Der Abschied fiel uns schwer, doch Sonntags fuhren nicht so viele Autos auf der Küstenstraße, so dass die Fahrt nach Tarifa entspannter werden würde. Hoffentlich sehen wir unsere Pilgerfreunde irgendwann wieder. Wir sind glücklich, solche tollen Menschen kennen gelernt zu haben. Ja, und der Weg nach Tarifa war anstrengend, erst relativ flach, dann mussten wir Autobahn fahren, zum Glück mit breitem Seitenstreifen, und der Berg vor Tarifa hatte es auch nochmal in sich. Gegen 17:00 Uhr kamen wir dort an. Der Wind an diesem Tag mäßig, denn Tarifa ist der windigste Ort überhaupt in Andalusien. Rafa hatte uns noch einen Tipp bezüglich Campingplatz mit auf den Weg gegeben, etwas außerhalb des Ortes. Das Schild, nur noch 15 Kilometer von Afrika entfernt zu sein, schauten wir ungläubig an, aber die Küste Marokkos konnten wir gut erkennen. Viele Kite Surfer tummelten sich im Wasser, also Wind genug vor Ort. Wir schluckten mal wieder wegen den hiesigen Platzgebühren, 22.50€ für eine Nacht, mit Rabatt, versteht sich. Dafür durften wir uns auch eine Parzelle aussuchen, direkt hinter einer schützenden Mauer mit ungetrübter Sicht auf die Costa de la Luz, herrlich. Zelt aufbauen, kalte Küche und zack, war es auch schon dunkel, denn die Uhr war am Vortag um eine Stunde zurückgestellt worden. Wir entschieden uns, einen weiteren Tag in Tarifa zu bleiben. Den nächsten Tag verbrachten wir mit der weiteren Kontrolle der Fahrräder. Waldemar hatte ein ungutes Gefühl wegen seiner Hinterradfelge und die Neujustierung der Speichen brachte nicht das erwünschte Ergebnis. Alles Grübeln half nichts, wir brauchten einen vernünftigen Fahrradladen. Woher nehmen? Wir ließen vorerst das Fahrrad Fahrrad sein, schauten noch ein wenig auf das Meer und gingen schlafen.

Tarifa nach Conil de la Frontera 01.11.2011 - 08.11.2011
Feiertag, Weiterfahrt, die Straßen waren leer, der Wind nicht zu schlimm und keine hohen Anstiege. In Conil de la Frontera angekommen, bat Waldemar mich, gegen unsere sonstigen Gewohnheiten ins Zentrum zu fahren, um Ausschau nach einem Fahrradgeschäft zu halten. Wir wurden tatsächlich fündig, durchs Schaufenster betrachtet, sah der Laden gut aus, doch wir mussten uns bis zum nächsten Tag gedulden. Wir fuhren zum nächstmöglichen bzw. geöffneten Campingplatz. Über die Preise reden wir nicht mehr, was soll es! Mittwochmorgen pünktlich 10:00 Uhr standen wir auf der Matte, Javier, ein Mann mit langer blonder Mähne schaute sich die Felge an, konnte so erst mal nichts Näheres sagen bzw. entdecken und spannte das Hinterrad in den Montageblock. Dann beschlossen die beiden Jungs, Mantel und Felgenband runter zu nehmen und dann kam die große Überraschung zu Tage. Mehrere große Längsrisse zogen sich an der Innenfelge lang, Waldemar war entsetzt. Nach 10 700 Kilometern hatten wir mit einem solchen Verschleiß nicht gerechnet. Waldemar führte mehrere Telefonate, Javier bestellte letztendlich eine neue Felge und wir hingen fest. Zum Glück durften wir ein Teil unserer Sachen dort lassen, und ich begab mich auf die Suche nach einer festen Unterkunft, denn die Wettervoraussagen für die kommenden Tage sahen nicht gut aus. Quartiere gab es genug, doch wie meistens zu teuer, und ich fuhr nach einigen Nachfragen etwas weiter außerhalb, um dort mein Glück zu versuchen. Nicht weit vom Meer, in einer Seitenstraße, aber mit einer Baustelle vor der Haustür klingelte ich bei einem Hostal, sagte mein schön einstudiertes Sprüchlein auf Spanisch auf und hatte Glück. 20€ die Nacht, preiswerter als die Zeltplätze, Zimmer mit eigenem Bad. Zurück zum Fahrradgeschäft, schnell noch Sachen von Waldemar auf mein Fahrrad verstaut und den Rückweg zu Fuß zum Hostal angetreten. 7 Tage blieben wir in Conil, im Sommer tobt hier wohl der Bär, doch jetzt waren viele Restaurants und Unterkünfte geschlossen, die Einheimische erholten sich von dem Run und wir konnten die Stadt genießen. Die ersten beiden Tage goss es in Strömen, die Straßen standen unter Wasser, uns war es egal, wir saßen ja im Trockenen. Waldemar bekam 3 Tage später seine neue Hinterradfelge, wir fuhren dann über 3 Tage verteilt brav die 100 Kilometer Testlauf mit anschließender Überprüfung der Speichen. Dazwischen unternahmen wir lange Strandwanderungen an der hier endlosen, wunderschönen Costa de la Luz, genossen die von Javier empfohlenen Tapas in teils skurrilen Lokalen und atmeten mal richtig durch. Einen deutschen Bäcker fanden wir auch direkt auf der Straße, wo sich unser Hostal befand. Wir kehrten dort jeden Tag ein und genossen dunkles Brot und manch süßes Teilchen. Dann verwarfen wir unsere Pläne, erst nach Teneriffa zu fahren, um weiter nach Gomera zu kommen, sondern beschlossen, unser Winterquartier auf La Palma aufzuschlagen, nach langen Recherchen im Internet. Ein Schweizer betreibt auf La Palma in La Laguna einen alternativen Campingplatz und nach einigen Anrufen wurden wir uns einig wegen dem Preis. Wir buchten die Fähre von Cadiz nach Santa Cruz de la Palma, die 3 Nächte dorthin brauchen sollte und nahmen uns eine 4 Bettkabine. Die Räder durften wir kostenlos mitnehmen. Großes Dankeschön anf Javier für seine tolle Hilfsbereitschaft und seine fachliche Kompetenz. Für einen gemeinsamen Café reichte seine knapp bemessene Zeit gerade aus.

Conil de la Frontera nach Cadiz 08.11.2011- 11.11.2011
Tschüss Conil, Du warst nicht der schlechteste Ort, um hier eine Weile zu verweilen. Wieder mit dem kompletten Gepäck auf dem Drahtesel waren die ersten Kilometer für mich ungewohnt, doch schnell lief alles wieder seinen gewohnten Gang. Die Fähre sollte um 17:00 Uhr von Cadiz ablegen, wir hatten also genügend Zeit, die 40 Kilometer dorthin zurück zu legen. Vor Cadiz gab es auch wieder keine Alternative zur Stadtautobahn, wie wir es hassten! Cadiz selber empfing uns mit Hochhäusern, wobei die Strände vor der Stadt nicht schlecht aussahen. So, wir hatten aber andere Igel zu kämmen, denn 3 1/2 Tage auf dem Schiff lagen vor uns und wir mussten uns mit genügend Proviant für diese lange Überfahrt eindecken. Auf zum nächsten Supermarkt, ich benötigte ca. eine Stunde, um die Fressalien einzukaufen und wollte auch nichts vergessen, denn unseren Heißhunger kannten wir ja von anderen Überfahrten schon zur Genüge. Die Taschen wurden vollgepackt, noch schnell in eine Panaderia rein, Baguette kaufen, und weiter ging es zum Hafen. Zum Glück waren wir frühzeitig da, denn der Check-In sollte schon um 14:30 Uhr beginnen und die Tickets mussten wir noch besorgen. Dann machten wir uns daran, die Taschen umzubauen, Essen in die einen, unwichtige Sachen in die anderen. Wir wunderten uns schon ein wenig, warum die Leute um uns herum etwas belustigt schauten, aber ich dachte mir: „Wer zuletzt lacht, …. ”. Wir würden auf jeden Fall genügend Essen haben. Dann sprach uns ein Schweizer Landsmann an, auch mit dem Velo unterwegs. Daniel fragte uns dann auch, warum wir so viel Proviant dabei hätten, denn er hätte gehört, das die Überfahrt incl. Vollverpflegung wäre. Das glaubten wir nie und nimmer, bis ein ebenfalls aus der Schweiz kommendes Pärchen uns versicherte, so wäre es und nicht anders. Ich fiel fast vom Glauben ab, umsonst viel Geld investiert und mir den Kopf drüber zerbrochen, was wir mitnehmen! Also wieder alles rückgängig machen, Taschen wieder umpacken, Doch Dinge wie Joghurt, Schokolade und Obst nahmen wir trotzdem mit hoch ins Zimmer, der Rest blieb unten bei den Fahrrädern im Laderaum. Hier hatten wir auch keinen Vortritt als Radfahrer und mussten bis zuletzt warten, nachdem LKW’s, Autos und Co. verstaut waren. Oben auf dem Schiff an der Rezeption wurde uns verklickert, das wir separate Unterkünfte hätten, Scheiße! Waldemar ließ sich nicht so schnell abwimmeln und wurde auch ziemlich böse, denn schließlich hatten wir eine gemeinsame Kabine gebucht. Sein Gesicht sah wohl ziemlich furchterregend aus und die Dame hinter der Scheibe gab uns nach Rücksprache mit ihrem Chef neue Zimmernummern. Wir schlossen auf und siehe da, nicht nur ein gemeinsames Zimmer, sondern eine Kabine nur für uns und nicht noch mit zwei weiteren Passagieren, wie wir es gebucht hatten, Bingo! 250€ mehr hätte uns normalerweise dieser Luxus gekostet. Wir duschten in Ruhe, waren ganz happy und bekamen dann über Lautsprecher mitgeteilt, das ab sofort die Kanarische Zeit gelten würde, also eine weitere Stunde die Zeit zurückgestellt würde. Volle 4 ½ Stunden mussten wir bis zum Abendessen noch ausharren, für uns eine Ewigkeit, zum Glück hatten wir ja diverse Dinge noch dabei und ließen sie uns schmecken. Gegen 21:00 Uhr begaben wir uns ins Restaurant, lange Warteschlange an der Essensausgabe. Daniel, Lucie und Allain warteten schon auf uns und gemeinsam verbrachten wir den ersten Abend auf dem Schiff. Die See war relativ ruhig, wir konnten gut schlafen in unserer Koje. Bis 8:00 Uhr geschlafen, Frühstück, rauf aufs Schiffsdeck und Sonne und Wind genossen. Lange Gespräche mit Lucie und Allain über Südamerika geführt. Die Beiden haben diese Tour mit dem Moped gemacht. Waldemar verzog sich in die Kabine, das Schiff schaukelte ihm zu stark und ich trieb mich ein wenig auf allen Etagen rum. Daniel wollte nach Teneriffa, Lucie und Allain wollten auf Gran Canaria überwintern. Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam. Am nächsten Morgen gegen 8:00 Uhr kamen wir in Gran Canaria an, verabschiedeten die beiden Schweizer und verabredeten uns später mit Daniel und Victor, der auf Teneriffa wohnt, zum kleinen Stadtrundgang. 27 Grad zeigte das Thermometer an der Promenade von las Palmas an, in der Ferne sahen wir den Teide. Victor sprach zwar nur Spanisch, aber trotzdem amüsierten wir uns köstlich und Daniel war sowieso ein lustiger Kauz. Er war so überhaupt nicht vorbereitet auf die Inselerkundung per Fahrrad und wir machten ihm wenig Hoffnung, was idyllische Plätze fürs wild campen auf Teneriffa betraf. Egal, er wollte dort hin und Basta. Gegen 17:00 Uhr hieß es auch von ihm und Victor Abschied nehmen und wir nahmen Kurs auf nach La Palma.

Santa Cruz de la Palma nach La Laguna 11.11.2011 - 23.11.2011
Gegen 10:00 Uhr landeten wir in Santa Cruz de la Palma, vorher mussten wir allerdings noch schnell Waldemars Hinterradreifen flicken, zum Glück waren wir früh genug in den Laderaum gegangen, um unsere Sachen wieder zu verstauen. Ab zur nächsten Tankstelle, Reifendruck überprüfen, und die letzten 1000 Höhenmeter überwinden, um dann für eine gewisse Zeit das Fahrrad in die Ecke zu stellen. Der Berg hatte es in sich, am Anfang viel Verkehr, dann ein Tunnel, der die Autos vom Berg kommend, runter ins Tal brachte und wir armen Schweine mussten außen herumfahren und weitere Höhenmeter bewältigen. Der Passat bescherte uns Regentropfen, der Wind tat sein Übriges. Gegen Mittag kamen wir in La Laguna an, auf Hannes alternativen Campingplatz. Wir wurden freundlich empfangen und das Zelt haben wir in der Tasche gelassen. Nach Rundgang und Besichtigung einiger Unterkünfte ergatterten wir einen zwar kleinen, aber schnuckeligen Wohnwagen incl. Patio, Wasseranschluss und verwunschenem Garten. Leider ist dieses kleine Paradies nur für kurze Zeit unser, doch danach werden wir wohl ein Baumhaus beziehen, was auch ganz witzig werden kann. Wir duschen unter freiem Himmel, eine Badewanne gibt es und eine Küche steht uns auch zur Verfügung. Alles ist etwas, na ja, nicht ganz sauber, aber man kann ja selber Hand anlegen, und das wichtigste, wir fühlen uns wohl. Waldemar hat direkt sein Hobby wiederentdeckt, er gärtnert nach Herzenslust und unsere Nachbarn sind echt nett. Mit Renate haben wir drei Tage die Insel erkundet, in der Calderra viele Pilze und Maronen gefunden, die Quelle, wo es richtig gutes Wasser gibt, wurde uns direkt gezeigt und La Palma ist wirklich die Isla Bonita. Blumen, noch und nöcher, Obst ohne Ende an den Bäumen, wir müssen nur dran kommen, die Calderra (Nationalpark) sagenhaft. Allerdings haben wir die ersten Tage wieder nur damit zugebracht, die Räder, diesmal waren die Ketten fällig, in Ordnung zu bringen. Wir haben diese zu spät gewechselt und jetzt brauchen wir neue Kettenblätter und Ritzel. 14 Tage dauert die Beschaffung dieser und wir können nur warten. Im Januar kommen Waldemars Eltern und meine Freundin Grit zu Besuch. Gestern haben wir ein wunderschönes Haus gefunden, wo wir die 4 Wochen verbringen können. Nachmittags haben wir Dorit und Siggi mit ihren beiden Kindern besucht, Wir haben die Familie hier auf dem Campingplatz kennen gelernt, mittlerweile haben sie ein Apartment in El Paso gefunden und versuchen, sich einzuleben, Dorit ist Spanischlehrerin und ich habe meine erste Unterrichtsstunde absolviert. Waldemar hat seine Fähigkeiten als Kinderbetreuer unter Beweis gestellt und Siggi war total begeistert. Abends haben wir die von den Jungs gefundenen Maronen geröstet und mit einem guten Rioja verputzt.