Ecuador

16 Juni 2013

Ipiales nach Ambuqui, Ecuador 03.05.2013
Total entspannter Grenzübertritt! Willkommen in Ecuador mit einem Visum für 90 Tage, und nach Nachfrage, sogar mit einer groben Straßenkarte, so schnell geht das. Direkt der erste Oh Ausruf, nachdem wir den Volcán Chiles mit einer Höhe von 4768 Metern und schneebedeckter Spitze gesichtet hatten. Toll anzuschauen. Die erste Subida ließ auch nicht lange auf sich warten. Vor Tulcan verließen wir kurz die Panam, um Geld zu ziehen und Obst zu kaufen. Ecuador ist ja auch Dollar Land, also kein kompliziertes Umrechnen mehr nötig. Die erste Panaderia war unsere, und 6 Teilchen erwarb ich für $1,50. Viel günstiger als in Kolumbien. Eine Bank war auch schnell gefunden, weiter zum Obst, dort bekam ich direkt 2 Bananen offeriert, sehr nett! Raus aus Tulcan, wirklich eine sehr angenehme Stadt und so ruhig. Wir überlegten, woran das gelegen haben könnte und dann fiel es uns ein. Keine Motorradfahrer weit und breit mehr zu sehen. Also auch weniger Lärm und Abgase. Etwas außerhalb machten wir eine zweite Frühstückspause, die Teilchen waren lecker. Auch hier in Ecuador direkt eine nette Begegnung mit einem Ciclista, der zur Arbeit fuhr und sich mit uns nett unterhielt. Er bog ab, wir fuhren weiter, den Kopf immer wieder nach rechtsdrehend zum schneebedeckten Vulcan. Die Landschaft gefiel uns ausnahmslos gut, sehr grün und bergig. Da, ein rotes Auto fuhr an uns vorbei, der Fahrer hupte und winkte. Daumen hoch und oben am Berg angekommen, wartete er schon mit gezückter Kamera. Carlos stellte sich uns freudestrahlend vor, seine Begleiterin Martha zückte Papier und Kuli, und im nächsten Moment hatten wir sämtliche Telefonnummern von den Beiden. Noch ein Foto, Auskunft erteilend für die weitere Strecke und eine große Umarmung zum Abschied. Nur noch 9 Kilometer bis San Gabriel, diese schafften wir schnell und waren gegen 12:30 Uhr schon in der Stadt. Zu früh, um Schluss zu machen, und laut Carlos gab es in den Orten danach auf jeden Fall Unterkünfte. Also weiter, weniger hoch und runter als in Kolumbien, was auch gut so war. In La Paz fuhren wir an einer Polizeistation vorbei, fragen wir doch mal nach den Unterkunftsmöglichkeiten. Nein, hier gebe es keine und weiter in Bolivar auch nicht, nur in San Gabriel. Zurück wollten wir natürlich nicht, dazumal, das wir dann wieder hochfahren hätten müssen. Hören wir uns doch im Dorf mal um. In der dortigen Schule gab man uns die Auskunft, das eine Señora Fatima Zimmer vermieten würde. Dort angekommen, verneinte die besagte Fatima diese Information. Zurück zur Schule, war diese abgeschlossen, Hmm! Im Restaurant gab es auch keine Zimmer, aber die Information, das in Bolivar eine Residencia wäre. Also, weiter nach Bolivar, Nachfrage, nein, keine Unterkunft! Ziemlich ratlos suchten wir den Central Mercado auf und gönnten uns jeder 2 große Teller Suppe a la Sancocha, fantastisch! Ich fragte bei der Köchin nach, ob die Auskunft, dass es hier keine Unterkünfte gäbe, richtig wäre. Ja, stimmt, aber vielleicht gibt es da ja doch eine Übernachtungsmöglichkeit. Eine andere Köchin zeigte uns ein Haus und blieb auch gleich mit da, um anzufragen. Kein Mensch machte auf, dann gesellte sich ein älterer Herr zu uns, der sich als Dueno rausstellte. Er zögerte ziemlich lange, dann schloss er die Haustür doch auf und bat uns herein. Ziemlich düster alles, ich wollte mir das Zimmer auf jeden Fall erst ansehen. Ein dunkles Kämmerchen ohne Licht, das Bad mit einer vollgeschissenen Toilette über den Hof, und dafür wollte der gute Mann $8 haben. Zuviel! Wir bedankten uns bei der Köchin und fuhren lieber weiter. In Ambuqui sollte es definitiv Hospedajes geben. Wir radelten also statt ursprünglich angedachten 65 Kilometern rund 110 Kilometer und kamen ziemlich erledigt in Ambuqui an, nachdem wir auch nochmal eine Subida hochmussten. $30 die ersten beiden Hotels, $20 das nächste und damit das preisgünstigste. Wir checkten ein, gegenüber gab es zum Glück eine Tienda und keine 5 Minuten nach Belegung des Zimmers war auch der tägliche Regen im Anmarsch.

Ambuqui nach Otavalo 04.05.2013
Gegen 6:30 Uhr starteten wir, es ging bergab, dann ging es über lange Zeit leicht bergan, sehr moderat. Rechts heute immer den Vulcan Cotacachi mit 4944 Metern im Blick, auch dieser schneebedeckt. Vor Ibarra kam eine kurze Subida, sehr harmlos! Vor Ibarra trafen wir auf Santiago aus Argentinien. Ein sehr netter Radfahrer, wie wir fanden. Wir unterhielten uns ziemlich lange, machten Fotos, tauschten Adressen aus und zum Abschluss gab’s auch noch ein Stück Schokolade für uns, lecker! Wir fuhren dann weiter nach Ibarra rein, die Stadt sprach uns aber nicht an, so dass wir auf jeden Fall weiter nach Otavalo fahren wollten. An einer Panaderia machten wir Stop. Teilchen gehen immer und ich bekam schon wieder eins extra eingepackt von der sehr betagten und freundlichen Señora. Die Menschen hier gefallen mir sehr. Wir ließen es uns schmecken, dann mussten wir noch unsere Wasserflaschen auffüllen, danach ging es weiter auf der Ruta 35. Steiler Anstieg, gerade, wieder Anstieg, gerade und noch zweimal das ganze Spiel. Wir hatten keine Lust mehr zu fahren, es reichte für heute. Nach 64 Kilometern näherten wir uns Otavalo, gleich am Ortseingang ein Hostal auf der rechten Seite, dort fragten wir nach. 2 ziemlich junge Indigenas zeigten mir mehrere Zimmer, wir einigten uns auf einen Preis von $16, nicht gerade preiswert, aber Otavalo ist ein Touristenort, woanders hätten wir garantiert mehr bezahlen müssen. Wir bekamen ein sehr schönes Zimmer, die Dusche schön heiß, wir waren glücklich. Gegenüber ein Minimarkt, wo ich alle Dinge für ein gutes Essen bekam, die Küche durften wir im Hostal auch benutzen. Otavalo ist ein Ort mit 50000, überwiegend indigenen Einwohnern. Hier in Ecuador tragen die Frauen Röcke, meist sehr schöne bestickte Blusen und einen Herrenhut. Die Männer tragen lange, zusammengebundene Haare, meist schwarze Hosen, weiße Hemden und Ponchos. Uns gefallen die Indigenas hier, zurückhaltender als die Ladinos, doch meistens sehr freundlich und lächelnd. Nachdem wir gegessen hatten, machten wir uns ins Zentrum von Otavalo auf. Heute war Samstag und somit einer der beliebtesten Handwerkermärkte in der Stadt. Am Anfang dachten wir noch, na ja, ganz schön zum Anschauen, aber mehr auch nicht. Doch je länger wir die Waren betrachteten, desto mehr waren wir hin und weg. Die schönsten Sachen aus Alpaca Wolle, weich und von feinster Qualität. Wir konnten nicht anders, ein Schal für mich und eine wunderschöne Decke, die uns beiden gefiel, mussten wir einfach kaufen. Danach gönnten wir uns ein Bier, schauten uns noch ein wenig um und traten den Rückweg ins Hostal an. Kaum dort angekommen, regnete es wieder.

Otavalo nach El Quinche 05.05.2013
Feliz cumpleaños a ti…, Waldemar’s Geburtstag! Herzlichen Glückwunsch, mein Liebster! Ein weiterer Geburtstag in der Ferne. Zur Feier des Tages gab’s einen schönen heißen Café und lecker Müsli. Leider regnete es heute schon am Morgen, was wir ja gar nicht mögen. Na ja, was soll’s. Regensachen an und raus auf die Straße. Wir waren noch nicht aus der Stadt raus, da hatte Waldemar auch schon einen platten Hinterreifen, tolles Geburtstagsgeschenk! Zum Glück 15 Meter zurück eine überdachte Bushaltestelle, dort behoben wir den Schaden sehr schnell. Wieder rein in den Regen, der erste Anstieg über mehrere Kilometer, es wurde immer kälter, doch der Regen hörte auf. Von oben ein schöner Blick auf den Lago San Pablo, hätte bei gutem Wetter bestimmt noch schöner ausgeschaut. In Gayambe fanden wir ein nettes Cafè, dort gab es heiße Schokolade und Bizcochos, eine Art Mürbeteig Gebäck mit Käse, das tat richtig gut. Nach einer ausgedehnten Pause ging es weiter. Langsam setzte bei uns Hochspannung ein, denn nicht mehr weit entfernt war der Äquator, la Linea Equinoccial 0° 00’ 00’’. Und das an Waldemar’s Ehrentag, wieder mal super gutes Timing und ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk. Noch ein Anstieg, dann sahen wir das Hinweisschild schon! Ein sehr schöner Platz erwartete uns mit einer riesigen Sonnenuhr und einem Monument und natürlich der Äquator Linie. Fotos mussten her. Ein junger Señor gab uns noch viele Informationen zu dem Ort und zu der Bedeutung, und die Sonne ließ sich auch kurzzeitig blicken. Wir waren sehr bewegt und beeindruckt. Danach setzten wir unsere Fahrt fort, jetzt radeln wir auf der Südhalbkugel dieser Welt, toll! Auf und ab, die nächsten dunklen Wolken im Anmarsch, wieder suchten wir in einer Bushaltestelle Unterschlupf. Regensachen an, rein ins Nass, falsche Entscheidung, der Regen war so stark, dass es richtig schmerzte, also nächste Haltestelle aufsuchen und abwarten. Nach einiger Zeit ließ der Regen nach, wir wagten uns weiter zu fahren. Bei Calderon bogen wir ab auf die alte Ruta 35 Richtung El Quinche. Regensachen aus, noch 8 Kilometer, das sollte zu schaffen sein. Doch links schon wieder eine Regenfront, wir traten nochmal richtig in die Pedalen und erreichten El Cinche trocken. Dort direkt an der Hauptstraße ein Hotel, mit $40 viel zu teuer, der Chef ging auf $24 runter, immer noch zu teuer. Weiter Richtung Kirche, und diese ist übrigens sehr schön und eine Wallfahrtskirche dazu. Nahe dieser gibt es ein Hostal Namens „Nice“, auf der Calle Esmeraldas y Manabi, welches wir sehr empfehlen können. Ruhig, sehr gepflegt, super gute, heiße Dusche und mit einem Preis von $12 top! Hier blieben wir gerne. Später schauten wir uns den Ort an, aßen mit vielen anderen Einheimischen in einem Comedor gute Hausmannskost. Eine sehr betagte Señora betrat diesen und bat um milde Gaben. Ich fragte sie, ob sie Hunger hätte, sie bejahte. Wir bestellten ihr ein Essen, das ist doch das mindeste, was man tun kann, wie wir finden. Sie bedankte sich tausend Mal, wir umarmten sie ganz fest und wünschten ihr alles Gute! Dann schlenderten wir über den Markt, probierten Zuckerrohr, hatten Spaß mit dem Verkäufer und deckten uns mit Obst satt ein. Danach schauten wir uns die wunderschöne Kirche an. Waldemar stellte zwei Kerzen für uns auf, wir hielten kurz inne und freuten uns über diesen trotz vielen Regen wunderschönen Tag.

El Quinche nach Machachi 06.05.2013
Nur 30 Kilometer bis Tumbaco, (Quito), also etwas länger schlafen! 6:30 Uhr klingelte der Wecker, Taschen packen, Räder runterbringen und, schon wieder ein platter Hinterreifen an Waldemar’s Fahrrad. Egal, es regnete in Strömen, also mal ganz in Ruhe flicken. Ich kümmerte mich derweil um das Frühstück und um unsere Taschen. Einen Café genehmigten wir uns auch, dann war Waldemar fertig, und wir konnten aufladen. Och nö, warum war der Hinterreifen denn jetzt schon wieder platt. So ein Mist! Alles wieder runter und von vorne das ganze Spiel. Dann endlich konnte es losgehen. Es regnete immer noch, also rein in die Regenkluft. Berg hoch, heute rein gar keine Sicht, wie schade. Den Hunden machte der Regen nichts aus und sie attackierten uns heute reihenweise. Nicht ungefährlich bei den nassen Straßenverhältnissen. Vor Tumbaco nahm der Verkehr zu, es regnete immer noch, wir waren klatschnass und durchgefroren, da half auch kein Berganstieg mehr, um wieder warm zu werden. In Tumbaco empfingen uns miese Straßen, tiefe Löcher und wir suchten eine ganze Weile, bevor wir das Haus von Santiago, der dort eine Casa de Ciclistas führt, fanden. Der Empfang etwas unterkühlt, wir waren erstaunt, hatten doch so viele Radfahrer von diesem Haus geschwärmt. Na gut, wir wurden eingelassen, es tat sich dann nicht sehr viel, außer dass wir die Räder unter ein Vordach abstellen durften. Zwei andere Radler begrüßten uns kurz. Santiago, der Hausherr, teilte uns dann mit, dass das Haus voll wäre und noch weitere Radfahrer dazu kommen würden. Er zeigte mir dann eine offene Garage, wo sich zig Räder befanden, dort, meinte er, könnten wir unser Zelt aufstellen. Ich äußerte mich erstmal nicht, weil mir just in diesem Moment unsere niederländischen Freunde um den Hals fielen. Sie waren seit zwei Tagen in der Casa und hatten Glück, das einzige Zimmer war ihr’s. Santiago erklärte dann noch, das die Küche nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden könnte, bei so vielen Leuten müssten wir schauen, wie wir klar kämen. Irgendwie stand mir so gar nicht der Sinn danach. Kalt, nass, durchgefroren, eine windige Garage, wo ich noch gar nicht sah, das unser Zelt dort überhaupt reinpasste, keine warme Dusche normalerweise und jetzt auch noch die Ankündigung, dass wir die Küche nicht jederzeit nutzen konnten. Ich beratschlagte mich mit Waldemar. Er fühlte sich auch nicht wohl an diesem Ort. Wir unterhielten uns noch kurz mit Janneke und Patrick, die Beiden hatten extra noch ein Geburtstagsgeschenk für Waldemar besorgt. Ich fragte Santiago nach einer Unterkunft in der Nähe, denn wir bräuchten ein Dach über dem Kopf. Er gab mir die Auskunft, in Tumbaco gäbe es keine, nur 5 Kilometer weiter gäbe es ein Hotel. Also, wieder rein in den Regen, Fluchen half nichts. Dort angekommen, haute mich der Preis um. $39 für die Nacht wollte die Señora haben, ganz bestimmt nicht. Wir fluchten nochmal, fragten uns durch zur Panam al Sur, zogen am Berg unsere Regensachen aus, schnauften um die Wette, dann ging gar nichts mehr, ich musste vom Rad runter, Waldemar gab kurze Zeit später auch auf, zu steil war die Straße. Wir stemmten die Räder nach oben, endlich die Kreuzung zur Panam in Sicht. Dort brauchten wir ewig, um auf die andere Seite zu gelangen, vierspurig und stark befahren. Endlich hatten wir es geschafft, rauf auf die Räder und warm fahren. Vorbei an Quito, die Stadt zog und zog sich unter uns dahin und nahm kein Ende. Ein Polizist sagte uns, noch 15 Kilometer bis nach Machachi, diesen Ort visierten wir an. Weiter und weiter, hoch, gerade aus, wieder hoch. Wir hatten schon weit über 15 Kilometer auf dem Tacho, und waren immer noch nicht aus Quito raus. Wir mussten höllisch aufpassen, die Panam in Ecuador ist gespickt mit Glassplittern, wir wollten nicht schon wieder einen Platten reparieren. Aus ursprünglich 30 Kilometern wurden letztendlich über 80 Kilometer. Machachi liegt etwas ab von der Panam, machte den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Wir fuhren in den Ort rein, fragten nach einem Hostal oder Hotel. Ein Hostal gibt es hier nicht, dafür ein Hotel mit dem Namen „La Estancia Real“, welches mir auf Anhieb sympathisch war. Sandra, die Hausherrin, gab mir ein Zimmer für einen Sonderpreis von $13 mit heißer Dusche und einem vernünftigen Bett. Sogar Internet gibt es hier, auch in Ecuador eher die Ausnahme. Abendessen durften wir auch im Haus, wir waren glücklich, diesen Ort gefunden zu haben. Nach einer ausgiebigen Dusche gingen wir in die Stadt, besorgten noch ein paar Dinge und ließen uns später das Essen im Hotel schmecken.

3 Tage Machachi 07.05.2013 bis 09.05.2013
Wir beschlossen, hier in Machachi etwas länger zu bleiben. Frühstück und Abendessen bekamen wir im Hotel immer frisch zubereitet für kleines Geld. Die Hausherrin kümmerte sich um unsere Wäsche. Wie schon erwähnt, Internetzugang hatten wir auch und das Städtchen war ohne Touristen, was wir ja besonders gerne mögen. Machachi hat auch eine Post mit einer ganz netten, hilfsbereiten Mitarbeiterin, die uns sehr geholfen hat. Zuerst erkundigten wir uns nach den Preisen für das Versenden eines Paketes. 2 Kilogramm kosten rund $45 mit Codierung, ist ja richtig preiswert in Gegensatz zu Kolumbien. Wir sortierten die Sachen aus, die wir nicht mehr weiter mit uns rumschleppen wollten und letztendlich sind es 6 Kilogramm geworden, wir wollten es erst gar nicht glauben. $110 haben wir blechen müssen, puh! Dafür kein ewig dauerndes Procedere mit dem Ausfüllen sinnloser Formulare, einen passenden Karton gab es bei der Post selber, nur eine Kopie des Reisepasses war notwendig und das nötige Kleingeld. Wir suchten eine Bank auf, der Automat wollte uns kein Geld auszahlen. Rein in die Bank, mit einer Mitarbeiterin gesprochen, die mir dann erzählen wollte, dass meine Kreditkarte nicht funktionieren würde und ich mit meiner Bank in Deutschland sprechen müsste. Nächste Bank, auch dort kein Glück, noch zwei weitere Fehlversuche, langsam wurden wir hibbelig. Der fünfte Geldautomat wollte dann doch und wir hielten endlich die benötigten Dollarscheine in der Hand, was für eine Aufregung. Jetzt fühlen wir uns wieder gut ausgeruht, um die nächsten Bergetappen in Angriff nehmen zu können. Wir befinden uns auf rund 2900Hm und es geht noch rund weitere 1000 Meter hoch, na dann!

Machachi nach Ambato 10.05.2013
Heute vor genau 2 Jahren sind wir in Düsseldorf zu diesem Abenteuer gestartet. Wo ist nur die Zeit geblieben? Wir machten uns wieder früh auf den Weg, raus aus Machachi, rauf auf die Panam und wie meistens bergauf, so auch an diesem Morgen. Rechts von uns wieder ein schneebedeckter Vulkan Namens Corazon (das Herz), wie schön. Wenig später versteckte sich dieser hinter Wolken, Glück gehabt, noch schnell vorher ein Foto gemacht. Weiter rauf, es wurde zusehens ungemütlich und richtig kalt. Ich musste anhalten und dicke Socken, lange Beinkleider, Mütze und Handschuhe anziehen, schon viel besser! Dicht bewölkt für einige Zeit ging es weiter hoch, dann ließ sich Klärchen wieder blicken, wurde ja auch Zeit. Der Anstieg war vorbei, weiter geradeaus, dann leicht bergab. Viel schneller als gedacht, waren wir in Latacunga. Was nun, hierbleiben oder die nächsten 50 Kilometer in Angriff nehmen? Nach einer ausgiebigen Pause entschieden wir uns, weiter zu fahren. Erst runter, dann geradeaus und 2 knackige Anstiege waren auch noch dabei, die wir aber beide gut bewältigten. Nach 95 Kilometern waren wir in Ambato. Diese Stadt schien nur aus Autohäusern und Reparatur Werkstätten zu bestehen, nicht sehr einladend und bis wir endlich im eigentliche Zentrum waren, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit. Dieses auch nicht gerade ansprechend, egal, weiter konnten wir heute nicht mehr fahren. Die Unterkunftssuche zog sich in die Länge. Wir entschieden uns für das Hotel Portugal, wo es eine warme Dusche und angeblich auch Internetzugang gab. Zweiteres klappte dann doch nicht, hatten wir ja schon öfters erlebt. Das Zimmer war für $20 reichlich überteuert, doch die anderen Hotels und Hostals waren richtige Absteigen gewesen. Waldemar bekam die Stadt gar nicht, er hatte eine Heuschnupfen Attacke vom allerfeinsten und die Nase wollte gar nicht mehr aufhören, zu triefen. Da half nur noch ein Antihisthamenikum. Wir machten uns auf die Suche nach einem Ort zum Essen, auch das in diesem Kaff eher ein Krampf. Wir fanden dann aber doch einen Comedor, wo wir gute Hausmannskost fanden. Danach noch einkaufen und ab auf’s Zimmer, wir waren platt.

Ambato nach San Andres 11.05.2013
Um 5:15 Uhr klingelte der Wecker, um 6:00 Uhr quälten wir uns aus dem Bett. Draußen war es bewölkt, keine Berge zu sehen. Gegen 6:45 Uhr saßen wir auf den Rädern. Heute wollten wir nach Riobamba fahren. Die Rausfahrt aus dieser ungastlichen Stadt zog sich auch wieder, zumal uns ein Schüler noch die falsche Richtung sagte. Zum Glück fragten wir nochmal nach und wurden in die entgegengesetzte Richtung zurückgeschickt. Dann endlich waren wir raus aus Ambato, schnauften wieder einen Berg rauf und zogen uns ständig das Langarmshirt aus und wieder an. Doch die große Kälte von gestern blieb uns heute zum Glück erspart. Dafür nicht die aggressiven Hunde, die uns regelmäßig attackierten und die immer lästiger werdenden Auspuffgase der vorbeifahrenden Vehikel. Da frag ich mich, ob Fahrrad fahren wirklich so gesund ist. Die Mitarbeiter an den Zahlstationen hier in Ecuador tragen wahrscheinlich nicht umsonst Atemschutzmasken, vielleicht sollten wir es mal mit einem Mundschutz probieren. Später zeigte sich die Sonne, doch der Blick auf den Chimborazo blieb uns verwehrt. Dieser versteckte sich hinter den Wolken und wollte sich einfach nicht zeigen, egal, wie oft wir schauten. Wir waren richtig sauer auf den höchsten Vulkan Ecuadors mit immerhin 6310 Metern üM und zur Sonne der kürzeste Punkt auf der Welt. Dann noch ein schöner Anstieg, doch insgesamt war die Strecke nicht so heftig, wie wir sie uns vorgestellt hatten. In San Andres, rund 7 Kilometer vor Riobamba schauten wir uns wieder um und waren uns einig, wenn wir den Chimborazo in voller Pracht sehen wollten, dann war hier der beste Ort. Im Dorf gibt es ein sehr schönes Hotel mit direkte Blick auf den Vulkan. Wir zögerten nicht lange und quartierten uns dort ein. Das einzige Restaurant im Dorf hatte heute zwar nicht geöffnet, dafür durften wir die riesige Küche des Hotels in Beschlag nehmen. Der Dorfladen hatte alles, was unser Herz begehrte und nachträglich zum Zweijährigen genehmigten wir uns ein schönes kühles Bier. Danach stand uns der Sinn gestern nicht, dafür schmeckte es heute umso besser. Aus dem Zimmer blickten wir immer wieder auf das Objekt unserer Begierde, später konnten wir ihn ganz sehen, dann in abstrakter Form des einfallenden Lichts. Morgen früh, hoffen wir, sehen wir ihn bei ganz klarer Sicht! San Andres hat eine schöne Kirche, wo gerade ein Konzert zu Ehren der hiesigen Mütter stattfindet, schließlich ist morgen Muttertag. Also, lauschen wir doch noch ein wenig und schlafen dann seelig ein.

San Andres nach Caja Bamba 12.05.2013
Seelig eingeschlafen sind wir, doch um 3:00 Uhr in der Frühe zog ein Kleintransporter mir Riesen Lautsprechern hinten drauf durch den Ort und gratulierte allen Müttern zum Muttertag. Die Armen, jetzt werden sie schon um diese Uhrzeit beschallt und wir dazu! Um 6:00 Uhr schaute ich aus dem Fenster, dichter Nebel, kaum die andere Straßenseite sichtbar, also wieder rein ins schöne warme Bett und noch eine Runde schlafen. Gegen 8:00 Uhr wurde ich das nächste Mal wach, der Chimborazo nicht zu sehen. Wir aßen in Ruhe Frühstück und machten uns gegen 9:30 Uhr auf. Der höchste Vulkan Ecuadors weiterhin nicht zu sehen. Regenwolken links von uns, statt nach Cuano fuhren wir direkt nach Riobamba. Große Stadt, direkt am Ortseingang hörten wir ein Lied, welches uns schon in der vorhergehenden Nacht während des Konzertes gefallen hat. Ich fragte die Männer nach dem Titel und statt mir den Namen des Sängers aufzuschreiben, bekam ich gleich eine Kopie der gesamten CD in die Hand gedrückt, Danke schön! Weiter rein ins Zentrum, dort hielten wir bei der Bahnstation an. Hier fährt normalerweise 2mal täglich ein Zug, doch im Moment wird an der Trasse gebaut. Dafür gab es einen schönen Artesania Laden im alten Bahnhofsgebäude, den schauten wir uns an. Danach fuhren wir noch ein wenig durch die Stadt, fanden diese aber wenig attraktiv und fuhren lieber wieder raus. So richtig Lust hatte ich aber nicht auf Kilometer abspulen, Waldemar merkte das ziemlich schnell. Nach 33 Kilometern fuhren wir in Caja Bamba rein, ein kleiner Ort mitten an der Panam. Dort war ganz schön was los, Markttag und wieder fast nur Indigenas. Wir fragten lieber mal nach, wie viele Kilometer es bis nach Guamote waren, wo wir heute noch hinwollten. Der erste Señor sprach von rund 12 Kilometern, was ich schon mal gar nicht glauben wollte. Neben uns die Polizei, die gab uns eine Zahl zwischen 15 und 20 Kilometern an. Ein Anstieg, danach nur flach weiter. Wir fuhren zum Ortsausgang, dort ein Schild mit sage und schreibe einer Angabe von 31 Kilometern bis nach Guamote. Hatten wir keine Lust drauf, dazumal der Himmel wieder düster und grau aussah. Wir machten kehrt und quartierten uns in einem netten Hotel ein. Mit $15 bezahlbar, wir bekamen ein großes Zimmer und nach einer kleinen Diskussion durften wir auch die Räder mit auf’s Zimmer nehmen. Wir machten uns direkt zum Wochenendmarkt auf, wollten vorher aber gerne noch den Zimmerschlüssel haben. Der existierte nicht und nach einigem Hin und Her packten wir unsere Sachen in ein noch nicht gereinigtes Zimmer, um später zurück zu kehren in unser eigentliches Reich, was für eine Aufregung. So, jetzt aber auf ins Getummel. Dort gab es leider nur viel Ramsch und Unmengen von Cremetorten, die so vor sich hinbrüteten, denn die Sonne ließ sich mittlerweile wieder blicken. Ließen wir lieber die Finger davon. Im Centralmercado gab es dafür einen leckeren Saft. Essen wollten wir eigentlich auch dort, aber die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig, so dass wir auch davon Abstand nahmen. Zurück Richtung Hotel fanden wir ein Lokal, wo wir uns unter freien Himmel Kartoffeln mit speziell zubereitetem Schweinefleisch und weißen Maiskörnern schmecken ließen, dazu ein schönes kühles Bier. Den Abend verbrachten wir geruhsam im Hotel.

Caja Bamba nach Alausi 13.05.2013
31 Kilometer nach Guamote, die Anzeige von Vortag stimmte genau. Auch die Auskunft, zuerst ein Anstieg und dann flach weiter. Es war kalt und ich fuhr mit langen Beinkleidern und Mütze. Mitten durch Indigena Gebiet, jeder Kleinbauer hat so um die 3-4 Schafe oder Kühe und diese werden jeden Tag überwiegend von den Frauen auf die Weide gebracht. Die Leute grüßten meistens sehr nett, viele winkten auch und wünschten uns eine gute Reise. In Guamote frühstückten wir gemütlich, es gab Brot mit Rührei und Café, dann gingen wir die nächsten 44 Kilometer nach Alausi an. Die Sonne kam mehr und mehr durch, nach einem weiteren Anstieg fuhren wir auf einem Bergkamm, links und rechts Felder an den Berghängen, die in Sonne in den verschiedensten Grüntönen leuchteten, Schilfgras am Wegesrand, Nadelbäume, wir genossen die Fahrt in vollen Zügen und fast kein Autoverkehr auf den Straßen. Später wurde es wieder dunkel, der Wind setzte ein und wir kämpften uns einen weiteren Berg rauf. Noch eine Abfahrt, und wir waren in Alausi angekommen. Diese Stadt liegt tief unten im Tal, also Schussfahrt runter. 5 Hotels schaute ich mir an, traf dabei einen Radler Namens Axel aus Deutschland, der mich direkt sehr freundlich ansprach. Er gesellte sich zu Waldemar, ich schaute mit noch eine weiteres Hostal an, welches mir am besten gefiel und mit $24 im Gegensatz zu den anderen Unterkünften preiswert war. Dort blieben wir und verabredeten uns mit Axel zum Essen. Später tranken wir auch noch gemeinsam einen guten Café, für Ecuador eher untypisch und schauten uns die Zugverbindungen an. Dieser Zug fährt hier täglich 3 Mal zur „Nase des Teufels“. $25 sollte die Hin- und Rückfahrt für eine Person kosten, reine Fahrzeit 80 Minuten, ganz schön teuer. Das überlegten wir uns dann doch nochmal. Wir schwatzten noch ein wenig, und beschlossen, evtl. am nächsten Tag gemeinsam die Fahrt nach Chunchi zu bestreiten.

Alausi nach Chunchi 14.05.2013
Der Morgen nebelig, wir trafen uns gegen 7:30 Uhr mit Axel in seinem Hotel. Hoch auf die Panam, zum Glück sehr wenig Verkehr und die Sicht noch einigermaßen gut. Erster Anstieg von rund 10 Kilometern, oben angekommen, nur Nebel, wieder keine Weitsicht. Eine Abfahrt durch die Nebelschwaden, dann wieder rauf, immer noch Nebel. Dann ein kurzer Blick ins Tal möglich, um kurz darauf wieder im dicksten Nebel zu fahren. So ging das über 31 Kilometer, dann hatten wir Chunchi erreicht. Wir aßen zu Mittag, dann gingen wir auf Unterkunft Suche. Diese gestaltete sich als echt nervig. Das erste Hotel hatte nur ein Zimmer mit Fenster, das andere leider ohne. Das zweite Hotel eigentlich zu teuer und die Zimmer auf der zweiten Etage. Das dritte eine Recidencia, wo wir eigentlich bleiben wollten, aber nach näherem Betrachten der Betten Reißaus nahmen. Wir fuhren wieder zum ersten Hotel, die Zimmer im Erdgeschoß gaben den Ausschlag. Nach der zum Glück heißen Dusche schlenderten wir ein wenig im Ort rum, nicht sehr aufregend, kauften noch ein paar Dinge ein und gingen zurück ins Hotel. Später aßen wir auch im dortigen Restaurant, die Portionen fielen leider nicht sehr üppig aus, so das sich Axel an einem Straßenstand noch Pommes einverleibte und wir uns mit Keksen sättigten.

Chunchi nach Zhud 15.05.2013
Die Nacht war laut und ungemütlich, hätten vielleicht doch ein Zimmer ohne Fenster nehmen sollen. Doch draußen lachte die Sonne, wir beeilten uns, aus Chunchi rauszukommen. Die Nariz del Diablo durften wir heute in der Frühe bewundern, Chunchi von weitem sah auch viel netter aus. Für ein paar Stunden genossen wir die Sonne und die Wärme, dann kamen wieder dichte Wolken, später folgte Kälte und Regen. In Zhud gab es ein familiengeführtes Hotel mit einer Forellenzucht, dort quartierten wir uns ein. Der nette Besitzer fuhr uns später mit seinem Wagen zu den Einkaufsmöglichkeiten im Dorf, echt sehr nett. Die Forellen für unser Abendbrot bekamen wir fangfrisch zubereitet, dazu Kartoffeln und Gurkensalat, ein Schmaus. Mit viel Tee versuchten wir uns aufzuwärmen, funktionierte einigermaßen und später unter etlichen Decken wurde uns endlich warm.

Zhud nach Canar 16.05.2013
In aller Frühe ging es weiter, der nächste heftige Anstieg. Oben gab es Teilchen und Obst satt, dann eine Abfahrt nach El Tambo, danach wieder rauf nach El Canar. Waldemar war’s wohl zu langweilig, deshalb durfte er mal wieder kurz vor Canar seinen Hinterreifen flicken. Geschickter Weise an einer Reifenwerkstatt, dort hatten wir wenigstens Platz. Der Besitzer und seine Familie beobachteten uns interessiert, Axel durfte die vielen Fragen beantworten und zum Abschied bekamen wir jeder noch zwei Orangen in die Hand gedrückt. In Canar gönnten wir uns ein zweites Frühstück. Waldemar sprach aus, was Axel und ich auch dachten, er hatte keine Lust, weiterzufahren. Na gut, bleiben wir doch einfach hier. Axel und ich schauten uns einige Hostals an, eins sagte uns zu, der Preis stimmte auch. Waldemar nahm noch ein paar Veränderungen am Fahrrad vor, ich durfte fleißig mithelfen. Axel verschwand in seinem Zimmer, ihm plagten starke Kopf -und Ohrenschmerzen. Unser Zimmer konnten wir nicht abschließen, also machte ich mich alleine auf die Socken, um den Ort ein wenig zu erkunden. Viele Indigenas, nette Plätze. Später bekam ich Hunger, fand aber nichts Passendes. Traf den Hostalbesitzer und fragte ihn, ob ich die Küche im Hostal benutzen dürfte. Selbstverständlich, con mucho gusto! Einkauf, zurück in die Unterkunft, Herd angeschmissen und losgelegt. Spaghetti al la Bolognese, mmmh!

Canar nach Cuenca 17.05.2013
Nochmal klettern, heute auf 3500Hm. Oben ein herrlicher Blick, Sonne satt! Wir machten eine schöne lange Pause, genossen die Landschaft und die Teilchen. Dann zogen wir uns warm an, denn jetzt ging es 18 Kilometer bergab nach Azogues, sehr schön. Die Hunde überschlugen sich heute förmlich, um uns doch noch zu erwischen, aber wir waren zu schnell für die Mistköter. In Azogues gab es Reis und Hühnchen, danach ging es relativ geradeaus weiter nach Cuenca. Dort vorübergehender Abschied von Axel, er bog ab Richtung Zentrum, wir fuhren weiter auf der Avenida de las Americas zum vereinbarten Treffpunkt mit Tanja. Diese hatten wir kurz in Panama City kennen gelernt und sie hatte uns angeboten, bei ihr zu übernachten. Anruf bei ihr, sie hatte noch Unterricht, eine Freundin kam uns abholen. Jenni brachte uns dann zum Haus, natürlich auch dieses an einem steilen Berg gelegen, nur durch schieben zu bewältigen. Dort war fleißig ein Maler mit Wände abschleifen beschäftigt, dieser hatte sich kurzfristig angekündigt. Wir ließen unsere Sachen erstmal draußen, unterhielten uns mit Jenni und Theresa, dann kam auch schon Tanja. Sie entschuldigte sich etliche Male für das Chaos, wir warteten ab, bis der Maler für diesen Tag fertig war, dann kam der Großputz, doch zu dritt ging alles ganz schnell. Wir durften im Wohnzimmer schlafen mit einer schönen bequemen Couch, alles wunderbar. Abends gingen wir zusammen zu einem Abschied einer Deutschen in ein nettes Lokal, danach machten wir das Alternativzentrum in Cuenca unsicher, echt eine nette Szene hier in Cuenca, wir fühlten uns sehr wohl. Tanja brachte uns noch nach Hause, wir bedankten uns ganz lieb bei ihr und schliefen tief und fest ein.

Cuenca nach Ona 10.06.2013
Es regnete, wie konnte es auch anders sein. Ich hatte überhaupt keine Lust, bei diesem Sauwetter zu fahren, doch Waldemar hatte Hummeln unterm Hintern und so raffte ich mich auch auf. 7:30 Uhr ging es los, natürlich in voller Regenmontur. Raus aus Cuenca, 26 Kilometer verhältnismäßig flach, doch wir total durchgefroren. In Cumbe fanden wir tatsächlich einen Comedor, wo uns die Señora Tee und Cafè kochte, danach ging es etwas besser. Dann kam der erste Anstieg für den heutigen Tag mit 17 Kilometern Länge und wir kletterten auf rund 3500Hm. Auch hier meistens Regen und kalt. Danach ging es 30 Kilometer meist hügelig nach La Paz. Dort kamen wir relativ früh an und ließen diesen Ort schnell hinter uns. Wir fuhren runter für 25 Kilometer und befanden uns nur noch auf 1900Hm. Es war merklich wärmer, die Sonne kam sogar für einen Moment raus und wir sahen einen wunderschönen Regenbogen, unser Hochzeitsgeschenk wohl von Petrus. So, und zum Abschluß noch ein Anstieg bis rauf nach Ona. Nach rund 110 Kilometern und 11 Stunden im Sattel machten wir für heute Feierabend. In Ona gab es zwei Übernachtungsmöglichkeiten, wobei das erste Haus eher eine Baustelle war und wir trotz dem Preis von nur $10 doch uns noch die zweite Möglichkeit anschauten. Ein komplett neues Hotel mit einem wunderschönen Zimmer, heißer Dusche und einem großen Bett, ja das gönnten wir uns heute. Den Sonderpreis von $20 bezahlten wir gerne für so ein Schmuckstück. Der Hausherr fuhr uns mit seinem Wagen später sogar noch ins Dorf, so dass wir in Ruhe einkaufen konnten und später noch zu einem Restaurant, wo das Essen vorzüglich schmeckte. So neigte sich ein langer, aber schöner Tag dem Ende.

Ona nach Saraguro 11.06.2013
Wieder rauf auf 3040Hm mit einem 18 Kilometer langen Anstieg, Frühsport! Nach 3 Stunden hatten wir es geschafft. Wieder runter für 13 Kilometer, dort das angeblich existierende Restaurant nicht gefunden. Viel Wind, Regen, Nebel. So richtig Laune machte es nicht. Wieder ein Anstieg über 7 Kilometer, dann Saraguro vor uns. Direkt am Ortseingang ein Restaurant, dort kehrten wir ein. Bekamen ein vernünftiges Mittagessen, danach suchten wir ein Internet Café auf und machten uns schlau, wie es weitergehen sollte. Im nächsten Ort, San Lucas, gab es wohl keine Unterkunft und zelten war bei diesem Sauwetter nicht drin. Bleiben wir doch einfach hier! 4 Hostals im Ort, keins gefiel uns wirklich, wir quartierten uns im Wasi Sami ein. Ich war ziemlich erkältet und brauchte dringend eine warme Dusche, die mir auch zugesichert wurde. $18 sollte die Übernachtung kosten, ziemlich teuer, wie wir fanden. Waldemar duschte sich zuerst und nach nur kurzer Zeit hörte ich ihn klagen und jammern, das Wasser war saukalt. Er war tapfer und hielt durch, mir lief es schon kalt den Rücken runter, wenn ich nur an das kalte Wasser dachte. Also zur Rezeption und fragen. Natürlich wäre das Wasser warm, bekam ich zu hören. Na bitte, dann sollte sie es doch ausprobieren. Oh, Helado (eisig), stellte der Mitarbeiter fest. Eine Stunde werkelte und fummelte er, die Chefin wurde gerufen. Ich sagte nur lakonisch, kein warmes Wasser, kein Geld! Die Chefin war natürlich nicht begeistert, aber das war mir egal. Endlich, nach gefühlten Stunden war das Wasser vernünftig heiß und ich zufrieden und versöhnt. Man sollte halt nicht immer direkt bezahlen, sonst passiert nämlich gar nichts! Abends schauten wir uns den Ort noch ein wenig an, fast nur Indigenas, Männlein wie Weiblein mit langen Haaren, bei den Männern allerdings zu einem Zopf geflochten, interessant mit edlen Gesichtszügen. Fussball ist auch hier die Nummer eins. Im Zentralpark eine riesige Leinwand mit der Übertragung des Spiels Ecuador:Argentinien, wir schauten eine Weile zu. Später verzogen wir uns in ein Café, dort war es eindeutig wärmer, und die Szene des Ortes hatte sich hier versammelt. Diese tranken Bier, wir lieber einen Tee.

Saraguro nach Vilcabamba 12.06.2013
Schon wieder Regen, oh Mann! 8 Kilometer hoch, 12 Kilometer bis San Lucas runter. Heißer Tee musste her, zum Glück gab es den auch. Statt der kürzeren und wohl viel schöneren Strecke nach Loja mussten wir die asphaltierte Straße weiterfahren. Der andere Weg war unbefestigt und die Einheimischen rieten uns vehement davon ab. Nur Schlamm und Matsch. Es ging moderat weiter, dann der erste harte Anstieg, immer wieder Regen und Gegenwind, der zweite Anstieg, wir waren zermürbt und richtig sauer. Ständig zogen wir uns an und aus. Hatten wir die Regenkluft an, hörte es schlagartig auf, zu fisseln. Zogen wir uns aus, begann es in Strömen von neuen zu regnen. So ging es über den Tag verteilt so 20mal. Zum Glück folgte nach dem Anstieg die Abfahrt über rund 12 Kilometer bis nach Loja. Dort stärkten wir uns mit Reis, Gemüse und Spiegelei. Loja gefiel uns überhaupt nicht. War eh schon alles egal, wir nahmen auch die nächsten 50 Kilometer noch in Angriff. 10 Kilometer durch die Stadt, dann ein heftiger Anstieg von rund 3 Kilometern, das hatten uns die Einheimischen auch so erzählt. Dann sollte es nur noch runter gehen nach Vilcabamba. Stimmte auch für 25 Kilometer, es wurde warm und alles duftete. Dann standen wir vor dem nächsten Berg und waren noch lange nicht in Vilcabamba. Sch…, Zähne zusammenbeißen und klettern. Ich fragte nochmal nach, wie weit es denn noch wäre. Der Señor bekam direkt leuchtende Augen und fragte mich, ob ich auch deutsch sprechen würde. Ja! Daraufhin trällerte er das erste deutsche Lied, ein zweites folgte, nur meine Frage nach dem Weg beantwortete er mir nicht. Ich ließ in singen, schaute hilfesuchend zu Waldemar, der endlich weiter wollte. Beim dritten Lied würgte ich den guten Herrn dann ab, es war zu viel des Guten. 5 Kilometer noch, 2 davon nach oben! Danke und Adios! Aus 2 wurden fast 4 Kilometer, halt wie immer, dann nochmal runter, nach Vilcabamba nochmal hoch. Geschafft! 114 Kilometer, die Beine taten höllisch weh, aber wir waren angekommen. Im Le Rendevouz wurden wir schon erwartet, leider gab es nur noch ein teures Privatzimmer. Egal, das Hostal mit einem wunderschönen Garten gefiel uns auf Anhieb. Unseren Fahrradfreund Axel riefen wir an, leider nicht zu erreichen, na, vielleicht später. Duschen, Wäsche waschen, Beine hoch. Dann stand Axel auch schon vor uns und freute sich sichtlich, dass wir diese Knüppelstrecke in so kurzer Zeit bewältigt hatten. Die meisten Radler nehmen sich für diese Distanz 5 Tage Zeit. Wir gingen gemeinsam essen und beschlossen, noch einen Ruhetag einzulegen. Axel nahm es hin, dann sollte es aber definitiv weitergehen.

Vilcabamba 13.06.2013
Ausschlafen, Frühstück mit selbst gebackenen Brot, lecker. Axel treffen, Pläne schmieden, wie es weitergehen sollte. Die Strecke zwischen Vilcabamba und Zumba war wohl nicht mit dem Rad befahrbar. Durch den vielen Regen war die größtenteils unbefestigte Straße eine einzige Schlammpiste, Erdrutsche zuhauf und sogar für Vierrad Jeeps eine Herausforderung. Wir wollten es mit dem Bus versuchen, Waldemar erhob Einwand und machte den Vorschlag, doch einen Jeep zu mieten. Axel hatte eine Telefonnummer eines Don Alcides dabei, denn rief ich kurzentschlossen an. Nach Verhandlungen wollte er uns für $90 nach Zumba fahren, 6 Stunden sollte die Fahrt dauern. Der Bus am Vortag hatte 24 Stunden gebraucht, darauf hatten wir überhaupt keine Lust. Wir nahmen an und verabredeten uns für den nächsten Tag. Um 9:00 Uhr sollte es losgehen. Zwei weitere Radler trafen ein, Tilo und Sonja, ein deutsch-schweizerisches Paar. Sie quartierten sich auch im Rendevouz ein und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen.

Vilcabamba nach Zumba mit 4 Radantrieb 14.06.2013
Frühstück in aller Ruhe, um 8:45 Uhr stand der Don schon vor der Tür, na, wann hatten wir das denn das letzte Mal erlebt. Wir luden die Räder auf die Ladefläche, die Taschen dienten als Puffer, dann wurden die Sachen wohlweislich mit einer Plane abgedeckt und festgezurrt. Abschied von Sonja und Tilo. 40 Kilometer auf befestigter Straße, doch diese reichte mir schon. Erdrutsche, Regen, reißende Bäche über die Straße verlaufend, Kälte, Nebel, Räumfahrzeuge. Doch das war erst der Anfang. Schlammschlacht, einsinken im tiefsten Lehm, Geröll, beängstigende Gegend, überall Erdrutsche, Anstiege, die ich so noch nicht kennen gelernt hatte, ein schwitzender Fahrer und drei sehr nachdenkliche Fahrradfahrer, die sich immer wieder ungläubig anschauten über diese Naturgewalten und Gefahren. Wir waren froh, als diese Tortur nach 6 Stunden in Zumba ein Ende fand, es war ein Höllenritt, den wir mit dem Fahrrad unter diesen Umständen nie bewältigt hätten. Leider ist beim Verstauen der Räder meine Frontlampe abgerissen, hoffentlich kriege ich das wieder hin. Der Jeep sah aus wie durch den Lehm gezogen, aber alles war in Ordnung. Wir bedankten uns, Marko musste heute noch die ganze Strecke zurück nach Vilcabamba. Wir luden ab, ich ließ die Jungs an der Plaza sich erholen und suchte eine Unterkunft. Nach langer Suche fand ich ein Hotel, was einigermaßen ansprechbar ist. Nur die Fahrräder durften wir nicht mit aufs Zimmer nehmen. Ich reparierte meinen Scheinwerfer, Waldemar ölte die Ketten nochmal und morgen geht es auf zur Grenze nach Peru, 15 Kilometer trennen uns noch von dieser.

Was können wir über Ecuador sagen? Es war eins der abwechslungsreichsten Länder auf unserer bisherigen Reise. Schneebedeckte Berge, tolle Landschaften, verschiedenste Kulturen, Sonne, aber auch viel Regen, Nebelverhangene Täler, Wälder, freundliche und nicht so freundliche Menschen, Galapagos, Straßenchaos, nicht passierbare Wege, steilste Pässe. Wir haben Ecuador ins Herz geschlossen!