Ipiales nach Ambuqui, Ecuador 03.05.2013
Total entspannter Grenzübertritt! Willkommen in Ecuador mit einem Visum für 90 Tage, und
nach Nachfrage, sogar mit einer groben Straßenkarte, so schnell geht das. Direkt der erste
Oh Ausruf, nachdem wir den Volcán Chiles mit einer Höhe von 4768 Metern und schneebedeckter
Spitze gesichtet hatten. Toll anzuschauen. Die erste Subida ließ auch nicht lange auf sich
warten. Vor Tulcan verließen wir kurz die Panam, um Geld zu ziehen und Obst zu kaufen.
Ecuador ist ja auch Dollar Land, also kein kompliziertes Umrechnen mehr nötig. Die erste
Panaderia war unsere, und 6 Teilchen erwarb ich für $1,50. Viel günstiger als in Kolumbien.
Eine Bank war auch schnell gefunden, weiter zum Obst, dort bekam ich direkt 2 Bananen
offeriert, sehr nett! Raus aus Tulcan, wirklich eine sehr angenehme Stadt und so ruhig.
Wir überlegten, woran das gelegen haben könnte und dann fiel es uns ein. Keine Motorradfahrer
weit und breit mehr zu sehen. Also auch weniger Lärm und Abgase. Etwas außerhalb machten
wir eine zweite Frühstückspause, die Teilchen waren lecker. Auch hier in Ecuador direkt
eine nette Begegnung mit einem Ciclista, der zur Arbeit fuhr und sich mit uns nett unterhielt.
Er bog ab, wir fuhren weiter, den Kopf immer wieder nach rechtsdrehend zum schneebedeckten
Vulcan. Die Landschaft gefiel uns ausnahmslos gut, sehr grün und bergig. Da, ein rotes Auto
fuhr an uns vorbei, der Fahrer hupte und winkte. Daumen hoch und oben am Berg angekommen,
wartete er schon mit gezückter Kamera. Carlos stellte sich uns freudestrahlend vor, seine
Begleiterin Martha zückte Papier und Kuli, und im nächsten Moment hatten wir sämtliche
Telefonnummern von den Beiden. Noch ein Foto, Auskunft erteilend für die weitere Strecke
und eine große Umarmung zum Abschied. Nur noch 9 Kilometer bis San Gabriel, diese schafften
wir schnell und waren gegen 12:30 Uhr schon in der Stadt. Zu früh, um Schluss zu machen,
und laut Carlos gab es in den Orten danach auf jeden Fall Unterkünfte. Also weiter, weniger
hoch und runter als in Kolumbien, was auch gut so war. In La Paz fuhren wir an einer
Polizeistation vorbei, fragen wir doch mal nach den Unterkunftsmöglichkeiten. Nein, hier
gebe es keine und weiter in Bolivar auch nicht, nur in San Gabriel. Zurück wollten wir
natürlich nicht, dazumal, das wir dann wieder hochfahren hätten müssen. Hören wir uns doch
im Dorf mal um. In der dortigen Schule gab man uns die Auskunft, das eine Señora Fatima
Zimmer vermieten würde. Dort angekommen, verneinte die besagte Fatima diese Information.
Zurück zur Schule, war diese abgeschlossen, Hmm! Im Restaurant gab es auch keine Zimmer,
aber die Information, das in Bolivar eine Residencia wäre. Also, weiter nach Bolivar,
Nachfrage, nein, keine Unterkunft! Ziemlich ratlos suchten wir den Central Mercado auf und
gönnten uns jeder 2 große Teller Suppe a la Sancocha, fantastisch! Ich fragte bei der Köchin
nach, ob die Auskunft, dass es hier keine Unterkünfte gäbe, richtig wäre. Ja, stimmt, aber
vielleicht gibt es da ja doch eine Übernachtungsmöglichkeit. Eine andere Köchin zeigte uns
ein Haus und blieb auch gleich mit da, um anzufragen. Kein Mensch machte auf, dann gesellte
sich ein älterer Herr zu uns, der sich als Dueno rausstellte. Er zögerte ziemlich lange,
dann schloss er die Haustür doch auf und bat uns herein. Ziemlich düster alles, ich wollte
mir das Zimmer auf jeden Fall erst ansehen. Ein dunkles Kämmerchen ohne Licht, das Bad mit
einer vollgeschissenen Toilette über den Hof, und dafür wollte der gute Mann $8 haben.
Zuviel! Wir bedankten uns bei der Köchin und fuhren lieber weiter. In Ambuqui sollte es
definitiv Hospedajes geben. Wir radelten also statt ursprünglich angedachten 65 Kilometern
rund 110 Kilometer und kamen ziemlich erledigt in Ambuqui an, nachdem wir auch nochmal eine
Subida hochmussten. $30 die ersten beiden Hotels, $20 das nächste und damit das preisgünstigste.
Wir checkten ein, gegenüber gab es zum Glück eine Tienda und keine 5 Minuten nach Belegung des
Zimmers war auch der tägliche Regen im Anmarsch.
Ambuqui nach Otavalo 04.05.2013
Gegen 6:30 Uhr starteten wir, es ging bergab, dann ging es über lange Zeit leicht bergan,
sehr moderat. Rechts heute immer den Vulcan Cotacachi mit 4944 Metern im Blick, auch dieser
schneebedeckt. Vor Ibarra kam eine kurze Subida, sehr harmlos! Vor Ibarra trafen wir auf
Santiago aus Argentinien. Ein sehr netter Radfahrer, wie wir fanden. Wir unterhielten uns
ziemlich lange, machten Fotos, tauschten Adressen aus und zum Abschluss gab’s auch noch ein
Stück Schokolade für uns, lecker! Wir fuhren dann weiter nach Ibarra rein, die Stadt sprach
uns aber nicht an, so dass wir auf jeden Fall weiter nach Otavalo fahren wollten. An einer
Panaderia machten wir Stop. Teilchen gehen immer und ich bekam schon wieder eins extra
eingepackt von der sehr betagten und freundlichen Señora. Die Menschen hier gefallen mir
sehr. Wir ließen es uns schmecken, dann mussten wir noch unsere Wasserflaschen auffüllen,
danach ging es weiter auf der Ruta 35. Steiler Anstieg, gerade, wieder Anstieg, gerade und
noch zweimal das ganze Spiel. Wir hatten keine Lust mehr zu fahren, es reichte für heute.
Nach 64 Kilometern näherten wir uns Otavalo, gleich am Ortseingang ein Hostal auf der rechten
Seite, dort fragten wir nach. 2 ziemlich junge Indigenas zeigten mir mehrere Zimmer, wir
einigten uns auf einen Preis von $16, nicht gerade preiswert, aber Otavalo ist ein Touristenort,
woanders hätten wir garantiert mehr bezahlen müssen. Wir bekamen ein sehr schönes Zimmer,
die Dusche schön heiß, wir waren glücklich. Gegenüber ein Minimarkt, wo ich alle Dinge für
ein gutes Essen bekam, die Küche durften wir im Hostal auch benutzen. Otavalo ist ein Ort
mit 50000, überwiegend indigenen Einwohnern. Hier in Ecuador tragen die Frauen Röcke,
meist sehr schöne bestickte Blusen und einen Herrenhut. Die Männer tragen lange, zusammengebundene
Haare, meist schwarze Hosen, weiße Hemden und Ponchos. Uns gefallen die Indigenas hier,
zurückhaltender als die Ladinos, doch meistens sehr freundlich und lächelnd. Nachdem wir
gegessen hatten, machten wir uns ins Zentrum von Otavalo auf. Heute war Samstag und somit
einer der beliebtesten Handwerkermärkte in der Stadt. Am Anfang dachten wir noch, na ja,
ganz schön zum Anschauen, aber mehr auch nicht. Doch je länger wir die Waren betrachteten,
desto mehr waren wir hin und weg. Die schönsten Sachen aus Alpaca Wolle, weich und von
feinster Qualität. Wir konnten nicht anders, ein Schal für mich und eine wunderschöne Decke,
die uns beiden gefiel, mussten wir einfach kaufen. Danach gönnten wir uns ein Bier, schauten
uns noch ein wenig um und traten den Rückweg ins Hostal an. Kaum dort angekommen, regnete es wieder.
Otavalo nach El Quinche 05.05.2013
Feliz cumpleaños a ti…, Waldemar’s Geburtstag! Herzlichen Glückwunsch, mein Liebster! Ein
weiterer Geburtstag in der Ferne. Zur Feier des Tages gab’s einen schönen heißen Café und
lecker Müsli. Leider regnete es heute schon am Morgen, was wir ja gar nicht mögen. Na ja,
was soll’s. Regensachen an und raus auf die Straße. Wir waren noch nicht aus der Stadt raus,
da hatte Waldemar auch schon einen platten Hinterreifen, tolles Geburtstagsgeschenk! Zum
Glück 15 Meter zurück eine überdachte Bushaltestelle, dort behoben wir den Schaden sehr
schnell. Wieder rein in den Regen, der erste Anstieg über mehrere Kilometer, es wurde immer
kälter, doch der Regen hörte auf. Von oben ein schöner Blick auf den Lago San Pablo, hätte
bei gutem Wetter bestimmt noch schöner ausgeschaut. In Gayambe fanden wir ein nettes Cafè,
dort gab es heiße Schokolade und Bizcochos, eine Art Mürbeteig Gebäck mit Käse, das tat
richtig gut. Nach einer ausgedehnten Pause ging es weiter. Langsam setzte bei uns Hochspannung
ein, denn nicht mehr weit entfernt war der Äquator, la Linea Equinoccial 0° 00’ 00’’. Und
das an Waldemar’s Ehrentag, wieder mal super gutes Timing und ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.
Noch ein Anstieg, dann sahen wir das Hinweisschild schon! Ein sehr schöner Platz erwartete
uns mit einer riesigen Sonnenuhr und einem Monument und natürlich der Äquator Linie. Fotos
mussten her. Ein junger Señor gab uns noch viele Informationen zu dem Ort und zu der Bedeutung,
und die Sonne ließ sich auch kurzzeitig blicken. Wir waren sehr bewegt und beeindruckt.
Danach setzten wir unsere Fahrt fort, jetzt radeln wir auf der Südhalbkugel dieser Welt,
toll! Auf und ab, die nächsten dunklen Wolken im Anmarsch, wieder suchten wir in einer
Bushaltestelle Unterschlupf. Regensachen an, rein ins Nass, falsche Entscheidung, der Regen
war so stark, dass es richtig schmerzte, also nächste Haltestelle aufsuchen und abwarten.
Nach einiger Zeit ließ der Regen nach, wir wagten uns weiter zu fahren. Bei Calderon bogen
wir ab auf die alte Ruta 35 Richtung El Quinche. Regensachen aus, noch 8 Kilometer, das
sollte zu schaffen sein. Doch links schon wieder eine Regenfront, wir traten nochmal richtig
in die Pedalen und erreichten El Cinche trocken. Dort direkt an der Hauptstraße ein Hotel,
mit $40 viel zu teuer, der Chef ging auf $24 runter, immer noch zu teuer. Weiter Richtung
Kirche, und diese ist übrigens sehr schön und eine Wallfahrtskirche dazu. Nahe dieser gibt
es ein Hostal Namens „Nice“, auf der Calle Esmeraldas y Manabi, welches wir sehr empfehlen
können. Ruhig, sehr gepflegt, super gute, heiße Dusche und mit einem Preis von $12 top!
Hier blieben wir gerne. Später schauten wir uns den Ort an, aßen mit vielen anderen
Einheimischen in einem Comedor gute Hausmannskost. Eine sehr betagte Señora betrat diesen
und bat um milde Gaben. Ich fragte sie, ob sie Hunger hätte, sie bejahte. Wir bestellten
ihr ein Essen, das ist doch das mindeste, was man tun kann, wie wir finden. Sie bedankte sich
tausend Mal, wir umarmten sie ganz fest und wünschten ihr alles Gute! Dann schlenderten wir
über den Markt, probierten Zuckerrohr, hatten Spaß mit dem Verkäufer und deckten uns mit Obst
satt ein. Danach schauten wir uns die wunderschöne Kirche an. Waldemar stellte zwei Kerzen
für uns auf, wir hielten kurz inne und freuten uns über diesen trotz vielen Regen wunderschönen Tag.
El Quinche nach Machachi 06.05.2013
Nur 30 Kilometer bis Tumbaco, (Quito), also etwas länger schlafen! 6:30 Uhr klingelte der
Wecker, Taschen packen, Räder runterbringen und, schon wieder ein platter Hinterreifen an
Waldemar’s Fahrrad. Egal, es regnete in Strömen, also mal ganz in Ruhe flicken. Ich kümmerte
mich derweil um das Frühstück und um unsere Taschen. Einen Café genehmigten wir uns auch,
dann war Waldemar fertig, und wir konnten aufladen. Och nö, warum war der Hinterreifen denn
jetzt schon wieder platt. So ein Mist! Alles wieder runter und von vorne das ganze Spiel.
Dann endlich konnte es losgehen. Es regnete immer noch, also rein in die Regenkluft. Berg
hoch, heute rein gar keine Sicht, wie schade. Den Hunden machte der Regen nichts aus und
sie attackierten uns heute reihenweise. Nicht ungefährlich bei den nassen Straßenverhältnissen.
Vor Tumbaco nahm der Verkehr zu, es regnete immer noch, wir waren klatschnass und durchgefroren,
da half auch kein Berganstieg mehr, um wieder warm zu werden. In Tumbaco empfingen uns
miese Straßen, tiefe Löcher und wir suchten eine ganze Weile, bevor wir das Haus von Santiago,
der dort eine Casa de Ciclistas führt, fanden. Der Empfang etwas unterkühlt, wir waren
erstaunt, hatten doch so viele Radfahrer von diesem Haus geschwärmt. Na gut, wir wurden
eingelassen, es tat sich dann nicht sehr viel, außer dass wir die Räder unter ein Vordach
abstellen durften. Zwei andere Radler begrüßten uns kurz. Santiago, der Hausherr, teilte
uns dann mit, dass das Haus voll wäre und noch weitere Radfahrer dazu kommen würden. Er
zeigte mir dann eine offene Garage, wo sich zig Räder befanden, dort, meinte er, könnten
wir unser Zelt aufstellen. Ich äußerte mich erstmal nicht, weil mir just in diesem Moment
unsere niederländischen Freunde um den Hals fielen. Sie waren seit zwei Tagen in der Casa
und hatten Glück, das einzige Zimmer war ihr’s. Santiago erklärte dann noch, das die Küche
nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden könnte, bei so vielen Leuten müssten wir schauen,
wie wir klar kämen. Irgendwie stand mir so gar nicht der Sinn danach. Kalt, nass, durchgefroren,
eine windige Garage, wo ich noch gar nicht sah, das unser Zelt dort überhaupt reinpasste,
keine warme Dusche normalerweise und jetzt auch noch die Ankündigung, dass wir die Küche
nicht jederzeit nutzen konnten. Ich beratschlagte mich mit Waldemar. Er fühlte sich auch
nicht wohl an diesem Ort. Wir unterhielten uns noch kurz mit Janneke und Patrick, die
Beiden hatten extra noch ein Geburtstagsgeschenk für Waldemar besorgt. Ich fragte Santiago
nach einer Unterkunft in der Nähe, denn wir bräuchten ein Dach über dem Kopf. Er gab mir
die Auskunft, in Tumbaco gäbe es keine, nur 5 Kilometer weiter gäbe es ein Hotel. Also,
wieder rein in den Regen, Fluchen half nichts. Dort angekommen, haute mich der Preis um.
$39 für die Nacht wollte die Señora haben, ganz bestimmt nicht. Wir fluchten nochmal,
fragten uns durch zur Panam al Sur, zogen am Berg unsere Regensachen aus, schnauften um
die Wette, dann ging gar nichts mehr, ich musste vom Rad runter, Waldemar gab kurze Zeit
später auch auf, zu steil war die Straße. Wir stemmten die Räder nach oben, endlich die
Kreuzung zur Panam in Sicht. Dort brauchten wir ewig, um auf die andere Seite zu gelangen,
vierspurig und stark befahren. Endlich hatten wir es geschafft, rauf auf die Räder und warm
fahren. Vorbei an Quito, die Stadt zog und zog sich unter uns dahin und nahm kein Ende. Ein
Polizist sagte uns, noch 15 Kilometer bis nach Machachi, diesen Ort visierten wir an. Weiter
und weiter, hoch, gerade aus, wieder hoch. Wir hatten schon weit über 15 Kilometer auf dem
Tacho, und waren immer noch nicht aus Quito raus. Wir mussten höllisch aufpassen, die Panam
in Ecuador ist gespickt mit Glassplittern, wir wollten nicht schon wieder einen Platten
reparieren. Aus ursprünglich 30 Kilometern wurden letztendlich über 80 Kilometer. Machachi
liegt etwas ab von der Panam, machte den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Wir fuhren in den
Ort rein, fragten nach einem Hostal oder Hotel. Ein Hostal gibt es hier nicht, dafür ein
Hotel mit dem Namen „La Estancia Real“, welches mir auf Anhieb sympathisch war. Sandra, die
Hausherrin, gab mir ein Zimmer für einen Sonderpreis von $13 mit heißer Dusche und einem
vernünftigen Bett. Sogar Internet gibt es hier, auch in Ecuador eher die Ausnahme. Abendessen
durften wir auch im Haus, wir waren glücklich, diesen Ort gefunden zu haben. Nach einer
ausgiebigen Dusche gingen wir in die Stadt, besorgten noch ein paar Dinge und ließen uns
später das Essen im Hotel schmecken.
3 Tage Machachi 07.05.2013 bis 09.05.2013
Wir beschlossen, hier in Machachi etwas länger zu bleiben. Frühstück und Abendessen bekamen
wir im Hotel immer frisch zubereitet für kleines Geld. Die Hausherrin kümmerte sich um unsere
Wäsche. Wie schon erwähnt, Internetzugang hatten wir auch und das Städtchen war ohne
Touristen, was wir ja besonders gerne mögen. Machachi hat auch eine Post mit einer ganz
netten, hilfsbereiten Mitarbeiterin, die uns sehr geholfen hat. Zuerst erkundigten wir uns
nach den Preisen für das Versenden eines Paketes. 2 Kilogramm kosten rund $45 mit Codierung,
ist ja richtig preiswert in Gegensatz zu Kolumbien. Wir sortierten die Sachen aus, die wir
nicht mehr weiter mit uns rumschleppen wollten und letztendlich sind es 6 Kilogramm geworden,
wir wollten es erst gar nicht glauben. $110 haben wir blechen müssen, puh! Dafür kein ewig
dauerndes Procedere mit dem Ausfüllen sinnloser Formulare, einen passenden Karton gab es
bei der Post selber, nur eine Kopie des Reisepasses war notwendig und das nötige Kleingeld.
Wir suchten eine Bank auf, der Automat wollte uns kein Geld auszahlen. Rein in die Bank,
mit einer Mitarbeiterin gesprochen, die mir dann erzählen wollte, dass meine Kreditkarte
nicht funktionieren würde und ich mit meiner Bank in Deutschland sprechen müsste. Nächste
Bank, auch dort kein Glück, noch zwei weitere Fehlversuche, langsam wurden wir hibbelig.
Der fünfte Geldautomat wollte dann doch und wir hielten endlich die benötigten Dollarscheine
in der Hand, was für eine Aufregung. Jetzt fühlen wir uns wieder gut ausgeruht, um die
nächsten Bergetappen in Angriff nehmen zu können. Wir befinden uns auf rund 2900Hm und es
geht noch rund weitere 1000 Meter hoch, na dann!
Machachi nach Ambato 10.05.2013
Heute vor genau 2 Jahren sind wir in Düsseldorf zu diesem Abenteuer gestartet. Wo ist nur
die Zeit geblieben? Wir machten uns wieder früh auf den Weg, raus aus Machachi, rauf auf
die Panam und wie meistens bergauf, so auch an diesem Morgen. Rechts von uns wieder ein
schneebedeckter Vulkan Namens Corazon (das Herz), wie schön. Wenig später versteckte sich
dieser hinter Wolken, Glück gehabt, noch schnell vorher ein Foto gemacht. Weiter rauf, es
wurde zusehens ungemütlich und richtig kalt. Ich musste anhalten und dicke Socken, lange
Beinkleider, Mütze und Handschuhe anziehen, schon viel besser! Dicht bewölkt für einige
Zeit ging es weiter hoch, dann ließ sich Klärchen wieder blicken, wurde ja auch Zeit. Der
Anstieg war vorbei, weiter geradeaus, dann leicht bergab. Viel schneller als gedacht, waren
wir in Latacunga. Was nun, hierbleiben oder die nächsten 50 Kilometer in Angriff nehmen?
Nach einer ausgiebigen Pause entschieden wir uns, weiter zu fahren. Erst runter, dann
geradeaus und 2 knackige Anstiege waren auch noch dabei, die wir aber beide gut bewältigten.
Nach 95 Kilometern waren wir in Ambato. Diese Stadt schien nur aus Autohäusern und Reparatur
Werkstätten zu bestehen, nicht sehr einladend und bis wir endlich im eigentliche Zentrum
waren, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit. Dieses auch nicht gerade ansprechend, egal,
weiter konnten wir heute nicht mehr fahren. Die Unterkunftssuche zog sich in die Länge.
Wir entschieden uns für das Hotel Portugal, wo es eine warme Dusche und angeblich auch
Internetzugang gab. Zweiteres klappte dann doch nicht, hatten wir ja schon öfters erlebt.
Das Zimmer war für $20 reichlich überteuert, doch die anderen Hotels und Hostals waren
richtige Absteigen gewesen. Waldemar bekam die Stadt gar nicht, er hatte eine Heuschnupfen
Attacke vom allerfeinsten und die Nase wollte gar nicht mehr aufhören, zu triefen. Da half
nur noch ein Antihisthamenikum. Wir machten uns auf die Suche nach einem Ort zum Essen,
auch das in diesem Kaff eher ein Krampf. Wir fanden dann aber doch einen Comedor, wo wir
gute Hausmannskost fanden. Danach noch einkaufen und ab auf’s Zimmer, wir waren platt.
Ambato nach San Andres 11.05.2013
Um 5:15 Uhr klingelte der Wecker, um 6:00 Uhr quälten wir uns aus dem Bett. Draußen war es
bewölkt, keine Berge zu sehen. Gegen 6:45 Uhr saßen wir auf den Rädern. Heute wollten wir
nach Riobamba fahren. Die Rausfahrt aus dieser ungastlichen Stadt zog sich auch wieder,
zumal uns ein Schüler noch die falsche Richtung sagte. Zum Glück fragten wir nochmal nach
und wurden in die entgegengesetzte Richtung zurückgeschickt. Dann endlich waren wir raus
aus Ambato, schnauften wieder einen Berg rauf und zogen uns ständig das Langarmshirt aus
und wieder an. Doch die große Kälte von gestern blieb uns heute zum Glück erspart. Dafür
nicht die aggressiven Hunde, die uns regelmäßig attackierten und die immer lästiger werdenden
Auspuffgase der vorbeifahrenden Vehikel. Da frag ich mich, ob Fahrrad fahren wirklich so
gesund ist. Die Mitarbeiter an den Zahlstationen hier in Ecuador tragen wahrscheinlich
nicht umsonst Atemschutzmasken, vielleicht sollten wir es mal mit einem Mundschutz probieren.
Später zeigte sich die Sonne, doch der Blick auf den Chimborazo blieb uns verwehrt. Dieser
versteckte sich hinter den Wolken und wollte sich einfach nicht zeigen, egal, wie oft wir
schauten. Wir waren richtig sauer auf den höchsten Vulkan Ecuadors mit immerhin 6310 Metern
üM und zur Sonne der kürzeste Punkt auf der Welt. Dann noch ein schöner Anstieg, doch
insgesamt war die Strecke nicht so heftig, wie wir sie uns vorgestellt hatten. In San
Andres, rund 7 Kilometer vor Riobamba schauten wir uns wieder um und waren uns einig, wenn
wir den Chimborazo in voller Pracht sehen wollten, dann war hier der beste Ort. Im Dorf
gibt es ein sehr schönes Hotel mit direkte Blick auf den Vulkan. Wir zögerten nicht lange
und quartierten uns dort ein. Das einzige Restaurant im Dorf hatte heute zwar nicht geöffnet,
dafür durften wir die riesige Küche des Hotels in Beschlag nehmen. Der Dorfladen hatte alles,
was unser Herz begehrte und nachträglich zum Zweijährigen genehmigten wir uns ein schönes
kühles Bier. Danach stand uns der Sinn gestern nicht, dafür schmeckte es heute umso besser.
Aus dem Zimmer blickten wir immer wieder auf das Objekt unserer Begierde, später konnten wir
ihn ganz sehen, dann in abstrakter Form des einfallenden Lichts. Morgen früh, hoffen wir,
sehen wir ihn bei ganz klarer Sicht! San Andres hat eine schöne Kirche, wo gerade ein Konzert
zu Ehren der hiesigen Mütter stattfindet, schließlich ist morgen Muttertag. Also, lauschen
wir doch noch ein wenig und schlafen dann seelig ein.
San Andres nach Caja Bamba 12.05.2013
Seelig eingeschlafen sind wir, doch um 3:00 Uhr in der Frühe zog ein Kleintransporter mir
Riesen Lautsprechern hinten drauf durch den Ort und gratulierte allen Müttern zum Muttertag.
Die Armen, jetzt werden sie schon um diese Uhrzeit beschallt und wir dazu! Um 6:00 Uhr
schaute ich aus dem Fenster, dichter Nebel, kaum die andere Straßenseite sichtbar, also
wieder rein ins schöne warme Bett und noch eine Runde schlafen. Gegen 8:00 Uhr wurde ich
das nächste Mal wach, der Chimborazo nicht zu sehen. Wir aßen in Ruhe Frühstück und machten
uns gegen 9:30 Uhr auf. Der höchste Vulkan Ecuadors weiterhin nicht zu sehen. Regenwolken
links von uns, statt nach Cuano fuhren wir direkt nach Riobamba. Große Stadt, direkt am
Ortseingang hörten wir ein Lied, welches uns schon in der vorhergehenden Nacht während des
Konzertes gefallen hat. Ich fragte die Männer nach dem Titel und statt mir den Namen des
Sängers aufzuschreiben, bekam ich gleich eine Kopie der gesamten CD in die Hand gedrückt,
Danke schön! Weiter rein ins Zentrum, dort hielten wir bei der Bahnstation an. Hier fährt
normalerweise 2mal täglich ein Zug, doch im Moment wird an der Trasse gebaut. Dafür gab es
einen schönen Artesania Laden im alten Bahnhofsgebäude, den schauten wir uns an. Danach
fuhren wir noch ein wenig durch die Stadt, fanden diese aber wenig attraktiv und fuhren
lieber wieder raus. So richtig Lust hatte ich aber nicht auf Kilometer abspulen, Waldemar
merkte das ziemlich schnell. Nach 33 Kilometern fuhren wir in Caja Bamba rein, ein kleiner
Ort mitten an der Panam. Dort war ganz schön was los, Markttag und wieder fast nur Indigenas.
Wir fragten lieber mal nach, wie viele Kilometer es bis nach Guamote waren, wo wir heute
noch hinwollten. Der erste Señor sprach von rund 12 Kilometern, was ich schon mal gar nicht
glauben wollte. Neben uns die Polizei, die gab uns eine Zahl zwischen 15 und 20 Kilometern
an. Ein Anstieg, danach nur flach weiter. Wir fuhren zum Ortsausgang, dort ein Schild mit
sage und schreibe einer Angabe von 31 Kilometern bis nach Guamote. Hatten wir keine Lust
drauf, dazumal der Himmel wieder düster und grau aussah. Wir machten kehrt und quartierten
uns in einem netten Hotel ein. Mit $15 bezahlbar, wir bekamen ein großes Zimmer und nach
einer kleinen Diskussion durften wir auch die Räder mit auf’s Zimmer nehmen. Wir machten
uns direkt zum Wochenendmarkt auf, wollten vorher aber gerne noch den Zimmerschlüssel haben.
Der existierte nicht und nach einigem Hin und Her packten wir unsere Sachen in ein noch
nicht gereinigtes Zimmer, um später zurück zu kehren in unser eigentliches Reich, was für
eine Aufregung. So, jetzt aber auf ins Getummel. Dort gab es leider nur viel Ramsch und
Unmengen von Cremetorten, die so vor sich hinbrüteten, denn die Sonne ließ sich mittlerweile
wieder blicken. Ließen wir lieber die Finger davon. Im Centralmercado gab es dafür einen
leckeren Saft. Essen wollten wir eigentlich auch dort, aber die Sauberkeit ließ zu wünschen
übrig, so dass wir auch davon Abstand nahmen. Zurück Richtung Hotel fanden wir ein Lokal,
wo wir uns unter freien Himmel Kartoffeln mit speziell zubereitetem Schweinefleisch und
weißen Maiskörnern schmecken ließen, dazu ein schönes kühles Bier. Den Abend verbrachten
wir geruhsam im Hotel.
Caja Bamba nach Alausi 13.05.2013
31 Kilometer nach Guamote, die Anzeige von Vortag stimmte genau. Auch die Auskunft, zuerst
ein Anstieg und dann flach weiter. Es war kalt und ich fuhr mit langen Beinkleidern und Mütze.
Mitten durch Indigena Gebiet, jeder Kleinbauer hat so um die 3-4 Schafe oder Kühe und diese
werden jeden Tag überwiegend von den Frauen auf die Weide gebracht. Die Leute grüßten meistens
sehr nett, viele winkten auch und wünschten uns eine gute Reise. In Guamote frühstückten wir
gemütlich, es gab Brot mit Rührei und Café, dann gingen wir die nächsten 44 Kilometer nach
Alausi an. Die Sonne kam mehr und mehr durch, nach einem weiteren Anstieg fuhren wir auf
einem Bergkamm, links und rechts Felder an den Berghängen, die in Sonne in den verschiedensten
Grüntönen leuchteten, Schilfgras am Wegesrand, Nadelbäume, wir genossen die Fahrt in vollen
Zügen und fast kein Autoverkehr auf den Straßen. Später wurde es wieder dunkel, der Wind
setzte ein und wir kämpften uns einen weiteren Berg rauf. Noch eine Abfahrt, und wir waren
in Alausi angekommen. Diese Stadt liegt tief unten im Tal, also Schussfahrt runter. 5 Hotels
schaute ich mir an, traf dabei einen Radler Namens Axel aus Deutschland, der mich direkt
sehr freundlich ansprach. Er gesellte sich zu Waldemar, ich schaute mit noch eine weiteres
Hostal an, welches mir am besten gefiel und mit $24 im Gegensatz zu den anderen Unterkünften
preiswert war. Dort blieben wir und verabredeten uns mit Axel zum Essen. Später tranken wir
auch noch gemeinsam einen guten Café, für Ecuador eher untypisch und schauten uns die
Zugverbindungen an. Dieser Zug fährt hier täglich 3 Mal zur „Nase des Teufels“. $25 sollte
die Hin- und Rückfahrt für eine Person kosten, reine Fahrzeit 80 Minuten, ganz schön teuer.
Das überlegten wir uns dann doch nochmal. Wir schwatzten noch ein wenig, und beschlossen,
evtl. am nächsten Tag gemeinsam die Fahrt nach Chunchi zu bestreiten.
Alausi nach Chunchi 14.05.2013
Der Morgen nebelig, wir trafen uns gegen 7:30 Uhr mit Axel in seinem Hotel. Hoch auf die
Panam, zum Glück sehr wenig Verkehr und die Sicht noch einigermaßen gut. Erster Anstieg von
rund 10 Kilometern, oben angekommen, nur Nebel, wieder keine Weitsicht. Eine Abfahrt durch
die Nebelschwaden, dann wieder rauf, immer noch Nebel. Dann ein kurzer Blick ins Tal möglich,
um kurz darauf wieder im dicksten Nebel zu fahren. So ging das über 31 Kilometer, dann
hatten wir Chunchi erreicht. Wir aßen zu Mittag, dann gingen wir auf Unterkunft Suche.
Diese gestaltete sich als echt nervig. Das erste Hotel hatte nur ein Zimmer mit Fenster,
das andere leider ohne. Das zweite Hotel eigentlich zu teuer und die Zimmer auf der zweiten
Etage. Das dritte eine Recidencia, wo wir eigentlich bleiben wollten, aber nach näherem
Betrachten der Betten Reißaus nahmen. Wir fuhren wieder zum ersten Hotel, die Zimmer im
Erdgeschoß gaben den Ausschlag. Nach der zum Glück heißen Dusche schlenderten wir ein wenig
im Ort rum, nicht sehr aufregend, kauften noch ein paar Dinge ein und gingen zurück ins
Hotel. Später aßen wir auch im dortigen Restaurant, die Portionen fielen leider nicht sehr
üppig aus, so das sich Axel an einem Straßenstand noch Pommes einverleibte und wir uns mit
Keksen sättigten.
Chunchi nach Zhud 15.05.2013
Die Nacht war laut und ungemütlich, hätten vielleicht doch ein Zimmer ohne Fenster nehmen
sollen. Doch draußen lachte die Sonne, wir beeilten uns, aus Chunchi rauszukommen. Die Nariz
del Diablo durften wir heute in der Frühe bewundern, Chunchi von weitem sah auch viel netter
aus. Für ein paar Stunden genossen wir die Sonne und die Wärme, dann kamen wieder dichte Wolken,
später folgte Kälte und Regen. In Zhud gab es ein familiengeführtes Hotel mit einer Forellenzucht,
dort quartierten wir uns ein. Der nette Besitzer fuhr uns später mit seinem Wagen zu den
Einkaufsmöglichkeiten im Dorf, echt sehr nett. Die Forellen für unser Abendbrot bekamen wir
fangfrisch zubereitet, dazu Kartoffeln und Gurkensalat, ein Schmaus. Mit viel Tee versuchten
wir uns aufzuwärmen, funktionierte einigermaßen und später unter etlichen Decken wurde uns
endlich warm.
Zhud nach Canar 16.05.2013
In aller Frühe ging es weiter, der nächste heftige Anstieg. Oben gab es Teilchen und Obst
satt, dann eine Abfahrt nach El Tambo, danach wieder rauf nach El Canar. Waldemar war’s
wohl zu langweilig, deshalb durfte er mal wieder kurz vor Canar seinen Hinterreifen flicken.
Geschickter Weise an einer Reifenwerkstatt, dort hatten wir wenigstens Platz. Der Besitzer
und seine Familie beobachteten uns interessiert, Axel durfte die vielen Fragen beantworten
und zum Abschied bekamen wir jeder noch zwei Orangen in die Hand gedrückt. In Canar gönnten
wir uns ein zweites Frühstück. Waldemar sprach aus, was Axel und ich auch dachten, er hatte
keine Lust, weiterzufahren. Na gut, bleiben wir doch einfach hier. Axel und ich schauten
uns einige Hostals an, eins sagte uns zu, der Preis stimmte auch. Waldemar nahm noch ein
paar Veränderungen am Fahrrad vor, ich durfte fleißig mithelfen. Axel verschwand in seinem
Zimmer, ihm plagten starke Kopf -und Ohrenschmerzen. Unser Zimmer konnten wir nicht abschließen,
also machte ich mich alleine auf die Socken, um den Ort ein wenig zu erkunden. Viele Indigenas,
nette Plätze. Später bekam ich Hunger, fand aber nichts Passendes. Traf den Hostalbesitzer
und fragte ihn, ob ich die Küche im Hostal benutzen dürfte. Selbstverständlich, con mucho
gusto! Einkauf, zurück in die Unterkunft, Herd angeschmissen und losgelegt. Spaghetti al la
Bolognese, mmmh!
Canar nach Cuenca 17.05.2013
Nochmal klettern, heute auf 3500Hm. Oben ein herrlicher Blick, Sonne satt! Wir machten eine
schöne lange Pause, genossen die Landschaft und die Teilchen. Dann zogen wir uns warm an,
denn jetzt ging es 18 Kilometer bergab nach Azogues, sehr schön. Die Hunde überschlugen
sich heute förmlich, um uns doch noch zu erwischen, aber wir waren zu schnell für die Mistköter.
In Azogues gab es Reis und Hühnchen, danach ging es relativ geradeaus weiter nach Cuenca.
Dort vorübergehender Abschied von Axel, er bog ab Richtung Zentrum, wir fuhren weiter auf
der Avenida de las Americas zum vereinbarten Treffpunkt mit Tanja. Diese hatten wir kurz in
Panama City kennen gelernt und sie hatte uns angeboten, bei ihr zu übernachten. Anruf bei
ihr, sie hatte noch Unterricht, eine Freundin kam uns abholen. Jenni brachte uns dann zum
Haus, natürlich auch dieses an einem steilen Berg gelegen, nur durch schieben zu bewältigen.
Dort war fleißig ein Maler mit Wände abschleifen beschäftigt, dieser hatte sich kurzfristig
angekündigt. Wir ließen unsere Sachen erstmal draußen, unterhielten uns mit Jenni und Theresa,
dann kam auch schon Tanja. Sie entschuldigte sich etliche Male für das Chaos, wir warteten ab,
bis der Maler für diesen Tag fertig war, dann kam der Großputz, doch zu dritt ging alles ganz
schnell. Wir durften im Wohnzimmer schlafen mit einer schönen bequemen Couch, alles wunderbar.
Abends gingen wir zusammen zu einem Abschied einer Deutschen in ein nettes Lokal, danach
machten wir das Alternativzentrum in Cuenca unsicher, echt eine nette Szene hier in Cuenca,
wir fühlten uns sehr wohl. Tanja brachte uns noch nach Hause, wir bedankten uns ganz lieb
bei ihr und schliefen tief und fest ein.
Cuenca nach Ona 10.06.2013
Es regnete, wie konnte es auch anders sein. Ich hatte überhaupt keine Lust, bei diesem
Sauwetter zu fahren, doch Waldemar hatte Hummeln unterm Hintern und so raffte ich mich
auch auf. 7:30 Uhr ging es los, natürlich in voller Regenmontur. Raus aus Cuenca, 26 Kilometer
verhältnismäßig flach, doch wir total durchgefroren. In Cumbe fanden wir tatsächlich einen
Comedor, wo uns die Señora Tee und Cafè kochte, danach ging es etwas besser. Dann kam der
erste Anstieg für den heutigen Tag mit 17 Kilometern Länge und wir kletterten auf rund 3500Hm.
Auch hier meistens Regen und kalt. Danach ging es 30 Kilometer meist hügelig nach La Paz.
Dort kamen wir relativ früh an und ließen diesen Ort schnell hinter uns. Wir fuhren runter
für 25 Kilometer und befanden uns nur noch auf 1900Hm. Es war merklich wärmer, die Sonne
kam sogar für einen Moment raus und wir sahen einen wunderschönen Regenbogen, unser
Hochzeitsgeschenk wohl von Petrus. So, und zum Abschluß noch ein Anstieg bis rauf nach Ona.
Nach rund 110 Kilometern und 11 Stunden im Sattel machten wir für heute Feierabend. In Ona
gab es zwei Übernachtungsmöglichkeiten, wobei das erste Haus eher eine Baustelle war und
wir trotz dem Preis von nur $10 doch uns noch die zweite Möglichkeit anschauten. Ein komplett
neues Hotel mit einem wunderschönen Zimmer, heißer Dusche und einem großen Bett, ja das
gönnten wir uns heute. Den Sonderpreis von $20 bezahlten wir gerne für so ein Schmuckstück.
Der Hausherr fuhr uns mit seinem Wagen später sogar noch ins Dorf, so dass wir in Ruhe
einkaufen konnten und später noch zu einem Restaurant, wo das Essen vorzüglich schmeckte.
So neigte sich ein langer, aber schöner Tag dem Ende.
Ona nach Saraguro 11.06.2013
Wieder rauf auf 3040Hm mit einem 18 Kilometer langen Anstieg, Frühsport! Nach 3 Stunden
hatten wir es geschafft. Wieder runter für 13 Kilometer, dort das angeblich existierende
Restaurant nicht gefunden. Viel Wind, Regen, Nebel. So richtig Laune machte es nicht.
Wieder ein Anstieg über 7 Kilometer, dann Saraguro vor uns. Direkt am Ortseingang ein
Restaurant, dort kehrten wir ein. Bekamen ein vernünftiges Mittagessen, danach suchten wir
ein Internet Café auf und machten uns schlau, wie es weitergehen sollte. Im nächsten Ort,
San Lucas, gab es wohl keine Unterkunft und zelten war bei diesem Sauwetter nicht drin.
Bleiben wir doch einfach hier! 4 Hostals im Ort, keins gefiel uns wirklich, wir quartierten
uns im Wasi Sami ein. Ich war ziemlich erkältet und brauchte dringend eine warme Dusche,
die mir auch zugesichert wurde. $18 sollte die Übernachtung kosten, ziemlich teuer, wie
wir fanden. Waldemar duschte sich zuerst und nach nur kurzer Zeit hörte ich ihn klagen und
jammern, das Wasser war saukalt. Er war tapfer und hielt durch, mir lief es schon kalt den
Rücken runter, wenn ich nur an das kalte Wasser dachte. Also zur Rezeption und fragen.
Natürlich wäre das Wasser warm, bekam ich zu hören. Na bitte, dann sollte sie es doch
ausprobieren. Oh, Helado (eisig), stellte der Mitarbeiter fest. Eine Stunde werkelte und
fummelte er, die Chefin wurde gerufen. Ich sagte nur lakonisch, kein warmes Wasser, kein Geld!
Die Chefin war natürlich nicht begeistert, aber das war mir egal. Endlich, nach gefühlten
Stunden war das Wasser vernünftig heiß und ich zufrieden und versöhnt. Man sollte halt nicht
immer direkt bezahlen, sonst passiert nämlich gar nichts! Abends schauten wir uns den Ort
noch ein wenig an, fast nur Indigenas, Männlein wie Weiblein mit langen Haaren, bei den
Männern allerdings zu einem Zopf geflochten, interessant mit edlen Gesichtszügen. Fussball
ist auch hier die Nummer eins. Im Zentralpark eine riesige Leinwand mit der Übertragung des
Spiels Ecuador:Argentinien, wir schauten eine Weile zu. Später verzogen wir uns in ein
Café, dort war es eindeutig wärmer, und die Szene des Ortes hatte sich hier versammelt.
Diese tranken Bier, wir lieber einen Tee.
Saraguro nach Vilcabamba 12.06.2013
Schon wieder Regen, oh Mann! 8 Kilometer hoch, 12 Kilometer bis San Lucas runter. Heißer
Tee musste her, zum Glück gab es den auch. Statt der kürzeren und wohl viel schöneren
Strecke nach Loja mussten wir die asphaltierte Straße weiterfahren. Der andere Weg war
unbefestigt und die Einheimischen rieten uns vehement davon ab. Nur Schlamm und Matsch. Es
ging moderat weiter, dann der erste harte Anstieg, immer wieder Regen und Gegenwind, der
zweite Anstieg, wir waren zermürbt und richtig sauer. Ständig zogen wir uns an und aus.
Hatten wir die Regenkluft an, hörte es schlagartig auf, zu fisseln. Zogen wir uns aus,
begann es in Strömen von neuen zu regnen. So ging es über den Tag verteilt so 20mal. Zum
Glück folgte nach dem Anstieg die Abfahrt über rund 12 Kilometer bis nach Loja. Dort stärkten
wir uns mit Reis, Gemüse und Spiegelei. Loja gefiel uns überhaupt nicht. War eh schon alles
egal, wir nahmen auch die nächsten 50 Kilometer noch in Angriff. 10 Kilometer durch die
Stadt, dann ein heftiger Anstieg von rund 3 Kilometern, das hatten uns die Einheimischen
auch so erzählt. Dann sollte es nur noch runter gehen nach Vilcabamba. Stimmte auch für 25
Kilometer, es wurde warm und alles duftete. Dann standen wir vor dem nächsten Berg und
waren noch lange nicht in Vilcabamba. Sch…, Zähne zusammenbeißen und klettern. Ich fragte
nochmal nach, wie weit es denn noch wäre. Der Señor bekam direkt leuchtende Augen und fragte
mich, ob ich auch deutsch sprechen würde. Ja! Daraufhin trällerte er das erste deutsche Lied,
ein zweites folgte, nur meine Frage nach dem Weg beantwortete er mir nicht. Ich ließ in
singen, schaute hilfesuchend zu Waldemar, der endlich weiter wollte. Beim dritten Lied
würgte ich den guten Herrn dann ab, es war zu viel des Guten. 5 Kilometer noch, 2 davon
nach oben! Danke und Adios! Aus 2 wurden fast 4 Kilometer, halt wie immer, dann nochmal
runter, nach Vilcabamba nochmal hoch. Geschafft! 114 Kilometer, die Beine taten höllisch
weh, aber wir waren angekommen. Im Le Rendevouz wurden wir schon erwartet, leider gab es
nur noch ein teures Privatzimmer. Egal, das Hostal mit einem wunderschönen Garten gefiel
uns auf Anhieb. Unseren Fahrradfreund Axel riefen wir an, leider nicht zu erreichen, na,
vielleicht später. Duschen, Wäsche waschen, Beine hoch. Dann stand Axel auch schon vor uns
und freute sich sichtlich, dass wir diese Knüppelstrecke in so kurzer Zeit bewältigt hatten.
Die meisten Radler nehmen sich für diese Distanz 5 Tage Zeit. Wir gingen gemeinsam essen
und beschlossen, noch einen Ruhetag einzulegen. Axel nahm es hin, dann sollte es aber
definitiv weitergehen.
Vilcabamba 13.06.2013
Ausschlafen, Frühstück mit selbst gebackenen Brot, lecker. Axel treffen, Pläne schmieden,
wie es weitergehen sollte. Die Strecke zwischen Vilcabamba und Zumba war wohl nicht mit dem
Rad befahrbar. Durch den vielen Regen war die größtenteils unbefestigte Straße eine einzige
Schlammpiste, Erdrutsche zuhauf und sogar für Vierrad Jeeps eine Herausforderung. Wir wollten
es mit dem Bus versuchen, Waldemar erhob Einwand und machte den Vorschlag, doch einen Jeep
zu mieten. Axel hatte eine Telefonnummer eines Don Alcides dabei, denn rief ich kurzentschlossen
an. Nach Verhandlungen wollte er uns für $90 nach Zumba fahren, 6 Stunden sollte die Fahrt
dauern. Der Bus am Vortag hatte 24 Stunden gebraucht, darauf hatten wir überhaupt keine Lust.
Wir nahmen an und verabredeten uns für den nächsten Tag. Um 9:00 Uhr sollte es losgehen.
Zwei weitere Radler trafen ein, Tilo und Sonja, ein deutsch-schweizerisches Paar. Sie
quartierten sich auch im Rendevouz ein und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen.
Vilcabamba nach Zumba mit 4 Radantrieb 14.06.2013
Frühstück in aller Ruhe, um 8:45 Uhr stand der Don schon vor der Tür, na, wann hatten wir
das denn das letzte Mal erlebt. Wir luden die Räder auf die Ladefläche, die Taschen dienten
als Puffer, dann wurden die Sachen wohlweislich mit einer Plane abgedeckt und festgezurrt.
Abschied von Sonja und Tilo. 40 Kilometer auf befestigter Straße, doch diese reichte mir schon.
Erdrutsche, Regen, reißende Bäche über die Straße verlaufend, Kälte, Nebel, Räumfahrzeuge.
Doch das war erst der Anfang. Schlammschlacht, einsinken im tiefsten Lehm, Geröll,
beängstigende Gegend, überall Erdrutsche, Anstiege, die ich so noch nicht kennen gelernt
hatte, ein schwitzender Fahrer und drei sehr nachdenkliche Fahrradfahrer, die sich immer
wieder ungläubig anschauten über diese Naturgewalten und Gefahren. Wir waren froh, als diese
Tortur nach 6 Stunden in Zumba ein Ende fand, es war ein Höllenritt, den wir mit dem Fahrrad
unter diesen Umständen nie bewältigt hätten. Leider ist beim Verstauen der Räder meine
Frontlampe abgerissen, hoffentlich kriege ich das wieder hin. Der Jeep sah aus wie durch den
Lehm gezogen, aber alles war in Ordnung. Wir bedankten uns, Marko musste heute noch die ganze
Strecke zurück nach Vilcabamba. Wir luden ab, ich ließ die Jungs an der Plaza sich erholen
und suchte eine Unterkunft. Nach langer Suche fand ich ein Hotel, was einigermaßen ansprechbar
ist. Nur die Fahrräder durften wir nicht mit aufs Zimmer nehmen. Ich reparierte meinen
Scheinwerfer, Waldemar ölte die Ketten nochmal und morgen geht es auf zur Grenze nach Peru,
15 Kilometer trennen uns noch von dieser.
Was können wir über Ecuador sagen? Es war eins der abwechslungsreichsten Länder auf unserer bisherigen Reise. Schneebedeckte Berge, tolle Landschaften, verschiedenste Kulturen, Sonne, aber auch viel Regen, Nebelverhangene Täler, Wälder, freundliche und nicht so freundliche Menschen, Galapagos, Straßenchaos, nicht passierbare Wege, steilste Pässe. Wir haben Ecuador ins Herz geschlossen!