Potrero 01.05.2012 - 02.05.2012
Diese 2 Tage in Potrero haben wir ausführlich genutzt, um die Ketten zu wechseln, das Zelt
von Dreck und Staub der letzten Wochen zu befreien und neu zu spannen und vor allen Dingen
die Weiterfahrt durchzuspielen. Zu unserer großen Freude gab es eine Bücherei in Potrero,
wo wir Internetkontakt hatten und nahmen Kontakt zu Tomas in Ensenada auf.
Er war nicht anwesend, dafür seine Haushälterin, die uns auch gleich auf Spanisch zu textete
und wir nur „Bahnhof“ verstanden. Wir legten frustriert wieder auf, fuhren zurück zum Park
und ich holte meine Unterlagen raus, bereitete den Text, den ich am Telefon aufsagen wollte
vor, und fuhren zurück. Nach 2 Monaten Englisch war es gar nicht so einfach, mal eben auf
Spanisch umzuschalten, aber es funktionierte und wir bekamen die Zusage, in Tomas Haus
willkommen zu sein. Da drauf gönnten wir uns ein Bier. Der letzte Abend in den Vereinigten
Staaten, wir blickten zurück und kamen zum Schluss, dass die USA vieles zu bieten hat, vor
allen Dingen freundliche Menschen. Der Umweltschutz ist gerade im Süden noch echt im Rückstand
und Fastfood wird nie unser Ding werden. Doch die Natur ist hier gewaltig. Wir werden uns
gerne zurück erinnern.
Potrero nach Ensenada 02.05.2012
Die Nacht schlecht geschlafen, zu viele Gedanken gingen uns durch den Kopf. Die Einreise
nach Mexiko bereitete uns doch etwas Kopfzerbrechen. Wir wollten ganz früh an der Grenze sein,
doch im Park war es feucht und es nieselte, so das der Zeltabbau mehr Zeit beanspruchte,
als eigentlich vorgesehen war. Von Potrero nach Tecate zum Grenzübergang waren es nur 8
Kilometer, die wir schnell bewältigten. Gegen 6:45 Uhr kamen wir dort an. Wir wollten alles
richtig machen und uns erst mal bei den Amis abmelden. Wir stellten uns brav an und fragten
nach dem Stempel für die Ausreise. Der Grenzbeamte schaute uns irritiert an, kontrollierte
unsere Pässe und wollte wissen, warum wir denn schon die USA verlassen wollten, wir hätten
doch noch 24 Tage Zeit. Wir sagten ihm, wir wollten weiter nach Mexiko und hätten auch nicht
vor, zurück zu kommen. Das verstand er überhaupt nicht und sagte so ganz nebenbei, wenn wir
noch weitere 90 Tage in den USA Aufenthalt bräuchten, wäre das kein Problem, die könnte er
uns ohne weiteres geben. Wir dachten, wir verhören uns, aber nein, er meinte es ganz ernst.
Jetzt wollten wir aber auch nicht mehr, bestanden auf unseren Ausreisestempel und sagten:
„Good Bye“! Danach passierten wir ein Tor, fuhren an mexikanischen Soldaten vorbei, die auch
etwas komisch schauten und fragten nach, wo sich die Einwanderungsbehörde von Mexiko befindet.
Die Grenze ist zwar von 5:00 - 23:00 Uhr geöffnet, das heißt aber noch lange nicht, das
die Einreisebehörde auch geöffnet hat. Ich klopfte an und ein Beamter, der mich erblickte,
zeigte mir per Handbewegung, ich sollte mich noch etwas gedulden. Gegen 7:20 Uhr bat er mich
ins Büro und drückte mir 2 Touristenkarten in die Hand, die ich ausfüllen sollte. Ich bat auf
Spanisch um ein Visum für 6 Monate, das er mir sofort genehmigte, dann sollte ich zur Bank
gehen und die Visa bezahlen. Er beschrieb mir den Weg und ich ging brav dorthin, um wieder
vor verschlossenen Türen zu stehen. Ein Mexikaner fragte mich auf Englisch, was ich denn
bräuchte und nahm mich dann an „die Hand“, um kurze Zeit später wieder im Einreisebüro zu
stehen. Er erklärte dem Beamten mit vielen Gesten etwas auf Spanisch, der schaute verdattert
und schickte mich zu einem anderen Ort, wo ich auch eine Bank finden könnte. Ich machte mich
wieder auf den Weg, doch eine Señora, die mich mit den Pässen und den Touristenkarten sah,
hielt mich auf und brachte mich ein erneutes Mal zurück zum Büro. Sie gestikulierte und sprach
energisch auf den Mann ein, ich verstand sinngemäß, dass er mir doch auch die Rechnung mitgeben
müsste und die Bank dort erst gegen 10:00 Uhr geöffnet wäre. Jetzt entschuldigte sich der
Beamte ausführlich bei mir, drückte mir eine Rechnung in die Hand, und schickte mich zur
dritten Bank, die nur über die Straße wäre. Waldemar, der draußen wartete und mich immer
hin und her laufen sah, schüttelte nur noch mit dem Kopf und ich grinste ihn an, warum sollte
es hier anders sein als in Spanien, ich war ja heilfroh, dass es nicht hieß: „Komm morgen
wieder“! Die dritte Bank durfte ich dann nicht aufsuchen, weil sie sich auf der Ausreiseseite
befand, ich kam zurück und wartete bis 8:30 Uhr, bis die Bank direkt neben der Einwanderungsbehörde
ihre Pforten öffnete. Nach ca. 1 ½ Stunden hatten wir unser Visum für 6 Monate und die
nötigen Stempel in der Tasche, um 50 Dollar wurden wir auch erleichtert und durften nach
Mexiko einreisen. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht!!! Wir fuhren an winkenden
Menschen vorbei, traten kräftig in die Pedalen, um schnellstmöglich aus dem Grenzgebiet zu
verschwinden. Noch 124 Kilometer bis Ensenada an die Baja California lagen vor uns,
dazwischen natürlich wie meistens Berge, die überwunden werden wollten. Endlich mussten
wir nicht mehr von Meilen in Kilometer umrechnen und Fahrenheit lag auch hinter uns. Fotos
zu machen, verkniff ich mir im Grenzbereich, gab eh nicht viel zu sehen und unser erstes
Bild „schossen“ wir auf der Weinstraße mit einem Willkommensgruß. Die Berge schafften wir
auch und gegen 16:00 Uhr erreichten wir Ensenada. Zum ersten Mal sahen wir den Pazifik,
wir waren begeistert. Frisch war es und wir reihten uns in den Autostrom Richtung Innenstadt
ein. Unterwegs zogen wir Geld, die restlichen amerikanischen Dollar packten wir weg, jetzt
werden wir uns mit Pesos auseinandersetzen. Den Weg zu Tomas Straße fanden wir Dank Navi
ganz schnell, nur die Hausnummer 66 sahen wir nirgends. Wir fuhren rauf und runter, fragten
die verschiedensten Leute, die einen schickten uns dorthin, die anderen da hin, es war zum
„Mäuse melken“! Ich machte mich nochmal zu Fuß auf die Suche, wurde von einem Mann in einem
knallroten Pickup heran gewunken und fragte auch ihn nach der Nummer 66. „Ja, Du stehst
genau davor, und ich bin Tomas“, bekam ich zur Antwort. Jetzt war es an mir, verdattert zu
schauen, wie sollten wir denn auch ahnen können, das sich zwischen der Hausnummer 346 und 350
die Nummer 66 befindet. „Das ist Mexiko“, na klar. Ich durfte in den roten Flitzer einsteigen
und wir fuhren zu Waldemar, der schon etwas krampfhaft dreinschaute. Tomas zeigte uns sein Haus,
wir begrüßten eine Haushälterin, drei Kinder und einen Hund, bekamen ein „eigenes Reich“ mit Bad
und fragten nach der nächsten Möglichkeit, um etwas in den Magen zu bekommen, denn der hing uns
bis zum Boden. Tomas entschuldigte sich, dass er keine Zeit hätte, denn die Arbeit rief, aber
auf der nächsten Hauptstraße würden wir eine sehr gute Taco-Bar finden. Wir machten uns
sofort auf und die Tacos schmeckten vorzüglich. Eine kalte Cola dazu und die Welt war wieder
in bester Ordnung. Gestärkt und bestens gelaunt traten wir den Rückweg an, durften die Hausherrin
Carmen begrüßen und nach Smalltalk war eine Dusche fällig. Gegen 21:00 Uhr tranken wir noch ein
Bier mit Tomas, plauschten noch ein wenig, um dann aufs Bett zu sinken. Ein aufregender Tag
ging zu Ende. Alle Befürchtungen bezüglich Grenze können wir nicht bestätigen und die Menschen,
denen wir bisher hier begegnet sind, sind total nett.
2 Tage Ensenada 03.05.2012 - 05.05.2012
Wir durften ausschlafen, besorgten uns eine Landkarte der Baja, planten, aßen noch mehr Tacos,
probierten eine Spezialität an der Baja, Mariscos (Meeresfrüchte, bestehend aus einem Mix aus
Pulpo, Austern, Venusmuscheln in einer Sauce, gewürzt mit frischem Koriander - lecker!) und
überbackene Almejas (Muscheln) Hmmmmmm!!! Am zweiten Abend wurden wir von Tomas in die
älteste Bar nach Down Town entführt. La Cantina, und wir die einzigen „Touris“ weit und breit.
Livemusik im Chor mit den Gästen, der Laden war brechend voll und das Bier floss in Strömen.
Wir fühlten uns pudelwohl und ließen es richtig krachen. Nach Mitternacht waren wir zurück
und aßen noch den Kühlschrank leer, ist hier Usus. Tomas musste am nächsten morgen früh raus,
wir durften im Bett bleiben, zum Glück. Nachdem wir wieder einigermaßen fit waren, suchten
wir ein Fahrradgeschäft auf und kauften noch einen weiteren Schlauch, man weiß ja nie. Dort
trafen wir auf Matt, einen Australier und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Der
Knabe ist geschätzte 1,60 Meter, fährt ein Fahrrad mit aufgezogenen Reifen, die mich an ein
Motorrad erinnerten, und hinten drauf neben vielen Taschen, 70 Kilogramm Gepäck auch noch ein
Surfbrett, unglaublich. Die Reifen braucht er, weil er die meiste Zeit am Strand fährt und das
Surfbrett ist sein Leben. Vielleicht begegnen wir ihm ja nochmal. Abends wurden wir von Carmen
herzlich verabschiedet und verbrachten noch ein paar schöne Stunden mit Tomas.
Ensenada nach Santo Tomas 05.05.2012
„Hayppy Birthday to you“ …. Fast ein Jahr im Sattel und noch lange nicht am Ende. Ein Jahr
älter und knackiger denn je. Waldemar genoss den Tag sichtlich und ich mit ihm. Wir machten
uns auf nach Santo Tomas, einem bekannten Weinort an der Baja und machten den einzigen Laden
weit und breit unsicher. Na ja, eher wurden wir verunsichert, denn eine Flasche Wein sollte
umgerechnet 10€ kosten, was uns etwas aus dem Gleichgewicht brachte. Ich machte der Dame
begreiflich, bevor ich die Flasche kaufen würde, wollte ich gerne erst mal das Getränk probieren.
Den Test bestand der Wein bestens und wir gönnten uns zur Feier des Tages eine Flasche. Dazu
gab es Tortillas und Empanadas. Wir setzten uns auf eine Bank vor dem Laden und ließen die
Seele baumeln. Neben einigen Mexikanern sprach uns auch ein Amerikaner aus dem Auto raus an.
Er war sichtlich beeindruckt, wir von seinen Körperausmaßen auch. Seine junge mexikanische
Frau verschwand im Geschäft und er winkte Waldemar heran. Nachdem mein Liebster ihm erzählt
hatte, was wir vorhaben und das wir erst mal die Baja gen Süden erkunden wollten, gab Ron
ihm spontan seine Adresse mit dem Hinweis, doch bei ihm vorbei zu schauen. Die erste Einladung
in Mexiko. Danach brauchten wir nur noch über die Straße zu „fahren“, den Preis für den
Campingplatz hatten wir schon vorher beim dortigen Personal in Erfahrung gebracht und wollten
einchecken. Auf einmal stand dieselbe Frau wie vorher schon im Laden vor uns und wollte statt
60 Pesos auf einmal 240 Pesos von uns haben (3.50€ zu rund 14.00€). Das wollten wir jetzt
genauer wissen, und sie gab uns die Auskunft, es wäre vor 18:00 Uhr, also würde ein Tag pro
Person für je 60 Pesos berechnet werden und dann käme die Nacht, die von 18:00 Uhr bis zum
nächsten Morgen 8.00 Uhr gehen würde, und diese würde auch nochmal 60 Pesos pro Person
kosten. Sie zeigte mir dazu die Preistafel mit dem Hinweis, alles würde richtig sein und
von Betrug oder sonstiges keine Spur. „Gut“, sagte ich, dann kämen wir nach 18:00 Uhr wieder.
Daraufhin musste sie lachen und ließ sich auf einen Handel ein. Ich bezahlte 100 Pesos (5.80€)
für uns beide und sie ging ihrer Wege. Wir bauten das Zelt unter Olivenbäumen auf, immer mehr
mexikanische Familien trudelten ein und sie feierten die ganze Nacht. Daran werden wir uns wohl
gewöhnen müssen.
Santo Tomas nach El Telmo 06.05.2012
Frühmorgens machten wir uns auf, es war Sonntag und vielleicht, wie in allen Ländern bisher,
hätten wir nicht mit so viel Verkehr zu rechnen. Es lief auch ganz gut an, die Trucks machten
einen großen Bogen um uns herum, viele Autos waren noch nicht auf der Straße und wir kamen bis
Mittag ganz gut durch. Dann änderte sich die Lage aber blitzartig, wir wurden teilweise regelrecht
abgedrängt und der Verkehr nahm immer mehr zu. Wir wurden das Gefühl nicht los, das viele Fahrer
schon angetrunken oder immer noch betrunken waren und die Kreuze am Straßenrand konnten wir
gar nicht mehr zählen, so viele waren es. Ein ungutes Gefühl kam auf, und endlich nach rund
100 Kilometern fanden wir einen kleinen privat geführten Campingplatz, wo wir unterkommen
konnten. Leider gab es nur eine kalte Dusche, egal, der Dreck musste runter und wir wärmten
uns beim Abendessen einigermaßen wieder auf.
El Telmo nach Valle Tranquilo 07.05.2012
Die Nacht haben wir auch nicht wirklich gut geschlafen, der Highway war zu dicht dran.
Wir fuhren los und auch heute, zu Beginn, war der Verkehr nicht viel besser. Zum Glück gab
es einen schmalen Seitenstreifen, den wir meistens benutzten mit viel Unrat und Kabeln, aber
besser als nichts. Nach San Quintin wurde es zum Glück besser, Ron und Ana kamen uns
entgegengefahren, drehten und sprachen uns ein zweites Mal die Einladung aus, wir wollten
diese eh annehmen. Sie brausten davon und wir fuhren noch die ausbleibenden 30 Kilometer
bis zu ihrem Haus. Empfangen wurden wir in einer kleinen Oase mit Palmen, vielen Blumen und
einem schnuckeligen Haus. Wir durften uns in Ruhe umschauen, vor uns direkt wieder der große
Pazifik, bekamen eine Erfrischung gereicht und konnten in einem Airstream unser Nachtlager
aufschlagen. Dann wurde ich von Ana gebeten, mit ins Dorf zu kommen, denn heute wäre der
„Tag des Kindes“ und die Mütter und Kinder träfen sich auf dem Dorfplatz. Dort wurde ich
von allen Seiten mit großen Augen angeschaut und ausgefragt, zum Glück konnte mir Ana
übersetzen, denn so weit reichen meine Spanisch Kenntnisse noch lange nicht. Abends wurden
wir von Ron aufs Feinste bekocht, mit dem Hinweis, wir könnten so lange wie wir lustig
wären, bleiben.
Valle Tranquilo 08.05.2012 - 15.05.2012
Seitdem wir hier sind, werden wir nach allen „Regeln der Kunst“ kulinarisch verwöhnt. Ron
wartet morgens schon mit dem Frühstück auf uns und danach bruzzelt und kocht er stundenlang
die tollsten Fleischgerichte. Ich glaube, soviel Fleisch haben wir das ganze letzte Jahr
nicht gegessen. Zwischendurch müssen wir erzählen und ich versuche immer wieder, mit Ana
auf Spanisch zu kommunizieren. Leider geht es ihr momentan gesundheitlich eher schlecht und
ich will sie mit meinen Fragen nicht überstrapazieren. Ron hat sich hier nach seiner
Pensionierung ein Heim geschaffen, das Klima ist wohl genau richtig für ihn. In seinem
Arbeitsleben war er Ingenieur und klug ist er wirklich. Leider ist von Bewegung nicht viel
zu spüren und sein Körperumfang spricht „Bände“. Letztendlich sind wir eine Woche geblieben.
In der Zeit haben wir das halbe Dorf kennen gelernt, Muttertag im Kreise einer mexikanischen
Familie gefeiert, feinsten Lobster gegessen, am 10.05.2012 auf unser erstes Jahr im Sattel
angestoßen und haben uns unser Essen mit harter Arbeit redlich verdient. An zwei aufeinander
folgenden Tagen erschien der Mitarbeiter von Ron nicht, er geriet unter Zeitdruck und wir
boten uns an, die notwendige Arbeit in Form von Balken und Paletten anstreichen, zu übernehmen.
Ron war überglücklich und wir konnten uns auf diese Weise revanchieren. Von morgens bis abends
pinselten wir, was das Zeug hielt und Sonntagabend waren wir todmüde und geschafft. Wir sahen
sehr lustig aus in den viel zu großen Sachen von Ron, aber das war uns egal, und die
vorbeikommenden Mexikaner hatten ihren Spaß. Der Hausherr hielt uns weiterhin mit leckeren
Essen bei Laune. Zwischendurch unternahmen wir Strandspaziergänge, konnten wieder Pelikane
beobachten und den Pazifik bewundern. Was uns ganz extrem auffällt, seitdem wir die USA
verlassen haben, das Wasser in Mexiko ein kostbares Gut ist. Auch in Valle Tranquilo herrschte
Wasserknappheit, hier kam der Umstand noch dazu, das Kupferrohre für die Wasserleitungen
verbaut wurden und diese bei „Nacht und Nebel“ einfach mal geklaut worden sind. Zum Glück
hatte Ron einen Wassertank, auf den er zurückgreifen konnte, doch auch dieser leerte sich
zusehends. Wir duschten schon gar nicht mehr unter der regulären Dusche, sondern füllten
unsere Wassersäcke auf und ließen das „Nass“ von der Sonne auf angenehme Temperaturen
erwärmen. Und mal eben Wasser aus dem Hahn nehmen und trinken, ist hier auch nicht mehr drin.
Darauf werden wir uns einstellen müssen. Den letzten Tag verbrachten wir mitreden und erzählen,
Mittagssiesta und faulenzen. Ron gab kulinarisch nochmal alles, und auch Ana gesellte sich am
Abend zu uns. Relativ früh verschwanden wir dann aber doch im Airstream, denn am nächsten Tag
standen viele Kilometer auf unserem Tagesplan.
Valle Tranquilo nach El Descanso 15.05.2012
Frühmorgens gab es ein letztes Mal Würstchen, Spiegeleier und Kartoffeln. Während des Essens
tauchten Angelina und ihre Tochter ganz aufgeregt in der Küche auf und Ana konnte gar nicht
so schnell übersetzen, so aufgeregt erzählte die Nachbarin die Geschehnisse. Angehörige der
Armee waren wohl seit der vergangenen Nacht im Dorf und durchkämmten die Häuser. Teilweise
waren die Nachbarn einer Herzattacke nah. Ron blieb ganz gelassen und gab nur den lakonischen
Kommentar ab: „Sollen sie ruhig kommen, ich habe nichts zu verbergen!“ Wir schauten uns an,
verschlangen das letzte Würstchen regelrecht und verabschiedeten uns sehr rasch und zügig bei
Ron und Ana. Auf Durchsuchungen und Zwangsaufenthalt hatten wir so gar keine Lust. Die ersten
Kilometer drückten wir „auf die Tube“, dann ließ die Anspannung langsam nach. Blödes Gefühl,
ganz ehrlich! Haben leider noch nichts wieder von unseren Gastgebern gehört, aber wir denken,
dass es den Beiden gut geht! Unsere Strecke forderte uns, nach einer Woche Pause mussten wir
wieder Tritt fassen. Ab 10:00 Uhr brannte die Sonne gnadenlos auf uns nieder und wir fuhren
immer mehr in die Wüste und ließen den Pazifik rechts liegen. Wir hatten uns gut vorbereitet
und in Valle Tranquilo von Angelina eine Adresse bekommen, wo wir die folgende Nacht bleiben
konnten. Mitten im Nichts am Kilometer 108 befand sich auf der linken Straßenseite ein
Restaurant und Maricello, der Hausherr, empfing uns aufs Herzlichste mit einer warmen Dusche,
einem Platz hinter dem Lokal für unser Zelt und einem schmackhaften Essen. Wir waren glücklich
und seelig. Im Lokal saßen wir stundenlang, generierten uns und ließen den Tag Tag sein.
El Descanso nach Rancho Santa Ines 16.05.2012
Weiter ging es durch die Wüste, die Sonne ließ uns nicht in Ruhe und es wurde wieder heißer
und heißer. Die Strecke selber machte uns das Leben auch nicht leichter. Die Trucks
ballerten an uns vorbei und wir winkten immer kräftig. In Quatavina, einem Ort vor Santa Ines,
füllten wir unsere Vorräte auf, kauften Wasser und fragten nach Oskar, denn der betrieb ein
Hotel in Santa Ines, wo wir laut Tomas, unserem Gastgeber aus Ensenada, für rund 10 Dollar
ein Zimmer bekommen konnten. Nach der gewohnten Fragerei und Irrungen und Wirrungen kamen
wir gegen 14:00 Uhr auf der Rancho Santa Ines völlig fertig an. Kein Mensch weit und breit
zu sehen, nur ein paar Pferde, die sich um einen Schattenplatz stritten, gut zu verstehen.
Wir riefen etliche Male Ola, Buenos Tardes und endlich ging eine Tür auf und eine Frau
begrüßte uns. Sie meinte direkt, es wäre doch viel zu heiß zum Rad fahren und wir sähen
total geschafft aus. Ich fragte nach einem Zimmer, ja, sie hätte eins, ich sollte es mir
doch mal anschauen. Tat ich, es war ganz schlicht und einfach. Ich fragte nach dem Preis
und bekam rund 20€ von ihr gesagt. Das hielten wir für reichlich übertrieben, darauf sagte
die gute Frau, wir könnten ja auch campen für umgerechnet rund 5€. Ich fragte: „wo?“, sie
zeigte nur mit dem Finger in Richtung Pferde. Ich schaute mir den Platz an und sah eigentlich
nur Pferdeäpfel. Und der einzige Schattenplatz war ja schon von den Gäulen belegt. Ich
verständigte mich mit Waldemar und versuchte zu handeln. Die Frau stellte sich als „eiserne“
Lady heraus, klagte über so viel Arbeit, schlechte Zeiten…. Auf 15€ schaffte ich es, den
Preis runter zu handeln, danach ging nichts mehr. Wir bissen in den sauren Apfel und bezahlten.
Nachdem die Señora das Geld in die Tasche gesteckt hatte, erzählte sie mir so ganz nebenbei,
dass das Wasserrohr gebrochen wäre und die Pumpe auch nicht funktionierte. Wir könnten uns
aus der Wassertonne ja Wasser schöpfen, sie würde uns dann einen Behälter geben. Ach, wie
nett von ihr! Wir zückten unsere Wassersäcke und ich bat die Gute, mir doch zur Hand zu
gehen, denn ein wenig sauer war ich schon, dass sie uns nicht vor der Bezahlung „reinen Wein“
eingeschenkt hatte. Strom gab es dann auch nicht und sie führte zwar ein kleines Lokal,
wo wir aber nur Cola und Brause erwerben konnten, aber kein weiteres Wasser. Abends stieg
sie zum „El Patrone“ Oskar, der noch nicht mal grüßte, ins Auto. Ich rannte hinterher und
bat sie, uns doch Wasser mitzubringen, worauf hin sie mürrisch nickte. 2 Stunden später
klopfte sie an unsere Zimmertür und drückte mir zwei kleine! Flaschen des kostbaren Nass
in die Hand. Mann, oh Mann.
Rancho Santa Ines nach Punta Prieta 17.05.2012
Wir verkrümelten uns ganz früh, noch vor Sonnenaufgang auf nimmer Wiedersehen, von diesem
ungastlichen Ort. Auch heute sollte uns wieder ein harter Tag bevorstehen, die Wüste war
noch lange nicht durchquert. Eigentlich wollten wir nach 50 Kilometern in Chapala aufhören,
doch auch da spürten wir keine Gastlichkeit und fuhren weitere 70 Kilometer bis nach Punta
Prieta. Vor Punta Prieta kamen wir nach Mirador de P. P. und sahen einen Trailerpark, der
sich aber direkt neben dem Highway befand und auch nicht gerade einladend aussah. Ich fragte
in einem Kiosko nach, ob denn in Punta Prieta 10 Kilometer weiter ein Campingplatz wäre.
„Nein“, dort gäbe es gar nichts, der Trailerpark wäre weit und breit die einzige Möglichkeit,
zu campen, der Vater der Kioskbesitzerin würde diesen führen. Ich hörte doch schon wieder
ganz laut die Nachtigall trapsen und fragte vorsichtshalber einen Truckfahrer, der gerade
aus der Richtung kam, ob im nächsten Ort ein Campingplatz und eine Einkaufsmöglichkeit
existieren würden. Beide Dinge bejahte er und wir fuhren weiter. Aus 10 wurden 14 Kilometer,
wir hielten sogar zwischen durch nochmal ein Auto an, ob der Ort denn wirklich nicht mehr
weit entfernt wäre. Dann nach 124 Kilometern hatten wir es endlich geschafft und standen
auch direkt vor einer Tienda (kleiner Laden). Neben der Tienda stellten wir die Räder ab
und zwei Polizisten beäugten uns neugierig. Ich lächelte die beiden Männer an und fragte
mal direkt nach dem Zeltplatz. Sie führten ein kurzes Gespräch miteinander und meinten ganz
locker, wir könnten bei der Policia Local schlafen. Wir fragten gleich nach Wasser für eine
wohlverdiente Dusche und nachdem wir wieder die Wassersäcke zückten, war alles paletti,
denn auch dort gab es eine Wassertonne. Wir kauften schnell noch ein, verstauten die
Getränke und Fressalien hinten auf den Pickup und die beiden Männer eskortierten uns zum
Polizeigebäude. Daneben stand ein Rohbau, wo wir unser Zelt aufschlagen durften und im Nu
waren die Wassersäcke gefüllt und wir legten diese in die Sonne, damit sie sich schön
aufheizen konnten. Wir durften noch ein Foto machen und weg waren sie. Wir im Schatten,
einen Tisch und zwei Stühle beherbergte der Rohbau auch, wieder alles richtiggemacht.
Punta Prieta nach Guerrero Negro 18./19.05.2012
Morgens war es richtiggehend kalt, wir holten unsere Sweat - Shirts aus den Taschen raus
und kletterten wieder Berge. Die Sonne ließ sich die ganze Fahrt nicht blicken, wir genossen
es und erst in Guerrero Negro bekamen wir sie zu Gesicht, aber bei moderaten Temperaturen,
denn wir hatten die Wüste für dieses Mal hinter uns gelassen und waren an den Pazifik
zurückgekehrt. Wieder eine Grenzpatrouille, diese werden uns wohl jetzt öfters begegnen.
Wir checkten in einem RV-Park, hinter einem Hotel gelegen, ein, bekamen zwar nur Schotter,
aber das war uns egal. Die Dusche, die angeblich warm sein sollte, ha, ha, mussten wir uns
dann durch heimlichen Eintritt in ein leerstehendes Zimmer verschaffen. Wir erkundeten ein
wenig die Stadt, aßen leckere Tacos und fuhren nochmal zum Kanal, wo es aber so windete,
dass wir uns direkt wieder verzogen. Wir beschlossen, noch einen Tag länger zu bleiben,
denn die Tage durch die Wüste hatten uns echt geschafft. Am Folgetag gegen Abend lernten
wir noch Fritz aus Hamburg kennen. Er wollte uns vor einem gewissen Streckenabschnitt, den
wir eh nicht vorhatten zu fahren, warnen und gab uns gleich noch ein paar Tipps für das
Festland Mexikos mit auf den Weg. Er war 1 1/2 Jahre unterwegs und jetzt auf dem Rückweg
in die Heimat.
Guerrero Negro nach Vizcaino 20.05.2012
Flach, hurra, da erschütterte uns auch nicht ein Platten am Hinterreifen von Waldemar. Nur
70 Kilometer und in Windeseile waren wir in Vizcaino. Dort wollten wir ein neues Handy
kaufen, denn meins tut es wohl nicht mehr, was aber letztendlich am Preis und vor allen
Dingen an Benutzerspuren, was angeblich Neuware sein sollte, scheiterte. Wir besuchten
lieber einen Markt, aßen richtig gutes Hühnchen und legten uns in die Hängematte auf dem
Campingplatz. Herrlich war’s und wir faulenzten mal richtig vor uns hin.
Vizcaino nach San Ignacio 21.05.2012
Wir näherten uns merklich dem Golf von Kalifornien und die Temperaturen stiegen wieder an.
Auch heute nur 70 Kilometer gefahren, das letzte Drittel wieder bergan und eine weitere
Grenzpatrouille mussten wir auch passieren. In San Ignacio steuerten wir direkt den Mercado an,
kauften uns Empanadas und ein kühles Getränk und beim Essen kann man ja auch wunderbar die
Einheimischen studieren. Ein Mexikaner schraubte gerade ein neues Rad an seinen Pickup,
mitten im Dreck, dann stieg er ein, fuhr los und das gerade montierte Rad fiel schon wieder
ab. Wir mussten uns regelrecht zusammennehmen, um nicht laut los zu lachen. Der gute Mann
nahm’s sichtlich gelassen, schmiss sich erneut in den Dreck und fing von vorne an. Wir
kauften weitere Fressalien für unser Abendessen ein und fuhren in den Ort rein. Zuerst
überquerten wir eine Brücke, dann sahen wir nur noch Grün in Form von Palmen und exotischen
Pflanzen. Wir waren begeistert, mitten in der Wüste so eine Oase anzutreffen. Der Fluss
tritt wohl nur hier in der Gegend an die Oberfläche und die Pflanzen- und Tierwelt
profitiert davon. Wir sahen ein Schild mit Camping vor uns auftauchen, wie wunderbar,
doch der Campingplatz war leer und eine lange Kette als Absperrung fanden wir vor. So ein
Mist! Ich wollte mich trotzdem mal umschauen und umging die Kette. Ein toller Ort, Duschen
und Toiletten, alles offen, doch kein Mensch weit und breit zu entdecken. Wenn es nach mir
gegangen wäre, hätten wir uns einfach etwas weiter rein sofort hingestellt, doch Waldemar
hatte seine Bedenken und ich musste ihm Recht geben. Da, wo ein Zaun ist, sollte man besser
nicht einfach campen. Wir fuhren ein Stück weiter, dann beschlossen wir, dass ich mich noch
ein wenig umschaue und Waldemar solange mit vielen Litern Trinkwasser und dem Essen im
Schatten blieb. Ich fuhr keine 50 Meter und sprach direkt ein mir zu Fuß entgegenkommenden
Mexikaner an, ob er wüsste, wo es hier noch einen weiteren Campingplatz gäbe. Er taxierte
mich von oben bis unten, dann machte er kurzentschlossen kehrt und meinte nur, ich sollte
ihm folgen. Ich fragte, wohin und er gab mir zur Antwort, er könnte mir einen ähnlichen
Platz wie den geschlossenen Campground, auch direkt am Fluss zeigen. Statt Waldemar zu
holen, fuhr ich mit ihm. Er fragte dann, ob ich alleine wäre oder mit Freunden unterwegs
sei. Zum Glück verstand ich das meiste und sagte ihm, das mein Mann auf mich warten würde.
Nach gut 300 Metern bog er rechts ab und ich fragte nochmal nach, wie weit es denn wäre.
Nicht mehr weit, noch 50 Meter, dann wären wir da. Es wurde sandig, ich musste vom Fahrrad
absteigen und nach den besagten 50 Metern sah ich außer Dschungel nichts. Ich blieb stehen
und wollte schon umdrehen, doch der Mann beruhigte mich, wir wären wirklich gleich da und
er könnte ja mein Fahrrad schieben. Das wollte ich dann wiederum auch nicht und kämpfte
mich weiter durch den Sand. Endlich sah ich den Fluss, eine nicht allzu große freie Fläche,
der Mann blieb stehen und sagte, hier wäre es. Ich war nicht wirklich begeistert, er sprach
von einem wirklich schönen Ort und vor allen Dingen sicher. Zu guter Letzt wollte er 200
Pesos dafür haben. Ich ließ mir nichts anmerken, sagte nur, das müsste ich mit meinem Mann
besprechen und trat schnell den Rückweg an. Unterwegs schalt ich mich innerlich eine dumme
Kuh, einfach so mitzufahren, der Typ hätte ja sonst was mit mir anstellen können. An der
Straße angekommen, musste ich mich sortieren, dann fuhr ich zurück zu Waldemar, der mir
aber, schon sichtlich in Sorge, entgegenkam. Ich entschuldigte mich mehrmals, erzählte ihm
die Geschichte und er schaute mich ruhig an und nahm mir das Versprechen ab, nie wieder so
fahrlässig zu handeln. Echt blöd, es war ja nichts passiert, aber…! Nachdem ich mich
beruhigt hatte, fuhren wir zurück und sprachen in einem Restaurant eine Mitarbeiterin an,
ob sie wüsste, wo wir den Besitzer des geschlossenen Campingplatzes finden könnten. Sie
zückte sofort ihr Telefon, rief den Inhaber an und wir durften unser Zelt selbstverständlich
aufbauen, er käme dann später vorbei. Wir jubelten, tranken in Ruhe ein kühles Bier und fuhren
nochmal zurück zum Zeltplatz. Idylle pur, wir direkt am Wasser unter Palmen und sonst niemand
weit und breit. Wir bauten in aller Seelenruhe das Zelt auf, duschten und wuschen die
Radklamotten, dann machten wir es uns im Schatten der Bäume gemütlich. Waldemar verschwand
irgendwann im Zelt und ich schrieb ein wenig. Auf einmal hörte ich Stimmen hinter mir und
drehte mich um, um zu sehen, woher diese kamen. Zwei wirklich kleine Männer liefen geradewegs
auf mich zu, ich dachte, es wäre der Besitzer und begrüßte die Beiden per Handschlag und
stellte mich vor. Der etwas Ältere der Beiden sprach dann so schnell und in einem Dialekt,
dass ich nur „Bahnhof“ verstand. Nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich ihn nicht verstehen
könnte, lachte er, und verschwand mit seinem Begleiter wieder. Auch gut, ich dachte mir
nichts weiter dabei und machte mich wieder ans schreiben. Gut eine Stunde später tauchten
wieder kleine Männer und ein Junge auf, diesmal mit Netzen und Eimern bewaffnet. Einer der
Männer quasselte mich in diesem seltsamen Dialekt voll, ich verstand nur Fisch und Polizei.
Waldemar kam aus dem Zelt, immer gut, wir schauten uns ratlos an. Die Männer stiegen in den
Fluss, holten innerhalb kürzester Zeit wirklich viele Fische raus und verschwanden genauso
schnell, wie sie gekommen waren. Jetzt konnten wir uns zusammenreimen, was die Hombres
wollten. Fischen ist hier wohl strengstens verboten, über Zäune klettern sowieso und die
dachten, wir könnten ihnen die Erlaubnis geben. Egal, wir fingen an zu kochen, doch während
wir unseren Nachtisch aßen, tauchten schon wieder ein paar dieser Gestalten auf, diesmal
mit dem Kerl, den ich noch mit Handschlag begrüßt hatte. Jetzt wurde es uns langsam etwas
zu bunt, sie setzten sich dann auch ganz vertrauensvoll auf einen Baumstamm direkt neben
unseren Tisch und redeten wieder über Fisch und …. Waldemar sah mich an und sagte nur:
„Erkläre denen doch, das vor 5 Minuten die Polizei hier war!“ Gute Idee, ich sprach das
Wort Polizei nur aus, da verkrampften sich ihre Gesichter und weg waren sie. Wir überlegten
kurzzeitig, den Ort zu verlassen, denn auf nächtlichen unerwünschten Besuch hatten wir keine
Lust, doch letztendlich sagte unser Bauchgefühl, das hier der Fisch gefragt war und nicht wir.
Nachdem wir noch einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten, begaben wir uns ins Zelt.
Der Besitzer und auch die kleinen Männer ließen sich nicht mehr blicken, dafür durften wir
uns die ganze Nacht mit einem ohrenbetäubenden Konzert der riesigen Frösche dort um die
Ohren schlagen, an Schlaf war kaum zu denken. Tja, was nützt einem da die schönste Idylle.
San Ignazio nach Santa Rosalia 22.05.2012
Wach waren wir ja eh schon, dann konnten wir auch wieder früh aufstehen. Im Dunklen packten
wir unsere Sachen und beim ersten Tageslicht fuhren wir weiter. Die Strecke auch heute wieder
anspruchsvoll, links und rechts Kakteen, Wüste, Niemandsland, Berge, Vulkane, Baustellen, die
bisher steilste Abfahrt, noch ein Anstieg, nochmal eine rasante Abfahrt und dann waren wir am
Golf von Kalifornien angelangt. Hitze, viel Staub und gegen 13:00 Uhr erreichten wir Santa
Rosalia. Auch hier Staub, Staub und nochmal Staub. Die ganze Stadt ist im Moment eine Baustelle
und wir mittendrin. Einen Polizisten, den ich nach einer Campingmöglichkeit fragte, schüttelte
nur den Kopf. Wir brauchten was zu trinken und genehmigten uns in einer Taqueria einen Café.
Meinen schüttete mir dann Waldemar über die Beine, war ja noch nicht heiß genug, Pech für mich.
Die Señora sagte uns dann, das in 5 Kilometern nach Santa Rosalia ein RV-Park existiere.
Wir glichen die Auskunft mit unserer Karte ab und kamen überein, das mexikanische 5 Kilometer
mindestens 10-15 Kilometer heißen. Hatten wir überhaupt keine Lust drauf und begaben uns auf
Zimmersuche. Das erste Hotel war eine Absteige und der Preis war zwar echt billig, aber wir
fühlten uns nicht wohl. Das zweite Hotel sah schon besser aus, doch auch hier wurde gebaut
und der Preis war viel zu hoch. Ich fragte nach einem Rabatt, wurde abgewiesen und trollte
mich. Das dritte Hotel war ausgebucht, das vierte wollte wieder nicht mit sich handeln
lassen und zum guten Schluss standen wir schon beinahe am Ortsende und versuchten unser
Glück im Buena Vista Hotel, direkt wieder neben einer Baustelle. Auf dem Weg zur Rezeption
wurde ich von einem knuffigen älteren Señor abgefangen, mit einem Küsschen auf die Wange
begrüßt, huch, und nach meinen Wünschen befragt. Natürlich hätte er für mich ein sehr schönes
Zimmer, einfach anschauen. Tat ich. Nach hinten raus, also ruhig, mit Klimaanlage und eigenem
Bad. Wir waren uns sympathisch, die Chemie stimmte und das Verhandeln machte endlich Spaß.
Wir bekamen das Zimmer statt für 400, für 300 Pesos und waren zufrieden. Die Fahrräder
durften wir ins Zimmer stellen, die Wäsche im Hof aufhängen und jedes Mal, wenn wir unseren
liebenswerten Hotelbesitzer begegneten, wurde ich umarmt und geküsst. Na bitte. Nachdem wir
uns vom Straßenstaub befreit hatten, gingen wir zu Fuß nach Down Town und abgesehen vom Staub
war das Städtchen gemütlich und lebensfroh. Wir schauten uns die von Gustav Eifel erbaute
Kirche an, die Ende des 19 Jh. hierhin verschifft und wieder zusammengebaut wurde, aßen
Tortas und Tacos, gönnten uns wirklich leckere Erdbeeren und schlenderten gemütlich zu
unserem Hotel zurück.
Santa Rosalia nach Mulege 23.05.2012
Morgens wurden wir nochmal herzlich vom Señor umarmt und geküsst, dann ging es weiter an
der Küste entlang Richtung Mulege. Wir sollten recht behalten, der uns am Vortag genannte
RV-Park befand sich 15 Kilometer außerhalb der Stadt, zum Glück hatten wir die Finger
davongelassen. Heiß auch heute wieder, doch nicht zu viele Kilometer mussten wir bewältigen.
Wir wollten in Mulege bei einem Warmshower, den wir vor 10 Tagen angeschrieben hatten,
übernachten. Unseren zweiten auf der Baja, wir waren gespannt. Direkt am Leuchtturm sollte
dieser zu finden sein. Eine Palapa (Palmhütte) gäbe es dort für uns. Wir fuhren nach Mulege
rein, fragten uns durch und kamen nach weiteren echt anstrengenden Kilometern auf einer
unbefestigten Straße mit zig Schlaglöchern am Restaurant Pancho an. Statt einer netten
Begrüßung erwartete uns regelrechtes Desinteresse. Komisch, waren wir falsch? Wir fragten
nach, stießen auf Unverständnis. Wir holten unser Handy raus, checkten den Auftritt bei
Warmshower.org und unseren Briefkasten und zeigten beides den Restaurantbetreibern. Ja,
irgendwie wären wir schon richtig, ja was denn jetzt? Ich fragte dann gerade heraus, ob wir
hier übernachten dürften? Ja, die Palapa wäre zwar noch belegt, aber das Girl, die im Moment
noch da wäre, würde heute noch abreisen. Der Herr des Hauses führte uns nach erneuter
Aufforderung in den Garten und zeigte uns die Behausung. Eine Holzhütte auf Stelzen mit
einem Innenzelt, was gleichzeitig als Moskitonetz fungierte. Eigentlich ganz nett und
doch wiederum nicht, den der Dreck im Zelt stach uns direkt ins Auge. Das Girl tauchte
dann direkt auch auf, packte ihre Sachen und verschwand. Wasser gäbe es heute keins, teilte
uns Señor Pancho mit, aber er hätte genug Wassertonnen für seine Pflanzen, daraus könnten
wir uns bedienen. Dann verschwand er und wir schauten ein wenig ratlos drein. Sollten wir
hierbleiben oder doch besser wieder fahren? Aber wohin? Wir blieben, fanden einen größeren
Anstreichpinsel, mit dem wir das Zelt auskehrten, schmissen die ekligen Decken raus,
wischten nochmal feucht nach und fühlten uns schon wohler. Die Wassersäcke waren auch schnell
gefüllt und wir genossen die Dusche. Blöder Weise hatten wir in Mulege selber nicht eingekauft,
und der Magen fing an zu knurren. Wir entschlossen uns, bei den angeblichen Warmshowern ein
paar Tacos zu essen, um danach gestärkt zurück in den Ort zu fahren. Das Essen war okay,
aber teuer und die Chemie stimmte so gar nicht. Wir verschwanden schnell wieder und fuhren
den Rüttelweg zurück in die Stadt. Dort kauften wir ein, zogen Geld und versuchten, unsere
aufgebrachten Gemüter etwas zu beruhigen. Also, diesen angeblichen Warmshower können wir
wirklich nicht empfehlen. Abends kochten wir noch ein bisschen, freuten uns über die jetzt
saubere Palapa und den wunderschönen Sternenhimmel.
Mulege nach El Coyote 24./25.05.2012
Wir verließen diesen ungastlichen Ort still und leise. Stattdessen freuten wir uns auf unser
nächstes Ziel, die Bahia Concepcion, wo wohl die schönsten Sandstrände an der Baja sind.
Der Weg auch hier nicht flach, was soll’s. Der erste Strand in Sicht, noch nicht ganz das,
was wir uns erhofft hatten, zu einsichtig von der Straße, die zweite Bucht schon besser,
doch keine Einkaufsmöglichkeit weit und breit, aber dann sollte der richtigen Platz vor uns
auftauchen. El Coyote mit Tienda (Einkaufsmöglichkeit) nicht weit vom Strand entfernt. Wir
überprüften den Laden auf Tauglichkeit und fanden alle Dinge vor, sogar Obst und Gemüse.
Dann schauten wir uns den Strand genauer an, Sichtschutz zur Straße, Palapa mit Bäumen neben
dran für genug Schatten und glasklares Wasser in den verschiedensten Blautönen. Ja, ja, ja,
hier wollten wir auf jeden Fall bleiben. Nur zwei andere Autos waren vor Ort, weit genug
von uns entfernt. Wir nahmen unser Domizil in „Beschlag“, die Palapa sah stabil und dicht
aus, so das unser Zelt in der Tasche blieb. Das Meer war unsere Badewanne, ein Plumpsklo
war vorhanden und Wasser bekamen wir in der Tienda. Waldemar baute Kontakt zu 4 Männern auf,
die uns am nächsten waren. Diese kamen gebürtig aus Puerto Rico, doch 3 davon leben schon
seit 29 Jahren in San Diego. Sie luden uns spontan zum Fischessen ein, was später stattfinden
sollte. Ich liebe meinen Mann für seine ausgesprochene Kontaktfreudigkeit, es kommt immer
etwas Gutes dabei rum. Wir erholten uns im Schatten der Bäume, ließen die Seele baumeln,
beobachteten die Vögel und genossen das Meer. Dann ankerte ein Segelboot in unserer Bucht,
und wir konnten die Schweizer Flagge erkennen. Auch jetzt wurde Waldemar wieder aktiv und
organisierte von den 4 Hombres ein Kajak, womit er mal schnell rüber paddeln konnte.
Marianne und Christoph waren überrascht, dann freuten sie sich über den Deutschen und
sprachen ihm eine Einladung zum Kaffee trinken aus. Ja, wie schön kann das Leben denn sein.
Gegen 16:00 Uhr wollten die Beiden uns mit ihrem Beiboot abholen, doch jetzt hatten wir ein
Problem. Die Männer hatten den Fisch schon auf den Grill platziert und kamen auch direkt
zu uns, um Bescheid zu geben. Wir erklärten ihnen die Situation, gar kein Problem, die
Schweizer sollten doch einfach dazu kommen. Ich liebe dieses spontane Entgegenkommen.
Christoph war schon unterwegs, drehte schnell nochmal ab und holte seine Frau. Wir bekamen
Bier in die Hand gedrückt, der erste Fisch war fertig, und dieser war einfach köstlich.
Marianne und Christoph waren sichtlich gerührt, bedankten sich vielmals und fühlten sich wohl.
So, und jetzt zu ihrer Geschichte. Die Beiden segeln seit 12 Jahren um die Welt, haben an
den verschiedensten Orten schon mehrere Monate verbracht und sind total gut drauf. Wir
konnten wieder viele Informationen einholen, die Männer aus Puerto Rico fanden es toll,
gleich zwei Pärchen anzutreffen, die die Welt erkunden und ihre Gastfreundschaft beschämte
uns fast. Ein wunderschöner Nachmittag und Abend am Strand und wir mittendrin. Gegen 20:00
Uhr verabschiedeten sich die Männer, dann fuhren Marianne und Christoph zurück zum Segelschiff
und wir waren weit und breit die Einzigen. Wir präparierten noch etwas unsere Unterkunft,
dann legten wir uns hin und konnten noch den wunderschönen Sternenhimmel bestaunen. Am
nächsten Tag wurden wir vom Vogelgezwitscher wach, die Bahia war ganz ruhig und windstill.
Reiher, Fregattvögel, Spechte, Cardinale, fliegende Fische und einen Wal konnten wir sichten.
Gegen Mittag kamen Marianne und Christoph zu uns aufs Land, brachten Kaffee und Kuchen mit,
schenkten uns eine Landkarte für da Festland von Mexiko und gaben uns weitere nützliche
Tipps mit auf den Weg. Waldemar durfte sich dann das Segelboot auch von innen anschauen,
ich plauschte mit Marianne noch ein wenig. Eigentlich wollten die Beiden noch eine weitere
Nacht in der Bucht bleiben, doch der Wind drehte auf und der Abschied kam leider viel zu
schnell. Schade, wir winkten dem Boot lange hinterher. Wir sammelten Holz zum Lagerfeuer
machen und verbrachten einen weiteren schönen Abend incl. Sternschnuppen.
El Coyote nach Loreto 26.05.2012
Etwas wehmütig verließen wir die Bahia de Conceptcion, fanden auch am Ende dieser keinen
weiteren für uns schönen Platz zum Verweilen und traten den Weg nach Loreto an.
130 nicht eingeplante Kilometer, ein einziges Restaurant auf der gesamten Strecke, Sonne,
Anstiege und viel Gegenwind. In Loreto kamen wir ziemlich erschöpft an. Marianne hatten uns
einen Reiseführer ausgeliehen, aus dem wir uns ein paar Adressen für Unterkünfte raus
geschrieben hatten. Coco Cabana wurde uns empfohlen, in amerikanischer Hand, wie wir
feststellen sollten und für uns mit 79 USD für eine Nacht nicht bezahlbar. Das nächste Hotel
wieder von Amerikanern geführt, auch viel zu teuer. Wir sollten es doch mal im Posada San
Martin probieren. Der Empfang dort sehr nett, Marie, eine Mexikanerin, empfing uns herzlich
und weit und breit kein Amerikaner zu sehen, sehr schön. Marie kam uns auch dem Preis
entgegen, 300 Pesos (rund 15€) für eine Nacht, wir hängten noch zwei weitere dran. Wir
konnten dort unsere Wäsche waschen, kochen und weil Marie Friseurin ist, durfte sie am
nächsten Tag auch noch meine Haare bearbeiten.
2 Tage Loreto 27./28.05.2012
Loreto ist ein Touristenort, doch wir sind ja nicht in der Hauptsaison, die von Ende
September bis Ende März geht, hier und das ist auch gut so. Eine Mission gibt es im Ort,
sehr schöne Gassen, gute Tacos, Meeresfrüchte und leckeres Eis. Internetzugang hatten wir
auch, eine warme Dusche und Zeit zum Erholen. Wir schauten uns die weitere Strecke genau
auf der Karte an, machten uns schlau, wann die Fähre von La Paz nach Mazatlan (Festland)
fährt und fanden eine weitere informative Website einer Schweizerin im Internet, die uns
sehr weiterhalf „Colorfish on the Road“. Die Fähre fährt Dienstag, Donnerstag um 18:00 Uhr
und Sonntags um 17:00 Uhr, Ankunft in Mazatlan am nächsten Tag gegen 10:00 Uhr. Von Loreto
nach La Paz waren es nochmal 362 Kilometer, diese wollten wir in 3 Tagen schaffen. Mit
Warmshowern hatten wir dieses Mal kein Glück, alle ausgeflogen. Wir versuchten über
Couchsurfing unser Glück und wurden in Mazatlan fündig. Natalia wollte uns dort Unterkunft
gewähren. Am letzten Abend verabschiedeten wir uns von Marie und ihrem Mann und jedem,
dessen Weg nach Loreto führt, können wir dieses ruhige Hotel empfehlen.
Loreto nach Ciudad Constitucion 29.05.2012
Nach 3 Tagen in Loreto am Golf von Kalifornien erwartete uns der letzte Teil durch die Wüste
auf dem Weg nach La Paz. Der erste Abschnitt sollte uns mit 125 Kilometer bis nach Ciudad
Insurgentes führen. Der Aufstieg, der nach Loreto auf uns zukam, betrug über 450 Höhenmeter
und wir kämpften 2 Stunden, um oben anzukommen. Dann wurde es zum Glück flach. In Ciudad
Insurgentes kaufte ich ein, Waldemar schaute zufällig nochmal auf die Karte und stellte fest,
dass der Hafen in La Paz weit außerhalb der Stadt liegt. Kamen zu den anfangs eingeplanten
362 Kilometern also nochmal 16 drauf. Ach wie fein. Wir beschlossen, weiter nach Ciudad
Constitucion zu fahren, hieß, 25 Kilometer mehr und damit 150 Kilometer am heutigen Tag.
Wenn wir keinen Rückenwind ab dagehabt hätten, glaube ich nicht, dass wir diese Strecke
gepackt hätten. Aber auch so kamen wir „kaputt“ in Ciudad Constitucion an, steuerten den
ersten RV-Park an und konnten den Preis von 160 auf 120 Pesos, nach harten Verhandlungen,
drücken. Hier auch keine weiteren Touristen zu sehen, nur zwei ziemlich anhängliche Hunde.
Wir relaxten, das Zelt wollten wir erst später aufbauen.
Ciudad Constitucion nach km 91 auf der MEX 1 Richtung Laz Paz 30.05.2012.
Der heutige Streckenabschnitt begann mit einem großen Fragezeichen, wo wir letztendlich
übernachten könnten, denn zwischen Ciudad Constitucion und La Paz lag eine absolute
„Durststrecke“. In El Cien wollten wir unser Glück versuchen, dort kamen wir nach 110
Kilometern in der prallen Mittagshitze an. Wasser bekamen wir dort, doch wir wollten ja
am nächsten Tag die Fähre kriegen, so das wir mindestens noch 10-20 Kilometer weiterfahren
wollten. Doch erst mal fragten wir nach, ob es denn auf der folgenden Strecke Distanz noch
Restaurants gäbe. Ja, bekamen wir zur Antwort. In der Zwischenzeit machte Waldemars
Fahrradständer schlapp, er brach einfach durch, und das Fahrrad samt Gepäck fiel zu Boden.
Waldemar fluchte, baute den Ständer ab und dieser landete im Müllcontainer. Wir fuhren
weiter, nach 10 Kilometern am Kilometer 91 sahen wir die Loncherie Nr. 1, nach weiteren
10 Kilometern sollte die zweite folgen. Wir waren unschlüssig, stimmte die Aussage des
Mexikaners oder mal wieder nicht. Dann schauten wir uns das Lokal näher an, eine überdachte
Terrasse, eine Toilette und sogar eine Dusche konnten wir ausmachen. Ich fragte nach und
wir durften bleiben. Ohne Bezahlung! Wir duschten, machten den Platz unter dem Vordach
sauber, bauten das Zelt auf und natürlich ließen wir das Essen in den Taschen und bestellten
uns Burritos mit Fleisch und Käse. Diese waren zwar nicht ganz billig, dafür gut und der
Laden soll ja auch weiterhin existieren. Ziemlich früh verschwanden wir im Zelt, um gegen
19 Uhr von einer männlichen Stimme wieder raus gerufen zu werden: „Hi Guys, how are you?“
Ach nö, nicht schon wieder so ein auf Smalltalk ausgerichteter Ami, schoss mir durch den
Kopf. Waldemar ging voraus, ich wollte mir gar nicht die Mühe machen. Doch, welch
Überraschung, ein Radfahrer, der uns schon in Mulege gesichtet, aber am nächsten Tag nicht
mehr vorfand, wie er uns berichtete, stand da vor unserem Zelt. Nie im Leben hätten wir
noch damit gerechnet, um diese Jahreszeit hier an der Baja einem weiteren „Wahnsinnigen“
zu begegnen. David, ja ein Ami, aber ein ganz Feiner und Gescheiter. Wir redeten und
redeten, dann wollte er noch weiter. „Warum denn das und dann um diese Uhrzeit?“, fragten
wir. „Na ja, wir ständen ja schon hier und er wäre sich nicht sicher, ob die Besitzer des
Lokals noch einen weiteren Radfahrer aufnehmen würden“. „Frag doch einfach, dann kannst
Du immer noch weiterfahren, falls es nicht klappen sollte“, schlugen wir vor. David fragte
und blieb. Sein kleines Zelt passte noch bequem neben unseres und wir verschwanden wieder
in unseren „Bau“.
Kilometer 91 nach Pichilingue 31.05.2012
Eigentlich wollten wir um 4:30 Uhr auf den Beinen sein, doch das erste Mal überhörten wir
den Wecker und wurden erst gegen 5:30 Uhr wach. Ausgerechnet heute, wo wir das Schiff erreichen
wollten. so ein Mist. Wir packten in Windeseile unsere Sachen, David schloss sich an und
gemeinsam fuhren in einem strammen Tempo nach La Paz. Auf und ab, heiß, windig, es kam alles
zusammen. La Paz erreichten wir gegen 12:00 Uhr. David wollte zum Cupper Mine Canion auf
dem Festland, den wir auch evtl. in Betracht gezogen hatten, doch vorher wollte er noch ein
paar Tage nach Los Barriles, unterhalb von La Paz gelegen. La Paz gefiel uns überhaupt nicht,
wir waren froh, rechtzeitig angekommen zu sein, um direkt nach Mazatlan überzusetzen. Nach
einer Pause nahmen wir die verbleibenden 16 Kilometer zum Hafen in Angriff. Ätzend! Eng,
staubig, heiß, rücksichtslose Fahrer, ich war total ab genervt. David begleitete uns, um
die Lage zu erkundschaften und sich auch schlau zu machen. Am Hafen gönnten wir uns eine
Cola, fragten uns zum Ticketschalter durch und warteten in der prallen Sonne, bis wir
vorgelassen wurden. David bot sich an, uns beim Ticket Kauf behilflich zu sein, denn sein
Spanisch ist wirklich gut und ich war dankbar für die angebotene Hilfe. Wir wollten uns
auf jeden Fall eine Kabine gönnen, in Europa hatten wir ja reichlich Erfahrungen gesammelt
mit diversen Überfahrten. Doch die Dame am Ticketschalter hatte noch nicht mal mehr zwei
Tickets für uns, geschweige denn eine Kabine. Ich war bedient, Waldemar nicht weniger und
David freute sich schon, dass wir noch ein „wenig“ Zeit in La Paz verbringen würden. Doch
ich gab nicht auf, es musste einen Weg geben. David und ich stellten uns wieder brav an,
es dauerte eine Ewigkeit, die die vor uns stehenden Mexikaner nutzten, um uns aus zu quetschen.
Dann standen wir wieder vor der Dame. Sie schaute uns bedauernd an, doch wir waren gewappnet.
Hey, wir wären doch Radfahrer und nicht, wie sie vielleicht vermutete, mit dem Auto unterwegs,
und da müsste es doch Mittel geben, auf das Schiff zu kommen. David gab sein Bestes, die
Dame bat um ein wenig Geduld, sie müsste das mit ihrem Chef abklären, dann könnten wir
nochmal nachfragen. Also, nochmal warten, schwitzen und das Beste hoffen. 15 Minuten später
sprachen wir nochmal vor und es klappte. Niemals die Hoffnung aufgeben und immer nachhaken,
lautet die Devise. Etwas wehmütig verabschiedete sich David von uns, er fuhr zurück nach
La Paz und wir checkten ein. Ohne Kabine, ohne Pullmann Sitz und ohne Duschmöglichkeit,
so war der Stand der Dinge. Wir fragten doch dann lieber nochmal auf dem Schiff an der
Rezeption nach. Öffentliche Duschen gäbe es keine, eine Kabine wäre auch nicht frei,
aber nach ablegen des Schiffes könnten wir wieder Anfragen. Na klar, kein Problem. Wir
verzogen uns in die Cafeteria, und merkten, das über uns gesprochen wurde. Die Augen der
überwiegend männlichen Passagiere bewegten sich immer wieder in unsere Richtung, doch das
störte uns nicht weiter. Dank „Colorfish on the Road“ wussten wir, das Abendessen und
Frühstück im Preis inbegriffen waren. Wir warteten! Gegen 17:00 Uhr nahm ein Paar am
Nachbartisch Platz und Waldemar fragte den Mann, ob dieser eine Kabine hätte und wir evtl.
duschen könnten. Der Mexikaner informierte uns, das auf dem nächsten Deck eine öffentliche
Dusche existieren würde. Ja, und warum gab man uns an der Rezeption nicht diese Auskunft
trotz Nachfrage. Der Mann meinte nur, den Service hier könnten wir vergessen. „Ja, das glaub
ich allerdings auch!“ Wir gingen duschen, welch Wohltat, dann warteten wir weiterhin auf
Abfahrt und Abendessen. Fast pünktlich gegen 18.00 Uhr legte das Schiff auch tatsächlich ab,
in dem Moment öffnete die Kantine und ich stellte mich brav an. Hühnchen mit Reis und Bohnen,
nicht üppig, aber man durfte sich ja bestimmt nochmal Nachschlag holen. Waldemar kam von der
Rezeption zurück und hatte doch tatsächlich für 500 Pesos (rund 30€) eine Kabine ergattert.
Wir waren happy. Das Essen schmeckte und ich stellte mich ein weiteres Mal an. Doch Nachschlag
bekam ich keinen, es sei denn, ich würde diesen bezahlen. Hmmm, einige Mexikaner hatten
diesen ohne Bezahlung bekommen und ich wollte ja nur nochmal etwas Reis mit Bohnen. Der Mann
schaute mich grimmig an, andere Mexikaner, die wussten, dass wir mit dem Fahrrad ihr Land
bereisen, setzten sich für mich ein, aber da war nichts zu machen. Jetzt wollte ich auch nicht
mehr und ging. Wir schnappten unsere Sachen und verzogen uns in die Kabine. Schön, zu wissen,
dass wir die Nacht nicht irgendwo auf Stühlen in der Cafeteria verbringen mussten. Ich machte
mich aber nochmal dorthin auf den Weg und holte uns zwei Riesenstücke Sahnetorte. Die letzten
Beiden ergatterte ich und wir ließen es uns schmecken. Danach gingen wir an Deck, sahen einen
wunderschönen Sonnenuntergang und verabschiedeten uns von der Baja California, wo wir fast
einen Monat unterwegs waren. Was können wir im Nachhinein über diesen weit hineinreichenden
Inselteil Mexikos sagen. Lang ist dieser Landstrich, im Westen der Pazifik, im Osten der Golf
von Kalifornien und in der Mitte Wüste. Kulturell gesehen sind die Einflüsse Amerikas sehr
stark zu spüren, nicht immer zum Gutem. Von Dezember bis Ende März ist die Baja wohl bestens
dafür geeignet, Wale zu beobachten. Haben wir leider verpasst, aber man kann nicht alles haben.
Der Pazifik ist gewaltig, oft ist es dort frisch und sehr windig. Der Golf von Kalifornien ist
wesentlich wärmer. Tja, die Wüste hat schon was für sich, aber als Radfahrer kann es ganz schön
hart werden, da durch zu fahren. Wasser ist knapp, sehr knapp. Für uns hat das „kühle Nass“
einen völlig neuen Stellenwert bekommen. Die meisten Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Die Armee ist present und die Kontrollen sind häufig, doch wir mussten nicht einmal unseren
Passport vorzeigen oder die Taschen öffnen. Die Strände an der Bahia de Concepcion sind wirklich
schön und das Wasser ist toll dort. Touristenorte haben wir versucht zu vermeiden, deshalb
sind wir auch nicht an die südlichste Spitze gefahren. Alles in allen haben wir uns an der
Baja wohl gefühlt. Jetzt sind wir gespannt, wie es auf dem Festland weitergeht.