England oder lieber „Cats and Dogs“

15 August 2011

Stavanger nach Newcastle - Flughafen nach Harlow Hill 08.08.2011
Die letzten Stunden in Norwegen, schon ein eigenartiges Gefühl. Tom brachte uns mit dem gesamten Gepäck incl. Räder zum Flughafen. Waldemar und ich saßen zu zweit auf dem Beifahrersitz, jetzt, nachdem Waldemar ja 14 Kilo! abgespeckt hat, gut machbar. Die Polizei war auch noch nicht unterwegs, also mal wieder alles schön. Am Flughafen machte man uns den Abschied dann schwerer als erwartet. Wir waren falsch informiert worden, was die Buchung der Fahrräder betraf. Jetzt hieß es, wir hätten diese auch vorher anmelden müssen, also sollten wir jetzt mal einen neuen Flug buchen. Alles klar, können wir ja auch eben mal so machen, wir waren stinke sauer. Aber wie so oft im Leben, kam uns auch hier wieder eine „gute Fee“ zu Hilfe. Deutsche Flugbegleiterin, jetzt beim Bodenpersonal und total mitfühlend und hilfsbereit. Sie gab Alles, um uns diesen Flug zu ermöglichen, nach vielem Hin und Her klappte es auch, wir und die Fahrräder durften mit. Der Koffer und die Ikea Tasche wogen zusammen 45,9kg, super, kein Übergepäck. Waldemar hielt sich tapfer, 1 ½ Stunden musste er überstehen, hat sehr gut geklappt. In Newcastle waren wir ziemlich aufgeregt, die Sorge, dass die Fahrräder Schaden genommen hatten, war groß. Doch unser ganzer Verpackungsaufwand wurde belohnt, wir bekamen die Fahrräder heil und ganz wieder. 2 Stunden dauerte dann wieder das Anbauen und die Rückpackaktion. Die Kartons und den Koffer durften wir am Flughafen lassen. So, jetzt mussten die Reifen aufgepumpt werden, also auf zur nächsten Tankstelle. Ein Druckluftgerät war schnell gefunden, doch wir trauten unseren Augen nicht, die Tommys wollten tatsächlich Geld dafür haben. Und selbst gegen Bezahlung hatten wir nicht unendlich Zeit, nein, nach 4 Minuten mussten wir wieder Geld löhnen, na, das fing ja gut an. Ersten Schock überstanden, doch das nächste Hindernis bahnte sich schon an. LINKSVERKEHR, ach wie schön, ja, wie ging das doch gleich noch mal? Waldemar bat um Bedenkzeit, er musste sich erst mal mental vorbereiten, ich brauchte mich ja nur anzuschließen. Ein Mitarbeiter der Tankstelle erklärte uns den Weg, wir verstanden ihn eigentlich gar nicht, so ein Kauderwelsch sprach er. Also machte er uns eine Skizze. Laut dieser sollten wir auf der A 69 fahren. Wir aßen noch schnell eine Banane, füllten unsere Wasserflaschen auf und los ging es. Der erste Kreisverkehr, jetzt bloß nicht verkehrt fahren, Waldemar voll konzentriert, es funktionierte. Von einer Brücke aus, die wir passierten, sahen wir die empfohlene Straße des Tankstellenmitarbeiters, das war keine Landstraße, eher ein Highway, da wollten wir auf keinen Fall drauf. Wir hielten an und überlegten, welche Alternative es gäbe. Sofort stoppte ein Auto, der Fahrer fragte, ob er helfen könnte und erklärte uns den besser zu fahrenden Weg. Die Engländer gefielen uns, so eine prompte Hilfsbereitschaft waren wir nicht mehr gewohnt. Es ging bergauf und bergab, eigentlich wie gehabt. Kein Fahrradfahrer weit und breit, dafür einige Wanderer mit vollgepackten Rucksäcken. Hmmm, was die wohl so trieben in dieser Gegend? Wo wir die Nacht verbringen wollten, wussten wir auch noch nicht so recht. Fragen wir doch mal die Wandersleute, ob es nicht einen Platz fürs Zeltaufstellen gibt. Waldemar hielt eine Familie an und fragte nach. Die Landkarte wurde gezückt und im nächsten Dörfchen war ein Campingschild eingezeichnet. Nebenbei erfuhr er noch, dass sie an dem Grenzweg zwischen England und Schottland lang wanderten, von den Römern erbaut. Hadrians Wall, einer der bekanntesten Wanderwege in England, gut zu wissen. Wir bedankten uns und fuhren zum nächsten Ort, waren fast schon wieder raus und hatten keinen Hinweis auf einen Campingplatz gesehen. Komisch, also zurück und das selbe Spiel nochmal. Ein winziges Schild fanden wir dann doch direkt an einem Haus befestigt, auf der Rückseite eine kleine Wiese, total nett. Die Wanderfamilie war auch schon vor Ort. Wir fragten den Besitzer, ob es eine Einkaufsmöglichkeit gäbe, leider nicht. Wir bauten das Zelt auf, leerten 2 unserer Fahrradtaschen und fuhren brav 6km zurück, wo wir auf der Hinfahrt einen kleinen Shop gesehen hatten, Die Familie fragten wir noch schnell, ob sie etwas bräuchten? Sie schauten etwas verdutzt, gaben uns dann aber eine Wunschliste mit. Ja, auch Radler können Kuriere sein. Der Laden hatte zum Glück noch auf, ich musste mich nach 2 Monaten Norwegen komplett neu orientieren. Schwarzbrot gab es nicht, hatte aber noch welches inpetto, Müsli Fehlanzeige, dafür Haferflocken für Porridge, bäh, mit kalter Milch schmeckten sie aber ganz gut. Auf einmal stand Waldemar neben mir und fragte mit leuchtenden Augen den Verkäufer, ob es Lokalbier gäbe? Nicht direkt, aber aus der weiteren Umgebung, wir gönnten uns zwei Flaschen. Die Preise waren in Ordnung, etwas teurer als in Deutschland, aber an Norwegen kommt keiner so schnell dran, zum Glück! Zurück zum Mini - Zeltplatz, Brote geschmiert und zisch, das Bier schmeckte gut. Danach haben wir den Cottage - Besitzer ausgequetscht, wir brauchten viele Infos für den Weg nach Holyhead.

Harlow Hill nach Alston 09.08.2011
Kalt war die Nacht, ich hatte das erste Mal in den Monaten den Schlafsack komplett geschlossen. Der Himmel leicht bedeckt, kein Regen, auf ging es zu neuen Taten. Wir strampelten, was das Zeug hielt, doch so richtig voran kamen wir nicht. Gegenwind, üble Berganstiege bis auf 500m ü.NN, ich konnte es nicht fassen. In Alston nach rund 70km waren wir völlig ausgepumpt, dort wollten wir die Nacht verbringen. Ich war zu nichts mehr in der Lage und so machte sich Waldemar auf den Weg, die Gegend nach einem Campingplatz zu erkunden. Er kam zurück und meinte nur, ich sollte mir alles in Ruhe anschauen, Mir schwante Böses. An einer Müllhalde vorbei, an eigenartig aussehenden Caravan - Wagen, dahinter ein Stück Rasen, wo unser Zelt stehen sollte. Danach kamen wir zu den Sanitäranlagen, ich traute meinen Augen kaum. Ein Bunker, vor sich hin rostende Wasserhähne, von den Duschen mal ganz abgesehen. Hier wollte ich auf keinen Fall bleiben, mein Mann meinte nur: „Punkrock“! Ich warf ihm böse Blicke zu und radelte zum Informationsbüro. Zwei Damen, nicht sehr freundlich, verwiesen mich auf Nachfrage nach einem Zeltplatz an den eben geschilderter. Ich sagte ihnen, dass dieser Platz eine Zumutung wäre, daraufhin wurden sie noch unfreundlicher. Die eine Dame druckte mir dann doch noch ein Informationsblatt für den nächsten Stellplatz aus, rund 30km weiter. Ich war mit den Nerven am Ende. Waldemar musste mich dann trösten und versuchte es auch nochmal bei den Ladys. Ich gab ihm den Tipp mit auf den Weg, nach einem Youth’s Hostel zu fragen. Wir hatten Glück, 5 Minuten entfernt gab es ein solches. Auf den Weg dahin stürzte mein Bester ziemlich übel und verstauchte sich den Fuß. Arnika und Salbe verhinderten Schlimmeres. Wir schafften es noch bis zur Bank vor dem Hostel und „beteten“, dass ein Zimmer frei sein möge. Eine Frau kam direkt aus dem Haus und stellte die Frage, die wir befürchtet hatten „Haben Sie gebucht“? Wir sahen wohl ziemlich mitleidserregend aus. Sie bat mich, mitzukommen und studierte lang den Belegungsplan, um dann den Radierer in die Hand zu nehmen, Veränderungen vorzunehmen, und ein Doppelzimmer stand uns zu Verfügung. Der Preis war mir wurscht, wir hatten ein Dach über dem Kopf und die Lady war Klasse! Waldemar ging es etwas besser und wir schleppten unsere Sachen aufs Zimmer. Das Haus war voll, aber angenehm. Wir durften die Küche benutzen, die Nudeln waren schnell gekocht, wir konnten durchatmen.

Alston nach Kirkby Stephen Hartly 10.08.2011
Der Wetterbericht hatte recht behalten, es goss an diesem Morgen wie aus Kübeln. „Cats and Dogs“ hatte ich im Reiseführer gelesen, und zwar waagerecht, genauso war es. Ich wollte gar nicht raus, Waldemar musste förmlich an meine Vernunft appellieren, dass das Wetter die nächsten Tage so sein könnte und wir dann immer noch in Alston festhängen würden, Er hatte ja recht, aber…. Die Lady bot an, uns das Zimmer einen weiteren Tag zu Verfügung zu stellen, ich hätte so gerne zugesagt. Nein, wir mussten weiter und baten sie, uns ein weiteres Hostel zu buchen. Ich packte die Sachen zusammen und die Beiden arbeiteten den weiteren Schlachtplan akribisch genau aus. 2 Stunden später hatten wir die Reservierungen für die nächsten zwei Unterkünfte in der Tasche, es war gar nicht so einfach, von Nordengland nach Wales zu gelangen, ohne den Industriegürtel zu tangieren. Bis nach Earby würden wir kommen, dann sollten wir uns weiter durchfragen. Um 11:00 Uhr starteten wir unsere Tagestour oder besser formuliert, Regentour. Wir waren uns mal wieder einig, dass die Engländer, insbesondere die Lady vom Hostel sehr, sehr freundliche und hilfsbereite Menschen sind. Die ersten 1 ½ Stunden schraubten wir uns auf wieder 550 Höhenmeter hoch, der Nebel so dicht, wir konnten kaum 5 Meter weit sehen. Der Wind trieb wieder seine Spielchen mit uns, wir waren nicht weiter überrascht. Nachmittags kamen wir in Kirkby Stephen Hartly an, mit dem guten Gefühl, ein Dach für die nächste Nacht über den Kopf zu haben und landeten bei der Suche nach dem Hostel an einer ehemaligen kleinen Kirche, jetzt Unterkunft für Wanderer und Solche wie uns. Eine etwas eigenartige Frau machte uns die Tür auf. An der Rezeption wartete ein Wandersmann und klärte uns direkt auf, das diese Dame nicht die Chefin des Hauses wäre, auf diese würde er auch warten, wir gesellten uns dazu. 15 Minuten später kam dann die eigentliche Hausherrin, eine sehr starke Persönlichkeit, das empfanden wir sofort, und nahm das Zepter in die Hand. 10 Minuten später waren wir einquartiert, sie wies uns aber auch gleich darauf hin, dass wir etwas schwierige Nachbarn hätten, und wenn diese Theater machen sollten, ihr sofort Bescheid zu geben. Wir nahmen die Sache nicht so ernst, schnappten uns die Essenssachen und begannen, im umgebauten Kirchenschiff zu kochen. Die noch vorhandenen Putten schauten uns dabei zu, sehr witzig. Der Wandersmann ließ auch nicht lange auf sich warten, und wir verbrachten einen sehr interessanten Gesprächsabend. Wieder ein Lehrer, geboren in Nordosten Englands, jetzt heimisch in der Nähe von Chester. Die aktuellen Ereignisse in den Großstädten des Landes beschäftigten ihn auch sehr, die Hintergründe zu komplex, vor allen Dingen die hohe Arbeitslosigkeit und die Armut im Land spielten und spielen eine große Rolle. Wir erzählten ihm von unseren Gefühlen, die wir nach dem Anschlag in Oslo hatten. Egal, wo wir hinkamen, überall passierten schlimme Dinge, die wir in Europa in dieser Form nicht erwartet hätten. In der Nacht bekamen wir dann lautstark zu hören, was die Hausherrin unter schwierige Nachbarn verstand. Lautes Schreien, Toben und vulgäre Ausdrücke wurden neben uns hin und her geschmissen. Waldemar war eh nicht so gut drauf, er klagte über Halsschmerzen, die Nase lief und an Schlaf war nicht zu denken.

Kirkby Stephen Hartly nach Earby 11.08.2011
Am nächsten Morgen ging es ihm nicht wesentlich besser, ich schwächelte auch, aber eine weitere Nacht wollten wir nicht an diesem Ort bleiben. Der Lehrer war auch restlos bedient, der Mann dieser Familie stand wohl nachts in seinem Zimmer und stand völlig neben sich. Wir packten also unsere Sachen und machten uns aus dem Staub. Auch dieser Tag hielt viel Regen für uns bereit. Am Anfang verlief die Straße noch ganz entspannt, dann kam der Hammer. Waldemars GPS zeigte eine Strecke an, die uns einige Kilometer ersparen sollte, einmal quer rüber bitte. Der Mann, den wir nochmal fragten, bestätigte uns den Verlauf. Wir fuhren also den Weg und ich übertreibe jetzt nicht, mindestens 25% Steigung erwarteten uns. Horror, ich versuchte erst gar nicht, hoch zu fahren, sondern schob direkt, Waldemar stieg kurze Zeit später auch ab. Wir schimpften wie die Rohrspatzen um die Wette und nach 2 Stunden hatten wir es endlich überstanden. Darauf folgten weitere Steigungen, auch diese nur schiebend zu bewältigen. Alles hatte sich verschworen gegen uns, so das Gefühl. Die Straßen überflutet, die Wiesen sahen aus wie Seen und wir standen teilweise knöcheltief im Wasser. Ich war fertiger als jemals zuvor. Nachmittags bekam ich einen Wutanfall, nachdem mir Waldemar offerierte, wir müssten einen Teil der Strecke zurückfahren. Brille und Helm flogen im hohen Bogen weg, Waldemar war ganz konsterniert. Ich kannte mich auch noch nicht so, aber danach ging es mir besser. Er fuhr dann erst mal weg, kam wieder, beruhigte mich und erzählte nebenbei, dass es einen Weg für Landwirtschaftsfahrzeuge gäbe, den wir auch benutzen dürften. Statt Umweg Shortcut, ich war seelig, weiter ging es. In Earby trafen wir dann ein urgemütliches Youth Hostel an, mit Kamin und nur älteren Herrschaften, wie es sich gehörte für eine Jugendherberge! Statt Privat Room durften wir uns in verschieden Zimmer begeben, war in Ordnung, meine Zimmernachbarin ganz lieb und die Nacht verlief ruhig. Ich schwang die Kochlöffel, Waldemar fand seine nächsten Opfer, die nach Strich und Faden ausgequetscht wurden, was unsere Weiterfahrt betraf. Ein Pärchen, wobei ich behaupte, dass der Mann eher auf Männer stand, so wie er die ganze Zeit meinen Gatten anhimmelte. Mir war’s egal, Hauptsache, wir bekamen die Infos. 3 Stunden hingen wir wieder über dem Kartenmaterial, nicht zwischen Manchester und Liverpool lang, sondern nach Liverpool direkt sollten wir fahren, um von dort aus mit der Fähre nach Birkenhead zu fahren. Wir erkundigten uns mehrmals, ob Liverpool wirklich zum jetzigen Zeitpunkt befahrbar wäre. Wir sollten uns keine Gedanken machen, die Brennpunkte wären weiter unten im südlichen Teil der Stadt und tagsüber würden sowieso keine Krawalle stattfinden. Nur in Bootle bei den Docks sollten wir möglichst schnell vorbeifahren und das Fahrrad nicht unbeaufsichtigt lassen, Waldemar wurde hellhörig und machte seine Witzchen. Die Beiden lachten sich schlapp und Bootle wurde das Schlagwort für immer weitere Lachanfälle.

Earby nach Southport 12.08.2011
Regen, viele Kilometer, flaches Streckenprofil, mal keine üblen Anstiege, schön. Vor Southport fanden wir einen Campingplatz, die Wiesen waren einigermaßen abgetrocknet. Wir wollten es versuchen, denn auf Dauer wollten und konnten wir uns die festen Unterkünfte nicht leisten. Halli Galli vor Ort, gefühlte 1000 Camper, viele Familien und nur 4 Toiletten für diese Massen. Wir wollten trotzdem bleiben und meldeten uns brav an der Rezeption an. Das Girl wollte 20 Pfund für die Nacht haben, ich streikte, es war nichts zu machen. Für den Preis wollten wir dann doch nicht dableiben, also ging es weiter nach Southport Stadt. Kein Zeltplatz mehr, am Anfang fanden wir auch kein B&B, obwohl uns alle Welt bescheinigte, dass es ganz viele davon gäbe. Also läuteten wir die nächste Runde ein und ein Schild mit Heidis Privathotel stach uns ins Auge. Ring the Bell, Claudia und nicht Heidi stand in der Tür und empfing uns herzlich. Über den Preis wurden wir uns einig, incl. typisches englisches Frühstück, einmal mussten wir es uns doch antun. Kochen durften wir leider nicht, aber ein gutes Lokal, wo es die besten Fish and Chips geben sollte, konnte sie uns nennen. Stimmt schon, von anderen Englandreisen kannten wir schlechteres Essen, aber vom Hocker hat es uns auch nicht gerissen. Das organisierte Bier schmeckte uns dafür gut, wir ließen den Abend ruhig ausklingen. Der Regen zog auch wieder übers Land, wir hatten die richtige Entscheidung getroffen.

Southport nach Cowny 13.08.2011
Wir wurden herzlich von Claudia und ihrem Mann verabschiedet, das englische Frühstück war zwar nicht nach unserem Geschmack, aber sehr liebevoll und qualitativ hochwertig angerichtet. Wir dachten, auch an diesem Tag nur flaches Land vorzufinden, weit gefehlt, wir fluchten wieder gewaltig. Vor Bootle ging Waldemar noch mal schnell pinkeln, um nicht an den Docks anhalten zu müssen, die Warnungen hatten sich ihm doch eingeprägt. Hässlich, dreckig und laut präsentierte sich dann die Gegend, bloß weg. In Liverpool dann auch viel Verkehr, unübersichtliche Baustellen und erstaunlich viele Touristen. Albert Dock fanden wir nach einigen Anläufen, Waldemar wollte die Tickets für die Fähre nach Birkenhead besorgen, um dann unverrichteter Dinge zurück zu kommen. Ein Kreuzfahrtschiff, Aida lag im Hafen und der gesamte Fährverkehr lag danieder, er konnte es nicht fassen. Die U-Bahn sollten wir nehmen, ist ja auch ganz einfach mit zwei 50kg schweren Rädern. Na gut, wir bissen in den sauren Apfel und suchten die U-Bahn auf, die paar Treppen konnten uns nicht schocken. 30min später waren wir in Birkenhead, raus aus Liverpool, wir entspannten uns. Ein Radrennfahrer sprach uns erst etwas arrogant, wie wir fanden, von der Seite an, um dann nach einigen Sätzen den Hut vor uns zu ziehen. Kurzentschlossen änderte er seine Pläne und zeigte uns den Weg raus aus dem Dschungel. Wow, er wurde richtig sympathisch. Wir unterhielten uns noch eine Weile, er empfahl uns, da und da weiter zu fahren und gab uns zu guter Letzt noch einen Tipp, wo es den besten Kaffee weit und breit gäbe, in einem Café für Fahrradfahrer. Wir sagten: „Bye, bye“ und weg war er. Wir machten Pause, stärkten uns, und dann füllten wir unsere Wasserflaschen an einer Tankstelle auf. Neben der Station befand sich ein Autohaus, wo sich auch die Toiletten befanden. Ich zuerst, dann mein Süßer. Auf dem Weg zurück verwechselte er eine Glasfront mit der Tür. Es gab einen Riesenknall, er sprang wie ein Flummi zurück und war total verdattert. Ich kriegte mich gar nicht mehr ein, und ein Autofahrer, der den Vorgang auch beobachtet hatte, grinste breit. Waldemar lachte mit, um dann später über starke Schmerzen am Kopf zu klagen. Was für ein Wunder, wenn es keine Doppelscheibe gewesen wäre, hätte er das Glas zerdeppert, davon war ich überzeugt. Gutes Zureden und ein wenig Trost brachten ihn wieder nach vorne. Den Kaffee haben wir uns schmecken lassen, und Ann half uns, den weiteren Weg zu finden. Wir passierten Wales, die Schilder waren jetzt zweisprachig, wobei walisisch kaum zu lesen geschweige denn auszusprechen war. Vor Conwy kamen wir an einem Ort Namens Rhyl vorbei, dort hatten sich alle Engländer eingefunden, vor denen man sich graut. Gary, der Rennradfahrer hatte uns schon vorgewarnt. Nach 120km schickte uns mein Mann dann noch über einen wieder üblen Berg, um danach sich zu entschuldigen, er hätte die Karte falsch interpretiert. Völlig fertig und nur mit Hilfe eines Polizeiwagens, der uns bis zum Hostel eskortierte, natürlich wieder auf einem Berg gelegen, beendeten wir den Tag, Schwamm drüber.

Conwy nach Holyhead 14.08.2011
Wieder böse Anstiege, wir waren froh, England bald hinter uns zu lassen, obwohl uns Land und Leute sehr gut gefielen. In Holyhead organisierte Waldemar die Tickets für die Überfahrt nach Irland, Dun Laoghaire. Der erste Tag, an dem es nicht regnete, wir fanden ein Hostel direkt am Meer gelegen, mit glücklichen Hühnern und Kaninchen, die vor sich hin mümmelten. Wir bekamen ein Zimmer, und unternahmen noch eine Spritztour zum nächsten Minimarkt am Strand, wo wir uns ein Feierabendbier und Cidre gönnten. Wir ließen uns auf einer Bank nieder und beobachteten amüsiert die vorbeigehenden Passanten, allesamt ziemlich aufgebrezelt, die Flanierstunde brach an. Im Hostel zurück, unterhielten wir uns noch mit 2 Mädels aus Deutschland, die mit Interrail Europa erkundeten.