Erster Teil Mittelperu

18 August 2013

Caraz nach Carhuraz 21.07.2013
38 Kilometer, schnell gefahren, vorbei an den tollen schneebedeckten Bergen. In Carhuraz fanden wir nach einiger Sucherei ein wunderschönes Hotel, wohl ganz neu. Die Zimmer befanden in der dritten Etage, mit einer tollen Terrasse. Dort verweilten wir für weitere 2 Tage, die Energiereserven waren noch nicht ganz aufgefüllt.

Carhuraz zum Madley auf 3800Hm 24.07.2013
Um 8:15 Uhr waren wir startklar, wir schraubten uns von 2600Hm auf 3800Hm wieder hoch, zum Glück auf meist asphaltierter Straße. Der Wind war kalt, aber wir fühlten uns gut ausgeruht. Nach einigen Stunden kamen wir in ein wunderschönes Tal mit Fluss und einem idealen Campspot für die Nacht, gut geschützt hinter ein paar Felsen mit vielen Blumensträuchern. Wir überlegten gar nicht lange und schlugen hier unsere Zelte auf. Die Sonne wärmte uns noch für einige Zeit, wir kochten lecker Nudeln und genossen diese Idylle. Später wurde es ziemlich kalt, wir machten es uns im Zelt gemütlich. In der Nacht fing es an zu regnen, der Himmel war wolkenverhangen. Am nächsten Morgen regnete es weiter, wir blieben einfach liegen und arteten ab. Margit ging es gar nicht gut, sie hatte schlimme Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme. Wir waren wohl am Vortag etwas zu schnell geklettert, so das sich jetzt bei ihr Symptome der gefürchteten Höhenkrankheit zeigten. Es regnete eh bis zum Nachmittag, der Pass, auf den wir hochwollten, war dicht in Wolken eingehüllt, an eine Weiterfahrt war heute nicht mehr zu denken. Zum Glück hatten wir genügend Proviant eingekauft, Hunger mussten wir also nicht leiden. Nachmittags ging es Margit dann auch besser, wir zockten Karten im Zelt und warteten das Unwetter einfach ab.

Vom Tal nach Chacas 26.07.2013
Um 6:30 Uhr war die Nacht vorbei, rausschauen und…, ein strahlend blauer Himmel über dem Pass erwartete uns, herrlich. Die Sonne kam auch schon hinter den Bergen hervor, wir packten unsere Sachen schnell zusammen und auf ging es zum Punta Olimpica. Erst weiter durch das Tal, dann in 25 Links- und Rechtskurven hoch zum Pass. Die Luft wurde merklich dünner, die Stops häuften sich, unsere Kamera wurde stark beansprucht. Gletscher, rund herum die schönsten schneebedeckten Berge, und die Strasse komplett asphaltiert. Wunderbar! Doch das Atmen fiel uns auch schwerer, der Druck im Kopf nahm zu. Gegen 12:30 Uhr hatten wir es fast geschafft. Mittlerweile gibt es am Punta Olimpica einen Tunnel, der wohl seit kurzem auch benutzbar ist. Das wussten wir bis dato nicht, wurden aber von dem vor Ort befindlichen Bauarbeiter darüber in Kenntnis gesetzt. Margit und ich überlegten gar nicht lange, wir waren jetzt immerhin auf 4750Hm und wollten uns die letzten Meter über den Pass schenken. Die Männer überlegten, fragten dann aber doch noch mal vorsichtshalber nach, wie es denn weiter oben aussehen würde. Viel Schnee, Schotter und der Himmel mittlerweile nicht mehr wolkenlos. Also, wir fuhren zu viert durch die Röhre, von oben drohten riesige Eiszapfen auf unsere Köpfe zu fallen, schnell durch. Jubel, Foto, viele Klamotten an und runter den Pass auf 3100Hm, vorbei an einer Gletscherlagune und auch hier die Strasse komplett neu asphaltiert. Super! In Chacas angekommen, fanden wir nach etlicher Sucherei ein Hostal, wirklich nett, aber total überteuert. Für ein Zimmer mit zwei schmalen Betten mussten wir 70 Soles berappen, Bad über den Hof. Soviel hatten wir bisher noch nie bezahlen müssen, also nahmen wir nur ein Zimmer. Margit und James quetschten sich in ein Bett, ich bekam das andere und Waldemar ging freiwillig auf die Luftmatratze. Zum Glück fanden wir ein Haus, wo wir tolles Essen bekamen, doch die Vorgeschichte war amüsant. Wir fragten zuerst nach einem Restaurant. Eine Señora gab mir die Auskunft, zwei Strassen oberhalb gäbe es ein Haus mit riesigen Türen, dort sollten wir nachfragen. Gesagt, getan! Dort sassen vor dem besagten Haus einige Leute, die ich fragte, ob hier denn das Restaurant wäre. Si, claro, aber es wäre geschlossen. So ein Pech! Wir wollten schon wieder gehen, da kam uns der Hausherr entgegen. Macht das Restaurant denn heute auf? Ja, oder doch nein, aber wenn, dann erst später??!! Hmm, ja was denn jetzt! In diesem Moment kam auch die Hausherrin nach Hause, mit einer riesigen Tüte voller Brot in der Hand. Disculpe Señora, macht das Restaurant heute auf? Si, claro! Ja, und wann? Der Hausherr wieder: Um 17:00 Uhr oder 17:30 Uhr! Die Hausherrin: Um 17:00 Uhr! So, und wie spät ist es jetzt, wollte ich wissen? 5 Leute antworteten gleichzeitig: 17:00 Uhr! Alle Anwesenden lachten und ich meinte: Dann ist das Restaurant wohl jetzt geöffnet! Si, Señora!, bekam ich zu Antwort. Auch das ist Peru! Wir wurden vorzüglich bewirtet, bekamen Brot mit Marmelade und Tee, später eine fantastische Suppe, danach Papas Fritas, Reis, Salat und gegrilltes Hähnchen, dazu hausgemachte Limonade. Kugelrund liefen wir einige Stunden später zum Hostal zurück und verbrachten eine angenehme Nacht.

Chacas nach Maicabamba 27.07.2013
22 Kilometer nach San Luis, leider nur noch der erste Abschnitt asphaltiert, dann ging es zurück auf die Schotterpiste. In San Luis eine riesige Baustelle, die Plaza de Armas war zum Glück nicht betroffen. Brotzeit, Einkauf, Waldemar hatte Magenprobleme und James kochte ihm brav einen Kamillentee. Gegen 13:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg, steil bergauf, wir schafften mal gerade noch 6 Kilometer auf der Holperpiste, dann waren wir völlig im Eimer. Eine halbe Stunde suchten wir nach einem geeigneten Campspot, wurden aber nicht fündig. Was tun? Doch noch ein wenig weiterfahren, dann kam ein Dorf in Sicht. Nur ein paar Häuser und ein paar Leute, die vor diesen saßen. Gibt es hier vielleicht eine Schule? Ja, aber die Lehrerin wohnt in San Luis! Nach einigem Hin und Her durften wir vor dem Schulgebäude unsere Zelte aufschlagen. Wenig später waren wir von vielen Kindern umringt, wurden neugierig beäugt und ausgefragt. Waldemar kaufte für alle Muffins, die Kids waren glücklich und wurden immer zutraulicher. Die Erwachsenen beobachteten das Geschehen aus der Ferne. Selbst beim Kochen hatten wir keine Ruhe, erst als wir unsere Kameras zückten, verschwand die Meute kreischend, aber nicht für lange. Wir hatten unseren Spaß und Margit schaffte es doch noch, ein paar Bilder zu machen. Bei Anbruch der Dunkelheit waren wir unter uns, kochten uns noch einen Tee und ließen den Abend in Ruhe ausklingen.

Maicabamba nach Huamparan 28.07.2013
Der nächste Pass stand an, heute auf 4360 Meter hoch und der Weg wollte kein Ende nehmen. Schotter, so steile Abschnitte, dass wir uns wieder gegenseitig helfen mussten, größtenteils schob ich nur das Fahrrad. Was zum Teufel, machen wir hier eigentlich? Dann eine schöne Pause mit Blick zurück auf die Cordillera Blanca. Auf rund 4300 Meter eine wunderschöne Lagune, zum campen war es zu kalt. Nochmal 60Hm, dann in die dicken Klamotten rein und runter, sehr langsam und vorsichtig. Vorbei an einigen Häusern, an bettelnden Kindern und aggressiven Hunden. Auf 3800Hm ein Dorf Namen’s Huamparan. Dort fragte ich mich durch, wurde zu einem Haus verwiesen. Die dort lebende Señora versprach mir, später das Rathaus aufzuschließen, dort gäbe es einen Raum, wo wir übernachten könnten, im Moment hätte sie nur den Schlüssel nicht. Zurück zu den Anderen, beratschlagten wir uns und beschlossen, zu warten. Wir kochten in aller Ruhe vor dem Rathaus, bekamen eine Kanne Tee von den Nachbarn gereicht, echt wieder sehr nett. Später kam die Señora mit einem Señor, uns wurde die Tür zum Rathaus geöffnet und der Raum war top, Toiletten und fließend Wasser gab es auch. Vielen lieben Dank!

Huamparan nach Huari 29.07.2013
Um 7:30 Uhr wurde das Rathaus wieder aufgeschlossen, wir durften noch in Ruhe frühstücken und gegen 8:30 Uhr waren wir startklar. Weiter runter, heute nur rund 20 Kilometer. Wir brauchten lange, und es ging nicht nur runter, wie uns gesagt wurde, aber das kennen wir ja mittlerweile zu genüge. 4 Kilometer vor Huari ein Fluss, aber keine Brücke. Hieß, die Böschung steil runter, über einen Steg, dann wieder die Böschung auf der anderen Seite steil nach oben. Uns kamen mindestens 5 Viehherden entgegen, die denselben Weg nahmen, ein skurriler Anblick. In Huari selber wieder Stunden mit der Unterkunftssuche verbracht, letztendlich ein akzeptables Hostal gefunden, doch Wifi ist hier definitiv ein Fremdwort. Dafür eine heiße Dusche und ein großes Bett, was ja auch viel wert ist. Zu Essen gibt es hier reichlich. Lecker Käse und Honig auch, dazu viel Obst, was uns wieder schnell auf die Beine verhilft. Wir sind ganz schön platt und werden hier mindestens 3 Nächte verweilen.

Huari nach Ponto 01.08.2013
Auf nach Masin, 18 Kilometer sehr einfach zu fahren, weiter nach Ponto, natürlich rauf und wieder Schotter. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl, hatte Kopfschmerzen und war einfach nur schlapp. Eine Señor meinte, Ponto wäre sehr schön und dort gebe es auch eine Unterkunft. Wir quälten uns also bis zu diesem Dorf und fanden ein einem Ghetto ähnelnden Ort an. Fast ausgestorben, nur ein paar komische Typen. Diese nuschelten sich irgendwas zusammen, zeigten uns den Weg zur Plaza. Dort sahen wir uns etwas betreten an. Es gab ein Muncipal-Hotel! Margit und ich warfen einen Blick rein, ein Señor zeigte uns zwei Zimmer, die uns so gar nicht ansprachen. Wir einigten uns, nur eins zu nehmen, das andere glich eher einem Loch. Doch wir hatten so gar keine Lust, die Sachen in den zweiten Stock zu schleppen, das Zimmer musste auch noch gereinigt werden. Wir setzten uns lieber vor das Rathaus und stärkten uns mit Brot und Getränken. Eine andere Señora bot uns an, die Fahrräder in der Schule unterzustellen. Dürfen wir denn dort vielleicht auch übernachten? Oh, sie hätte keine Betten, meinte die Señora. Macht doch nichts, wir hätten alles dabei, erwiderte ich. Ja, dann könnten wir gerne dort die Nacht verbringen. Nach einer weiteren Stunde brachte sie uns in das Schulgebäude, wir fegten schnell den Raum und machten es uns gemütlich.

Ponto nach Punos 02.08.2013
Gegen 8:00 Uhr gestartet, ein Señor, der sich unbedingt am Vortag noch mit uns fotografieren lassen wollte, sagte uns, 3 Kilometer Anstieg, danach plano, und später eine Bajada runter nach Punos. Wir waren also vorbereitet! Am Anfang guter Dinge, trotz Schieberei, 3 Kilometer hoch, rechneten wir noch nach peruanischer Manier mit weiteren 3 Kilometern. Doch höher und höher ging es, die Schieberei nahm kein Ende, wir checkten erneut unsere Karten, immerhin 3 an der Zahl. Nirgendwo war ein Pass eingezeichnet, waren wir überhaupt richtig? An einem Haus fragte ich nach. Ja, wir wären richtig, aber es wäre noch sehr weit nach Punos, mit dem Auto rund 3 Stunden. Also, weiter! Aus 3 Kilometern wurden 21, wir befanden uns letztendlich auf 4400Hm, passierten eine Lagune, es war lausig kalt und Margit ging es einfach nur schlecht. Gegen 15:00 Uhr dachten wir, endlich geht es runter, doch nur für ein kurzes Stück, dann schon wieder ein Anstieg. Wieder runter und hinter der nächsten Kurve wieder hoch. Margit brach förmlich zusammen, schmiss ihr Rad hin und fing bitterlich an zu weinen. Sie tat mir so leid! James machte ihr den Vorschlag, das Zelt jetzt und gleich aufzubauen, doch die vorbeikommenden Leute waren eher unfreundlich und grüßten auch nicht, so dass wir uns nicht besonders wohl fühlten. Wir schoben dann gemeinsam die Räder nach oben, verschnauften nochmal kurz und schafften es tatsächlich bis Punos. Völlig fertig kamen wir dort an. Eine einzige Hosbedaje, doch der Hausherr fand nicht den richtigen Schlüssel. Wir fuhren zweimal zur Plaza, das Rathaus schon lange geschlossen, die Sonne wars untergegangen und wir brauchten dringend eine Bleibe für die Nacht. Irgendwann und mit viel Nachfragerei wurde uns das Rathaus aufgeschlossen. Die zuständigen Männer tauten auf und ich konnte noch ein gutes und informatives Gespräch mit diesen führen. Todmüde fielen wir später auf unsere Matratzen, draußen ein Höllenlärm. Das ganze Dorf hatte sich versammelt, um einem christlichen Konzert zu lauschen, welches für uns eher klang wie Katzengejammer. Gegen 23:00 Uhr war dann aber Schluss.

Punos nach Llata 03.08.2013
Danke an die Herren, weiter nach Llata. Dort kamen wir gegen 12:00 Uhr an. Die Provinzhauptstadt gefiel Margit und mir auf Anhieb und wir Mädels beschlossen kurzentschlossen, statt Proviant für die Weiterfahrt eine Unterkunft zu suchen. Fanden wir, liefen zurück zu unseren Männern, die hatten auch nichts einzuwenden und wir verbrachten hier in Llata das wohlverdiente Wochenende.

Llata nach Chavinillo 05.08.2013
Dank dem Gespräch mit den Señores in Punos kannten wir jetzt die Abkürzung nach Chavinillo und mussten nicht den beschwerlichen Weg über Pachas nehmen. Es ging für 6 Kilometer durch eine wiederum schöne Schlucht, dann hoch, wieder runter, am Fluss entlang, dann hoch nach Quivilla. Dort Pause bei einer sehr betagten Señora, weiter nach Tingo Chico. Weiter am Fluss lang Richtung Chavinillo, und wir schafften es tatsächlich, trotz weiteren 500 Metern Anstieg, dort anzukommen. Die erste Hospedaje war unsere. Die Räder durften wir ins Restaurant abstellen und nach Nachfrage durften wir dort sogar kochen und verlebten einen gemütlichen Abend.

Chavinillo nach Huanuco 06.08.2013
Weitere 500Hm hoch zum 4000er Pass, die Corona del Inca bestaunt, gemütlich im Windschatten eines Felsen gefrühstückt, runter auf rund 1900Hm nach Huanuco. Jetzt eher wieder wüstenähnliche Landschaft. In Huanuco empfing uns ein Vergnügungspark, viele Moto-Taxis und Hektik. Nach wiederum langer Sucherei fanden wir ein nettes Hotel, brauchten keine Treppen hoch zu laufen und hier werden wir ein paar Tage verschnaufen!

Huanuco nach Huariaca 11.08.2013
5 Tage verbrachten wir in Huanuco. Faulenzen, schreiben, Leute beobachten, die hiesige Küche testen und die Welt Welt sein lassen. Dann rafften wir uns auf und fuhren nach Huariaca, 70 Kilometer, 1000Hm, wir fühlten uns gut! Es war Sonntag, der Verkehr okay und die Straße asphaltiert. Gegen 15:00 Uhr kamen wir in Huariarica an, Margit und ich suchten das von anderen Radfahrern empfohlene Hotel „Rosa Nautica“, fanden dieses auch nach einiger Zeit und bekamen einen Spezialpreis incl. warmer Dusche und Wifi. Der Sonntagsmarkt war noch im vollen Gange. Ich hatte Spass mit den Einheimischen. Später gingen wir mit Margit und James zusammen essen und es schmeckte richtig gut.

Huariarica nach Villa de Pasco 12.08.2013
Weitere 1200Hm hoch, auf den Weg zum Pass eine Schweizer Familie getroffen, die mit zwei Kindern von 3 und rund 1 ½ Jahren unterwegs sind, per Fahrrad! Wir unterhielten uns lange, bewunderten die Eltern sehr und trafen die Familie später noch zweimal wieder. Der Weg nahm heute mal wieder kein Ende, es wurde zusehens kälter und ein schönes Fleckchen zum campen fanden wir auch nicht. Gegen 16:00 Uhr kamen wir an der Kreuzung, wo es entweder geradeaus ging, weiter hoch nach Las Oroyas oder in die falsche Richtung, rechts ab nach Cerro del Pasco. Da zog es mich aber überhaupt nicht hin, soll eine richtige hässliche Minenstadt sein. Also weiter hoch den Pass, den wir dann bei 4400Hm endlich erreichten. Danach ging es leicht bergab, jetzt die Hochebene vor uns. Windig und kalt war es! Immer mehr Einheimische wollen mit uns zusammen auf’s Foto, gegrüßt werden wir meistens sehr freundlich bis überschwänglich und klar, die Gringo Rufe müssen sein. Wir erreichten wieder ein einem Ghetto ähnelndes Dorf, dort gab es nichts zu übernachten, wir wurden an das nächste Dorf verwiesen. Die Uhr tickte, gegen 17:00 Uhr kamen wir in Villa de Pasco an, nach 58 Kilometern ziemlich ausgelaugt und erschöpft. Der erste Polizist musste herhalten, er konnte uns nur leider nicht weiterhelfen. Letztendlich bekam ich raus, das hier in diesem ungemütlichen Ort ein Technik Institut existierte, fragen wir doch mal danach. Ein Wachmann fing mich dort vor Ort ab, was ich denn wollte? Nur eine Unterkunftsmöglichkeit für eine Nacht! Das ginge nicht, die Schule wäre Privatgelände! Er ließ sich dann doch überreden, mir die Direktorin der Schule vorzustellen. Diese hörte sich meine Geschichte an und war sehr schnell bereit, uns zu helfen. Nach 10 Minuten und 2 Telefongesprächen gab sie uns grünes Licht, das wir ab 18:00 Uhr die Aula beziehen könnten, hurra! Wir verbrachten die Überbrückungszeit im Sekretariat und staunten nicht schlecht, als gegen 18:00 Uhr auch die Radlerfamilie dort auftauchte. Jetzt mussten wir handeln, denn so eben mal 6 Radler und zwei Kids unterzubringen, ist schon eine Herausforderung. Wir bekamen aber nach einigem Hin und Her die Erlaubnis, mussten uns aber noch weitere 1 ½ Stunden gedulden, und statt der Aula wurde uns dann das Lehrerzimmer zur Verfügung gestellt. Etwas eng, aber wir passten rein. Die Räder blieben draußen und zwei Heizkörper wurden uns auch noch gebracht. Dann kam ein Lehrer mit Brötchen und einem Topf voller Essen, später die Direktorin und eine weitere Lehrerin, die uns Löcher in den Bauch fragten, Bilder machten uns alles höchst interessant fanden, was wir da so trieben. Irgendwann gingen sie dann doch. Wir fielen todmüde auf unsere Matratzen und verbrachten zu acht eine ruhige Nacht.

Villa de Pasco nach Junin 13.08.2013
6:30 Uhr war die Nacht vorbei, jeder von uns packte seinen Kram zusammen. Kalt war es und die ankommenden Schüler auch sehr neugierig. Diese mussten den morgendlichen Frühsport bewältigen, wir schauten dieses Mal recht amüsiert zu. Noch einmal Umarmungen, Danke an Alle und wieder rauf auf die Straße. Die Familie fuhr den Weg um Lago de Chinchaycocha rechts rum, wir bevorzugten die Hauptstrasse links rum, im Moment lieben wir einfach den Asphalt zu sehr. Im nächsten Dorf genehmigten wir uns einen sehr dünnen Café, dann immer über die Hochebene de Junin etwas hügelig bergauf und bergab, am See entlang, die Sonne lachte, viele Vicunjas gesichtet. Die Leute grüßten, wir winkten, gönnten uns hausgemixte Säfte, machten eine ausgedehnte Mittagspause und kamen gegen 14:00 Uhr und zurückgelegten rund 60 Kilometern in Junin an. Das erste Hostal gefiel uns, nach der Dusche schlenderten wir über den Markt, fanden zum Glück später etwas Warmes zu essen und morgen geht es weiter Richtung Tarma. Ach ja, Waldemar hatte heute mal wieder Glück im Unglück, in einem Dorf brach im das Vorderrad Schutzblech bei der Überquerung einer Geschwindigkeitsreduzierung in 3 Teile durch. Es machte Knack, er hielt zum Glück direkt an, sonst wären wohl einige Speichen noch mit draufgegangen. Er schraubte die Überreste ab und sein Kommentar: „Bis Ushuaia hat es nicht mehr zu regnen!“ Na dann!

Junin nach Jauja 14.08.2013
Rund 140 Kilometer nach Jauja, und das in Peru. Nie im Leben dachten wir, das hier in diesem harten Radlerland so eine Strecke zu machen wäre. Aber wir schafften es! Gegen 9:00 Uhr starteten wir heute erst, die Sonne hatte die Luft schon gut erwärmt, so dass wir uns schnell entblättern konnten. Immer weiter auf der Hochebene, die Eisenbahnschienen neben uns, herrlich war’s! An der Abzweigung nach Tarma überlegten wir wirklich nur kurz, ob wir doch abbiegen sollten, Tarma soll sehr schön sein und der Verkehr dort deutlich weniger, doch wir waren im Kilometer Rausch und endlich rollten die Räder mal wieder so richtig. Wir ignorierten die Autos und LKW’s einfach und fuhren die Principalstraße weiter. Dann änderte sich die Landschaft, nach rund 60 Kilometern kamen wir in eine Kreidefelsenschlucht, sah sehr interessant aus, dann passierten wir einer der wichtigsten Minenstädte Südamerikas, La Oroya. Viel hatten wir über diese Stadt schon von anderen Radlern gehört. Einer der hässlichsten und dreckigsten Städte der Welt. Seit 1922 wird hier Bergbau betrieben, alle Mineralien Südamerikas sind hier zu finden, der Mensch und seine Gesundheit spielt hier eine absolut untergeordnete Rolle. Die Kinder haben Asthma, Hautkrankheiten und ein vielfaches der üblichen Bleimenge im Körper. Allein der Profit, meist für ausländische Firmen zählt. Wir machten trotzdem an der Plaza halt, aßen in Ruhe und eine sehr nette Señora pries uns ihre Stadt an, so kann’s auch gehen. Verweilen, geschweige übernachten wollten wir hier aber nicht. Wir fuhren weiter durch das enge Tal, links an den steilen Hängen klebten die ärmlichen Hütten, unten neben dem jetzt ganz nah an der Straße verlaufendem Rio Mantaro und den Eisenbahnschienen die riesige Minenanlage. Hässlich, wirklich! Weiter ging es an den Kreidefelsen vorbei, die Hochebene lag definitiv hinter uns. Auf und ab, wir kamen weiterhin gut voran. Auf den letzten Kilometern schmerzten dann aber die Beine, doch das Höhentraining der letzten Wochen hatte sich ausgezahlt und wir kamen relativ fit in Jauja an. Dort fanden wir in der Fussgängerzone ein Hostal, eigentlich ja ganz nett, aber der Besitzer und seine Mitarbeiterin so gar nicht interessiert an uns. Der Dueno sagte uns, er wollte am Hintereingang auf uns warten, so dass wir die Räder in den Hof schieben könnten. Dort angekommen, klopften und hämmerten wir wohl 10 Minuten an das Tor, nichts passierte. Ich lief wieder zum Haupteingang, klingelte, ein Mädchen machte mir die Tür auf. Wo ist denn der Dueno, fragte ich sie. Nicht mehr da! Wie, nicht mehr da? Keine Antwort! Ob sie uns denn das Tor aufmachen könnte, fragte ich? Ja! Es dauerte aber eine ganze Ewigkeit, bis sie sich in Bewegung setzte. Mensch, wollen die hier kein Geld verdienen oder um was geht es? Endlich hatten wir unsere Zimmer bezogen, dann stand Margit auch schon vor unserer Tür und fragte, ob wir warmes Wasser hätten? Test, natürlich nicht, obwohl wir mehrmals nachgefragt hatten, ob es hier auch wirklich warmes Wasser gäbe. Frust! Nach der kalten Dusche setzten wir uns in das Lokal nebenan, das bestellte Essen war gut, aber zu wenig, so dass wir uns noch jeder 2 Tamales und danach ein Riesenstück Kuchen bestellten. Endlich war der Hunger gestillt, wir schlenderten noch ein wenig durch den Ort und verschwanden bald auf unsere Zimmer.

Jauja nach Huancayo 15.08.2013
Nur 48 Kilometer bis nach Huancayo, wir ließen es langsam angehen, bogen im nächsten Ort ab, um lecker Saft zu trinken und waren ziemlich schnell in Huancayo. Dort Hektik, eine lärmende und hupende Autoschlange, die sich Richtung Stadtzentrum bewegte, und wir mittendrin. Bald hatten wir die Nase voll und bogen auf eine Nebenstraße ab. Vorbei kamen wir an einer kleinen Parkanlage mit einem Hotel, was wir aber erst mal gar nicht richtig wahrnahmen. Wir fuhren weiter Richtung Plaza, parkten unsere Männer und die Fahrräder da, und schauten uns in Ruhe nach einer Unterkunft um. Huancayo ist teuer, wir fanden aber ein Hotel, welches uns gut gefiel und uns auch mit dem Preis entgegenkam. Zurück zu den Männern, machte James den Vorschlag, doch nochmal zurück zu dem kleinen Park zu fahren. Diesmal fuhren er und Margit, Waldemar und ich warteten. Zurück, hatten die beiden leuchtende Augen, erzählten uns von dem supernetten Hotel und dem unschlagbaren Preis von 40 Soles. Zu viert nochmal retour, quartierten wir uns dort für 5 Nächte letztendlich ein, genossen die Stadt und ihre Märkte, das ausgesprochen gute Essen, die netten Menschen und trafen auch noch andere Radler dort an.