Es kommt manchmal anders als man denkt

10 Dezember 2013

Nein, hier in Argentinien wollen wir definitiv nicht weiterfahren! Diese Entscheidung haben wir Beide einvernehmlich getroffen und sind froh darüber, dass wir uns 100%ig einig sind. Die Weiterfahrt nach Ushuaia ist damit hinfällig und wir müssen jetzt unseren Rückflug nach Deutschland organisieren. Nicht so einfach! Die Fahrt nach Buenos Aires können wir uns sparen. Von dort aus ginge es mit dem Flieger über Panama, weiter über Puerto Rico nach Frankfurt. Viel zu nervig und aufwendig. Also denke, denke! Waldemar fiel ein, dass es einen Direktflug von Lima nach Amsterdam gibt, klingt doch schon mal gut. Heißt, wir mussten jetzt unsere Fahrt von Mendoza nach Santiago de Chile mit dem Bus ordern, und von dort aus mit dem Flieger nach Lima gelangen. Über das Internet wurden wir nicht fündig, also auf zum LAN Reisebüro. Hier trafen wir leider wieder mal auf einen völlig statischen, unfreundlichen Herrn, der uns Flüge von Santiago nach Lima für p.P. 1000€ andrehen wollte. Wir verließen das Büro deprimiert und ich war so gar nicht in der Stimmung, es in einem anderen Reisebüro zu probieren. Waldemar überredete mich zum Glück und wir landeten bei Ricardo, der deutsche Freunde hat, wie er mir später erzählte und uns gerne weiterhelfen wollte. Er buchte uns kurzentschlossen Hin- und Rückflug, diesen mussten wir ja nicht antreten und schon sah der Preis ganz anders aus. Jetzt hieß es, den Bus von Mendoza nach Santiago de Chile zu buchen, dazu gingen wir zum zuständigen Bus Büro. Dort ein ziemlicher Andrang, doch wir waren zuversichtlich. Der Mitarbeiter schaute uns nur groß an und schüttelte mit dem Kopf, nachdem wir ihm erklärten, dass wir zwei Räder dabei haben. Wir müssten zu den einzelnen Busgesellschaften am Busterminal gehen und dort nachfragen, ob ein Busunternehmen bereit wäre, auch die Räder zu transportieren, nerv. Also, auf zum Busterminal. Das erste Unternehmen winkte direkt ab, wir weiter zum nächsten. Zum Glück trafen wir die zwei Franzosen, die wir kennen gelernt hatten, wieder. Die Beiden schickten uns direkt zu einem Büro, wo uns die zuständigen Mitarbeiter freundlich begrüßten. Selbstverständlich könnten wir die Räder mitnehmen, Zusatzkosten gäbe es keine. So, jetzt nur noch Kartons für die Räder besorgen und dann stand der Reiseplan. Wir hatten noch eine Woche in Mendoza. In dieser Zeit quartierten wir uns in einem anderen Hostal ein, wo wir nachts in Ruhe schlafen konnten. Wir erkundeten noch ein wenig die Stadt und bereiteten unsere Heimreise vor. Ein komisches Gefühl, nach über 2 ½ Jahren im Sattel an Heimfahrt zu denken! Die ganze Reise zurück nach Deutschland dauerte 4 Tage und gestaltete sich abenteuerlich. Der Abschied aus Argentinien fiel uns nicht schwer. Am Busterminal wollte uns ein Herr, der kleine Schilder auf die Gepäckstücke klebte, nochmal richtig abzocken, indem er dafür von uns $20 verlangte, was ich schlichtweg ablehnte und der dafür zuständige Busfahrer mir zu Hilfe kam. Abends, um 22:30 Uhr ging es los. Erst hoch in die Anden, dann über die Grenze nach Chile, um in Santiago am Busterminal gegen 5:00 Uhr anzukommen. Stockdunkel war es, kalt dazu und wir total übernächtigt. Ein Taxifahrer versprach mir, uns einen Großraumwagen zum Flughafen besorgen, der kam aber auch nach 1 ½ Stunden Warterei nicht. Ein anderer Señor sprach mich an und erklärte mir, dass er mir helfen wollte. 5 Minuten später kam er mit einem weiteren Señor zurück, der sehr ärmlich aussah, aber einen Kleintransporter vor dem Busbahnhof geparkt hatte. Über den Preis wurden wir uns einig, und die Räder hatten viel Platz. Wir im Führerhäuschen weniger, aber das störte uns nicht weiter. Heil angekommen am Flughafen, suchten wir unsere zuständige Fluggesellschaft auf und erkundigten uns nach den Modalitäten für die Fahrräder. Die Auskunft der Dame schockte uns. Jeder von uns durfte 32Kg Gepäck incl. der Räder, die nicht als Sondergepäck galten, mitnehmen. Jedes Kg Übergewicht kostete $15. Ach, du Schreck. Wir suchten uns eine Waage, zum Glück hatten wir genug Luft, bis unser Flieger startete und wogen unsere Sachen. 45Kg brachten die beide Räder auf die Waage, die Taschen 30Kg. Zuviel! Wir sortierten die Taschen komplett neu, zogen uns viele, viele Sachen zusätzlich an, das Handgepäck war auch am Limit angelangt, und wir mussten letztendlich noch $80 zusätzlich berappen, Au! Um 15:00 Uhr ging es dann weiter nach Lima. Erst dort wurde uns richtig bewusst, dass wir zum Abschluss unseres Abenteuers nochmal in unser selbsterklärtes Lieblingsland in Südamerika zurückgekehrt waren. Wohlweißlich hatte ich ein kleines Hostal ausfindig gemacht, wo wir die Nacht und den nächsten Vormittag verbringen wollten. Arturo, der Dueno, war informiert. Er hatte uns sogar ein Taxi bestellt. Nur leider gab es keine Aufbewahrungsstation für die Räder am Flughafen, so ein Mist. Der Taxifahrer organisierte ein weiteres Taxi und meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen. Es war ein Krampf, letztendlich mussten wir die Kartons komplett entfernen, dann endlich passten die Drahtesel in das jeweilige Taxi und für uns war auch noch Platz. Die Fahrt zum Hostal dauerte eine halbe Ewigkeit, aber der Fahrer hielt uns bei Laune und wir fühlten uns einfach wohl. Don Arturo begrüßte uns mit Handschlag, gab uns ein, für peruanische Verhältnisse, Luxus-Zimmer und wir durften die Räder wieder verpacken. Später begleitete mich der Don höchstpersönlich zu einem Restaurant, wo ich zum Abschluss nochmals traditionell Hühnchen, Salat und Papas Fritas orderte. Die Menschen lächelten wieder, machten ihre Späße mit mir, wie hatte ich es in Argentinien vermisst. Wir genossen das letzte Abendmahl, schwatzten noch ein wenig mit Arturo und seiner Familie und waren bald darauf im Bett verschwunden. Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur Einkaufsmeile. Diese war riesig und und so untypisch für dieses Land, doch wir waren halt in der Hauptstadt und hier ticken die Uhren anders. Latte Macchiato, Donuts, Mandelküchlein, für uns das Schlaraffenland. Danach liefen wir noch ein wenig die Schaufenster ab. Zurück bei Arturo, erreichte uns eine Mail von KLM, wo uns mitgeteilt wurde, das der Flieger 2 Stunden Verspätung hätte. Schnell informierten wir den Taxifahrer. Dieser holte uns dann zur vereinbarten Zeit pünktlich auf die Minute ab. Heute war es zum Glück ein Kleinbus, wo die Fahrräder bequem reinpassten. Abschiedsfoto mit Arturo und seiner Frau, letzte Umarmungen. Peru, wir werden Dich und Deine Menschen sehr vermissen! Am Flughafen schoss dann KLM den Vogel ab, indem wir hier zusätzlich $150 blechen durften, um die Räder, die auch nochmal in Folie gepackt werden mussten, nach Amsterdam mitzunehmen. Da kannst du im Vorfeld Telefonat über Telefonat führen, denken, das alles geritzt ist und letztendlich fühlst Du dich doch wie eine Goldesel, den man nach Strich und Faden ausnehmen kann. Es ist zum Verzweifeln. Wenigstens die Flugbegleiter im Flieger waren nett und der Flug somit sehr amüsant, doch trotzdem mit 12 Stunden definitiv zu lang. In Amsterdam schafften wir es tatsächlich, noch eine Zugverbindung nach Düsseldorf zu ergattern. Dort bekamen wir die letzte S-Bahn nach Mettmann. Durch die mehrmalige Treppe runter, Treppe wieder rauf Schlepperei kamen wir völlig erledigt mitten in der Nacht an. Wir waren heilfroh, dass trotz der Verspätung des Fliegers die Heimfahrt reibungslos funktioniert hat. Am Bahnhof empfingen uns Waldemar’s Eltern freudestrahlend und gemeinsam ging es zu Ihnen nach Hause. Jetzt fragt sich manch einer wohl, was das für ein Gefühl ist, nach so langer Zeit wieder in Deutschland zu sein. Wir wissen nur, es ist schön, die Eltern wieder in die Arme schließen zu dürfen. Den Rest können wir vielleicht später mal beschreiben, wenn wir wissen, wie es sich wirklich anfühlt. Im Moment sind wir wohl dafür zu müde.