Flug und Ankunft in den USA-Florida 28.02.2012
Der Flug nach Fort Myers war so gut, das sogar Waldemar total entspannt war. In Fort Myers
gelandet, mussten wir erst mal die Einwanderungsbehörde hinter uns bringen. 1 ½ Stunden
dauerte die Warterei, immer schön links und rechts rum in der Schlange, dann durften wir
endlich unser Anliegen vorbringen, doch bitte länger als 3 Monate in den USA verweilen zu dürfen.
Wir ernteten nur verständnislose Blicke und wurden eindringlich darauf hingewiesen, dass
unser Visum bis zum 26.05.2012 gültig ist und wir an diesem Datum das Land zu verlassen haben,
ansonsten hätten wir ein lebenslanges Einreiseverbot in die USA zu verantworten. Mama Mia,
und die Mimik des Beamten sprach dazu Bände. Müssen wir halt schneller radeln, war unser
erster Gedanke. Wenigstens unsere Koffer und unser Verpackungsmaterial durften wir vor Ort
lassen, natürlich mit vorheriger Kontrolle durch Spürhunde. Weitere 2 Stunden dauerte der
Fahrrad- und Taschenzusammenbau, dann verließen wir das Flughafengebäude. Draußen erwartete
uns eine gefühlte Temperatur von über 30 Grad. Oh Mann, ohne Bewegung lief schon der Schweiß
in Strömen. Wir wollten schnell nochmal checken, wo Nedene, unsere erste Gastgeberin, die wir
über Warmshowers kontaktiert hatten, ihre Residenz hatte. Leider mal wieder kein Internetkontakt,
also auf „gut Glück“ losfahren und hoffen, dass wir ihr Heim finden. Extrem breite Straßen
erwarteten uns, eine Menge Verkehr und unwissende Leute bzw. Radfahrer!, die wir nach Nedenes
Adresse fragten. Es wurde langsam dunkel, wir kämpften uns weiter durch, die Bewegung nach
dem langen Flug war nicht verkehrt. Gegen 19:00 Uhr standen wir vor Nedens Haus, ein netter
Nachbar hatte uns dorthin gelotst und jetzt hieß es warten bis 24:00 Uhr, denn Nedene war
auf Arbeit und wir hatten natürlich nicht verstanden, das ihr Haus nie abgeschlossen ist,
zu ungewöhnlich für uns. Waldemar probierte es zwar mal zwischendurch, aber wahrscheinlich
war er nur halbherzig bei der Sache, so das sich ihm die Tür nicht öffnete. Egal, die Nacht
war warm, der Sternenhimmel schön und unsere „Seesäcke“ weich genug, um ein kleines Nickerchen
zu halten. Gegen Mitternacht kam Nedene von der Arbeit nach Hause, war total überrascht,
uns vor dem Haus und nicht drin vorzufinden. Doch nach langen Erklärungen war uns allen nicht
zumute, also ab unter die Dusche in unserem eigenen Bad und rein ins Kingsize Bett, ein Traum.
Morgens waren wir noch nicht wirklich fit, bekamen direkt frisches Obst mundgerecht serviert
und hielten Smalltalk. Nedene ist auch schon viel in der Welt rumgekommen, meist auf dem
Drahtesel und war super interessiert, was unsere Reise betraf. Sie fragte uns dann so nebenbei,
ob wir nicht Lust hätten, mit ihr eine Radtour in der Umgebung zu machen. Wir hätten uns
eigentlich vorbereiten müssen, was unsere weitere Vorgehensweise betraf, aber die Gegend
zu erkunden, reizte uns mehr. Sie stieg auf ihr Rennrad, wir auf unsere „Stahlesel“ und los
ging es. Ha, ha schnell mal hinterher düsen, ging nicht lange gut. Ich gab als Erste auf,
brauchte dringend eine Verschnaufpause und es dauerte nicht lange, dann schmiss auch Waldemar
das Handtuch. Noch nicht fit, Jetlag, und die ungewohnte Hitze gaben uns den Rest. Nedene
muss sonst was gedacht haben, wartete aber geduldig ab, bis wir uns regeneriert hatten und
dann fuhren wir zusammen weiter. Nach 5 Stunden kamen wir endlich wieder an unserem
Ausgangsziel an, völlig ausgepowert und desillusioniert, wir wussten gar nicht mehr, wohin
mit unserem Frust. Duschen und relaxen waren angesagt. Zum Glück hatten wir schon unseren
ganzen Mut zusammengenommen, und Nedene gefragt, ob wir noch eine weitere Nacht bleiben
dürften. Selbstverständlich, kein Problem. Ihre Mutter war auch zu Besuch an diesem Tag aus
der Nähe von New York gelandet und nach ein wenig Erholung machten wir uns zum Dinner auf,
zum Glück mit dem Auto. Wir gönnten uns einen Cäsar-Salat und eine mittlere Pizza, was bei
uns eher einer XL Größe gleichkommt, doch der Hunger war groß und wir ließen nichts übrig.
Die Nacht war unruhig, wir stellten uns beide unabhängig voneinander die Frage, wie es
weitergehen sollte. Am nächsten Morgen machten wir „Nägel mit Köpfen“. Recherche, Landkarte
studieren, bei Warmshowers und Couchsurfing Übernachtungsmöglichkeiten ausloten, unseren
Kopf frei bekommen von düsteren Gedanken. Nachmittags hatten wir unseren „Schlachtplan“
fertig, glichen ihn mit Nedene ab, sie war uns wirklich eine große Hilfe, und dann fuhren
wir zusammen mit ihr und ihrer Mama zum „Golf of Mexico“. Schon wirklich ein Erlebnis und
für uns ein völlig neues Gewässer. Bestimmt 26 Grad betrug die Wassertemperatur, der erste
Pelikan flog vorbei und die Sonne ging im schönsten Abendrot unter. Das Dinner danach
vergessen wir mal ganz schnell wieder, war einfach nicht lecker. Aber ein Highlight bescherte
uns Nedene noch. Sie fuhr mit uns in einen riesigen Outdoor-Laden und wir bekamen tatsächlich
dort unsere Gaskartuschen zu kaufen, hätte ich nie dran geglaubt. Letzte Nacht gut geschlafen.
Fort Myers nach Zolfo Springs 02.03.2012
7.00 Uhr aufgestanden, leise alle Sachen verstaut, Nedene „Auf Wiedersehen“ und vielen Dank
für ihre tolle Unterstützung gesagt und gen Nord Florida durchgestartet. Unsere Planung sieht
wie folgt aus: Von Fort Myers wollen wir nach Gainesville radeln, um von da aus auf dem
sogenannten „Southern Tier“ an die Westküste nach Kalifornien zu fahren, Dafür stehen uns
genau 87 Tage zur Verfügung, will heißen, wir müssen wirklich jeden Tag 65 Kilometer zurücklegen,
um unser Ziel zu erreichen. Nedene gab uns die besten Wünsche mit auf den Weg, das der
berüchtigte Wind von Ost nach West wehen soll, ansonsten könnten wir uns warm anziehen.
Wir nutzten die noch angenehmen Morgentemperaturen, um zügig Kilometer zu strampeln und mittags
kamen wir schon in Arcadias an, was eigentlich das Tagesziel sein sollte. Wir entschlossen
uns, weiter zu fahren, die Wolken am Himmel und den Rückenwind zu nutzen, dann würde der
nächste Tag nicht zu hart werden. Gegen 16:00 Uhr fragte Waldemar bei einer Feuerwehrstation
nach, wo wir übernachten könnten. Die nette Dame verwies ihn auf einen Campground 5 Blocks
weiter. Dort fand ein Countrysänger-Fest statt, was uns herzlich wenig interessierte, bekamen
einen Platz weit ab vom Lärm und bauten nach über 3 Monaten das erste Mal wieder unser Zelt
auf. Klappte auch ganz gut, die Camper stellten die üblichen Fragen, wie: „Ist an Euren
Fahrrädern ein Motor dran“, welche Gangschaltung etc.? Ein Ehepaar kam aber auf die glorreiche
Idee, uns für den Folgetag zum Frühstück einem Café zu kochen, Danke dafür! Apropos kochen,
ich habe doch tatsächlich mittags in Arcadias einen Laden gefunden, wo es vernünftige Sachen
wie Philadelphia nicht fettreduziert, Barilla Nudeln, Frischmilch und Energieriegel zu kaufen
gab. Sogar unsere heißgeliebten Haferflocken haben wir dort erstanden. Das Essen schmeckte,
Waldemar fiel aufs Bett (Matratze) und ich widmete mich noch ein wenig dem Studium der vor
Ort anwesenden amerikanischen Bürger.
Zolfo Springs nach Lakeland 03.03.2012
2 Stunden mit Abbau und Frühstück verbracht, gegen 9:00 Uhr zurück auf die Straße. Die Sonne
brannte heute gnadenlos vom Himmel. Mehrere kurze Pausen eingelegt. Irgendwann von der 417
auf eine Seitenstraße ausgewichen, 2 Fahrradfahrerinnen getroffen, die sich für unser
Unternehmen interessierten. In Bartow schoben sie ihre Räder ins Auto, kamen zurück zum
Treffpunkt mit selbst belegten Baguettes und Energie-Drinks. Total nett, wollten unbedingt
mein Fahrrad ausprobieren und waren sichtlich beeindruckt. Nach etwa 1 Stunde verabschiedeten
wir uns und fuhren weiter zu unserem nächsten Fahrradfreund, der uns eine Dusche und ein
Bett für die heutige Nacht zur Verfügung stellte. Steve wohnt in Lakeland, und dieses Mal
schafften wir es sogar, den eigens für uns versteckten Schlüssel zum Hauseingang zu finden,
um nicht wieder Stunden vor der Tür verbringen zu müssen. Dusche, hurra, Sachen waschen,
muss auch sein, erholen und ran an den Rechner, um zu sehen, wer uns auf unserem Weg nach
Gainesville eine „Couch“ anbieten kann. Steve, der Hausherr, traf ca. 2 Stunden später ein,
2 Hunde im Gepäck, sehr freundlich und interessiert. Er lud uns zum gemeinsamen Kochen ein,
Reis mit Bohnen und Kielbasa, vorher selbst angebauter Rucola und Möhren, auch selber
gezüchtet. Vor dem Abendbrot zeigte er uns noch Lakeland, haben Massen von Pelikanen und
Schwänen gesichtet. Nach dem Abendessen gab es heiße politische Diskussionen unterden beiden
Männer und ich schrieb eifrig. So, mittlerweile ist es Mitternacht, Zeit, schlafen zu gehen,
bis bald!
Lakeland nach Webster 04.03.2012
7:00 Uhr, raus aus dem Aircraft Bett, Steve war schon 1 ½ Stunden auf und studierte für
uns die Route, die er uns vorschlagen wollte. Ein schöner Trail, nicht viel Verkehr, doch
leider zu weit von unserer Planung entfernt. Wir hatten zwei weiteren Warmshowers zugesagt,
bei Ihnen zu übernachten. Frühstücken, Drahtesel packen und weiter ging es. Steve schwang
sich auch auf sein Rad und zeigte uns den Weg aus der Stadt raus. Unterwegs durften wir 2
Alligatoren bestaunen, die gibt’s hier wohl in jedem Tümpel. Es hatte sich nach voran
gegangenem Regen in der Nacht merklich abgekühlt, jetzt froren wir. Das Wetter kann es uns
einfach nicht recht machen. Der Wind hatte auch gedreht, schön von vorne und wir strampelten,
was das Zeug hielt. Nachmittags kamen wir in Webster an, Waldemar hastete 2 Liegefahrradfahrern
hinterher und fragte nach einer Unterkunft. Die beiden Oldies meinten, nicht weit entfernt
gäbe es einen Wohnwagenpark, wo auch Zelte stehen dürften. Wir fuhren hin, bezahlten 15
Dollar und fanden ein schönes Plätzchen für die Nacht.
Webster nach Ocala 05.03.2012
Wieder heiß, viele verlassene Häuser auf dem Weg nach Ocala und nicht vermutete Armut.
Meistens durfte man nicht hinter die Häuser schauen, Müllhalten sind ein Nichts dagegen.
Vor Ocala wurde es besser. In der Stadt selber suchten wir unseren ersten Couchsurfer auf.
Wir mussten länger fahnden, bis wir das System mit den Stadtteilnummern und sonstigen Zahlen
in den Griff bekamen. Bryan war auf Arbeit, aber seine Freundin Andrea empfing uns herzlich.
Abends gingen wir zusammen einkaufen, dann versuchten wir, unser Handyproblem in den Griff zu
kriegen, was uns letztendlich aufgrund des Geldes nicht gelang. Unsere beiden Karten und die
Handys tun es hier im „gelobten Land” nicht. Na gut, ließen uns den Abend nicht verderben,
kochten für die Beiden und es schmeckte!
Ocala nach Gainesville 06.03.2012
Gainesville, hätte uns, glaub ich, gefallen. Eine Studentenstadt, gutes Essen! Vorher mussten
wir aber noch eine Speiche im Hinterrad von Waldemar erneuern. Geschlagene 2 Stunden dauerte
diese Prozedur. Unser zweiter Couchsurfer Jorge ein wirkliches Schnuckelchen, und erst sein
Hund Samson, riesig und doch Klasse. Wir durften in Herrchens Bett schlafen, Samson davor
und wer schnarchte, der Hund. Ich sag es ja immer wieder: „Diese Männer“! Das Abendessen war
ausnahmsweise lecker und eingeladen wurden wir noch dazu. Jorge hat, ich weiß es nicht mehr
ganz genau, ein Mischmasch Gene aus allen Herren Ländern in sich. Er kennt Europa sehr gut,
und die Unterhaltung war super. Jorge war auch der Erste, der die USA als nicht so hoffnungslos
bezeichnet hat. Wir sind uns da noch nicht so sicher. Auf jeden Fall, die Zeit rennt, wir
müssen weiter!
Gainesville nach White Springs 07.03.2012
Wieder viel Hinterland, nichts besonderes, Abends Zeltplatz für 16,50 Dollar gefunden.
White Springs nach Monticello 08.03.2012
Oh Mann, wieder nur Pampa und armes Hinterland, es war stinke langweilig. Nur die
Kilometeranzahl steigerte sich ständig. In Monticello hatten wir die Nase voll. Ich vor
allen Dingen! Da fiel uns doch wieder ein Tipp eines Fahrradfreundes aus Münster ein, es
mal bei der Feuerwehr zu versuchen, unter zu kommen. Waldemar war mutig und getraute sich
zu fragen. Das Ergebnis, ein perfekter Platz für unser Zelt, Tisch mit Überdachung, Dusche
im Freien, es ist ja schließlich warm hier, und viele nette Feuerwehrleute. Der Käpt’n war
eine wirkliche Autoritätsperson, ich war immer versucht, stramm zu stehen. Eine gute Nacht
verbracht.
Monticello nach Tallahassee 09.03.2012
Beweisfoto von dem Fire Departement gemacht, dann rauf auf die Räder und weiter durch die
Pampa. Der Weg heute nicht ganz so weit, nur letztendlich sind wir doch wieder über 80
Kilometer gefahren. In Tallahassee haben wir dann direkt eine Shopping Tour gemacht, wer
hätte gedacht, das es in dieser Stadt steil bergauf und bergab geht. Keuch, doch wir bekamen
alle Dinge. Waldemar eine neue Fahrradhose, ich ein neuen Tachometer und einen neuen Brenner,
diesmal mit Benzinflasche, erstanden wir auch. Im Moment bekommen wir noch Gasflaschen zu
kaufen, aber wer weiß, wie es schon im nächsten Bundesstaat aussieht. Gegen 18:00 Uhr kamen
wir bei unseren heutigen Gastgebern an. Susan, Kevin und Dominic empfingen uns auf das
herzlichste. Der Hausherr ist Architekt, das sahen wir gleich. Eine Dusche mit zwei Brausen
genossen wir sofort. Die Waschmaschine wurde in Gang gesetzt, wir bekamen Brownies und später
viele Leckereien. Kevin brachte es auf den Punkt, was uns die Tage immer wieder klar wurde.
Es wird sich nichts in diesem Land so schnell ändern. Jeder bzw. die meisten Menschen hier
denken nur bis zu ihrer eigenen Haustür, wenn sie dann eine haben. Kirche, Waffen und die
Jagd sind die Dinge, die hier, vor allen Dingen in Florida zählen. Nur 15% der Amerikaner
besitzen einen Reisepass. Das Interesse für andere Länder ist sehr gering. Susan versuchte
zwar immer wieder, ihn zu beschwichtigen, aber Kevin ließ sich nicht abbringen. Wir sind
bloß froh, auch andersdenkende Menschen auf unserem Weg zu begegnen!
Tallahassee nach Marianna 10.03.2012
Trotz einer Einladung für die folgende Nacht bei Susan und Kevin fuhren wir weiter.
Die Zeit immer im Nacken, es nervt ein wenig. Tagsüber nichts spannendes passiert, dann in
Marianna wollte eine Campingplatzbesitzer tatsächlich 29 Dollar von uns haben, wir lehnten
“dankend” ab. Also wieder zu unseren neuen Freunden der Feuerwehr. Leider hatten diese
keine Rasenfläche für unser Zelt, aber für einen Anruf bei dem hiesigen Nationalpark reichte
es. 10 Dollar kostete dort eine Übernachtung, klingt doch schon ganz anders. Dafür nahmen
wir den Umweg von rund 10 Kilometern in Kauf und wurden wieder belohnt. Wir durften ohne
Bezahlung unser Zelt auf dem dortigen Campground aufstellen, mitten im Wald mit unglaublich
vielen Moskitos. Diese hielten wir mit DEET im Zaum und konnten sogar im Freien essen.
Alles wunderbar! Ach ja, einen Zeitsprung haben wir auch heute gemacht, von der Ostzeitzone
in die Zentralzeitzone. Heißt, wir mussten die Uhr am Tage eine Stunde zurückstellen um sie
dann in der Nacht wieder vor zu stellen, denn auch hier gibt es die Sommerzeit.
Marianna nach Defuniak Springs 11.03.2012
Heute hatten es die Hunde auf uns abgesehen. Wirklich 5 Attacken hatten wir abzuwehren und
konnten uns nicht mehr anders behelfen, als zum Abwehrspray gegen Hunde zu greifen. Unglaublich,
die Biester riskieren sogar ihr Leben, um uns ans Leder zu gehen, indem sie die stark befahrene
Straße überqueren. Wir waren echt genervt und sind jetzt doppelt wachsam. Nachmittags kamen
wir ausgepowert in Defuniak Springs an, die Feuerwehr auch hier unser Freund und Helfer.
Nach anfänglichem Zögern wurden sie ganz zahm, wir durften bei ihnen duschen, unsere Sachen
wurden gewaschen und hatten ein nettes Gespräch mit den 3 Männern. Jetzt bekomme ich sogar
noch Strom, ich bin restlos begeistert.
Defuniak Springs nach Milton 12.03.2012
Wieder viele Hunde, sie lieben wohl besonders schon eh erschöpfte Fahrradfahrer und treiben
Ihr Spiel mit uns. Ja, landschaftstechnisch nichts erhebendes. Mittags wurde es dann richtig
dunkel und es regnete aus „allen Wolken“. Klitschnass kamen wir gegen Nachmittag in Milton an.
Fragten bei der Feuerwehr mal nach und daraus wurde ein richtiges Verhör. Waldemar musste
„Rede und Antwort“ stehen, ein Chef fragte den nächst Höheren und auch hier durften wir
bleiben. Rasen, Dusche, Stühle, nee was ist es schön! Der Käpt’n schaute zwischendurch mal
vorbei und fragte, ob alle in Ordnung wäre? „Bestens“!
Milton nach Fort Gaines 13.03.2012
Morgens waren unsere Sachen noch nicht trocken, also alles in den Wäschetrockner, wir
durften in die Mannschaftsküche und frühstücken mit vielen Fragen seitens der Mannschaft
und anschließendem Foto. Gegen 8:30 Uhr starteten wir und nach gut einer Stunde trafen wir
die ersten Radler mit Gepäck, die von Kalifornien nach Florida fahren. Erfahrungsaustausch
am Straßenrand, dann ging es weiter. Mittags war die zweite Speiche an Waldemars Hinterrad
hinüber. Ach Mensch, wieder alles ausbauen und in der Nähe nicht eine Möglichkeit, den Reifen
auf 4 Bar aufzupumpen. Als wir gerade fertig waren, kamen aus unserer Richtung tatsächlich
schon wieder Radfahrer mit Gepäck, was war denn los heute? Ein Pärchen aus der Schweiz auf
dem Weg nach New Orleans. Wir fuhren kurzentschlossen zusammen und erlebten eine Raserei durch
Restflorida. Durchschnittsgeschwindigkeit um die 28 km/h, mussten ja schließlich die letzte
Fähre nach Fort Gaines bekommen. Das wir mittlerweile in Alabama waren, bekamen wir erst gar
nicht mit. Fähre bekommen, einen Campingplatz, wo wir übernachten konnten und statt 22€, 11€
pro Paar bezahlten, bekamen wir auch. Wir kochten zusammen, schmissen all unsere Restbestände
in den Topf und bekamen eine ordentliche Mahlzeit zusammen.
Fort Gaines nach Dees Landing 14.03.2012
Das Zelt war morgens total feucht, Mikroklima, höchste Luftfeuchtigkeit. Wir packten unseren
nassen Kram zusammen, verabschiedeten uns von Carol und Gregor und fuhren durch dichten Nebel.
Es klarte auf und heute war der Mantel an Waldemars Hinterrad an der Reihe. Na ja, waren ja
in Übung, zogen einen neuen Reifen auf und fuhren trotzdem wieder dreistellig. Verließen
Alabama und kamen nach Mississippi. Gegen 18:00 Uhr fanden wir einen Campground in Dees
Landing, bauten schnell unser Zelt auf, um dann wieder ein „gefundenes Fressen“ für die
Moskitos zu sein. Egal, wir kochten und genossen unser Essen. Schnell ins Bett, denn der
nächste Tag sollte „brüllend“ heiß werden und wir wollten spätestens um 6 Uhr aufstehen.
Dees Landing nach Poplarville 15.03.2012
6:00 Uhr, wieder alles nass und klamm. 1 ½ Stunden später bereit zur Abfahrt und es wurde
nach dem Hochnebel heiß und heißer. Wir fuhren, was das Zeug hielt, um 15:00 Uhr kamen wir
in Poplarville an und suchten einen Supermarkt auf. Im Laden wurde ich von 5 verschiedenen
Leuten angesprochen, woher und wohin usw.. Den Weg zum hiesigem Fire Departement verrieten
sie mir auch. Dort mussten wir gar keine langen Erklärungen abgeben, wir bekamen sogar ein
Doppelzimmer angeboten, was wir aber dankend ablehnten, so viele Umstände wollten wir doch
gar nicht machen. Ein Stück Wiese und eine Dusche reichten uns vollkommen aus. Konnten unsere
Sachen trocknen, in Ruhe kochen und genossen die Pause.
Poplarville nach Franklinton 16.03.2012
Heute 6.30 Uhr Wecker gestellt, auch hier wieder Hochnebel und Mikroklima vom allerfeinsten.
Geschlagene 2 Stunden für den Abbau gebraucht, dann im Nebel losgefahren, war nicht lustig.
Eine Stunde später wurde es langsam klarer, eine Straßenpatrouille hielt uns an und mahnte
zur äußersten Vorsicht. An der nächsten Tankstelle wollten wir eine Straßenkarte für Louisiana,
wo wir uns mittlerweile befanden, kaufen, fanden keine, dafür trafen wir Luke wieder,
einen New Yorker, der auch mit dem Rad auf dem Weg nach San Diego war und uns schon zweimal
in den Tagen davor begegnet war. Ein kurzes Stück fuhren wir zusammen, dann trennten sich
unsere Wege, um ihn später wieder zu begegnen. Die letzten 18 Kilometer fuhren wir wieder
zusammen und kurz vor Franklinton stürzte er böse. Hoffentlich geht es ihm wieder besser,
denn wir wollten noch weiterfahren und er in Franklinton übernachten. Ich ging einkaufen,
Waldemar studierte die Karte und kam zum Schluss, dass es besser wäre, hier zu übernachten,
denn danach käme wieder nur Pampa. Feuerwehr, wo bist Du? Das Departement fanden wir,
bekamen aber das erste Mal eine Absage, doch die Polizeistation nebenan nahm uns herzlich
auf. Waldemar sagt immer: „Wer nicht fragt, der nicht gewinnt!“ Recht hat er!
Franklinton nach Jackson 17.03.2012
Auch wenn ich heute Geburtstag habe, der Wecker klingelte trotzdem um 6:00 Uhr. Waldemar
nennt mich seinen Geburtstagshasen und sang mir erst mal ein Ständchen-Schön! Um 8:00 Uhr
starteten wir, es sollte ein langer Tag werden. Und wen trafen wir, Luke! Er schloss sich
uns ein weiteres Mal an und wir schrubbten Kilometer ohne Ende. Irgendwann hörten wir ein
bekanntes Geräusch an seinem Hinterrad, was wir ja schon zweimal in den letzten Tagen bei
Waldemar hörten. Eine Speiche war gebrochen, Sch…! Er hatte nicht das richtige Werkzeug
dabei. Was tun? Eigentlich wollte er zum nächsten Campground fahren, doch dieser glich eher
einem Schrottplatz. Weiterfahren und nachdenken hieß das Motto. In den nächsten Orten gibt
es weit und breit keine Fahrradwerkstätten, erst in Austin, Texas, diese Stadt liegt aber
noch 10 Tage von uns entfernt. Wir hatten für heute ein Warmshower - Date in Jackson
klargemacht, zum Glück, bis dort waren es über 120 Kilometer. Nach 100 Kilometern waren
unsere Batterien leer, keine Power mehr. Luke checkte ein weiteres Mal seine Tourenkarte
und fand eine Telefonnummer einer mobilen Fahrradwerkstatt. Die gaben ihm gleich den Tipp,
in Jackson bei einem Lep und einer Perry anzurufen und dort für die Nacht unter zu kommen.
Die mobile Fahrradwerkstatt würde dann am Folgetag dorthin kommen. Es klappte und so fuhren
wir die letzten 30 Kilometer auch noch zusammen. In Jackson verabschiedeten wir uns ein
weiteres Mal, weil wir dachten, direkt in der Stadt unseren Warmshower zu finden. Luke
musste noch weitere 8 Kilometer in Kauf nehmen. Und wie es dann immer so ist, wir hatten
keinen Internetkontakt, keine Adresse und keine Telefonnummer von unseren Gasgebern.
Waldemar ging in einen Giftshop, die dortige Dame war sich sicher, dass es nur Perry und
Lep sein konnten, bei denen wir uns angemeldet hatten. Hieß, wir mussten zum selben Haus
fahren, wie Luke auch. Wer kam da schon wieder angeradelt, unser amerikanischer Freund. Er
war sich nicht sicher, ob es dort was zu essen gab und wollte lieber noch im Ort etwas
besorgen. Wir fuhren mit, erzählten ihm die Geschichte und lachten uns schlapp über diese
ganzen „Zufälle“. Er lud uns zum Essen ein, dann nahmen wir die wirklich letzten Kilometer
in Angriff. Bei Perry und Lep wurden wir auf das herzlichste empfangen, Luke durfte sein
Zelt aufschlagen und wir bekamen ein wunderschönes Zimmer mit eigenem Bad. Natürlich gab
es auch ein fantastisches Dinner incl. Schokoladenkuchen zu meinen Ehren, wir waren mal
wieder echt gerührt über so viel Gastfreundlichkeit. Die Geschichten der Beiden waren auch
Klasse und gegen 24:00 Uhr fielen wir in einen erholsamen Schlaf.
Jackson nach Simmesport 18.03.2012
Erst um 7:30 Uhr aufgestanden, mussten ja kein Zelt abbauen, wurden zum Frühstück eingeladen
und warten jetzt auf die mobile Fahrradwerkstatt. Haben Luke richtig ins Herz geschlossen
und werden heute einen Short Way um die 50 Kilometer zusammenfahren. Schließlich ist
Sonntag und wir liegen dank durchschnittlich 100 gefahrenen Kilometern pro Tag sehr gut in
der Zeit. Die Männer behalfen sich dann selber, Lep fand das geeignete Tool in seiner
Heimwerkstatt und gut eine Stunde später war Lukes Fahrrad wieder fahrtauglich. Also, auf
ging es, den Wind im Rücken, kamen wir schnell voran. Wir überquerten den Mississippi, Luke
war sichtlich gerührt. Mein Zoom n der Kamera reichte gar nicht aus, um die Breite dieses
Flusses richtig einzufangen. Schon ergreifend. Nach 50 Kilometern waren wir uns einig,
weiter zu fahren. Luke wollte den Originalweg fahren, wir bevorzugten die schnellere Version.
Vorher stärkten wir uns noch in einem Café mit Poboys, ähnlich einem warmen Baguette, gefüllt
mit Fleisch oder Käse wirklich gut! Abends wollten wir uns in Simmesport auf dem dortigen
Campground wieder zusammen einfinden. Aus geplanten 50 Kilometern wurden dann doch wieder
über 90. Simmesport ein Kaff und der Campground war ein öffentlicher Park, der eher von
Junkies aufgesucht wird. Bei der Feuerwehr und der Polizei wurden wir abgewiesen, fragen
wir doch mal in einem Altenheim nach. Luke sammelten wir unterwegs auch wieder ein und die
beiden Männergaben alles, um das dortige Personal von unserer Not zu überzeugen. Endlich
bekamen wir das Einverständnis, hinter dem Haus unsere Zelte aufschlagen zu dürfen, in der
Nähe an einer Truck Station konnten wir sogar noch duschen. Die Moskitos freuten sich auch
schon wieder auf uns und so verschwanden wir schnell im Zelt.
Simmesport nach Mamou 19.03.2012
Gegen 9:00 Uhr fuhren wir los, Luke war schon eine gute Stunde vor uns auf der Straße.
Der Wind setzte uns heute arg zu, die Hunde und die Autos taten ihr Übriges. Zum Glück war es
bedeckt, und Highlight des Tages war der Statepark mit vielen Wasserschildkröten und noch mehr
Wald. Dann fuhren wir an Reisfeldern vorbei, der Wind ärgerte uns immer mehr und ich hatte keine
Lust, Bilder zu machen. Gegen 16:00 Uhr trudelten wir ziemlich erschöpft in Mamou ein. Dachten
eigentlich, Luke bei der Feuerwehr zu treffen, doch er kam uns ohne Gepäck auf seinem Rad
schon entgegengefahren und meinte nur, wir sollten ihm folgen und keine Fragen stellen. Dann
standen wir vor einem kleinen Hotel und er schloss uns auf und bat uns hinein. Wir waren total
verdattert, Luke lachte nur und rief den Hotelinhaber an, dass wir jetzt da wären. Ich
verstand nur noch „Bahnhof“. Wir sollten auch weiterhin keine Fragen stellen, er hätte für
uns ein Zimmer und den Rest würde er schon erledigen. Ganz ehrlich, wir wussten nicht mehr,
was wir sagen geschweige denn tun sollten. Seine anschließende Erklärung, wir hätten ihm so
viel geholfen bei seinem Missgeschick bezüglich Speiche und Reparatur, ach ja, heute war ihm
auch wieder Eine gebrochen, nur so könnte er uns seinen Dank ausdrücken. Wir sagten wirklich
nichts mehr, bezogen unser Zimmer und ich fragte in der Bar nebenan nach, wo man hier im Ort
etwas Gescheites essen könnte. Das einzige Restaurant hier hätte Montags geschlossen, aber
es gäbe ein Lokal, wo man gutes Essen bekäme, etwas weiter weg vom Zentrum. Wir schwangen
uns auf die Räder und fuhren dorthin. Waldemar aß Home Made Burger, Luke Catfish und ich
eine Art Schnitzel, war alles in Ordnung, Anschließend zog ich mir noch einen Banana Split
rein. Gesättigt und zufrieden fuhren wir zurück ins Hotel, wo wir nach wie vor die einzigen
Gäste waren.
Zwangsaufenthalt Mamou 20/21.03.2012
Gegen 8:00 Uhr wollten wir starten, die Taschen hatten wir ja unten an den Fahrrädern gelassen,
doch Luke hielt uns von unserer Weiterfahrt ab. Der Wetterbericht hätte Tornado Warnungen für
die gesamte Region, in der wir uns gerade aufhielten, rausgegeben und das Unwetter würde von
West nach Ost ziehen, also müssten wir mitten durch. Sch…, wir saßen in der „Falle“. Zum
Glück lagen wir gut in der Zeit und nach einer Beratschlagung waren wir uns einig, das Unwetter
in Mamou abzuwarten. Also, alles retour, Zimmer wieder belegen und hoffen, dass ein Tornado
sich nicht in dieses Kaff verirrt. Wir planten unsere weitere Route, beantworteten E-Mails,
recherchierten, skypten durch die Weltgeschichte, wirklich langweilig wurde uns nicht. Selbst
das Bad wurde von uns umfunktioniert und diente uns am Abend als Küche, denn der Himmel war
schwarz und der Wind heulte um die Häuser. Zum Glück war ein Feuermelder nur im Zimmer, so das
ich im Bad in Ruhe kochen konnte. Nachts krachte und donnerte es, doch zum Glück blieben wir
von einem Tornado verschont. In einem Nachbarort ging einer durch und danach sah es dort aus
wie auf einem Schlachtfeld. Wir schauten uns die „Bescherung“ in der Zeitung am Folgetag an.
Den nächsten Tag verbrachten wir auch noch mehr oder minder im Hotel, für uns eindeutig ein
Tag zu viel, aber es regnete und stürmte weiterhin. Luke hatte sich ein komplettes neues
Hinterrad per Post senden lassen und war glücklich, das sah man ihm an. Tja, und was sollen
wir sagen, auch für diese beiden Nächte hat Luke unsere Zimmerrechnung bezahlt. Alles Reden
half nichts, er ließ sich nicht davon abbringen. Wahnsinn!
Mamou nach Merryville 22.03.2012
So, uns „juckte das Fell“, der Wetterbericht hatte Entwarnung gegeben, 7:00 Uhr saßen wir
auf den Rädern und es sollte ein herrlicher Tag werden. Klare Luft, alles grün, die Vögel
zwitscherten und die Landschaft war herrlich. Heute hatte ich auch wieder Lust, zu fotografieren
und die Reisfelder habe ich aufs Bild gebannt. Lukes Fahrrad lief wie geschmiert und wir drei
waren bester Laune. Unterwegs trafen wir 2 Fahrradfahrerinnen auf der Gegenspur, die berichteten
uns, in Merryville gebe es eine nette Museumsdame, die das Grundstück rund um das Museum
Fahrradfahrern kostenlos zur Verfügung stellen würde incl. heißer Dusche. Bestens! Unterwegs
kauften wir noch schöne Sachen für unser gemeinsames Abendessen ein und gegen 16:00 Uhr kamen
wir in Merryville an. Ein bisschen dauerte es schon noch, bis wir den Platz gefunden hatten,
dann kam Linda vorgefahren, zeigte uns das Museum und danach bauten wir schnell das Zelt auf.
Zum Glück hatten wir Wasser zum Duschen, denn auch hier hatte das Unwetter seine Spuren
hinterlassen. Das Hauptwasserrohr in dem Ort war gebrochen. Trinkwasser stand nicht zur Verfügung.
Unsere Reserven mussten herhalten. Wir waren gerade fertig mit dem Kochen, da traf doch noch ein
weiterer Radler ein. Jack musste sich direkt zu uns setzen und das Essen reichte auch für vier
hungrige Mäuler. Es gab wieder viel zu berichten, Informationen wurden ausgetauscht und gesättigt
und zufrieden gingen wir schlafen.