Sauzon nach Muzillac 29.08.2011
6:30 Uhr, raus aus den Federn, Taschen noch am Vorabend gepackt, alles wieder auf die Räder
und nach Le Palais gefahren. Dort über 1 Stunde zu früh angekommen, Lore noch getroffen,
sie hat die 9 Uhr Fähre genommen, wir warteten brav auf Eduard, der auch mit der 10 Uhr
Fähre fahren wollte, um aufs Festland zu kommen, um dann mit dem Bus und Zug weiter nach
Straßburg zu fahren, um seinen Vater zu besuchen. Wir durften schon früher auf die Fähre,
auf Deck haben wir es uns bei herrlichen Sonnenschein gemütlich gemacht, Eduard kam ganz
entspannt später dazu, wir hatten noch eine sehr lustige gemeinsame Überfahrt, um dann
getrennte Wege zu „gehen“! Von Quiberon mussten wir wieder den furchtbar nervigen Rückweg
antreten, um zum Golf de Morbihan zu gelangen. Dann fuhren wir noch eine Weile bekannte Wege,
Waldemar konnte sich ganz genau erinnern, ich mich ehrlich gesagt weniger, um zur nächsten
Fähre zu gelangen, die uns über den Golf bringen sollte. Wie vor drei Jahren trafen wir
auch dieses Mal einen „einsamen Radfahrer“, Franzose mit Asienerfahrung, wir unterhielten
uns ein wenig, luden gemeinsam unsere schweren Räder auf den sehr kleinen Kahn und traten
die Überfahrt an. Dann noch eine Fähre, noch kleiner und wir hatten uns einige Kilometer
Fahrt gespart. Weiter ging es, komplettes Neuland gab es zu erkunden, in Muzillac selber
gab es den ausgeschilderten Zeltplatz nicht mehr, dafür 3 Kilometer weiter, der auch an
unserer Strecke lag. Nach anstrengenden Verhandlungen gab uns die dortige Mitarbeiterin 1
Stunde kostenlos! Internetzugang, wir überarbeiteten den Text der letzten Tage nochmal,
luden die Bilder hoch und beantworteten noch schnell ein paar Mails. Gekocht haben wir auch
noch so ein bisschen nebenbei und der Abend war schon wieder vorbei.
Muzillac nach Le Croisic 30.08.2011
Guerande stand an diesem Tag auf unserem Plan, die dortigen Salzwannen wollten wir uns
unbedingt anschauen und direkt vor Ort auch Fleur de Sel kaufen. Auf dem Weg dorthin sprachen
wir eine Französin an, ob wir mit unseren Schleichwegen auch richtig wären, sie bejahte,
ihr Mann gesellte sich dazu, die Straßenkarten wurden gezückt, und die beiden gaben uns
noch viele Informationen für unsere Weiterfahrt. In Guerande angekommen, ließen wir uns in
der Innenstadt erst mal nieder, Mittagszeit, Essen und Passanten beobachten, immer wieder
ein Vergnügen. Waldemar bekam große Augen, als er danach ein wenig an den Geschäften entlang
lief. Tolle Keramiksachen, ich musste ihn regelrecht zurückpfeifen, damit er nichts kaufte,
was wir wieder hätten mitschleppen müssen. Doch an einem Spielzeug kam er nicht vorbei,
eine solarbetriebene rosa Blume, die sich immer hin und her bewegt, sie steht jetzt vor
unserem Zelteingang und verbreitet bei vorbeikommenden Campern gute Laune. Danach machten
wir uns auf den Weg zu den Salzfeldern, schauten uns das Ganze in Ruhe an, kauften 250g
Fleur de Sel und fuhren noch eine ganze Weile an den riesigen Salzfeldern entlang. Ein Ort
weiter entdeckten wir ein Geschäft mit hauseigener Herstellung von Bisquits und anderen
Leckereien, wir kauften uns eine Tüte, aßen sofort alles auf und waren für den Moment
„pappen satt“. Le Croisic war unser Ziel für diesen Tag, auf dem dortigen Zeltplatz trafen
wir eine Radlerfamilie aus dem Bergischen. Zwei Spanier borgten uns einen Tisch für das
Abendessen und zwei Stühle organisierte ich auch noch zu guter Letzt. Der Vater der Radler
unterhielt sich sehr lange mit Waldemar, die Familie hatte auch schon viele Radurlaube
zusammen verbracht und konnte auch einiges berichten.
Le Croisic nach Pornic 31.08.2011
Morgens verabschiedeten wir uns von der Familie, frühstückten in Ruhe und fuhren Richtung
Loire-Mündung. An einem Lidl trafen wir die vier wieder, sie wollten bis zu der Brücke
mitfahren, um dann den Rückweg Richtung Norden anzutreten. Von weitem flößte uns diese
Brückenkonstruktion schon einen gehörigen Respekt ein, die Loire ist an dieser Stelle
einfach gewaltig, eine Fährverbindung gibt es noch nicht wieder, also rauf auf dieses
Monstrum und nichts wie drüber. Ich dachte noch, dass der Vater einen Scherz machen wollte,
wo er uns mitteilte, bis zur Mitte mitfahren zu wollen, aber nein, es war keiner, alle 4
fuhren da rauf, hielten am obersten Punkt an und fingen an, zu fotografieren. Nie im Leben
hätte ich das freiwillig gemacht, doch ich musste, und bat Waldemar, nicht lange stehen zu
bleiben, sondern so schnell wie möglich die weitere Überquerung hinter uns zu bringen. Also,
sehr schnelle Verabschiedung und abwärts ging es bei Windböen, die es in sich hatten. Wieder
runter von dem Eisenteil atmeten wir tief durch, und fragten uns, wie es der Familie wohl
gehen würde, sie mussten ja drehen, um zurück zu kommen. Wir fanden eine große Tafel mit dem
jetzt folgenden Velocean, 3600km lang, wir versuchten unser Glück, kamen aber bald zu dem
Schluss, dass der Weg zu verspielt war. In Pornic gefiel es uns sehr gut, wir kauften in
einer Cave Cidre und einheimisches Bier, streunten ein wenig in der Altstadt rum, fanden
einen genialen Eismacher, weit über die Landesgrenzen bekannt. Fantastisches Softeis,
leckeres Sorbet-Eis, wir ließen es uns schmecken. Der Zeltplatz war leider nicht so toll,
wir wollten gerne 2 Tage bleiben, überlegten uns es dann aber noch mal, nachdem wir die Nacht
mehr oder minder schlecht geschlafen hatten.
Pornic nach St-Hilaire-De-Riez 01.09.2011 - 02.09.2011
Zum Glück hatte der Campingplatz Free-WIFI, so konnten wir morgens in Ruhe unsere Eltern
anrufen, noch einige Fotos hochladen etc.. Einen guten Café an der Bar gönnten wir uns auch,
schön stark, zum munter werden genau das richtige. Gegen 11:30 Uhr starteten wir unsere
Weiterfahrt. Wie schon erwähnt, der Velocean war uns zu nervig, Waldemar navigierte uns
wieder in Eigenregie und das machte er wie immer super. Wir kamen an schönen Stränden vorbei,
doch die zugebaute Küste schockte uns schon ein wenig, ein Hochhaus neben dem anderen. Mann
oh Mann, das brauchten wir nicht wirklich. Nach einer geraumen Zeit wurde die Gegend wieder
beschaulicher, wir fuhren an etlichen Zeltplätzen vorbei, die uns nicht zusagten, um dann
letztendlich wieder einen kleinen feinen privat geführten Platz zu finden. Statt 15€ brauchten
wir nur 10€ zu bezahlen, hatten den Platz für Zelte ganz für uns alleine und die Franzosen
vor Ort waren sehr nett, wir blieben 2 Tage und erkundeten ein wenig die Gegend und die Märkte.
St-Hilaire-De-Riez nach St-Denis-Du-Payré 03.09.2011
Wir wollten etwas das Hinterland in dieser Gegend erkunden, doch es gefiel uns gar nicht.
Nach rund 90km hatte ich die Nase gestrichen voll, wir steuerten mitten in der Pampa den
nächst besten Zeltplatz an. Waldemars Bremsen streikten dazu, wir wollten das Problem
natürlich so schnell wie möglich beheben. Ein junger Typ zeigte mir den Stellplatz für das
Zelt, ich fragte nach dem Preis und er gab lässig zur Antwort: „18€ für eine Nacht”. Ich
lachte nur und gab Waldemar zu verstehen, dass wir weiterfahren sollten. Wir saßen schon
wieder auf den Rädern, da kam der “Gute” wieder an, sagte: „Na gut, 15€“, ich lachte wieder,
und meinte nur: „Auch 15€ sind zu viel”. Er schaute mich etwas pikiert an, schnappte sich
sein Handy und meinte, er würde jetzt seinen Boss anrufen, vielleicht ginge ja noch was.
30 Sekunden später lagen wir dann bei 10€, wir schlugen ein und blieben. Wohlgefühlt haben
wir uns allerdings nicht, mitten in einem Waldgebiet, fast schon düster, sehr runter
gewirtschaftet auf den zweiten Blick, selbst die 10€ ärgerten uns im nach hinein. Na ja,
wir brachten Waldemars Bremsen wieder auf Vordermann, stärkten uns und legten uns früh hin.
Was der Typ uns verschwiegen hatte, war, das am Abend eine große Sause stattfand mit
Livemusik und Tanz. Toll, wir waren platt, wollten nur schlafen und dann das. Etwas
entschädigt wurden wir von dem guten Gesang des Interpreten, wir nahmen sogar unser Ohropax
raus und lauschten. Gegen 2 Uhr war dann endlich Ruhe.
St-Denis-Du-Payré nach Les Boucholeurs 04.09.2011
Morgens regnete es, immer wieder. Jedes Mal, wenn wir dachten, das Zelt einigermaßen
trocken einpacken zu können, fing es wieder an. Wir hatten schon Panik, noch einen Tag an
diesem ungemütlichen Ort bleiben zu müssen, doch gegen 11:30 Uhr war alle Sachen verstaut,
nichts wie weg. Zurück zu Küste, das Vende Hinterland können wir nicht empfehlen. Zum Meer
zurück, die Austernbänke von weitem sichtbar, wir fanden einen ganz tollen Privat-Campingplatz
direkt am Meer, das Rauschen fantastisch, die Zeltnachbarn total nett, der Hausherr sehr
tolerant und wir bekamen auch mal wieder einen Sonderpreis. Ach so, nur als Tipp für alle
Zelter, wir haben die Erfahrung spätestens auf diesem Campingplatz machen müssen, dass das
Aufstellen des Zeltes zu nah an Hecken äußerst lästig für die Geruchsnerven sein kann. Es
gibt leider einige Zeitgenossen, die den Weg, vor allen Dingen nachts, zu den Toiletten
nicht finden wollen und ihre Körperflüssigkeiten lieber an den Büschen hinterlassen, was
zur Folge hat, dass bei Sonneneinstrahlung oder gewissen Windrichtungen ein Geruch in die
Nase dringt, den wir Tage später noch nicht loswurden, nicht sehr angenehm. Wir blieben
trotzdem 3 Nächte, die anderen Vorzüge dieses Platzes überzeugten und an gewissen Stellen
hielten wir halt einfach die Luft an.
3 Tage Les Boucholeurs 05.09.2011 - 06.09.2011
Ausschlafen, Touristikbüro aufsuchen, einkaufen, über den Wochenmarkt schlendern, Leckereien
kaufen, Strand, sonnen, ausruhen, genießen. Am zweiten Tag haben wir uns eine Auswahl dort
heimischer Meeresfrüchte gegönnt, die da wären: Austern, Venusmuscheln und Crevetten. Wir
waren begeistert, dazu einen schönen Weißwein und der Tag war perfekt. Abends wurden wir
von unseren Zeltnachbarn zum Apéritif eingeladen, 4 Engländer, 4 Franzosen und wir, dazu
eine Gitarre, wir trällerten zusammen, unterhielten uns in einem lustigen Kauderwelsch,
danach tat der Kopf schon etwas weh aus den unterschiedlichsten Gründen. Am dritten Tag
bekamen wir dann über 20 Austern geschenkt, ganz frisch gesammelt. Wir wären gerne selber
bei Ebbe rausgegangen, doch unsere Schuhe waren nicht dafür geeignet und barfuß ist das
Risiko, sich zu verletzen, einfach zu groß gewesen. Wir genossen das großzügige Geschenk,
bedankten uns mit einem guten Rotwein bei unseren Gönnern und freuten uns wieder über die
netten Menschen, die uns so wohlgesonnen waren.
Les Boucholeurs nach Barzan 07.09.2011
Weiter ging es, der Morgen trüb und regnerisch, bei unserer Abfahrt gegen 11:00 Uhr klärte
es langsam auf. Wir näherten uns der Gironde, um zur Dordogne zu gelangen. Toller Anblick,
unendlich breit, die Mündung des Flusses in den Atlantik. Von den Engländern hatten wir den
Tipp bekommen, uns Talmont anzuschauen. Ein geschichtsträchtiger Ort, leider kamen wir erst
abends da an und waren schon zu platt für Kultur und alte Gemäuer. Wir beschlossen, uns das
Örtchen am nächsten Tag anzuschauen, ein netter Mensch erklärte uns die nächst möglichen
Zeltplätze, wir fuhren durch Weingebiete, die Trauben hingen in voller Pracht an den Reben,
die Äpfel an den Bäumen nicht minder und die Feigen waren jetzt richtig reif, wir mussten
nur alle Leckereien in die Tasche packen und hatten unser Obst für die nächsten Tage zusammen.
Der Zeltplatz lag auch direkt an einem Weingebiet, wir blieben und genossen den Abend.
Mittlerweile waren wir wieder die einzigen Camper mit Zelt, alle anderen waren höchstens
noch mit Wohnmobilen unterwegs. Kurz vor dem Einschlafen checkte ich nochmal mein Handy,
um zu schauen, ob es meiner Mam, die in der Osttürkei wandern war, gut ging. Statt einer
sms von meiner Mutti blinkte eine Nachricht meines Bruders auf mit der Bitte, ihn zurück
zu rufen, mir „schwante” Böses. Ich erreichte ihn zum Glück direkt und bekam die Nachricht
mitgeteilt, dass unsere Mam im Krankenhaus läge mit einem komplizierten Unterschenkelbruch
und die Operation schon erfolgt wäre. In der Nacht gingen mir „tausende” Gedanken durch
den Kopf, ich kam überhaupt nicht zur Ruhe und konnte nur hoffen, dass die OP erfolgreich
verlaufen war und meine Mutti sich in guten Händen befand, was für Anatolien bzw.
Kappadokien wohl nicht immer selbstverständlich ist.
Barzan nach Blaye 08.09.2011
Der Morgen war quälend, Waldemar versuchte, mich zu beruhigen, was ihm aber nicht wirklich
gelang. Talmont schauten wir uns natürlich nicht an, sondern versuchten, im nächsten Ort
via Skype in der Türkei anzurufen. Zum Glück konnten wir den Kontakt herstellen, ich sprach
mit meiner Mam und ließ mir die Geschehnisse in Ruhe erzählen. Sturz während einer Wanderung,
komplizierte Fraktur des Waden - und Schienbeins, OP durch einen Spezialisten mit guten
Deutschkenntnissen, 17 Schrauben etc.. Ihr ging es den Umständen entsprechend gut, sie
fühlte sich nur unheimlich schlapp. Nach dem Gespräch ging es mir etwas besser und ich
konnte wieder einigermaßen klar denken. Schon übel, im Ausland so einen Unfall zu haben und
alleine auf “weiter Flur” zu sein. Wir setzten unsere Weiterfahrt fort und radelten durch
Niemandsland, ganz mit uns und unseren Gedanken und Gefühlen alleine ohne nervige Autofahrer
und ablenkende Geräusche. Abends kamen wir in Blaye an, der städtische Zeltplatz befand
sich in der dortigen Zitadelle, urig und sehr mystisch. Eine Irin sprach uns während des
Zeltaufbaus an, fragte, ob wir einen Weiß- oder Rotwein haben wollten, wir nahmen dankend
den „Weißen” und kochten in aller Ruhe unser Abendessen. Danach wurden wir zum Dessert und
weiteren Wein von den irischen Landsleuten eingeladen, wir wurden regelrecht ausgequetscht.
Echt gut, dieses Gefühl, bei anderen Menschen einen „Nerv” zu treffen. Gegen 24:00 Uhr
lagen wir endlich im „Bett”. Irgendwann in der Nacht weckte mich Waldemar und fragte,
ob ich auch die komischen Geräusche hören würde, er wäre schon mehrmals davon aufgewacht.
Wir lauschten Beide und jetzt vernahm ich es auch. Raschel, raschel, was war das nur?
Waldemar schnappte sich seine Taschenlampe und wollte nachsehen. Dann bekam ich zu hören:
„Indre, das dürfen wir nie wieder machen”! Ich wusste gar nicht, was er meinte und fragte
nach. „Na, die Mülltüte“, bekam ich zur Antwort, „Die liegt auf dem Boden und ich glaube,
da ist jetzt eine Ratte dran und treibt ihr Unwesen”. Ratten mag ich ja gar nicht und schon
gar nicht so nah am Zelt, also stand ich auch auf und zusammen versuchten wir, das Vieh mit
unseren ziemlich hell leuchtenden Taschenlampen zu vertreiben, um dann die Abfalltüte in
Sicherheit zu bringen. Eigenartigerweise ließ sich das Tier nicht verjagen, komische Ratte,
dachte ich mir. Wir gingen vorsichtig näher dran und dann musste ich an mich halten, um
nicht laut los zu brusten. Ein süßer Igel hatte sich zusammengerollt, um unsere Leuchtattacken
abzuwarten, nur um dann weiter rascheln zu können. Mensch, Igel, Du hast uns echt einen
gehörigen Schrecken eingejagt. Weg mit der Tüte, Igel in Ruhe gelassen und noch ein paar
Stunden geschlafen.
Blaye nach St. Gervais 09.09.2011
Weite ging es an der La Gironde entlang, die sich dann in die Dordogne und die La Garonde
teilt. Es war brütend heiß, kein Fahrradweg in Sicht, nur Landstraße und viel zu nah
fahrende Autofahrer, wir wollten so schnell wie möglich ins nächste Touristenbüro, um die
Radwege bzw. den Radweg entlang der Dordogne zu erfahren. Mittags landeten wir in St. Gervais,
fanden die Touristeninformation und waren nach dem Gespräch mit der dortigen Mitarbeiterin
restlos bedient. Es gab keinen direkten Weg am Fluss entlang, nur die Möglichkeit, die
Landstraßen zu benutzen mit dem Hinweis, das eine Menge Touristen unterwegs wären. So eine
Sch…. Wir setzten uns erst mal auf eine Bank, und überlegten, was zu tun sei. Auf zu Mc
Dreck äh Mc Donalds, dort klinkten wir uns ins Netz ein und recherchierten stundenlang, um
letztendlich genauso “schlau” wie vorher zu sein. Na gut, dann eben einkaufen, in der Stadt
bleiben und den nächsten Campingplatz ansteuern. Dafür mussten wir noch 4km zurückfahren,
es war zum Weinen. Nach dem Essen nahm ich mir alle Informationen, die in meiner
Zettelwirtschaft zu finden waren, vor und las, das der beste Monat in Nordspanien der
September ist und nicht der Oktober, wie angenommen. Tja, wenn wir weiter ins Landesinnere
fahren wollten, dann über das Zentralmassiv zu den Pyrenäen, würden wir uns zeitlich total
verzetteln. Während des Lesens waren schon wieder eigenartige Geräusche zu hören, Waldemar
schlief schon tief und fest und ich konnte nicht einordnen, was es war. Irgendwas war da,
ich rief laut, dann wackelte das Zelt im Eingangsbereich heftig und der Spuk war vorbei.
Waldemar war allerdings auch wieder wach, tat mir echt leid. 2 Tage später beim Säubern und
Trocknen des Zeltes haben wir rausgefunden, wer uns da besucht hat. Die Pfotenabdrücke einer
Katze waren deutlich auf dem Zeltstoff zu erkennen und nicht nur das, an 4 Stellen hat sie
schön mit ihren Krallen Löcher in den Stoff gemacht, dieses blöde Vieh.
St. Gervais nach Lacanau Océan 10.09.2011
Waldemar fragte mich direkt am nächsten Morgen, ob ich etwas raus gefunden hätte zum Thema
Weiterfahrt. Ich teilte ihm die gesammelten Informationen mit, danach stand fest, wir fahren
zurück zum Atlantik und radeln weiter an der Küste gen Spanien. Rein theoretisch hätten wir
zurück nach Blaye gemusst, um von dort aus mit der Fähre über die Gironde zu fahren. Wir
hatten dazu aber überhaupt keine Lust und fuhren in Richtung Bordeaux. Na ja, nach einigen
Anlaufschwierigkeiten und Irrungen und Wirrungen fanden bzw. fand Waldemar den richtigen Weg
durch die Stadt. Ein Franzose gab uns den guten Rat, nicht die Landstraßen nach Bordeaux zu
benutzen, um ans Meer zu kommen, sondern eine alte Bahntrasse, die zum Radweg umfunktioniert
worden ist. Klasse, kein Auto weit und breit, nur Radler, und davon auch nicht all zu viele.
Stundenlang fuhren wir so ganz entspannt, dann kamen wir nach Lacanau Ville, fanden keinen
Zeltplatz, also weiter nach Lacanau Océan. Es war Samstag, alle Städter waren wohl am Strand
und wir kamen mitten in den Rückfahrverkehr rein. Stau auf allen Straßen Richtung Bordeaux.
Wir hatten wieder über 100 gefahrene km auf dem Tacho stehen und wollten nur noch einen Platz
für die Nacht. Weit und breit nur 4 Sterne Campingplätze, alle anderen hatten die Saison schon
beendet. Wir fragten bei einen dieser mondänen Plätze vorsichtig an, was denn der Preis für
eine Nacht wäre und bekamen zur Antwort: „25€“. Meine Frage nach einem Sonderpreis für
Radfahrer wurde nur belächelt, aber ich bekam den Tipp, rund 100 Meter weiter eine Anfrage
zu starten, der dortige Platz wäre auf jeden Fall günstiger. Taten wir, 15€ haben wir bezahlt
und landeten zwar auf einen sehr großen, dafür aber sehr schönen Platz mitten in einem
Pinienwald. Es kam aber noch besser, meine Augen wurden immer größer bei den ganzen
Prachtburschen, die sich regelrecht präsentierten mit freien, sehr gut definierten Oberkörpern,
lauter Surfer. Wir waren in einem Paradies für Wellenreiter gelandet und amüsierten uns mal
wieder prächtig über so viel Eitelkeit. Mit unserem Nachbarn unterhielt sich Waldemar sehr nett,
holte noch einige Informationen ein und ich ging in aller Ruhe duschen, kalt wohlgemerkt, das
warme Wasser für diesen Tag war schon aufgebraucht. Zurück im Zelt hörte ich auf einmal einen
Gesang, der mir Gänsehaut bescherte, Blues vom Feinsten, müsst Ihr Euch unbedingt bei „Schall
und Klang“ anhören, ein Traum. Ich wusste ganz genau, nachdem ich Waldemar nicht im Zelt
vorfand, das er diesen genialen Gesang aufnahm und freute mich schon auf seine Rückkehr. Dann
stand er am Zelteingang, fragte, ob ich auch diese Stimme gehört hätte und freute sich wie
ein „Schneekönig” alles auf Band zu haben. Robin aus England, weiß, nicht schwarz, wie ich
vermutet hätte, gehörte diese Stimme und hatte extra für Waldemar gesungen, nachdem er im
Zelt auch die Stimme gehört und direkt das Diktiergerät gezückt hatte.