Guatemala, unser 13. Reiseland

25 Dezember 2012

Ciudad Cuauhtémoc nach Huehuetenango 25.09.2012
Wir hatten Glück! In Guatemala ticken die Uhren anders und wir durften eine Stunde länger schlafen! Jetzt haben wir wieder eine Zeitverschiebung gegenüber Deutschland von 8 Stunden, bisher waren es 7 Stunden. Ganz früh überquerten wir die Grenze, der Weg dorthin steil. In Las Champas fragten wir nach einem Visum für 6 Monate nach, leider haben wir nur eins für 3 Monate bekommen. Heißt also, nach 3 Monaten werden wir mit dem Bus zurück nach Mexiko fahren und ein neues Visum für weitere 3 Monate beantragen müssen. Wir wollen mindestens 3 Monate in Xela bleiben und dort unser Winterquartier aufschlagen. Nachdem wir die Formalitäten an der Grenze ganz unkompliziert erledigt hatten, tauschten wir noch etwas Geld für einen guten Kurs und nach Verhandlungen waren beide Seiten zufrieden. Dann kraxelten wir weiter durch die Berge Guatemalas. Unter uns ein wunderschöner Canyon, das machte richtig Laune. In den Ortschaften ziemlich kecke Kinder, die uns auch direkt den Namen Gringos entgegen schmetterten, werden wir uns wohl wieder dran gewöhnen müssen. Ein Mädchen meinte es wohl besonders gut und gab mir einen Klaps auf mein wertes Hinterteil, ganz schön frech, fand ich. In Huehuetenango wollten wir übernachten und fanden etwas vor der Stadt ein sehr schönes Hotel für einen erstaunlich moderaten Preis. In Guatemala sind die Unterkünfte wohl insgesamt preiswerter, denn in Mexiko hätten wir uns so ein Hotel nicht leisten wollen. Wir aßen in einem Comedor Hühnchen mit Gemüse und Tortillas, auch ganz lecker und versuchten danach noch die wichtigsten Dinge fürs Frühstück und die Weiterfahrt an der Zufahrtsstraße aufzutreiben, was uns letztendlich auch gelang. Leider gab es weit und breit keinen Geldautomat und so hatten wir nur noch 10 Quetzales in der Tasche (1€). Wir waren guter Dinge, am nächsten Tag nach Xela zu kommen und ließen es bleiben, im strömenden Regen noch nach Huehuetenango reinzufahren.

Huehuetenango nach Cuarto Caminos 26.09.2012
Wir hatten 2 Landkarten studiert, dazu unser Navi und laut diesen Informationsquellen waren es noch rund 60 Kilometer nach Quetzaltenango. Gut gelaunt fuhren wir los und es ging immer höher und höher. Wir wurden zusehens nervöser, denn wir machten kaum Kilometer und weit und breit kein Straßenschild mit der Auschilderung Quetzaltenango. Dann kam eine Kreuzung, wo wir entweder weiter auf der PANAM oder die D9 direkt nach Quetzaltenango nehmen konnten. Vorsichtshalber fragten wir nochmal nach und erhielten die Auskunft, bloß nicht die D9 zu fahren, diese befände sich in einem katastrophalen Zustand, sondern weiter die PANAM zu benutzen. Auf meine Frage hin, wie viele Kilometer es noch wären, bekam ich die Antwort: „Ca. 60 Kilometer“! Was, ich verstand die Welt nicht mehr, 45 Kilometer hatten wir abgespult und jetzt noch weitere 60 Kilometer? Die Landkarten und das Navi hätte ich am liebsten sofort in die Tonne geschmissen. Frust setzte ein und widerwillig schraubten wir uns weiter hoch. Ich hielt dann mal kurzentschlossen ein Polizeiauto bzw. Pickup an und fragte, ob er uns mitnehmen könnte. Leider nicht, denn er befand sich auf der Gegenstrecke, aber sein Kollege, der in rund 10 Minuten in unsere Richtung fahren würde, könnte uns mitnehmen, er würde diesem Bescheid geben. Wir warteten eine halbe Stunde, doch nichts tat sich. Zivilautos hielten nicht an und so kletterten wir weiter. Dann kam der besagte Polizei – Pickup und fuhr rasant an uns vorbei, ohne überhaupt Anstalten zu machen, uns mitzunehmen, oh Mann! Ein Guatemalteke gab uns den Hinweis, im nächsten Ort, der nicht mehr so weit entfernt läge, gäbe es ein Hotel. Dort angekommen, fragten wir erst mal nach einer Bank. Zum Glück gab es diese. Waldemar wollte Geld am Automaten ziehen, dieser existierte aber nicht. Am Geldschalter akzeptierte man nicht unsere Kreditkarte, nur Dollar! Na toll. Wir wechselten widerwillig unsere wohl gehüteten Scheine und waren noch frustrierter. Der Ort war ein absolutes Kaff und das Hotel geschlossen. Wir aßen etwas zur Stärkung und nahmen die nächsten Kilometer in Angriff. In Cuarto Caminos hörten wir kurzentschlossen auf, rund 80 Kilometer hatten wir geschafft, rund 1000Hm überwunden, es reichte. Die letzten rund 20 Kilometer hatten bis zum nächsten Tag Zeit. Die Unterkunft war für eine Nacht akzeptabel und wir atmeten tief durch!

Cuarto Caminos nach Quezaltenango 27.09.2012
Kurzer Weg und rein nach Quetzaltenango, auch Xela genannt. Am Zentralpark orientierten wir uns und suchten die Schule „Juan Sislay“ auf, die wir schon einige Wochen vor unserer Ankunft hier kontaktiert und die uns die letzten Etappen nach Xela fast schon in Form von vielen E-Mails seelisch und moralisch unterstützt hatte. Ein toller Empfang war das. Die beiden Direktorinnen begrüßten uns aufs herzlichste und es hatte sich schon wie ein Lauffeuer unter den Studenten rumgesprochen, dass zwei Radler im Anmarsch sind. Nach einem Small Talk und einem Café machten wir uns auf, eine geeignete Unterkunft zu finden. Ein Student aus Australien gab uns den Tipp, es im Dicab, einem Apartmenthaus direkt am Zentralpark zu versuchen. Señora Claudia empfing uns ebenfalls sehr freundlich, zeigte uns ein großes Zimmer mit Blick in die Berge und auf den Dom, und wir wurden uns schnell einig. Leider war das Zimmer noch nicht frei, so dass wir 4 Nächte überbrücken mussten, aber egal. Zurück in der Schule, schrieb ich mich für den 01.10.2012 als Sprachstudent ein. Heißt, Einzelunterricht 5 Tage die Woche a 5 Stunden. Wir verabschiedeten uns und fanden schnell ein Hostel, wo wir 4 Nächte bleiben konnten. Dann trafen wir Christine aus Frankfurt, die seit 1994 regelmäßig nach Xela kommt, hier auch spanisch gelernt hat und sogar mit einem eingetragenen EV in Frankfurt die Schule, in die wir gehen werden, unterstützt. Na klar konnte sie uns viele nützliche Tipps geben, und sie und ihre Freundin Irene aus Österreich unterhielten uns aufs köstlichste. Die Chemie stimmte und wir verabredeten uns. Im Hostel waren wir alleine und konnten in der Küche schalten und walten, wie wir lustig waren. Warmes Wasser zum Duschen gab es zum Glück auch, denn Xela liegt auf 2200Hm. Die Regensaison ist noch nicht vorbei und wir werden wohl bis Mitte oder Ende Oktober jeden Tag nachmittags hoffentlich ein Regen Cape dabeihaben.

3 Monate Quetzaltenango
300 000 Einwohner, die Stadt aufgeteilt in verschiedene Zonen. Mehrere Märkte, buntes Treiben, gutes Essen an Straßenständen, viele Indigenas, Regen, Sonne, Wärme, Kälte in der Nacht, phantastisches indisches Restaurant, Café trinken im Zentralpark, Feiertag in Xela, süsse heiße Schokolade, nette internationale Mitbewohner im Dicap, beliebte Gemeinschaftsküche, Billard spielen im „Pool and Beer“. An der Sprachschule, tolle Lehrer, tolle Mitstudenten, viele Hausaufgaben, schöne Ausflüge, informative Vorträge über die Geschichte Guatemalas, Kochkurs, Chickenbus, ein Muss für jeden, der Karusselle mag, Musik mit Waldemar. Öko- Sauna, Maya Zeremonien in Chichi, Böller immer und überall, bewaffnete Soldaten an allen wichtigen Orten wie Bank, Apotheken, Supermärkten und öffentlichen Einrichtungen, wieder mal ein grippaler Infekt. So, drei Wochen Spanischunterricht liegen hinter mir und ich bin randvoll mit Grammatik und Vokabeln, dass es mir erst mal reicht. Ich klinke mich 3 Wochen aus, dann geht es weiter. Die Nachmittage waren gespickt mit Ausflügen, Treffen, und Veranstaltungen in jeglicher Form. Xela gefällt uns sehr. Leider haben wir auch schon Erfahrungen mit kleinen Tierchen gemacht, die unter die Haut krabbeln und dort ihr Unwesen treiben. Ein Arzt hat uns wärmstens empfohlen, Essen am Straßenrand zu meiden und wir werden uns tunlichst daranhalten. Die Medikamente waren sau teuer und Lust auf noch mehr Viecher haben wir wirklich nicht. Waldemar verdingt sich gegen Freigetränke als DJ in einem angenehmen Pub und ich bin froh, nicht nur Salsa-Klänge hören zu müssen. Apropos Salsa, so einen Einführungskurs musste ich mir doch geben. Oh Mann, außer Ben, einem Australier nur kleine Männer, die mir mal eben bis zur Schulter reichen, brauch ich, glaub ich, dann doch nicht. Egal, einen Versuch war es wert. Am 02.11. traf dann Grit ein, welch Freude. Das Gepäck ließ zwar noch 2 Tage auf sich warten, aber sie nahm es mit stoischer Gelassenheit hin. Wir teilten uns auch das Zimmer, schließlich stehen zwei große Betten drin. Ich genoss jede Sekunde unseres Zusammenseins mit ihr und wir hatten tolle Tage. Fuentes Georginas, Chicabal, ein Vulkan auf 2800Hm mit heiliger Lagune, Lago Atitlan, Antigua, Fussball in Xela, tanzen, Salsa Vorführung. Treffen mit einer englischen Familie, die mit 2 Kids 2 Jahre auch per Rad unterwegs sein werden. Viele Gespräche, kochen, essen gehen, genießen. Leider ist die Zeit schon wieder vorbei und Grit zurück in Deutschland. Wir werden sie vermissen. Eigentlich wollten wir nach ihrem Abschied noch eine Tour zum Rio Dulce machen, doch nach der Überschlagung unserer Finanzen sparen wir uns den Trip. 3 Wochen Karibik Feeling in Mexiko sind auch ausreichend für die nächste Zeit. So werde ich noch eine Woche Vokabeln pauken und danach wieder die Schulbank drücken.