Im Westen der USA angekommen

30 April 2012

Vado 10.04.2012
Pecanbaum-Plantagen, Latinos, viel landwirtschaftlich genutztes Land trafen wir in New Mexico an. Eigentlich wollten wir ja in Anthony bei der Feuerwehr übernachten, nur die Jungs mussten uns nach einem Anruf beim Boss leider weiter schicken - Schade! Dann zog ich mir einen der berüchtigten Dornen in meinen Hinterreifen und wir durften den ersten Platten flicken. Wir fuhren nochmal 15 Kilometer weiter und verbrachten gemeinsam mit Luke die Nacht in einem RV-Park! Die Pächter sahen eher aus wie Junkies und benahmen sich auch so. Wir ignorierten das Pärchen, so gut, wie es eben ging und versuchten wieder, unsere Heringe in den steinharten Boden zu hämmern. Abends drehte der Wind nochmal mächtig auf, doch die Zelte blieben stehen.

Vado nach Arrey 11.04.2012
Den ganzen Tag nur Pecanbäume, trockene Landschaft, der Rio Grande tauchte immer mal wieder auf und der Wind blies zum Glück von hinten. In Arrey brach Waldemars 3. Speiche am Hinterrad und wir hatten keine Möglichkeit, diese bei den Windböen zu reparieren. Ein RV - Park gab uns etwas Windschatten, die Speiche war schnell ausgetauscht. Waldemar war gerade dran, die Schraube der Hinterachse zu justieren und dann gab es einen lauten Knall und die Achse war im A….. Doch das reichte noch nicht, die Spezialschraube war weg und wir hatten keine Ersatzschraube zur Hand. Waldemar war einem Nervenzusammenbruch nah, der Wind tobte weiter und wir mussten uns regelrecht anbrüllen, um uns verständigen zu können. Ich beruhigte erst mal meinen Mann, dann machte ich mich auf die Suche nach diesem verflixten Teil und wurde fündig. Zum Dank wurde ich von Waldemar mit Küssen und Dankesworten überhäuft. Alles war wieder gut. Wir zückten die Ersatzachse, Waldemar zog ganz vorsichtig die Schraube an und wir konnten zum State Park weiterfahren. Einen schöner Campground am Rio Grande mit Schleuse fanden wir vor. Luke bekochte uns an diesem Abend, ich genoss es sehr.

Arrey nach Kingston 12.04.2012
Ab in die Berge sollt e es an diesem Tag gehen. Einen Ausläufer der Mimbres Mountains und ein winziger Ort mit mittlerweile nur noch 30 Einwohnern erwartete uns an diesem Tag. Kingston liegt auf über 1500 Metern und wir hatten mit dem Frontwind mächtig zu kämpfen. Meine Beine waren müde, ich quälte mich die ersten Kilometer echt ab, dann wurde es wieder besser. In Hillsboro legten wir eine Café - Pause im dortigen Barber Shop ein incl. eines Wildberry-Cakes, köstlich! Danach ging es nur noch bergan und ich war froh, als wir Kingston gegen Mittag erreichten. Luke hatte in einem B&B Zimmer für uns reserviert und natürlich auch schon wieder bezahlt. Irgendwann werde ich es rauskriegen, warum er das macht, ich verstehe es nach wie vor nicht! Die Black Range war ein historisches Haus und Geronimo, der letzte Häuptling der Apachen, grinste uns von der Bilder-Wand entgegen. Wir bekamen ein wunderschönes Zimmer mit Balkon, durften selbst gemachtes Brot und Linsensuppe genießen. Abends durften wir die Küche zum Kochen benutzen, was ja in solchen Häusern auch nicht selbstverständlich ist. Nachts wurde es lause kalt, wir krochen in unser warmes Federbett und dankten Luke mal wieder für seine Großzügigkeit.

Kingston nach Silver City 13.04.2012
Aus der Kalten heraus mussten wir weitere 900 Höhenmeter innerhalb 14 Kilometer an diesem Morgen bewältigen. Es fiel uns wider Erwarten nicht sonderlich schwer, dann kam seit langem wieder eine rasante Abfahrt, Waldemar und ich überholten uns gegenseitig und hatten den größten Spaß. Ja, doch wie es dann so ist, das dicke Ende kommt gewiss. Ein Ab und Auf, Wind von vorne, wir stöhnten um die Wette. Vor Silver City kamen wir an einer riesigen Kupfermine vorbei, schossen noch ein paar Fotos und hatten die Nase gestrichen voll von der ätzenden Strecke. In Silver City begegneten wir vielen aggressiven Autofahrern, die uns immer wieder von der Straße abdrängten. Ich ging in einem von mir verhassten Walmart einkaufen, sah mal wieder den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht, diese Mega Food Stores sind echt nicht mein Ding. Waldemar telefonierte unterdessen mit Luke, und der hatte keine guten Wettervorhersagen für die nächsten zwei Tage für uns parat. Luke wollte sich in einem Hotel einquartieren und wir überlegten hin und her, was wir tun könnten. Der RV-Park in Silver City vermietete Hütten, die 90 Dollar die Nacht kosten sollten und auf Anfrage, was wir für das Zelt bezahlen müssten, bekamen wir zu Antwort, das wäre auf diesem Platz nicht erlaubt. Waldemar nahm seinen ganzen Mut zusammen und rief bei einem Warmshower an. Ellen lachte erst mal nur und Waldemar sagte ihr sofort, das er wüsste, dass das Ganze ein regelrechter Überfall wäre. Sie meinte nur: „Kommt mal vorbei, dann schauen wir“. Bingo, sie hatte ein separates Apartment zu unserer alleinigen Verfügung frei und wir dankten ihr von ganzen Herzen. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, Küche, Terrasse - wir kniffen uns gegenseitig in die Seite und dachten nur: „Einfach Klasse“! Wir machten es uns nach allen Regeln der Kunst gemütlich, duschten ausgiebig, aßen lecker und schmissen uns auf die Couch und faulenzten. Ich fragte Ellen dann, ob sie wüsste, wie das Wetter werden sollte: „Kalt, sehr windig und evtl. Schnee“, bekam ich zur Antwort. „Doch keine Sorge, ihr könnt ruhig länger bleiben“. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

2 Tage Silver City 14./15.04.2012
Morgens schien noch die Sonne, wir nutzten die Zeit, um uns Down Town anzuschauen. Auch hier hat sich eine Künstler-Community gebildet, viele Ateliers und Alternativ Läden fanden wir. In einem COOP Food Store konnte ich nach Herzenslust schalten und walten und bekam viele leckere Sachen für unser leibliches Wohl zu kaufen, so macht Einkaufen doch Spaß! Luke trafen wir auch, er wollte gerade in die Bücherei gehen und wir vereinbarten, zu simsen, wenn sich die Wettersituation entspannt hätte. Gegen Mittag verfinsterte sich der Himmel, die Temperaturen sanken schlagartig und gegen 14:00 Uhr fing es tatsächlich an zu schneien, ich dachte, mich tritt ein Pferd. Wir schauten uns hinter den Fenstern das Spektakel an und waren heilfroh, ein Dach über dem Kopf zu haben. So ging es Stunde um Stunde, die Voraussagen für Sonntag sahen auch nicht besser aus. Der Wind heulte um das Haus, wir schmissen die Heizung an und ließen die Welt Welt sein. Heute Morgen checkten wir erneut den Wetterbericht, simsten mit Luke und beschlossen, noch einen weiteren Tag in Silver City zu bleiben. Ich schaute aufs Außenthermometer, -7 Grad Celsius und verkroch mich wieder unter die Bettdecke. Wir erledigten Anrufe, überprüften in der Kälte die Fahrräder und ich machte mich nochmal nach Down Town aus, um Fressalien zu besorgen. Die Läden hatten leider geschlossen, doch auf der Mainstreet fand ich einen Basket Store, wo ich alle Dinge bekam. Jetzt türmen Sich die Wolken wieder auf, der Wind dreht seine Runden und heute Abend bekochen wir Sofia und Eric aus Schweden, die auch bei Ellen Unterschlupf gefunden haben. Wird bestimmt sehr lustig.

Silver City nach Three Way 16.04.2012

Ja, der Abend mit unseren schwedischen Radfreunden war wirklich sehr schön. Die Beiden haben auch schon einiges erlebt und sind sehr aufgeschlossen. Morgens gegen 8:30 Uhr sagten wir dann: „Tschüß“! Ellen wurde noch aufs Bild gebannt und wir setzten unsere Fahrt fort. Die 50 Kilometer bis nach Buckhorn schafften wir ganz schnell. Zwischendurch kamen wir am Continental Divide vorbei, dort wo die Flüsse entweder zum Pazifik oder zum Atlantik hinfließen. Buckhorn war mal wieder ein Nest, die dortige Grocerie hatte nur Bier und Schnaps im Angebot und wir entschlossen uns, weiter zu fahren. Beschwerlich sollte der Weg werden, lang gezogene Straßen, immer schön bergan, die Grenze zu Arizona überquerten wir, die dritte Zeitzone übersprangen wir und einen Pass von 6295 Feet mussten wir auch überwinden. Der Ausblick und das Panorama entschädigte uns für die Strapazen. Bergab in Schussfahrt, und ab auf die Ranger Station, allerdings nur mit Plumpsklo und ohne Duschen. Machte nichts, wir füllten unsere Wassersäcke auf, legten sie schön in die pralle Sonne, damit wir angenehme Wassertemperaturen zum Showern später hatten. Wir trafen die Belgier wieder, schön. Die Zwei hatten uns dann ein Erlebnis zu erzählen, was sie bestimmt und wir auch nicht so schnell vergessen werden. Die Nacht, die wir auf der Black Range in Kingston im schönen warmen Bett verbracht haben, haben die Beiden auf dem Pass auf einem Campground ohne jegliches Wasser und mit einer zum Himmel riechenden Toilette verbracht. Fanden die Zwei ganz idyllisch, schlugen ihr Zelt auf, kochten und machten es sich gemütlich. Draußen wurde es immer kälter, stockdunkel dazu, aber alles ganz entspannt. Irgendwann in der Nacht wachten sie von ziemlich lauten Geräuschen auf, diese kamen immer näher und klangen nicht besonders vertrauenserweckend. Peter schaute aus dem Zelt und traute seinen Augen kaum, ein Bär, und der war laut seiner Aussage ziemlich aggressiv in seinem Verhalten. Er schnappte sich seine Frau, sie verscheuchten mit lautem Gestikulieren und wilder Körpersprache das Ungetüm und schlossen sich im Plumpsklo ein. Horror! Den Bär hörten sie noch sehr lange, den Geruch der Toilette haben sie bestimmt heute noch in der Nase und an Schlaf war nicht zu denken. Au Backe! Heute waren sie aber schon wieder ganz lustig drauf und auch nicht alleine. Zeltaufbau, Kochen und welch Überraschung, auch die Schweizer trudelten noch ein. Wir schwatzten, duschten in der Abenddämmerung und verschwanden früh ins Zelt.

Three Way nach Safford 17.04.2012

Ein Anstieg am Morgen aus der „Kalten“ heraus, ich liebe es!!! Luke gabelten wir unterwegs auf, er hatte zum Glück in der Nacht auf dem Pass, wo er genächtigt hat, keinen Bärenbesuch gehabt. Er fror nur und sah reichlich blass aus. Wir erklommen zusammen den jetzigen Berg, und trafen uns in Safford in der Bücherei wieder. 8 Kilometer weiter in Thatcher wollten wir mit ihm und den Belgiern zusammen auf den RV-Campground einchecken. Luke stöberte noch ein wenig in der Bibliothek und wir fuhren schon mal weiter. Der RV-Park war dreckig, hässlich und uns wurde ein Flecken Rasen direkt an der Straße angeboten. Die Belgier nahmen sich ein Motel, schließlich hatten sie heute Hochzeitstag, wir riefen Luke an und er machte einen RV-Park direkt in Safford ausfindig. Dort trafen wir viel Rasenfläche an, einem kleinen Teich mit Gänsen und Enten, eine Küche und eine schöne Dusche, bestens! Wir genossen den Nachmittag, jeder für sich, ich im Schatten eines Baumes, Luke fuhr zurück in die Bücherei, und Waldemar widmete sich seiner Musik.

Safford nach Globe 18.04.2012
4:30 Uhr aufgestanden, 130 Kilometer lagen vor uns, dazwischen das Reservat der Apachen, was uns mal wieder sehr zum Nachdenken brachte. Viel Dreck, armseelige Häuser, alles irgendwie verwahrlost und heruntergekommen. Keine Gegend, um sich wohl zu fühlen. Alkohol auch hier ein großes Problem wohl. Wir machten in Peridot Mittagspause, unterhielten uns mit Geronimos Nachkommen, nett waren sie allemal. Nach einer Stunde schwangen wir uns wieder auf die Drahtesel und steuerten Globe an. Der Wind drehte, trieb wieder sein Spiel mit uns und die Sonne brannte. Wir fluchten, stöhnten und kämpften uns Kilometer für Kilometer gen Globe. Dort kamen wir fix und fertig an, zogen uns einen Energiedrink rein und fuhren mit Luke zum Community Center. Dort wurde uns eine Dusche und ein idyllischer Platz für unsere Zelte angeboten. Nur für ein „Danke schön“, toll!

Globe nach Superior 19.04.2012
Shortway, nur 30 Kilometer, aber wieder ein böser Anstieg und Überwindung von mehreren hundert Höhenmetern. Stöhn, schnauf, und in Arizona sind die Autofahrer nicht so rücksichtsvoll wie in Texas. Aber schön ist es hier, die Berge, die Canyons, die Kakteen, die Blumen, uns gefällt dieser Bundesstaat auch sehr. Seit Mittag stehen wir auf einem RV-Park mitten zwischen Kakteen und Algaven in Superior, und genießen die Brise im Schatten bei einem belgischen Bier.

Superior nach Scottsdale 20.04.2012
Heute sollten wir Lukes besten Freund und Familie in Scottsdale kennenlernen. Doch bis dahin wollten noch rund 120 Kilometer gefahren werden. Wir machten uns wieder früh auf die Socken. Nach 100 Kilometern hatte ich keine Lust mehr, die Luft stand, unser Wasser in den Flaschen war nur noch eine Plörre und Hunger hatte ich auch. Wir machten Rast, setzten uns in einem Park auf die Wiese und standen mit durchnässten Hosen wieder auf. Hatten wir nicht bedacht, das wenn man hier Rasenfläche hat, diese regelmäßig gegossen wird. Egal, war nur eine kurze unfreiwillige Erfrischung, wir brachten die letzten 20 Kilometer mit Ach und Krach hinter uns. Seths Frau Jody erwartete uns schon in der Garage, begrüßte uns herzlich und bat uns in das riesige Haus incl. Pool. Doch danach stand uns nicht der Sinn, wir wurden zum Essen gebeten und langten ganz nach unserer „bescheidenen“ Art kräftig zu. Danach bekamen wir das Zimmer des Sohnes mit eigenem Bad zugewiesen und nach einer ausgiebigen Dusche schmiss ich mich aufs Bett und schlief 3 Stunden tief und fest, herrlich. Abends lernten wir die Freunde beim gemeinsamen chinesischen Abendessen näher kennen. Seth, Jody und die Jüngste von 3 Kindern, Jessi, sind sehr angenehme Zeitgenossen. Wir redeten viel und ließen den Abend in aller Ruhe ausklingen.

3 Tage Asyl
Die bestellten Sachen, die wir an Seth adressiert hatten, waren angekommen. Kisten wurden aus und umgepackt, dann machten wir uns auf zu REI Outdoorstore und kauften noch weitere nützliche Dinge für unsere Weiterfahrt ein. Abends bekochten Waldemar und ich die Family und den leeren Tellern nach zu urteilen, scheint es gemundet zu haben. Die 3 Tage vergingen wie im Fluge, tagsüber machte jeder Seins und abends trafen wir uns in der auch nicht gerade kleinen Küche zum Essen und Reden. Wir finden es toll, das für uns bis dato wildfremde Menschen uns für mehrere Tage ohne großes Nachfragen einfach so an ihrem Privatleben teilhaben lassen. Danke an die gesamte Family und an Luke, der diesen Kontakt hergestellt hat.

Scottsdale nach Wickenburg 24.04.2012
Die letzten Fotos wurden geschossen, dann begleitete uns eine Escorte, bestehend aus Jody und zwei weiteren Rennfahrradfahrern aus Scottsdale und Phoenix raus. Abschied und Umarmungen nach 50 Kilometern folgten. Dann waren wir wieder alleine. Luke raste, wir glauben, er wollte mit seinen Gedanken für sich sein, und wir versuchten, die Hitze zu ignorieren und fuhren unseren „eigenen Stiefel“. Ich klappte auf halber Strecke regelrecht zusammen, trotz etlichen Litern Flüssigkeit, hatte ich das Gefühl, völlig dehydriert zu sein. Waldemar tat alles Erdenkliche, damit ich wieder auf die Beine kam. Zum Glück gelang ihm das auch und wir konnten unsere Weiterfahrt fortsetzen. Die Straßenverhältnisse waren katastrophal, uns schmerzten alle Knochen, nach Mittag erreichten wir endlich Wickenburg. Luke fanden wir nicht, dafür 3 andere amerikanische Radfahrer, die uns einen Platz im RV-Park für unser Zelt anboten. Den Dreien war auch viel zu heiß und den Schatten unter den Bäumen hatten wir alle dringend nötig. Langsam erholten wir uns und sahen wieder wie Menschen aus. Abends plauschten wir, kochten und Luke tauchte auch noch aus der Versenkung aus, er war auf einem anderen RV gelandet und blieb auch für die Nacht dort.

Wickenburg nach Hope 25.04.2012
Die Wolken schützten uns heute vor der gnadenlosen Sonne, wir standen aus Angst noch früher als sonst schon auf. Die Fahrt war unspektakulär, Desert und nichtssagende Ortschaften, aber okay. Jetzt sind wir in Hope und warten auf den Regen, der uns angekündigt wurde. Das Zelt von Luke und uns standen unter einer überdachten Konstruktion, eigens für Zelter. Luke hatte mal wieder 2 gebrochene Speichen, welch Frust! Gemeinsam versuchten wir, das Problem in den Griff zu bekommen, hoffentlich gelingt uns das.

Hope nach Palo Verde 26.04.2012
Na ja, das angekündigte Unwetter in der Nacht blieb aus, doch der Wind drehte wieder mächtig auf. Wir machten uns wie meistens früh auf und kämpften gegen „Windmühlen“ an. Im Ernst, der Wind machte mit uns, was er wollte, wir kamen nur langsam und unter äußerster Anstrengung voran. Ja, und der Regen kam natürlich auch noch dazu, war ja klar. Nach gefühlten Stunden und vielleicht 15 gefahrenen Kilometern beruhigte sich das Wetter, doch der Wind ließ sich nicht vertreiben. Wir fuhren mal wieder auf den Highway 10 und irgendwann konnte ich nur noch aus lauter Verzweiflung lachen, was blieb mir auch anderes übrig. Wir mussten über 10 Stunden auf dem Drahtesel in Kauf nehmen, überquerten den Colorado River, trafen in Kalifornien ein und fuhren bis nach Palo Verde. 120 Kilometer Gegenwind-Horror! Die wunderschöne Natur um uns herum haben wir an diesem Tag nicht wirklich registriert. In Palo Verde steuerten wir den Travel-Park an, die komischen Leute dort interessierten uns mal gar nicht und trafen auf eine Familie aus Kanada, die mit 2 Kids und 2 Tandems unterwegs waren. Super sympathisch, wir waren mit dem Tag wieder versöhnt. Luke war und blieb verschwunden für den Abend.

Palo Verde nach El Centro 27.04.2012
Weiter ging unsere Fahrt, der Wind hatte sich zum Glück verzogen und nur ein Lüftchen spürten wir. Wir bestaunten die Chocolate Mountains, fuhren an den Imperial Dünen vorbei, fuhren mitten durch die Sandwüste, trafen viele idiotische Leute, die damit Monster Autos durchknallen. Kurz vor Brawley stießen wir auf Luke, zum Glück, denn im Ort musste er für uns ein Päckchen mit neuen Achsen bei der Post in Empfang nehmen. Klappte bestens und er verschwand ganz schnell wieder. Wir rätselten hin und her, ob wir in Brawley bleiben sollten oder doch noch 20 Kilometer weiterfahren sollten. Nach 1 ½ Stunden Pause entschieden wir uns für die Weiterfahrt. Die kanadische Familie traf gerade ein und wir sagten nochmal „Tschüß“! In El Centro fuhren wir zu einer Tankstelle und füllten unsere Wasservorräte auf und gönnten uns ein Eis. Vor dem Laden saß ein Pärchen auf einer Bank mit einem Kinder Trailer, doch statt Kids waren in dem Wagen riesige Rucksäcke und andere Utensilien. Waldemar ließ es sich mal wieder nicht nehmen und sprach die Beiden an. Wir dachten erst, wir verhören uns. Die Zwei sind Engländer und seit November 2011 durchwandern sie die USA von Ost nach West auf dem alten Highway 80. Wir zogen den „Hut“! Wenn ich mir vorstelle, die ganze Strecke per Fuß zurück zu legen, wird mir regelrecht schlecht. Respekt auf der ganzen Linie und die Beiden sahen happy aus. Wir machten noch ein Foto und fuhren zum Campground. Dort trafen wir nur Mexikaner an, einer spendierte uns direkt mehrere Flaschen Wasser und Obst, wir bekamen ein Platz mit besten Rasen und Schatten zugewiesen und der Abend war wunderschön.

El Centro nach Ocotillo 28.04.2012
Nur 50 Kilometer, ein beruhigendes Gefühl, dafür die übelsten Straßen und Hitze. Wir fuhren wieder durch eine Geisterstadt Namens Plaster City, trafen auf weitere gestörte Leute, die durch die Wüste brausen und fuhren noch vor 12:00 Uhr in Ocotillo ein. Die nächste Bar war unsere, wir tranken Literweise Eistee und Limonade, zum Abschluss gönnten wir uns noch einen unverschämt teuren Eisshake, egal! Tja, welche Möglichkeiten hatten wir, hier unter zu kommen. Die Feuerwehr befragten wir zuerst, die konnten uns zwar einen Platz mitten in der prallen Sonne anbieten, aber keine Dusche. Dann fuhren wir zu einem Travel-Park, die wollten 20 Dollar für was auch immer haben, wir entschieden uns, etwas außerhalb in einem RV-Park unser Glück zu versuchen. Ha, für eine Donation bekamen wir unser eigenes Refugium mit Küchenzeile, Dusche und einer Schattenterrasse incl. Hollywood Schaukel, wieder alles richtiggemacht. Wir glotzten unseren Freund Luke telefonisch dorthin und genossen einen sehr entspannten Tag.

Ocotillo nach Live Oak Springs 29.04.2012
Der letzte gemeinsame Tag mit Luke stand an, wir waren richtig melancholisch. Er verschwand noch vor uns und wir nahmen die anstehenden über 1000 Höhenmeter in Angriff. 3 Stunden später hatten wir den Anstieg geschafft, schoben uns Müsli Riegel reihenweise in den Mund und hatten noch zwei Anhöhen vor uns. Luke fanden wir am Straßenrand unterwegs, seinen ersten Reifen flickend an und verabredeten uns am nächsten Einkaufsladen. Er wollte uns auf jeden Fall die letzte Nacht in Live Oak Springs spendieren und wir revanchierten uns mit einem Dinner. Laut Internetauftritt sollte das Recreation Center in Live Oak Springs sehr schön sein, wir fanden aber einen echt runter gekommenen „Laden“ vor und dafür musste Luke 50 Dollar für 2 Zelte hinblättern. Echt eine Frechheit. Na ja, wir machten das Beste draus, organisierten Tisch und Stühle und die Sanitäranlagen, die mir fast die Sprache verschlugen, wurden nach einer massiven Beschwerde seitens Luke auch einigermaßen in Ordnung gebracht. Wir verwöhnten ihn nochmal, so gut wie es ging, tauschten noch viele Gedanken aus und gingen wehmütig ins „Bett“.

Live Oak Springs nach Potrero 30.04.2012
Der Abschied war kurz und schmerzvoll. Wir hatten alle Drei Tränen in den Augen und waren sichtlich gerührt. Eine lange Umarmung, alles Gute und Luke fuhr den Berg hoch und wir runter. Waldemar und ich werden diesen tollen Mann nicht vergessen. Mehr als 5 Wochen sind wir uns immer wieder begegnet, durften seine Großzügigkeit und seine Hilfe genießen. Wir hoffen wirklich, dass wir ihn irgendwann wiedersehen! Nur 40 Kilometer durch schönste Landschaft, grün und blühend! Ich handelte mir durch einen blöden Draht meinen zweiten Platten am Hinterrad ein, die Reparatur ging ganz schnell und wir trafen in Potrero ein. Hier fanden wir einen wirklich tollen Park fürs Campen an. Riesig und wir mehr oder mit den Rangern allein. In einem Terrarium an der Rezeption durften wir auch gleich eine Klapperschlange bewundern mit ausdrücklichen Verhaltensregeln seitens der Ranger, sehr beruhigend. Jetzt werden wir von neugierigen Murmeltieren beobachtet, Bluebirds und Spechte fliegen hier zuhauf rum, Hommingbirds und einen Roadrunner haben wir auch schon gesichtet. Natur pur und wir mitten drin mit angenehmen 20 Grad, Erholung für 2 Tage.