Irland

22 August 2011

Holyhead nach Dun Laoghaire, weiter nach Wicklow 15.08.2011
Ein neuer Tag, ein neues Land. Wir waren gespannt. In Irland waren wir Beide noch nicht. Rauf auf die Fähre, 2 Stunden dauerte die Überfahrt, dann waren wir auch schon da. Sonnenschein, fast mediterran, Stechpalmen, weiße Häuser. Den Euro hatten wir nach fast 3 Monaten auch wieder, eigenartiges Gefühl, nicht mehr umrechnen zu müssen. Den nächsten Euro-Spar steuerten wir dann auch direkt an, um die Preise zu erforschen. Höher als in England, vielleicht 20% teurer als in der Heimat. Raus aus der Stadt, am Meer entlang, sehr schön, da haben wir doch direkt mal die Mittagspause eingeläutet. Ein vorbeikommender Amerikaner, ziemlich verbrannt im Gesicht, sprach uns an und fragte nach unserer Route. Er hatte die Insel ganz umrundet und war jetzt auf dem Weg nach England. Der Gute hat uns ein paar interessante Tipps gegeben und seine Adresse in Kalifornien, falls wir vorbeikommen, nett. Er verschwand, wir packten unsere Sachen und waren uns einig, nicht durch die Berge zu fahren, sondern schön an der Küste zu bleiben. Die Wasserfälle und tollen Aussichten konnten uns gestohlen bleiben. Zwei Orte weiter stach Waldemar ein Friseurladen ins Auge, schaute mich an, ich nickte nur und schon war er im Laden verschwunden. Der Chef „behandelte“ gerade noch einen Jungen, danach war Waldemar dran. 20 Minuten später sah er ziemlich kahl geschoren aus, fühlte sich wohl und 10€ waren auch in Ordnung. Der Friseur roch zwar stark nach Alkohol, aber sein Handwerk beherrschte er und freundlich war er auch. Wir traten wieder in die Pedalen, der Himmel wurde zusehends dunkler, wir hofften, nicht schon wieder in den Regen zu geraten. Hat nicht ganz geklappt, aber es war auszuhalten und wir steuerten Wicklow an. Das Touristikbüro hatte noch geöffnet, einen Campingplatz gab es nicht, dafür ein Youth’s Hostel. Wir klingelten brav vor Ort, eine Dame öffnete die Tür und ein Zimmer hatte sie auch für uns. Um die Ecke gab es einen Supermarkt, wir kochten schön und hatten nette Gesprächspartnerinnen. Diese schwärmten in den höchsten Tönen von den Iren, wir hörten gespannt zu und schwärmten wiederum von der Freundlichkeit der Briten. Danach wollten wir mal wieder ganz schlau sein und dachten, wenn es schon eine Badewanne im Hause gibt, dann sollten wir diese auch nutzen. Leider war für diesen Tag der Wasserboiler schon am Ende, wir saßen im kalten Wasser und froren uns einen ab, Pech gehabt.

Wicklow nach Kilmuckridge 16.08.2011
Weiter ging es an der Küste, die Landschaft auch hier sehr schön, obwohl jeder Reiseführer sagt, „The West is the Best“, uns gefiel es auch im Osten. In einem größeren Ort erkundigten wir uns nach den Übernachtungsmöglichkeiten, die Städte waren voll, das Wetter super und wir entschieden uns für einen Campingplatz direkt an der Küste. Wir mussten dafür zwar 6 km Umweg in Kauf nehmen, egal, die Sonne lachte und wir waren guter Dinge. Angekommen, erschreckte uns erst mal die Größe des Terrains. An der Rezeption hatte ich dann schon wieder ein besseres Gefühl, nachdem ich das Gespräch mit vor mir stehenden Ankömmlingen mitbekommen hatte. Supernette Mitarbeiterin, kompetent, gab mir direkt einen Sonderpreis und die Duschen bekamen wir auch gratis. Sie war total interessiert an unserer Reise und zusammen planten wir mit Ihr die nächsten Tage. Anruf hier, Anruf da, nach vergeblichen Versuchen hatten wir alle Dinge Dank ihrer Mithilfe „in der Tasche“. Zum Abschluss gab’s noch ein Foto und einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Kilmuckridge nach Tramore 17.08.2011
Auch an diesem Tage war das Wetter uns wieder wohl gesonnen, die Qualität des Straßenbelags dafür weniger, es wurde eine Rüttel- und Schüttelfahrt, abends nach rund 100 km taten mir die Handgelenke gewaltig weh. In Tramore fragten wir uns dann durch, fanden den im Campingführer hoch gelobten Zeltplatz und stellten wieder mal fest, das je höher die Kategorie eines solchen Platzes war, wir uns nicht wirklich wohl fühlten. Eine Alternative hatten wir nicht, die nächste Übernachtung 30 km entfernt, also durfte ich mich wieder mit dem unhöflichen Menschen hinter der Rezeption auseinandersetzen. Jung, unverschämt und nicht gewillt, mir irgendwie entgegen zu kommen. 22€ Stellplatzgebühr, 2€ für die Duschen und eine Küche war zwar vor Ort, aber auch das Kochen wollte und sollte bezahlt werden. Zum Glück hatten wir uns in England schon mit neuen Gasflaschen eingedeckt. Ich verlieh meinem Unmut vollen Ausdruck, der Youngster fragte nur, ob ich stornieren wollte: „Mensch Junge, Du bist im ganzen Leben noch nicht mit rund 50 kg Gewicht 100 km am Tag gefahren. Ich war richtig sauer. Half nicht, eine Nacht, dann nichts wie weg.

Tramore nach Youghal 18.08.2011
Ein Radfahrer Pärchen aus Bremen haben wir in Tramore noch getroffen, die ersten gesichteten Radfahrer überhaupt in Irland. Smaltalk, dann waren wir weg und weiter ging es nach Youghal. Am Morgen beim Einrollen der Matratzen stellte Waldemar an meiner einen Defekt der Kammern im Mundstückbereich fest. Wir überlegten, was zu tun sei. Made in Irland, stand auf den Teilen, ja, da befanden wir uns doch gerade. Vielleicht konnten wir in Youghal weitere Informationen einholen. In Youghal angekommen, mussten wir erst mal mehrere Anläufe nehmen, bevor wir das Hostel fanden. Die Klingel funktionierte wohl nicht richtig, wir versuchten es mehrmals vergeblich, dann endlich wurde uns geöffnet und ein ganz junger Franzose stand wo uns, sah einfach nur gut aus, der „Kleine“. 20 Jahre und schon tolle Ansichten über das Leben, jetzt wollte er in Irland richtig Englisch lernen. Wir luden ihn zum gemeinsamen Essen ein, später wollten wir dann in ein Pub gehen, haben wir leider verschlafen. Der Hausherr kam später nach Hause und wir erzählten ihm von unserer Misere mit meiner Matratze. Er bot uns an, diese am Folgetag mit nach Midleton zu nehmen, dort hat die Firma Therm-A-Rest ihren Hauptsitz, und schon mal Alles zu klären. Wir könnten dann später mit den Rädern nachkommen und die Mitarbeiter vor Ort wären schon involviert. Mensch, hatten wir mal wieder einen „Dusel“, Matratze ging in Irland kaputt, wir befanden uns auf unserem Weg nach Cork an der Strecke, wo der Hauptsitz der Firma war, und der Hostelbetreiber setzte sich auch noch für unsere Belange ein. Wir gingen beruhigt schlafen.

Youghal nach Carrigaline 19.08.2011
26 km bis Midleton auf der Nationalstraße, rasend schnell, aber nicht lustig. Die dicken Brummis knallten nur so an uns vorbei, zum Glück hatten wir Watte in den Ohren. So, wieder war durchfragen angesagt. Ein Ire erklärte uns bestimmt 5 mal den Weg und erkundigte sich nach jedem Mal, ob wir auch alles richtig verstanden hätten: „Ja hatten wir und weiter ging es. Cascade Design, wir waren so gespannt auf die Reaktion der dortigen Mitarbeiter. Bei Therm-A-Rest angekommen, wurde direkt Tina raus gerufen, wir durften wegen evtl. Spionage nicht selber in die Firma. Dann stand Tina vor uns und überreichte mir sofort ein Paket mit einer komplett neuen Matratze, ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Jetzt hatte ich keine Neo Air mehr, sondern eine Neo-Trekking. Schien uns direkt etwas robuster, was Tina bestätigte. Sie wurde noch aufs Foto gebannt, dann verschwand sie wieder in den „heiligen Hallen“ und wir fuhren ganz beseelt weiter Richtung Cork. Dort hatten wir uns ein Zimmer reservieren lassen, um am nächsten Tag ganz entspannt zum Schiff fahren zu können. Doch wie so oft, kam es anders. Der Hafen befand sich 30 km weiter entfernt in Ringaskiddy, wir mussten erst mal mit einer Fähre übersetzen, um dahin zu gelangen. Das Hafengebäude hatte zu und wir konnten nur eine Telefonnummer wählen, um weitere Informationen einzuholen. Nummer gewählt, um zu erfahren, das gerade Mittagspause war, also später noch mal versuchen. Wir waren nicht gewillt, die 30 km bis nach Cork zu fahren, also eine neue Unterkunft suchen. 5 km weiter befand sich das Örtchen Carrigaline. Wir hoben Geld ab, danach kam der Supermarkt an die Reihe, um dann in Ruhe ein B&B zu suchen. Gar nicht so einfach, aber wir haben trotzdem eins gefunden. Sehr schön, und den Preis konnten wir auch noch etwas drücken. Wir bekamen Café und Kuchen serviert, die Hausherrin rief für uns bei der Hafenzentrale an und dann verzogen wir uns auf unser Zimmer und faulenzten. Draußen wurde es finster und es goss auch mal wieder, wir saßen im Trockenen bzw. lagen.

Ringaskiddy nach Roscoff 20.08.2011
Um 11:00 Uhr verabschiedeten wir uns von unserer Wirtin, dann deckten wir uns nochmal für die Überfahrt mit Essen ein. 15 Stunden sollte der Spaß dauern. Am Hafen trafen wir etliche Fahrradfahrer aus Frankreich, Spanien, Irland und alle super gut drauf. Wir mussten am Zaun warten und waren der Meinung, als erstes das Schiff betreten zu dürfen, in Norwegen Usus. Hier aber nicht, wir warteten und warteten, alle Autos und sonstigen Vehikel wurden eingewiesen, und wir mussten weiter ausharren. Nach 2 Stunden und regelrechtem Protest unserseits durften wir dann endlich das Schiffsinnere betreten. Alle Radler hatten sich eine Kabine gebucht, wir nur Pullmann Sitze. An der Information erkundigten wir uns, was der Aufpreis für Zimmer kosten sollte, 66€ mehr waren uns zu viel. Wir suchten uns eine vernünftige Sitzgelegenheit und dachten, wir kriegen die Nacht schon gut über die Runden. Nachdem um 1:00 Uhr früh immer noch Halli Galli an Bord war, unsere Pullmann Sitze von Jugendlichen beschlagnahmt worden waren, waren wir drauf und dran, doch eine Kabine zu nehmen. Doch wir blieben hart, streckten uns auf ein Sofa aus und konnten für 2 Stündchen die Augen schließen. Um 7 Uhr kamen wir pünktlich in Roscoff an, die erste Boulangerie öffnete gerade ihre Pforten und wir deckten uns mit Croissants und Pain auf Chocolate ein, herrlich. Im nächsten Café gönnten wir uns ein Tässchen des leckeren Gebräus. Willkommen in Frankreich, riefen wir uns zu.