2 Tage Cartagena
Ja, angekommen in Kolumbien, Südamerika liegt vor uns. Heißt, wir mussten uns neues Kartenmaterial
besorgen, was sich wiederum als nicht ganz einfach erweisen sollte. Zuerst fuhren wir aber
zum Fahrradgeschäft. Diesmal allerdings mit einem Taxi. Im Laden bekamen wir zwei neue Schläuche.
Bei der Frage, ob wir hier die Laufräder zentrieren könnten, stießen wir allerdings auf
völliges Unverständnis. Also auf zum nächsten Laden, der allerdings noch weniger einladend
aussah. Wir ließen es dann lieber bleiben und fuhren in die Altstadt. Diese ist sehr schön,
fast zu schön, würde ich sagen. Alle Häuser sind aufs feinste restauriert, Blumen überall,
saubere Straßen, kleine Geschäfte, Balkone, Stadtmauer, Theater, viele Menschen creolischer
Abstammung, schick angezogene Frauen, weniger attraktive Männer, Hitze. Alles nett anzusehen,
aber nicht der Realität entsprechend. Im Nachbarquartier Gezemani fühlten wir uns wohler,
alles etwas weniger boheme, nette Läden, weniger Show. Gegen Mittag reichte es uns, es war
einfach nur noch heiß, wir gingen noch einkaufen, dabei fragte mich eine Frau, hinter mir
stehend an der Kasse, ob ich ihre Kundenkarte haben wollte, wäre um einiges preiswerter.
Ich sagte natürlich nicht nein und bedankte mich sehr bei ihr. Von der kolumbianischen
Freundlichkeit hatten wir ja schon einiges gehört. Eine vernünftige Straßenkarte von Kolumbien
haben wir leider nicht auftreiben können, mit der erstandenen waren wir nicht sehr glücklich,
aber besser als nichts. Zurück im Apartment, lagen die Reisepässe mit einem Visum von 90
Tagen für Kolumbien auf unserem Bett, Ludwig sei Dank. Waldemar machte sich über die Räder
her, ich sortierte unsere Sachen, denn am nächsten Tag wollten wir diese heiße Stadt verlassen.
Doch zum Abendessen hatten wir uns mit den anderen Radlern verabredet. Ludwig hatte uns einen
nagelneuen Grill besorgt, der musste doch gebührend eingeweiht werden. Patrick, Remo und
ich suchten den nächsten großen Supermercado auf. Wir verfielen in einen regelrechten Kaufrausch,
wurden teilweise wieder mal angestarrt wie Ausserirdische, aber immer mit einem Lächeln
gegrüßt. Das Ergebnis unseres Einkaufs konnte sich sehen lassen, und über Stunden verschwanden
alle Sachen restlos in unseren Mägen. Wie Max und Moritz legten wir uns zu Ruhe, mit dicken
Bäuchen, aber rundum zufrieden und Glück seelig. Hier noch eine Anmerkung zur Überfahrt von
Panama nach Cartagena. Nicht alle Segelschiffe oder Katamarane sind dafür geeignet, Motorräder
oder Fahrräder mitzunehmen, diese Erfahrung haben wir nach etlichen Wochen Recherche für
uns gemacht. Vielen Skippern geht es echt nur ums Geld machen. Leider nehmen auch viele
Boote mehr Leute mit, als zugelassen. Heißt, nicht für jeden steht eine Koje zu Verfügung,
viele müssen sich an Deck einen Platz suchen, was bei stürmischer See auf einem kleinen
Kahn bestimmt keine Freude macht. Motorräder und Fahrräder werden an der Reling befestigt
ohne Cover und sind somit dem Salzwasser gnadenlos ausgesetzt. Ein Schiffseigner ist besonders
hervorzuheben. Vergangenes Jahr ist dieser mit dem Katamaran „Black the Cat“ gekentert,
wegen Überladung und Nichtinstandhaltung. Zum Glück sind alle sich auf Bord befindlichen
Passagiere und die Crew gerettet worden. Alles andere liegt jetzt auf dem Meeresgrund. Der
Eigner hat sich nach ein paar Wochen einen neuen Katamaran gekauft, segelt wieder wie blöd
hin und und her und macht genauso weiter, wie vor dem Desaster. Unter dem Namen „Jaqueline“
fährt dieser Katamaran, also Augen auf und genau abwägen, auf was man sich einlässt und wem
man sich anvertraut.
Cartagena nach San Onofre 03.04.2013
Um 5.00 Uhr raus, ganz leise packten wir unsere Sachen zusammen, hörten nebenbei uno, dos
tres, wunderten uns, schauten aus dem Fenster und tatsächlich, im gegenüberliegenden Park
waren etwa 20 Kolumbianer damit beschäftigt, sich körperlich fit zu halten oder zu machen
in Form von Aerobic. Waldemar hatte die Zählerei schon seit 4:00 Uhr vernommen, auch in der
Hinsicht ticken die Uhren hier anders. Noch schnell Frühstück und ein Café, um 6:00 Uhr
rein in den Großstadtdschungel und der Bär auf den Straßen tobte schon gewaltig. Von Mopeds
förmlich umzingelt, aber mit gebührenden Sicherheitsabstand kämpften wir uns raus aus der
Stadt, fanden den richtigen Weg und der Verkehr nahm merklich ab, die Hitze dafür mit jeder
Stunde zu. Schöne Strassen, die Umgebung nett, aber nicht ganz so spektakulär, dann mal
wieder ein platter Hinterradreifen. Später eine Pause in einer Tienda, dort überraschte uns
der Regen, wir standen trocken unter dem Vordach. Die Familie sehr nett, die Kinder neugierig
und Hund, Katze, Huhn, gezähmte Vögel in trauter Gemeinschaft aneinander gekuschelt.
Letztendlich hatten wir über 110 Kilometer in den Knochen und fuhren gegen 16:00 Uhr in San
Onofre ein. Wurden direkt von einem Kolumbianer abgefangen, der schwärmte uns von dem
Gästehaus seiner Mutter vor. Na bitte, warum nicht, er sollte mal schön mit uns kommen und
uns seiner werten Mama vorstellen. Die Mutter begrüßte in eher finster, schrie ihn gleich
an, sie würde noch Geld von ihm bekommen und uns beachtete sie gar nicht. Der gute Sohn zog
beleidigt den Schwanz ein, brummelte irgend etwas von einer Entschuldigung und trollte sich.
Um die Ecke gab es ein weiteres Gästehaus, dort wurden wir zuvorkommend begrüßt und durften
bleiben. 23000 Pesos kostete die Unterkunft, rund 10€, was völlig in Ordnung war. Einen Patio
gab es auch, so dass wir kochen konnten. Der Einkauf gestaltete sich mal wieder amüsant,
statt Salsa de Tomate bekam ich nur Ketchup, Wasser gab es nur in 250ml Plastiktüten statt
in einer Gallone und Bananen waren auch hier eher Mangelware. Der Kauf dieser Wassertüten
ist echt eine Umweltverschmutzung für sich. Wir hatten ein richtig schlechtes Gewissen,
wussten uns aber nicht anders zu helfen, als 20 Stück dieser zu kaufen und in mühevoller
Arbeit auf unsere Trinkflaschen umzufüllen. Beim Anzünden unseres MSR Brenners lief die
gesamte Familie zusammen und schaute etwas ungläubig, aber der Geruch des fertigen Essens
überzeugte sie, das dieses Gerät echt nützlich ist.
San Onofre nach Covenas 04.04.2013
Wir fragten die Tochter des Hauses lieber nochmal nach dem Weg, denn es gab zwei Möglichkeiten,
weiter zu fahren. Den kürzeren empfahl sie uns auf keinen Fall zu nehmen. Kein Straßenbelag
und dazu gefährlich, also den längeren und sicheren wählen. Taten wir auch brav, doch die
ersten 17 Kilomter waren auch hier kein Zuckerschlecken. Geröll, tiefe Löcher im eher spärlichem
Asphalt, Baufahrzeuge, die an uns vorbei rasten und wir nur noch schnell unsere Halstücher
über Mund und Nase ziehen konnten, um dem aufgewirbelten Dreck nicht komplett einatmen zu
müssen. Dann wurde die Straße wieder besser, klar, die Hitze machte uns auch heute wieder
zu schaffen. Die Pausen wurden immer länger und in kürzeren Abständen und zu guter Letzt
trafen wir unsere niederländischen Radfreunde in Tolu wieder. Dort gönnten wir uns ein
ausgiebiges Mittagsmahl mit Fischsuppe, gegrilltem Fisch, Salat und dem hier in Kolumbien
fantastisch zubereitetem Kokos Reis, dazu eine Malta (Malzbier), direkt am Meer mit einem
Sonnendach aus ineinander geschlungenen Baumasten, herrlich! Zusammen radelten wir bis nach
Covenas, suchten dort lange nach einer passenden Unterkunft, fanden diese dann und verbrachten
einen geruhsamen Abend.
Covenas nach Monteria 05.04.2013
Abschied vom Meer für lange Zeit, wir fuhren heute wieder Richtung Landesinnere. Die ersten
20 Kilomter wieder nur Dreck und Staub geschluckt, dann wurde es besser. Aber erstmal nach
rund 10 Kilometern Fahrt schraubte Waldemar mein Tretlager komplett auseinander, denn
beunruhigende Geräusche hatten an meinem Fahrrad eingesetzt. Das Innenlager war aber vollkommen
in Ordnung. Nach einer Pause von etwas 40 Minuten konnten wir unsere Fahrt fortsetzen, das
Geräusch war kurzzeitig verschwunden, dann um so lauter zu hören. Der Sattel war’s, ich somit
beruhigt, das konnte man sich auch später genauer anschauen. Flach ging es weiter, wieder
viele farbenfrohe Vögel, Wasserbüffel, Ibise, Reiher und leider auch totgefahrene Tiere
gesichtet. Unter anderem ein überfahrenes Krokodil, kein Witz. Mittags aßen wir reichlich.
Danach, mitten in der Pampa überraschte uns der Regen. Wir suchten Schutz unter einer Palme
in einer Toreinfahrt mit einer Plastiktüte bewaffnet. Half nicht wirklich viel. Der Regen
ließ nach, wir stemmten unsere Räder wieder auf die Straße, das Garmin hatte sich wohl an
zu viel Wasser von oben verschluckt, es ging mal wieder nicht. Waldemar schimpfte, baute
das Ding auseinander, schimpfte weiter, aber auch das half nicht, das Gerät zickte weiter
rum. Wir wollten gerade losfahren, da kamen drei Motorradfahrer an uns vorbei gebraust.
Hupen, winken und schon drehten sie um und unter den Helmen kamen Kornelius, Octavio und
Trevor zum Vorschein. Dick eingepackt in der Regenkluft, aber hoch erfreut, uns zu sehen.
Die drei Männer waren auch unsere Lieblinge auf der Stahlratte gewesen, jetzt vereint, für
eine Zeit zusammen durch die Lande zu reisen. Umarmungen, Küsschen, Foto, und schon stiegen
sie wieder auf ihre Maschinen, sie wollten heute noch bis nach Medellin fahren. Adios Amigos!
Weiter, dann schleifte etwas an meinem Hinterrad, heute war wohl nicht mein Glückstag. Wir
schauten nach, mein Mantel war im „Eimer“. Nach rund 24000 Kilometern gab er seinen Geist
auf. Na ja, da kann ich mich ja wohl nicht beschweren. Zum Glück waren wir in einem Dorf,
dort fanden wir unter einem Vordach einer Tienda Platz und Sonnenschutz zum Wechseln. Das
Garmin legten wir in die Sonne, danach tat es seinen Dienst wieder. Natürlich kamen auch
hier wieder Einheimische zusammen, die uns aufmerksam beobachteten. Janneke und Patrick
ließen auch nicht mehr lange auf sich warten, nach vollendeter Arbeit schleckten wir noch
genüsslich ein Eis, dann ging die Fahrt gemeinsam weiter. Vor Monteria nahm der Verkehr
merklich zu, wir fanden tatsächlich für einige Kilometer einen eigens für Fahrradfahrer
gebauten Radweg, wer hätte das gedacht. Dann wieder zurück auf die Straße, in Monteria heil
angekommen. Wir fanden eine bezahlbare Unterkunft, abends gab es eine nicht so leckere
Bratwurst mit pappigen Brot, auch das überlebten wir.
Monteria nach Caucasia 06.04.2013
So, der letzte Tag ohne Anstiege, flach weiter, die Natur gefiel uns immer besser. In Planeta
Rica zu Mittag gegessen. Papas Rellenas muss man in Kolumbien gekostet haben, saulecker!
Heute auch keine Reparaturen an den Fahrrädern nötig gewesen. Janneke und Patrick abermals
wieder getroffen, zusammen nach Caucasia geradelt. Auch hier die Unterkunftssuche zeitaufwendig,
ein richtig günstiges wurde uns von den Einwohnern nicht empfohlen. Dafür brachte uns ein
netter Mann Namens Oscar zu einem besseren Hotel, auch viel ruhiger gelegen. Der Preis war
akzeptabel, die Zimmer tip top sauber und nachdem wir uns einquartiert hatten, fing es in
Strömen an zu regnen. Nach dem grossen Schauer gingen wir einkaufen und fanden auch was Gutes
zu essen.
Caucasia nach Puerto Valdivia 07.04.2013
Am frühen Morgen trugen wir die Räder runter, dabei fiel das Garmin aus der Halterung und
nach dem tiefen Fall war es endgültig im Eimer. So ein Mist! Also ohne GPS weiter, wie schon
erwähnt, unser erstandenes Kartenmaterial ist nicht das beste. Die Straße war gut, der Verkehr
hielt sich in Grenzen. Die Landschaft wurde immer schöner, der Rio Cauca war den ganzen Tag
unser treuer Begleiter. In Taraza gönnten wir uns eine Pause, danach weiter bis nach Puerto
Valdivia. Unterwegs einen Ciclista aus Mexiko von Süden kommend getroffen. Netter Typ, jung,
ohne viel Gepäck. Noch schnell eine wichtige Info, das es ab Puerto Valdivia steil bergan ging.
Laut Karte hatten wir den Anstieg
erst in danach folgenden Valdivia erwartet. Na gut, Pläne können sich ja auch ändern.
Immerhin legten wir bis Puerto Valdivia rund 100 Kilometer zurück, reichte uns auch. Zwei
Polizisten dort begrüßten uns mit Handschlag und bestätigten die Auskunft des Radlers. Also
suchten wir uns dort eine Unterkunft. Die beiden Ersten kamen nicht in Frage, die Zimmer im
zweiten Stock liegend, enge, schmale Treppe und die Zimmer so klein, das noch nicht mal die
Taschen reingepasst hätten, geschweige denn die Fahrräder und wir. Wir fragten weiter rum
und am Schluß fanden wir eine Hospedaje am Ortseingang, nicht ganz so steile Treppen rauf
und das Zimmer zumindest so groß, dass auch die Räder reinpassten. Wir fuhren nochmal schnell
in den Ort, dort gab es eine Tienda, wo sich das ganze Dorf traf, um einzukaufen. Ich
checkte die Lage und mir war schnell bewusst, anstellen half nichts, denn es ging zu wie
in einem Bienenkorb, nur ohne System. 5 Männer bedienten und einer rechnete die Waren zusammen
und kassierte das Geld. Ich probierte bei diesem Señor mein Glück und mogelte mich durch.
Der Señor, so ungefähr in meinem Alter, begrüßte mich freundlich und kommandierte direkt
einen Helfer ab. Dann bekamen wir Wasser, ein Red Bull (igitt) und ein Brot geschenkt, die
übrigen Sachen bekam ich zu einem Spezialpreis, keine Ahnung ob es stimmte, aber wir hatten
den größten Spaß miteinander und das halbe Dorf wußte jetzt Bescheid, das zwei verrückte
Radler aus Deutschland im Ort übernachten. Nach einem lautstarken „Adios“ und „Buena Suerte“
verkrümelten wir uns in unser Gästehaus und kochten mal wieder auf der nicht ganz so sauberen
Terrasse, aber besser als nichts. Im Nachbargarten sichteten wir einen Kolibri und andere
Dorfbewohner beschallten den ganzen Ort mit ihrer Musik, normales Leben in Kolumbien halt.
Die einzigen, die wir heute weit und breit nicht sahen, waren unsere niederländischen Freunde,
wer weiß, wo diese abgeblieben waren?
Puerto Valdivia nach Ventanas 08.04.2013
Raus aus Puerto Valdivia, eine Brücke überquert und ja, da war auch schon der Anstieg.
Willkommen in den Anden! Worauf wir uns so lange gefreut haben und auch mit sehr viel Respekt
drauf hingearbeitet haben, ist jetzt Realität, wir sind tatsächlich angekommen. Immer höher
und höher schraubten wir uns, es wurde merklich kühler, was wir als sehr angenehm empfanden.
Den Rio Cauca sahen wir nur noch von weiten und tief unten im Tal, dafür wurde die Umgebung
immer spektakulärer. Bis nach Valdivia hatten wir 1000Hm überwunden, danach wurde es nochmal
richtig hart. Steiler und steiler. Die Trucks wurden auch immer langsamer, klar bei den Lasten.
Und der Hammer war, hinten an den Trucks hingen die Joungster mit BMX Rädern und ließen sich
den Berg hochziehen, dabei die größten Showeinlagen zeigend, extra für uns. Ich hätte mich
auch gerne an so ein Vehikel gehängt, doch viel zu gefährlich und dem Irrsinn schon sehr nahe.
Nö, wir überwanden die zweiten 1000Hm aus eigener Kraft und machten zwischendurch halt immer
mal wieder eine Pause. Während dieser Verschnaufeinlagen kam immer von irgendwo her ein Kind
und beguckte uns mit großen Augen, freute sich über die ihm angebotenen Kekse und brabbelte
uns zu. Einer war echt süß, doch die Armut sah man ihm auch an. Abgewetzte Sachen, barfuß
und auch ziemlich schmutzig. Er bekam extra viele Kekse und freute sich seines Lebens. Auf
dem Weg begegneten uns auch viele ärmliche Behausungen, meist nur aus Plastiksäcken und
Holzstangen zusammengeflickte Notunterkünfte. Zwischendurch Wasserfontänen am Wegesrand,
die von den dort lebenden Menschen aus den Wasserleitungen abgezapft wurden. Die Kinder
nahmen regelmäßig eine Dusche und die Erwachsenen wuschen ihre Mopeds und die Truckfahrer
halt ihre Trucks. Weit oben kamen dann zwei von den BMX Fahrern runter geschossen und legten
eine Vollbremsung hin, als sie uns sichteten. Natürlich mit den Füssen, denn Bremsen gab
es an diesen Rädern wohl nicht. Super nett, gesprächig, wie immer sehr neugierig und auf
ihre ganzen Verletzungen hinweisend, die sie sich schon eingehandelt hätten während dieser
Fahrten. Auch diese Beiden bekamen Kekse, dann knallten sie weiter den Berg runter und wir
schnauften noch ein wenig, bis wir in Ventanas endlich für heute Schluss machen konnten.
Dort gab es eine Hospedaje mit angeschlossenem Restaurant und einen Kiosko fanden wir auch.
Frisch und klamm war es hier oben, wir verzogen uns schnell auf unser Zimmerchen und deckten
uns schön warm zu.
Ventanas nach Santa Rosa de Osos 09.04.2013
Unsere gewaschenen Sachen waren natürlich über Nacht nicht trocken geworden, die Ersatzklamotten
mussten her. Die nassen Sachen packten wir in eine Tüte, vielleicht ergab sich ja später
noch Gelegenheit, diese zu trocknen. Wir beluden unsere Räder, da kam aus dem Restaurant
eine uns vertraute Gestalt. Patrick, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und gleich hinterher
Janneke. Das gab’s doch gar nicht. Sie wären spät angekommen und hätten auch nicht mehr
geklopft, weil bei uns schon alles still im Zimmer war. Ja, gegen 19:30 Uhr schliefen wir
auch schon. Nach Erfahrungsaustausch und erzählten Begebenheiten machten wir uns auf, die
Beiden wollten wir später dann wieder treffen. Rund weitere 1000Hm legten wir zurück,
zwischendurch in Yarumal machten wir eine längere Rast mit Pizza und lecker Schokoladenkuchen,
stießen wieder auf Janneke und Patrick. Auch hier waren wir innerhalb weniger Minuten von
gefühlt hundert Kindern umringt und jeder sprach durcheinander. Waldemar hatte unsere Sachen
zum Trocknen aufgehangen, diese mussten wir jetzt gut im Auge behalten, gleichzeitig unsere
Räder bewachen und die Kids wollten auch noch unterhalten werden, gar nicht so einfach.
Nach Foto und guten Worten verzogen wir uns, so 5 Minuten Ruhe braucht der Mensch ja auch
mal ab und zu. Weiter ging es von Yarumal nach Santa Rosa de Osos. Wir wurden von den beiden
Niederländern überholt, machten wieder schöne Pausen und die letzte Strecke legten wir in
einem Affenzahn zurück, so dass wir fast gleichzeitig mit Janneke uns Patrick in Santa Rosa
ankamen. Janneke fand für uns eine nette Hospedaje, die sonst nur von lokalen Gästen
frequentiert wurde. Nett war’s, im Ort wurden wir wieder von vielen Menschen angesprochen
und so verging der Abend wie im Flug. Die Kirche schauten wir uns auch noch in aller Ruhe
an und leckere Käsebällchen fanden wir hier auch.
Santa Rosa de Osos nach San Antonio de Prado 10.04.2013
Nur 68 Kilometer sollten es heute werden, dazu eine Abfahrt von rund 20 Kilometern, schöne
Aussichten. Wir starteten gegen 6:00 Uhr. Regen empfing uns erstmal, der sich aber bald wieder
verzog. Nochmal ein wenig bergauf, dann gerade mit tollen Ausblicken, dann die erste längere
Abfahrt bis zu einem fantastischen Mirador, von wo man aus ins Tal und auf Medellin blicken
kann. Dann die zwanzig Kilometer Abfahrt, immer schneller und kurviger. Viele LKWs überholten
wir, fuhren mit den Mopedfahrern um die Wette und waren wieder auf 1800Hm. 1000Hm also
runtergefahren. Dort empfing uns wieder Hitze, eine riesige Autopiste und wir bogen ab, um
an einem Straßenstand etwas zu essen. Auch hier leckere Papas Rellenas, nur leider nichts
zu trinken. Na ja, wir hatten ja noch genügend Wasser in unseren Flaschen. Wieder zurück auf
die Autopiste, das Atmen fiel mir schwerer und schwerer. Wir näherten uns Medellin und
damit einer weiteren Großstadt in Kolumbien. Die Hochhäuser nicht zu übersehen, sogar eine
Metro gibt es hier und wie immer viel Verkehr. Wir wussten, dass wir in den Süden der Stadt
mussten, denn dort gibt es ein Casa de Ciclistas, wo wir uns schon per E-Mail angemeldet
hatten. Also, weiter durch den Großstadtdschungel, der Tacho zeigte schon 80 gefahrene
Kilometer an. Immer wieder fragen, man, wie wir unser Garmin vermissten. Ein Taxifaher
schenkte mir die Tageszeitung mit einem Artikel über dieses besagte Casa de Ciclistas, denn
da wollten wir doch bestimmt hin. Richtig, aber wie weit ist es denn noch? Oh, weit und
oberhalb der Stadt, bestimmt noch 20 Kilometer, war die Antwort. Na, toll! Weiter, wieder
fragen, immer weiter. Die richtige Abzweigung hatten wir gefunden, jetzt fing es auch noch
an zu regnen. Also, Regen abwarten und die Lage sondieren. Machte es wirklich Sinn, auf den
nächsten Berg zu kraxeln, ungefähr 10 Kilometer noch oder sollten wir uns lieber hier etwas
suchen. Ich fragte nach einem Hotel, welches ich dann auch im Begriff war, anzuschauen. Auf
dem Weg dorthin kamen mir Janneke und Patrick entgegen, fingen mich ab und überredeten mich,
die 10 Kilometer noch zu fahren. Nach Absprache mit Waldemar machten wir uns auf den Weg,
schön steil und eng war’s. Janneke und Patrick zogen von dannen, wir gönnten uns unterwegs
noch eine Erfrischung, dann waren wir auch endlich in San Antonio de Prado angelangt. Soll
ein Stadtteil von Medellin sein. Nett war es hier, ein Junge wollte uns direkt das Casa
zeigen, musste sich aber noch ein wenig gedulden, denn erstmal brauchte ich ein Eis. Er
hatte seine Portion schon von unseren Radfreunden bekommen und war zufrieden. Nach der
Erfrischung fuhren wir zum Casa, was sich als Fahrradladen entpuppte, nicht schlecht, wollten
wir doch schon lange unsere Laufräder zentrieren. Aber erstmal erwartete uns ein herzliches
Willkommen seitens Manuel, Martha und Manuela. Die Kamera wurde gezückt, Fotos geschossen,
ich sah bestimmt völlig erledigt aus. Dann durften wir unsere Räder abstellen und verschnaufen.
Danach besorgten wir Proviant für den Abend, der Hunger war groß und die Familie kam erst
ganz spät nach Hause. Martha zeigte uns den Weg zu ihrem Haus, was etwas außerhalb von San
Antonio liegt, nochmal 4 Kilometer, erst runter, dann rauf. Am Berg schob ich nur noch,
meine Kräfte waren aufgebraucht. Am Haus angelangt, einen letzten Anstieg zum Hauseingang,
dann hatten wir es geschafft. Und wo waren wir gelandet, in einem kleinen Paradies mit einem
wunderschönen Haus, einem Riesengrundstück, unter uns ein Bach und die Vögel zwitscherten
um die Wette. Martha reichte uns ein Getränk, dann musste sie schon wieder zurück ins Geschäft.
Vorher zeigte sie uns aber noch unsere Unterkunft. Eine umgebaute Garage, alles noch etwas
provisorisch, aber in Zukunft wird auch hier ein Kleinod mit viel Liebe zum Detail sein.
Janneke und Patrick machten es sich oben unterm Dach gemütlich, wir richteten uns unten
häuslich ein und danach fingen wir ziemlich schnell an, zu kochen. Die Hausherren kamen g
egen 21:00 Uhr nach Hause, wir bekamen noch eine Guacamole als Betthupferle, dann verbrachten
wir eine geruhsame Nacht.
6 Tage San Antonio de Prado 11.04.2013 – 16.04.2013
Tolle, sehr engagierte, herzliche Menschen, viel Essen, ein kleines Paradies fernab vom
Großstadtstress, wunderbare Konversation, viele Infos über Kolumbien, die Vergangenheit ist
auch heute noch zu spüren. Tief durchatmen, Ärger mit dem Garmin, letztendlich ein neues
bestellt, was auch hoffentlich dann mal ankommen wird. Karten zocken, Tränen gelacht, Eiscreme
satt. Fast jeder begrüßt uns mittlerweile in San Antonio de Prado per Handschlag. Ruhige
Nächte ohne Autoverkehr, Sonne, Regen, klare Luft, Begegnung mit vielen Ciclistas, Abschied
von Janneke und Patrick, Semana de Ciclistas mit vielen Veranstaltungen rund ums Rad, andere
Radreisende, ein Muss für jeden Radreisenden, hier eine Weile zu verbringen und zu genießen.
Wir sind wieder überwältigt von all diesen wunderbaren Erfahrungen und Erlebnissen und der
Abschied morgen wird uns sehr schwer fallen.
San Antonio de Prado nach La Pintada 17.04.2013
5:30 Uhr raus, Manuel und seine Familie waren schon lange auf, wir bereiteten uns in Ruhe
unser Müsli vor, Café dazu, dann ein ausgiebiger Abschied mit Umarmungen und ganz lieben
Worten. Gegen 7:00 Uhr schwangen wir uns auf die Räder, durch das wunderschöne Tal, rein
nach San Antonio der Prado, falsch rum in eine Einbahnstraße, in der Mitte empfing uns die
Polizei, aber nicht etwa auf den Verkehrsverstoß hinweisend, sondern mit Hola und Que tal?
Na, da fragten wir doch direkt mal nach der richtigen Abzweigung, denn nach Medellin wollten
wir erst gar nicht mehr rein. Unser Weg führte uns über Estrella nach Caldas, immer auch
hier nach dem richtigen Weg fragend. Ein Radfahrer wartete immer wieder auf uns, fragte,
fuhr weiter, hielt wieder an und konnte es gar nicht so richtig glauben, was ich ihm da
erzählte. Dabei erwähne ich schon lange nicht mehr, das wir seit knapp 2 Jahren unterwegs
sind, sondern lass mir immer eine neue Version in viel einfacherer Form einfallen. Beim
letzten Stop spendierte er uns ein eiskaltes Wasser, echt nett. Er bog ab, wir fuhren weiter
geradeaus, an vielen anderen Radfahrern vorbei oder aus der Gegenrichtung kommend. Manche
kämpften sich die Berge hoch, obwohl die 70 Jahre schon weit überschritten. Radsport ist
hier Volkssport, unverkennbar. Weiter rauf und rauf ging es, wieder auf 2500 Meter hoch.
In La Mina hatten wir den höchsten Punkt erreicht, danach ging es eine schöne Bajada runter,
der Magen knurrte, wir bekamen eine leckere Suppe mit Reis und Avocado, dann ging es über
einen Bergkamm mit links und rechts fantastischen Ausblicken in die Täler und auf die
Bergkulisse um uns herum. Wir kamen aus dem Staunen mal wieder nicht raus. Wir waren in der
Café Terra Kolumbiens angelangt. Hier wir Café angepflanzt und heraus kommt erstklassige
Qualität. In einer Reifenpannenpause durften wir Cafépflanzer kennen lernen, die uns auch
erst ungläubig anschauten, dann immer zutraulicher wurden und am Schluß durfte ich sogar
ein Foto von der Truppe machen, Danke! Immer weiter, die Natur verzauberte uns, ich hatte
ein Dauergrinsen im Gesicht, es war einfach zu schön. Dann eine weitere Bajada, wir mussten
höllisch aufpassen, der Straßenbelag war nicht ganz so gut, und es ging steil bergab. Schon
waren wir in Santa Barbara, was für heute eigentlich unser Ziel war, aber es war erst 13:00
Uhr und wir im Rausch. Also, weiter den Berg runter, nochmal rund 20 Kilometer, ein Wahnsinn.
Die Hitze hatte uns wieder, jetzt mussten wir von unten nach oben schauen, um die Berge zu
sehen. Der Rio Cauca hatte uns auch wieder oder wir ihn. Dann 8 Kilometer mehr oder minder
gerade, kurz vor La Pintada trafen wir andere Radkollegen, aus Frankreich und den USA stammend.
Wir gesellten uns ein Weilchen zu den beiden Essenden, dann fuhren wir in den Ort, fanden ein
nettes Zimmer, genossen gute Hausmannskost in einem einfachen aber angenehmen Lokal, besorgten
noch ein paar Dinge für´s Frühstück und fielen todmüde ins Bett.
La Pintada nach Irra 18.04.2013
Die Nacht nicht ganz so gut geschlafen, der Ventilator einfach zu laut, aber ohne wärs bei
den Temperaturen nicht gegangen. Also erst um 5:30 Uhr aufgestanden, reicht ja wohl auch.
Ziemlich kaputt machten wir Frühstück, ein Café wäre jetzt schön gewesen. Taschen packen und
ab auf die Räder. Flach ging es am Rio Cauca lang, das erste Stück eher unspektakulär. Dann
entfernten wir uns wieder vom Fluss, fuhren hoch, dann schon wieder runter, weiter durchs
Flusstal. Ein Radler aus den USA kam uns entgegen, Brian ist den zweiten Tag unterwegs. So
sah er auch aus, und sein Fahrrad incl. Ausrüstung auch. Alles blinkte, die Taschen noch
nicht von der Sonne ausgebleicht und er selber das blühende Leben und nicht so ausgezerrt.
Viel Glück und alles Gute wünschten wir ihm. Das Flusstal wurde schöner, wir kamen nach
einer kleinen Durststrecke gut voran. Kurz vor Irra machten wir eine Siesta, orderten vorher
noch eine Suppe, fragten nach, ob wir in Irra übernachten könnten und fanden dort direkt
an einer Tankstelle eine Hospedaje, wo wir uns kurzentschlossen einquartierten. Assen lecker
Abendbrot, überholten unsere Techniktaschen und waren uns einig, in Ecuador werden nochmal
viele Sachen rausgeschmissen, die einfach auf Dauer zu schwer werden und wir verschmerzen
können. Abends fing es an zu regnen und so ging es die ganze Nacht weiter.
Irra nach Dosquebradas 19.04.2013
Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört, also ließen wir den Wecker Wecker sein und
kuschelten uns lieber noch etwas aneinander. Gegen 6:30 Uhr rafften wir uns auf, der Himmel
grau in grau, also rein in die Regenkluft und ab ins Nass. So ging das eine Stunde, dann
hörte es langsam auf und wir kletterten wieder aufwärts. Auf der Straße lagen reihenweise
umgekippte Bäume, abgerutschte Felsbrocken und Steine. Nach 23 Kilometern wurde es richtig
interessant, denn der Asphalt hörte schlagartig auf und jetzt durften wir uns durch das
Kiesbett arbeiten. Feine Sache mit dem Regen zuvor. Aber auch das bewältigten wir, nach
weiteren 6 Kilometern gab es auch wieder vernünftigen Straßenbelag und wir fuhren weiter
bergan. Die Strecke war nicht ohne. An einer Tankstelle leisteten wir uns eine 3 Liter
Flasche Orangensaft und trockneten unsere Regensachen. Weiter ging es, bewölkt, aber kein
weiterer Wolkenbruch. Nachmittags verfinsterte sich der Himmel wieder, neuer Regen. Also
Klamotten wieder an. Vor Dosquebradas noch eine Bajada, machte Laune, aber jetzt fing es
wieder richtig an zu schütten und wir kamen triefend nass in der Stadt an. Das erste Hotel
viel zu eng, da gab es keinen Platz für uns. Die Leute auf der Straße teilweise spuckig
und viele Junkies, nicht gerade einladend. Das zweite Hotel sah von außen schon teuer aus,
war es auch, doch ich sah wohl aus wie eine gebadete Katze und die Hoteldame hatte Mitleid
mit mir und gab mir das Zimmer für einen Sonderpreis. Mit 30000 Pesos zwar normalerweise
immer noch über unserem Budget, aber weiter fahren brachte nichts, es goss wie aus Kübeln.
Wir setzen den Flur förmlich unter Wasser, die Dame nahm´s gelassen. Warmwasser gab es leider
nicht. Hätten wir uns jetzt echt verdient gehabt. Eine Einkaufsmöglichkeit 6 Blöcke weiter,
Regenschirm Fehlanzeige, also Sprinteinlage mit Gefluche. Neben dem Hotel ein Restaurant,
dort wollten wir später essen gehen. Auf dem Nachhauseweg rein in das Lokal, doch Mist, es
war mehr oder minder schon geschlossen. Raus, weiter fluchen, überlegen, ich wieder rein in
den Laden. Ob den noch eine Chance bestünde, was zu essen zu bekommen, wir wären total
ausgehungert, mein Mann am Verzweifeln und weit und breit kein anderes Lokal in Sicht. Die
beiden Damen verstanden schnell, dass es mir sehr ernst war und zauberten in kurzer Zeit
ein super Essen und selbstgemachte Limonade dazu. Auch hier bekamen wir einen Sonderpreis
und waren nach dem Schmaus total glücklich und zufrieden. Danke an die beiden Köchinnen!
Im Hotel durften wir dann die nassen Sachen noch im Trockenraum des Hauses aufhängen, bekamen
Café und die Dame war echt liebenswürdig und hilfsbereit. Waldemar schlief tatsächlich gegen
19:00 Uhr schon tief und fest, ich wenig später auch.
Dosquebradas nach Armenia 20.04.2013
Heute wollten wir nur rund 40 Kilometer bis nach Salento fahren, einem viel gepriesenen
Dorf hoch oben in den Bergen. Also, später aufgestanden, wieder Café spendiert bekommen
und auf zu neuen Taten. Nach Dosquebradas folgte Pereira, vielleicht noch hässlicher und
eher Slum. Schnell raus aus dieser Gegend, rein in die Berge, wir kamen schnell ins Schwitzen.
Vorbei an einer Bäckerei, warum nicht mit einem lekker Teilchen stärken, Kehrtwende marsch,
gute Entscheidung. Wir ließen es uns schmecken, dann ein Fahrradfahrer von oben kommend,
aber was war das, mit nur einem Bein. Er sichtete uns, kam sofort auf uns zu und begrüßte
uns sehr herzlich. Die üblichen Fragen, woher, wohin, wie lange schon unterwegs? Jung sah
er aus, um die 20 und echt nett. Dann zeigte er auf sein nicht vorhandenes Bein und fragte,
ob es denn in Deutschland dafür eine Prothese gäbe. Bestimmt, was denn überhaupt passiert
wäre, fragte ich ihn? Er wäre als Kind von einem Hund gebissen worden, dann hätte sich das
Bein infiziert und das wäre der Endzustand. Wir mussten schlucken und sahen wohl ziemlich
betreten aus. Ja, und eine Prothese hier in Kolumbien wäre schier unbezahlbar. Dann kam ein
Freund und er verabschiedete sich von uns. Wir hatten an der Geschichte echt zu knabbern.
Ich habe noch nie einen Radfahrer, der nur ein Bein besitzt und das andere wirklich bis zum
Ultimo, heißt noch nicht mehr ein Stumpf vorhanden, auf einem normalen Fahrrad gesehen,
geschweige denn eine solche Lebensenergie versprühen sehen. Hut ab! Wir schraubten uns weiter
den Berg hoch, es wurde kälter und ich wechselte mein Radtrikot gegen ein Long Shirt.
Weiter oben ein Café mit Internet, warum nicht etwas warmes trinken und Mails checken, war
die letzten drei Tage nicht möglich. Der Café war ausgezeichnet, nebenbei lasen wir unsere
Post und froren ein wenig. Nach einer Stunde machten wir uns wieder auf die Socken. Weiter
hoch, es tröpfelte leicht, wir standen an der Abzweigung nach Salento und überlegten an
einer Bushaltestelle, was wir machen sollten. Salento lag rund 12 Kilometer vom eigentlichen
Weg ab. Es regnete wieder stärker, der Himmel sah nicht so aus, als ob der Regen schnell
vorbei wäre, was tun? Rauf in ein Bergdorf oder weiter Richtung Armenia. Ich war für Armenia,
was sollte ich in einem Ort, wo es wahrscheinlich nur regnete und wir eh nichts unternehmen
könnten. Waldemar zögerte komischerweise und gab zu bedenken, dass das Dorf doch sehr schön
sein sollte. Ein Motorradfahrer gesellte sich zu uns, ihm war´s wohl auch zu nass und wir
kamen ins Gespräch. Ach, Salento wäre zu schön, wir sollten auf jeden Fall dorthin fahren
und Armenia vergessen, dort gäbe es nichts von dem, was wir in Salento sehen könnten. Und
der Weg dorthin? Nur 5 Kilometer runter, aber nicht wirklich steil bergab, dann nochmal 5
Kilometer ganz sanft bergan, also doch wohl kein Problem für uns. Wir ließen uns tatsächlich
überzeugen und fuhren erst runter, sehr steil, dann nicht minder steil wieder bergan! Tolle
Show! Am Ortseingang von Salento begrüßte uns das Militär, ja was suchen die denn hier? Es
regnete immer noch und das Dorf haute uns nicht wirklich um. Die Umgebung und leider auch
die Berge durch den Regen kaum zu erkennen, bei Sonne bestimmt sehr schön. Dafür kamen immer
neue Leute auf uns zu und priesen uns ihre Unterkünfte in Form von Hostals oder Hotels an.
Touristennepp, oder was jetzt? Preise von 70000 Pesos flogen uns um die Ohren, umgerechnet
rund 45€, tickten die nicht mehr ganz. Wir waren zusehens abgenervt und traten die Flucht
an. Weg, schnell weg! Runter, dort am Fluss gab es noch andere Unterkünfte, gegen unsere
Vermutung noch teurer als im eigentlichen Dorf oben auf dem Berg. Hunger hatten wir, was
kostet denn ein Mittagessen? 13000 Pesos, für das Geld bekommen wir normalerweise 2 Essen,
also demonstrativ ein Brot kaufen und vor dem Restaurant verputzen! So, jetzt war der Ofen
endgültig aus bei uns. Lieber nochmal 5 Kilometer hoch ackern und raus aus dieser Touristenfalle.
Und die Moral von der Geschicht? Indre und Waldemar sollten auf ihr Bauchgefühl hören, wenn
jemand von einem „Lugar hermoso“ und einem Touristenort schwärmt, dann sollten diese Beiden
tunlichst die Finger davonlassen, denn das war und wird nie ihr Ding werden!!! Oben an der
Hauptstraße angekommen, jubelten wir lauthals, ein paar Kolumbianer sahen uns verdattert an,
war uns egal! So, jetzt also doch nach Armenia, weiter schafften wir es wohl heute nicht mehr.
Es ging runter, wie schön. Am Ortseingang fragte ich einen Taxifahrer nach einem Ort zum
übernachten. Hier nicht, wir müssten rauf in die Comercial Zone. Ein Tankwart bestätigte
diese Aussage, also rauf. Dort hielt uns ein Autofahrer an, was wir denn suchten? Eine
Übernachtungsmöglichkeit! Wir sollten auf jeden Fall hier in der Vorstadt bleiben, das
eigentliche Zentrum von Armenia wäre nicht sicher in der Nacht, super! Er wüsste ein Backpacker
Hostel, nur 2 Straßen weiter, wir sollten ihm folgen. Okay! Dort angekommen, fragte er uns,
was wir normalerweise für eine Nacht bereit wären, auszugeben. Unser Budget läge zwischen
15000-25000 Pesos, antwortete ich ihm. Für eine Person, oder?, Nö, für zwei! Hmm, das wäre
wohl nicht machbar. Klingeln wir doch mal und fragen nach! 20000 Pesos für eine Person in
einem Dorm! Au backe! Ich besprach mich mit Waldemar. Der Señor bat uns, da zu bleiben, eine
Chica bestätigte seine Ansicht, nicht weiter ins Zentrum zu fahren, dort wären wir nicht gut
aufgehoben. Der Himmel wurde dunkler und dunkler, wir waren brav und blieben da. Nur noch
schnell Essen besorgen, zum Glück haben Backpacker Hostels immer eine Küche! Kaum waren wir
im Haus drin, schüttete es und hörte erst 2 Stunden später wieder auf. Wir blieben die
einzigen im Dorm mit 5 Betten, Schwein gehabt. Sheena, eine Engländerin, die dort vorübergehend
arbeitet, sehr nett und interessiert. Sonst nur noch 5 Argentinier, die aber schnell auf
eine Party verschwanden, wir hatten unsere Ruhe. Die 40000 Pesos bezahlten wir zähneknirschend,
zumindest das Frühstück war im Preis drin.
Armenia nach Buga 21.04.2013
3 Scheiben Toast und 2 Tassen Café, macht uns das satt und zufrieden, natürlich nicht.
Aber mehr gab es nicht zum Frühstück und Sheena entschuldigte sich sehr, aber sie hätte
nicht mehr Brot für uns auf Lager. Um 6:30 traten wir die Weiterfahrt an, es war bewölkt,
aber trocken. Das Zentrum von Armenia war auch am Tage wenig einladend, wir hatten uns
gestern richtig entschieden! Erst ein paar Hügelchen, schnell hatten wir 30 Kilometer auf
den Tacho, Zeit für ein zweites Frühstück. Reis, Empanadas mit Fleischfüllung, Platanos,
Arepas, das klang doch schon anders. Gestärkt und mit guter Laune ging es weiter. Heute
richtig flach, an Zuckerrohr und Ananas Plantagen vorbei, im Hintergrund die Berge. 120 Kilometer
schafften wir, sind nicht wie in den vergangenen Tagen nass geworden und haben in Buga eine
Unterkunft für 25000 Pesos gefunden, geht doch! Im Supermercado der Stadt eingekauft,
kochen durften wir im Patio des Hotels, Wäsche waschen auch, was braucht der Radler denn
noch mehr, Schlaf!
Buga nach Santander de Quilichao 22.04.2013
Wieder flach, auch heute weit und breit nur Zuckerrohr, machte uns nichts aus. Nach 30
Kilometern trafen wir ein Radler Namens Joost aus der Nähe von Amsterdam. In nur 5 Monaten
ist er von Patagonien nach Kolumbien gefahren, ein Wahnsinn! Nettes Gespräch, dann ging es
weiter. Die Berge weit entfernt. Ab und an Pausen, an Cali sportlich vorbeigefahren, soll
sowieso ein Drecksloch sein. In der Nähe des Ortes Candelaria suchten wir etwas Schatten unter
einem Baum. Ein Motorrad mit zwei Männern hielt an, der Hintermann mit einer Pumpgun bewaffnet.
Wir sollten vorsichtig sein, hier in der Gegend wären viele Räuber unterwegs. Wir hielten
die Augen auf, uns wollte aber keiner ans Geld oder Leder! Nach Tejada sah die Gegend auch
nicht mehr ganz so ärmlich aus. Die Landschaft wechselte von Zuckerrohr zu Reisfeldern,
auch schön. Die letzten 14 von 114 Kilometern waren noch mal hart, wir hatten das Gefühl,
Steine in den Taschen zu haben, aber zum Glück war´s schon vorbei mit der Schinderei. In
Santander nahmen wir das zweite Hotel, ein Aparte Hotel incl. Deckenspiegel über dem Bett,
sehr lustig. Nach der eiskalten Dusche suchten wir uns ein nettes Lokal. Dort gab es eine
Hühnerconsumé incl. Hühnerfüße, danach noch für jeden von uns ein halbes Hähnchen mit Reis,
Salat und Pommes Frites, wir waren rundum zufrieden. Der Supermercado hatte alle Dinge, die
wir brauchten, danach verzogen wir uns ins Hotel und betrachteten uns noch ein wenig im Deckenspiegel.
Santander de Quilichao nach Popayán 23.04.2013
Direkt nach Santander durften wir wieder klettern, aber nicht nur das. Runter ging es auch,
um dann die verlorenen Höhenmeter wieder bergauf zu fahren, schön anstrengend und schweißtreibend.
Dafür entschädigte die Landschaft. Am Vorabend hatten wir Kontakt mit unseren niederländischen
Fahrradfreunden Janneke und Patrick. Diese verweilten noch in Popayán, so dass wir uns am
Abend im selben Hostal treffen wollten. Mittags überraschte uns der Regen, wir hatten Glück,
einen Unterstand zu finden. Dort verharrten wir rund eine Stunde, bevor wir weiterfahren konnten.
Es hatte sich merklich abgekühlt, wir behielten die Regensachen noch ein wenig an. In Popayán
trudelten wir gegen 16:00 Uhr ein, wieder über 80 Kilometer geschrubbt. Unterwegs hatten wir
uns überlegt, nicht in das Hostal zu gehen, der Preis für eine Naht dort lag weit über unserem
Budget. Wir klopften an anderen Türen, viel zu teuer. 2 Straßen vor dem eigentlichen
historischen Zentrum wurden wir fündig. Ein Hostal, nettes Zimmer, zwar mit einer Dusche,
gleich einem Bad in einem Bergsee, dafür mit 20000 Pesos unschlagbar günstig. Kochen durften
wir auch, so gingen wir schnell noch einkaufen. Ich rein in den Supermarkt, kurze Zeit später
umringten einige Männer Waldemar und fragten ihn fleißig aus. Als ich rauskam, rief er nur
noch nach Hilfe. Ich versuchte, die unbeantworteten Fragen noch zu klären. Die Männer waren
zufrieden und wünschten uns eine gute Weiterfahrt. Nach dem Abendessen machten wir uns auf
den Weg zum Trail Hostal, wo Janneke und Patrick schon sehnsüchtig auf uns warteten. Sie hatten
extra für uns eingekauft, schon blöd, wenn man kein Internet hat und seine Mails nicht abrufen
kann. Also kochten sie für sich, dann wurden die Karten rausgeholt und die Zockerei, die wir
ja schon in San Antonio begonnen hatten, ging weiter. Nebenbei erzählten wir unsere Erlebnisse
der vergangenen Tage und hatten wieder viel Spaß miteinander. Zwischendurch verschwand Janneke
und kam mit einem selbst gemachten Cake incl. Erdbeeren zurück, was für ein Schmaus. Gegen
23:30 Uhr machten wir uns ab in unser Hostal und verschwanden ganz schnell in der Koje.
Popayán nach El Bordo 24.04.2013
Nur mal so als Anhaltspunkt, heute überwanden wir rund 2200 Höhenmeter über den Tag verteilt.
Hoch, wieder runter, das 4 Mal. Alter Falter! Die Aussichten wieder atemberaubend, nicht auf
einem Foto festhaltbar. Toll, einfach nur schön. Mittags ein Süppchen, der Chef sah mich und
schon hatten wir ein Gratis Getränk in den Gläsern, andere Gäste bestaunten erst die Räder,
dann uns. Wir gaben wie immer brav Auskunft. Dann wurde es richtig hart. In der Mittagshitze
der nächste Anstieg, eine Qual. Geschafft, rein nach El Bordo, ab in die nächste Panaderia,
ein Teilchen und Café mussten jetzt sein. Nebenbei durften wir den Sieg von Borussia Dortmund
gegen Real Madrid bestaunen, die Kolumbianer natürlich nicht so glücklich mit dem Ergebnis,
wir dafür umso mehr. Wir warteten weiter auf Janneke und Patrick, die sich heute wohl viel
Zeit gelassen hatten. Wir suchten schon mal ein Hotel. Im Dos Balcones fanden wir eine
wunderschöne Bleibe und nach Verhandlungen bekamen wir das Zimmer für 20000 Pesos, welch
Freude. Heute mit Internet, gratis Benutzung der Waschmaschine und sogar Trinkwasser wurde
uns offeriert. Unsere Freunde wurden von den Einheimischen zu uns gelotzt, wir hatten extra
Bescheid gesagt und es klappte hervorragend. Später kosteten wir eine Spezialität der Gegend
hier. Kumis, eine Art Quark mit Milchpulver und Zucker, lecker! Die beiden Niederländer
hatten einige Bedenken wegen der Weiterfahrt nach Remolino. Auf dieser Strecke treibt sich
wohl die Guerilla rum und man hört nicht so gute Dinge. Wir verabredeten uns für den nächsten
Tag in Moyerras, von da aus wollten wir die Fahrt nach Remolino gemeinsam fortsetzen.
El Bordo nach Pueblo Remolino 25.04.2013
Wir starteten um 6:30 Uhr, die 40 Kilometer nach Moyerras schafften wir ganz schnell. Dort
warteten wir ca. 1 Stunde auf die Niederländer. Weiter ging die Fahrt zu viert. Hitze, Hitze,
Hitze! Schlechte Straßenverhältnisse, Bajadas mit noch schlechteren Belag, eine Tortur für
die Gelenke. Irgendwann streikte mein rechtes Knie, ich warf mal vorsichtshalber eine Diclo
ein, danach ging es besser. Gegen 14:00 Uhr kamen wir ziemlich ausgelaugt in Remolino an,
nichts war unterwegs passiert. Nach dem Mittagessen fanden wir auch hier wieder ein nettes
Hotel. Janneke und ich gingen einkaufen und waren wohl die Attraktion des Dorfes, sind wir
ja schon gewohnt. Jetzt sitzen wir hier vor unseren Zimmern, überschlagen die gefahrenen
Höhenmeter und morgen werden wohl wieder einige dazu kommen.
Pueblo Remolino 26.04.2013
Nein, heute ging es nicht weiter. Gestern Abend nach dem Abendessen ging es mir auf einmal
ziemlich dreckig. Kreislaufprobleme, Durchfall, später auch noch Erbrechen, so konnte ich
auf keinen Fall die Fahrt fortsetzen. Wir blieben brav im Bett liegen und ließen Janneke
und Patrick wehmütig ziehen. Gegen Mittag ging es mir etwas besser, nachmittags besorgte ich
uns ein Süppchen und Reis, blieb auch brav alles drin! Wir beschlossen, am nächsten Tag die
Reise fortzusetzen.
Pueblo Remolino nach Chachagui 27.04.2013
Noch in der Dunkelheit machten wir uns auf die Socken, ein weiterer harter Tag stand uns bevor.
Gleich der erste Anstieg mit rund 25 Kilometern, dann ging es rund 16 Kilometer runter, dann
wieder hoch für rund 26 Kilometer. Die zweite Subida mit richtig schlechtem Asphalt, Holter
die Polter und die Sonne ließ uns ab 10:00 Uhr auch nicht mehr in Ruhe. Auch heute wieder
Bilderbuchlandschaften. Zum Glück hatten wir genügend Wasser dabei, denn Tiendas waren auf
der zweiten Hälfte Fehlanzeige. Alle Essensreserven gingen drauf, Schattenplätze auch schwer
zu finden. Von 12:00–13:00 Uhr verharrten wir unter einem winzigen Baum, dann wurden wir schön
eingestaubt von den vorbeifahrenden Autos an einer nicht enden wollenden Baustelle, später
zog und zog sich der Weg wieder. Noch eine Pause, dann fuhren wir in einen Vorort von Chachagui
ein. Der Himmel in der Ferne finster, links ein Hotel, direkt hinter einer Tankstelle.
Fragen kostet nichts, mit 25000 Pesos konnten wir gut leben. Dafür bekamen wir ein sauberes
neues Zimmer in einem Innenhof, wo kein Straßenlärm zu hören war, wir blieben hier. Waldemar
musste eine Hinterradspeiche an meinem Rad austauschen, ich wunderte mich gar nicht, dass
diese gebrochen war, bei dem Geholper. Ich kundschaftete derweilen die Gegend aus, nicht
weit entfernt ein vernünftiges Lokal und Einkaufsmöglichkeiten gab es auch. Dem Tankstellenhund,
ein riesiger Schäferhund übrigens, war die Sache mit uns gar nicht geheuer. Jedes Mal,
wenn er mich sah, verließ er seinen Platz und verkrümelte sich, bis ich außer Sichtweise
war. Hmm, sehe ich so beängstigend aus? Weiter oben im eigentlichen Ort Chachagui donnerte
und regnete es mächtig, wir blieben trocken, alles richtig gemacht!
Chachagui nach Pasto nach 28.04.2013
Nur eine Subida von rund 30 Kilometern reichte, um mich matt zu setzen! 800 Höhenmeter,
ich konnte es nicht fassen, wie es mich aus den Latschen kippte. Waldemar nahm mir meinen
Seesack ab, einige Kilos leichter ging es etwas besser. Danke!!! Zum Glück waren wir relativ
früh in Pasto, suchten lange nach einer Bleibe. Fanden diese in einem Hotel auf der 18. Calle
mit einem ruhigen Zimmer nach hinten raus. Zwei Blöcke weiter der Zentralpark. Wir durften
auch hier die Küche des Hauses benutzen, sehr nett! Jetzt schauen wir mal, wie viel Zeit wir
benötigen, um uns zu regenerieren, bevor wir die nächsten Bergwertungen in Angriff nehmen.
Pasto vom 29.04.2013 bis 01.05.2013
3 Tage Auszeit, ausschlafen, Stadt erkunden, viele süße Teilchen in sich reinstopfen, lecker
kochen, lesen, Fußball schauen, sich mit Rentenversicherungen rumschlagen, für Ecuador
recherchieren, Leute beobachten, sehr laute Nacht auf den 01.05.2013 über sich ergehen lassen,
so haben wir die Tage hier verlebt. Erkundigungen bei der Post eingeholt, nur ein DHL Büro
gefunden, wo ein Paket nach Deutschland mit rund 5 Kilogramm um die $300 Dollar kosten sollte.
Also, dann lieber die Sachen weiter mitschleppen! Morgen geht es wieder auf die Straße und wir
sind nur noch rund 90 Kilometer von der Grenze nach Ecuador entfernt.
Pasto nach Ipiales 02.05.2013
5:30 Uhr auf der Straße, direkt raus gefunden aus Pasto, die Bergwertung konnte beginnen.
14 Kilometer rauf, dann eine Bajada von rund 26 Kilometern, super war’s. Unten angekommen,
konnte ich aber nicht mehr schalten, meine Hände waren regelrecht taub. 5 Minuten Pause mir
einer tollen Sicht in eine Schlucht, weiter ging es. Jetzt natürlich alles wieder rauf.
Waldemar hatte heute echt zu kämpfen, sein Kreislauf war abgesackt, ist ja auch kein Wunder.
Erst auf 3100Hm rauf, dann auf 1500Hm runter, dann direkt wieder hoch, muss der Körper
erstmal bewerkstelligen. Landschaft wieder grandios, die Leute werden immer netter, habe
heute 2 tolle Gespräche mit einem Ecuadorianer und einem Kolumbianer geführt, macht Laune.
Der Weg wollte kein Ende nehmen, bis nach Ipiales nochmal eine Subida, wie gemein. Nach rund
80 Kilometern hatten wir es endlich geschafft, insgesamt rund 2500Hm bewältigt. Direkt am
Ortseingang ein Hotel gefunden mit richtig heißer Dusche, eher eine Seltenheit. Danach ein
Taxi bestellt, wir wollten uns unbedingt noch die Kirche von Las Lajas anschauen, die über
eine Schlucht im gotischen Stil gebaut wurde. Rund 10 Kilometer hin und zurück in einem
Vehikel, welches bei uns schon lange in der Schrottpresse gelandet wäre. Zum Glück heil
angekommen, die Kirche wirklich sehenswert mit schönem Umland. Wir schauten uns in Ruhe um
und auch von innen gefiel uns das Gotteshaus, der Ausflug hatte sich gelohnt. Kaum im Auto
drin, begann es heftig zu regnen, welch gutes Timing. Auf dem Rückweg erstanden wir noch
Wasser und Joghurt, nur Obst war nicht zu finden. Der Taxifahrer war aber auch nicht bereit,
uns zum Supermercado zu fahren, dafür wollte er extra Geld sehen, was wir gar nicht einsahen,
denn mit 20000 Pesos für Hin- und Rückfahrt hatte er gutes Geld bekommen. Dann halt ohne Obst
zurück ins Hotel. Dort bekamen wir ein gutes Abendessen serviert, danach nur noch auf’s
Zimmer und relaxen.
Rund 4 Wochen Kolumbien, was können wir über dieses Land sagen? Es hat uns sehr gut gefallen hier. Die Bevölkerung überwiegend sehr freundlich und aufgeschlossen, die Kids hemmungslos neugierig. Kaum bettelnde Menschen und wenn Leute uns Hilfe angeboten haben, dann ganz uneigennützig und herzlich dazu. Die Natur teils atemberaubend, vor allen die Berglandschaft, die Fauna auch. Papas Rellenas sind ein Muss für jeden Besucher, Bogadillo (Guavengelee) und Kumis sollte man auch probiert haben. Ich persönlich hatte mir Kolumbien viel ärmer vorgestellt und bin sehr positiv überrascht worden. Auch hier die Kulturen bunt gemischt. Von der Karibik bis zu den Bergen haben wir eine abwechslungsreiche Fahrt erlebt, oft sehr heiß, manchmal kühl und die Regenzeit sollte man nicht unterschätzen. Die größeren Städte haben wir in Kolumbien, außer Cartagena außen vorgelassen, wir haben dafür die Natur in vollen Zügen genossen. Besonders positiv aufgefallen sind uns die Frauen hier. Unabhängig, resolut, kompetent! Politisch scheint das Land einigermaßen stabil zu sein. Wichtig ist immer, mit den Einheimischen Kontakt zu pflegen, diese geben einem immer wieder Informationen, wo man am besten lang fahren kann. Klar hat Kolumbien Drogenprobleme, doch für den Normalreisenden sehen wir keine Bedenken. Insgesamt ist das Land auf alle Fälle eine Reise wert, Unterhaltung garantiert!